Nachdem im September letztes Jahr der Subaru Forester e-Boxer gemeinsam mit dem XV e-Boxer angekündigt wurden, hatten wir nun erstmals die Gelegenheit, den neuen Forester mit dem elektrisch unterstützten Boxermotor einem ersten Test zu unterziehen.
Zu diesem Zweck ging es direkt in das Terrain, welches für den Japaner allgemein als Wohlfühlgefilde bekannt ist: den Offroad-Bereich. Genauer ging es auf den perfekt für diese Testszenarien geeigneten Dekra-Offroad-Parcours auf dem Gelände des EuroSpeedway Lausitz, besser bekannt als Lausitzring in Brandenburg.
Doch auch ein Stückchen auf befestigten Bahnen, unter anderem durch die barocke Innenstadt der wunderschönen sächsischen Landeshauptstadt Dresden ging diese erste Ausfahrt. Dabei warfen wir natürlich auch einen Blick auf alle anderen Neuigkeiten, welche das SUV ab sofort prägen sollen.
Was hat sich mit dem Subaru Forester e-Boxer geändert?
Im Grunde steht eher die Frage im Raum, was ist geblieben? Denn hier kann man sagen, dass die typischen Charakterzüge des Forester unangetastet blieben – zum Glück. Dazu zählen Dinge, wie der Boxermotor als Antrieb, der symmetrische Allradantrieb oder das EyeSight-System.
Die Karosserie hat dagegen an Breite und Länge hinzugewonnen, die Höhe schrumpfte ein wenig. Dadurch macht das SUV einen sichtlich dynamischeren Eindruck, allerdings ohne dabei den Lifestyler zu mimen. Das will und muss er auch nicht. Denn seine freundliche Ausstrahlung bleibt erhalten, ebenso die optische Offroad-Affinität, welche man dem Japaner bereits durch sichtbare Bodenfreiheit und Unterfahrschutzmaßnahmen auf Anhieb abnimmt. Mehr braucht ein Forester an dieser Stelle auch nicht.
Dank rund drei Zentimeter mehr Spurweite gibt’s neben unverändert kurzen Karosserie-Überhängen im Innenraum mehr Platz – und das spürt man auch. Überhaupt erweisen sich die Platzverhältnisse mehr als großzügig, die Sitze sind sehr bequem und die verarbeiteten Materialien wirken deutlich wertiger als beim Vorgänger.
Das Hybrid-System im Forester
Den Subaru Forester gibt es ab sofort nur noch als e-Boxer. Das heißt, das SUV fährt grundsätzlich als Mild-Hybrid, bei dem ein E-Motor den Benziner unterstützt. Die elektrische Hilfe wurde hier platzsparend in das CVT-Getriebe integriert und liefert bis zu 16 PS sowie 66 Newtonmeter. Der Boxer selbst leistet 150 PS plus 194 Newtonmeter maximales Drehmoment.
Damit ist es sogar möglich, den Subaru Forester e-Boxer rein elektrisch zu fahren und rein theoretisch wäre er allein durch diesen Fakt eher ein Vollhybrid. Doch da diese rein elektrische Fahrt eher kurz ausfällt und laut Papier maximal 1,6 Kilometer betragen soll, macht Subaru daraus einen Mild-Hybrid.
Ziemlich tiefgestapelt, wie wir finden, denn in unserem Erstkontakt zeigte sich das SUV doch nicht selten im flüsterleisen E-Betrieb, der außer einem sirrenden Ton des E-Motors keine anderen Geräusche zuließ. Zugegeben, das passiert nur bis maximal 40 km/h und meist bei deutlich geringeren Geschwindigkeiten. Doch es passiert und dabei ist man nun mal rein elektrisch unterwegs. In Summe war das während unseres Erstkontakts gar nicht so selten.
Übrigens ist das Hybridsystem kein 48-Volt-System, wie bei vielen anderen Herstellern, sondern ein 118-Volt-System mit einer 0,6-kW-Lithium-Ionen-Batterie. Diese wurde anstelle des Reserverads unter dem Kofferraum in einem eigenen Sicherheitskäfig untergebracht, wodurch es zu keinen Platzeinbußen im Ladeabteil kommt.
Der Subaru Forester e-Boxer im Gelände
Auch im Gelände – der Fokus unseres Erstkontakts lag auf diesem Terrain, wie die Fotos auch unweigerlich belegen – packt der E-Antrieb mit an. Doch wählt man einen der beiden speziellen Fahrprogramme für den Offroad-Einsatz, bleibt der Boxer stetig mit in Betrieb. Im Fahrprogramm „Deep Snow / Mud“ praktiziert das stufenlose Automatikgetriebe eine Untersetzung und erleichtert dadurch das Manövrieren auf schwierigem Terrain erheblich. Die Allradverteilung wird dabei auf beide Achsen fest verteilt und eine Bergabfahrhilfe bleibt dauerhaft aktiv.
Diese Hilfe ist in ihrer geschmeidig agierenden Art etwas Besonderes und hebt sich allein durch diese sanfte, fast ruckfreie Regulierung per Bremseingriff von allen anderen bekannten Bergabfahrsystemen am Markt ab. Zudem lässt eine Bodenfreiheit von 220 Millimetern und Böschungswinkeln von vorne 20,1 