…Avantgardismus zu lehren – Dieses Streben könnte man dem DS3 Crossback durchaus unterstellen, der als Crossover auf besonders polarisierendes Design und viel französischen Chic fokussiert zu sein scheint.
Seit exakt einem Jahr ist der DS3 Crossback auf dem deutschen Markt und wir fuhren nun das französische SUV mit dem subtil-sympathischen Charme für einen detaillierten Test.
Es ist neben dem DS7 das zweite Modell von DS Automobiles, dem Edel-Ableger von Citroën und dieses nutzt gemeinsam mit dem Peugeot 208 und dem Opel Corsa die CMP-Plattform aus dem PSA-Konzern.
Für einen Fahrbericht stand uns ein kleiner DS in der Ausstattungsstufe „Performance Line“ zur Verfügung.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Technik und Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Fisch und Fleisch
Die Außenfarbe „Imperial Gold“ klingt nicht nur hochwertig, sie sieht auf diesem Fahrzeug auch so aus. Mit einem Design, dass den DS3 Crossback zu einem französischen Lifestyle-Accessoire macht, schindet der Kleine gleich zu Beginn nicht wenig Eindruck, kann aber auch nicht so recht zeigen, ob er nun ein SUV oder ein Crossover, oder Crossback, oder alles gemeinsam sein will. Also weder Fisch noch Fleisch – oder doch beides?
Wie auch immer. „Klein“ materialisiert sich von außen jedenfalls nicht sofort als den Nukleus der visuellen Wahrnehmung, sondern punktet mit einer vollkommen eigenständigen Silhouette. Eine massive, aber nicht übertriebene Front mit einem formschönen Grill und Scheinwerfern, die mit pinkfarbender Show beim Entriegeln auf Effekthascherei gehen – darauf steht man bei DS Automobile – erinnern wir uns nur an die Lichtershow des DS7.
Die Motorhaube zeigt massive Konturen und die Designlinie wird an der B-Säule durch eine entgegen der Fahrtrichtung zeigende Rückenflosse eines Haifischs komplett aufgebrochen. Diese doppelte Linienführung ist absolut unique und erhebt für den DS den Anspruch zur Unverkennbarkeit.
Die verchromten Türgriffe werden elektrisch ausgefahren – ein designtechnischer Gruß aus Richtung Tesla – besitzen am Testwagen aber keine Ver- und Entriegelungssensorik.
Ein Detail will zu dieser Design-Euphorie nicht so richtig passen: Die Tankklappe ist viel zu groß geraten und wirkt irgendwie deplatziert. Das Heck zeigt neben angedeuteten Luftauslässen ein Zwillingsendrohr, wodurch die hier zelebrierte Performance Line unterstrichen werden soll. Gelungen finden unsere Redakteure wiederum die extrem flachgehaltenen Heckleuchten am Crossover.
Interieur – Edel und eng
Im Innenraum des City-SUV regiert französischer Chic und ein bisschen Haute Couture, was mit gekonntem Design für gehobenes Flair sorgt. Überall lauern Rauten, die an vielen Stellen wieder aufgegriffen werden. Bei den Materialien überließ man nichts dem Zufall und so buhlen Alcantara & Co. in höchster Verarbeitungsgüte um Aufmerksamkeit. In dieser Klasse beraubt man hierbei auch die Platzhirsche jedweder Führungsposition.
Das digitale Cockpit fiel überraschend klein aus, der aufgesetzte Zentralbildschirm verfolgt offenbar auch die Abgrenzung und sieht als Ergebnis etwas ausgegrenzt auf seinem mittigen Thron der Instrumententafel aus. Beide geizen allerdings weder mit Informationsvielfalt noch mit Darstellungsqualität.
Die Türgriffe wurden ihrer ergonomischen Platzierung zugunsten des avantgardistischen Designs beraubt und weit nach oben verfrachtet, sodass man gerne in die Ablagen der Türverkleidungen greift, um die Schotten dicht zu machen.
Die Sitze sind sehr bequem, bieten genügend Platz und auch die Bewegungsfreiheit ist auf den vorderen Plätzen gut ausgeprägt. Die Mittelkonsole lehnt sich an die des großen Bruders DS7 an und sorgt hier optisch für ein bisschen Festungscharakter.
Im Fond ist das Platzangebot extrem übersichtlich. Zumal die schmalen Türen auch den Zustieg erschweren, fühlt man sich spätestens nach dem Platznehmen in einer Art Arrestzelle, denn das Haifischflossendesign der äußeren Seitenlinie lässt die Seitenfenster zu Miniaturausgaben schmelzen, was auch der Rundumsicht große Einbußen verschafft.
Im Gepäckabteil gibt es mit 350 Litern in Standardkonfiguration genügend Platz für Reiseutensilien von bis zu drei Personen. Mit geklappten Rückenlehnen erweitert man diese auf bis zu 1.050 Liter.
Motor und Fahreigenschaften – Von Agilität und Haubenflattern
Mit dem 1.2-Liter Dreizylinder stand in unserem Testwagen die zweitstärkste für dieses Auto verfügbare Motorisierung zur Verfügung. Mit 130 PS und 230 maximalen Newtonmetern Drehmoment – bereits ab 1.750 Touren anliegend – erwies sich der Franzose als adäquat motorisiert.
Der Benziner zeigte sich dabei stets sehr lebendig und auch drehfreudig. Dass es sich hier um einen Dreizylinder handelt, wurde von nicht wenigen Passagieren als anerkennende Überraschung wahrgenommen. Unterstützt wird dies von einem sehr sanft schaltenden 8-Stufen-Automatikgetriebe, welches beim Fahren sämtliche Gangwechsel meist unbemerkt vollzog.
Nur beim zackigen Zwischenspurt gab sich das Getriebe manchmal etwas hakig. Auch die vorhandenen Schaltwippen ließ man eher links liegen, weil zum einen die Leistung nicht dazu reicht, um Rennstreckenfeeling aufkommen zu lassen und zum anderen sich das Delay zwischen Betätigen der Wippen und dem darauffolgenden Schaltvorgang als etwas zu groß erwies.
Ein Schalter in der Mittelkonsole für die Fahrmodi Eco und Sport beeinflusste nur das Kennfeld der Motorelektronik und die Schaltcharakteristik. Das Fahrwerk blieb hiervon unangetastet, was in Summe für eine schmale Spreizung der Programme sorgte. Im Sportmodus wird der künstlich generierte Motorensound nochmals angehoben, welcher jedoch weder realistisch klingt, noch im Test angenehm bei den Insassen ankam.
Das Setup für das Fahrwerk wurde hier klar auf Komfort getrimmt. Das Gros an Unebenheiten federte der Franzose gekonnt weg, war schwer aus seiner Contenance zu locken. Dafür tauchte die Front des kleinen DS bei starkem Bremsen tief ein – eine Eigenschaft, die wir auch von anderen französischen Verwandten, wie dem Citroën C3 kennen.
Auf der Landstraße entwickelt der DS echte Gleiterqualitäten und auf der Autobahn zeigte er seine Langstreckentauglichkeit. Geschwindigkeiten von 200 km/h erreicht man spielend, sofern das Auto nicht voll beladen wurde. Am angenehmsten reist es sich zwischen 150 und 170 km/h.
Doch auch bei diesem Tempo bemerkt man bereits eine im Fahrtwind beunruhigend flatternde Motorhaube, was sich bei höherem Speed noch deutlich verstärkt. Auch diese Eigenschaft besitzen mehrere französische Derivate, auch herstellerübergreifend.
Der Verbrauch des DS3 Crossback konnte durch das jeweilige Fahrverhalten enorm beeinflusst werden. So lag der Drittelmix bei angenehmen 6,1 Litern auf 100 Kilometer. Auf den gut 30 Kilometern unserer obligatorischen Sparrunde reduzierte sich der Konsum sogar auf fünf Liter. Bei hohen Tempi auf der Bahn flossen auf 100 Kilometer knapp zehn Liter durch die drei Brennräume.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Als Dynamic Line verfügte unser Testwagen unter anderem über einen Spurhalteassistenten, der aus unserer Sicht etwas zu ruppig und auch zu intensiv eingriff. Aus diesem Grunde fanden wir im Bordbuch hierzu mehrere Einträge, dass man diesen Assistenten lieber von Beginn an deaktivierte, als diese Form der Bevormundung ertragen zu wollen.
Das Matrix LED-Licht – kostet 1.250 Euro extra – konnte im Test selbst ohne aktivierte Matrix-Funktion durch seine Helligkeit und den ausgeprägten Lichtkegel überzeugen. Nicht vollkommen homogen leuchtet der Lichtkegel des Abblendlichts auch in der Breite alles aus, was links und rechts jeweils die Fahrbahn tangiert. In Bezug auf Helligkeit und Fleckenfreiheit kann der Wettbewerb mittlerweile bessere Lichtsysteme bieten. Dafür gelang das Ausblenden im Matrix-Betrieb zuverlässig und katapultierte das Hauptlicht dadurch in eine höhere Liga.
Das Infotainment-System stellt an Neulinge in puncto Bedienung die eine oder andere Anforderung der Eingewöhnung. PSA-konforme Fahrer finden sich hingegen sofort zurecht. Da die Bedienung außerdem ausschließlich per Sensortasten erfolgt, muss man hier die erforderliche Zielgenauigkeit ebenfalls einüben. Das Navigationssystem legte im Test eine exakte Routenführung hin, konnte Neuberechnungen schnell durchführen und berücksichtigte alle Verkehrsstörungen zuverlässig.
Warum man in der Topausstattung „Dynamic Line“ auf Annehmlichkeiten wie einer Sitzheizung oder Lenkradheizung verzichtet, wollte sich uns nicht erschließen. Erstgenannte fordert auch hier 300 Euro Aufpreis und eine Lenkradheizung ist erst gar nicht erhältlich. Wettbewerber, wie ein Hyundai Kona bedienen da weniger den Avantgardismus und lassen dafür ebensolche Fakten sprechen.
Dass unser Testwagen Parksensoren besaß, hat uns zumindest teilweise das Parken und Rangieren erleichtert. Besser, ja fast unabkömmlich wäre hingegen eine Rückfahrkamera, die aufgrund der extrem eingeschränkten Übersicht bei diesem Crossover fast als „must have“ angesehen werden muss. Die dafür erforderlichen 250 Euro Aufpreis sind zudem überschaubar.
Die Vernetzung des DS3 Crossback ist unter anderem dank Android Auto und Apple CarPlay zufriedenstellend ausgeprägt. Ebenso erfreulich ist die Tatsache, dass die Außenspiegel beim Verschließen des Fahrzeugs automatisch angeklappt werden. Im städtischen Bereich ist dies eine sehr wichtige Hilfe, um etwaige Schäden im beengten Raum zu vermeiden.
Für den Sound in diesem DS zeichnete sich ein Focal Electra Soundsystem verantwortlich. Das Audio-Konvolut bietet den Ohren warmen und natürlichen, je nach gewähltem Genre mitunter etwas spitzen Klang. Insgesamt vergeben wir hier eine Note zwei minus, womit das System im besseren Mittelfeld liegt.
Ein Head-up-Display projiziert diverse Informationen auf eine Plexiglasscheibe ins Blickfeld des Fahrers und der adaptive Tempomat bewies dank samtweicher Abstandsanpassungen zum Vordermann nützliche Eigenschaften im alltäglichen Einsatz. Typisch für Modelle des PSA-Konzerns ist auch die Tatsache, dass sich Werte aus dem Bordcomputer, wie beispielsweise der Durchschnittsverbrauch, immer nur temporär anzeigen lassen.
Die Klimaautomatik arbeitete weitestgehend zugfrei und souverän. Die Anzeige von zwei Temperaturzonen ist dabei irritierend, da es nur eine einstellbare Zone gibt.
Erfreulich ist die Anwesenheit einer induktiven Ladestation an Bord des DS 3 Crossback. Nur gibt es hier Ladeprobleme, wenn die Mobilgeräte nicht ausreichend groß sind und auf der Fläche hin- und herrutschen. Dabei wird der Ladevorgang nämlich wiederholt unterbrochen und teilweise auch nicht mehr erneut aufgenommen. Geschehen ist dies im Test mit den Samsung Smartphones S8 und S9.
Varianten und Preise für den DS3 Crossback
Neben sechs Motorisierungen – davon drei Benziner, zwei Diesel und ein Elektroantrieb – steht der Franzose in drei Ausstattungslinien bereit. Bei den Verbrennungsmotoren gibt es eine Leistungsspanne von 100 bis 155 PS, die Elektrovariante leistet 136 PS. Alle DS-Modelle der Dreier fahren als Fronttriebler vor. Ein Allradantrieb ist nicht verfügbar und auch nicht geplant.
- Das Einstiegsmodell wird als „Chic“ für mindestens 23.840 Euro angeboten. Das volldigitale Cockpit, der Spurwechselassistent und eine Verkehrszeichenerkennung sind hier unter anderem bereits enthalten.
- Die nächsthöhere Ausstattungslinie „So Chic“ kostet 26.040 Euro in der Grundausstattung, die zusätzlich zum „Chic“ auch 17-Zoll-Räder, eine Klimaautomatik, Privacy-Verglasung und hintere Parksensoren beinhaltet – um nur einige Dinge zu benennen.
- Als „Performance Line“ erhält man die höchste Ausstattungsstufe für den DS3 Crossback, der on top serienmäßig unter anderem Lederlenkrad, Fahrprogramme und LED-Innenbeleuchtungen für einen Startpreis von 26.690 Euro vorweisen kann.
Das Elektro-SUV E-Tense wird ab der Variante „So Chic“ angeboten und kostet mindestens 38.900 Euro. Voll ausgestattet und ohne Zubehör kommt man mit der Version mit E-Motor auf äußerst selbstbewusste 48.190 Euro, was für diese Fahrzeugklasse definitiv nicht mehr im Bereich der Schnäppchen anzusehen ist.
Fazit – Ying und Yang liegen eng beieinander
Der DS 3 Crossback polarisiert – und das vermochte er auch in unserem Test. „Zu klein“, „zu teuer“ oder „zu verspielt“ stehen Aussagen wie „einzigartig“, „bester Style im Segment“ oder „kleines Juwel auf Rädern“ entgegen.
Als kleiner Crossover für Individualisten, stellt er einen stylishen Begleiter, der für sein außergewöhnliches Design einen nicht unerheblichen Preis einfordert. Dazu gibt es eine opulente Aufpreisliste, bei der selbst in der Top-Variante solche Dinge, wie eine Sitzheizung extra hinzugekauft werden müssen.
Doch seine Kunden mögen es extrovertiert und suchen die ultimative Ergänzung ihres Lifestyles. Dass es für den aufgerufenen Preis praktischere und auch besser motorisierte Begleiter gibt, spielt für diese Zielgruppe höchstens eine untergeordnete Rolle.
Bis dato waren es meist kleine teure Sportwagen, schrill lackiert oder foliert, die für eine solche Klientel in Frage kamen. Alternativ wären da noch die kleinen, peppigen Cityflitzer á la Kia Picanto. Der DS 3 Crossback eröffnet nun eine Lade des Individualismus auch in der Crossover-Sparte und wir sind uns sicher, dass seine Zielgruppe nicht allein in Frankreich vertreten ist.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: DS3 Crossback PureTech 130 Performance Line Automatik
- Farbe: Imperial Gold Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,12 x 1,79 (1,99 mit Außenspiegel) x 1,53
- Radstand (mm): 2.558
- Antrieb: Dreizylinder Benzinmotor mit Abgasturbolader
- Leistung: 96 kW (130 PS) bei 5.500 rpm
- Max. Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 rpm
- Hubraum: 1.199 ccm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik
- Antrieb: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,9 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,1 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 113 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d
- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h (gemessen 203 km/h)
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,2 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,2
- Leergewicht (kg): 1.280
- Zuladung (kg): 420
- Kofferraumvolumen (l): 350 bis 1.050
- Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 % (kg): 640/1.200
- Stützlast (kg): 48
- Dachlast (kg): 70
- Kraftstofftank (l): 44
- Kraftstoffart: Super E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 36.490 Euro (Einstiegspreis ab 23.840 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.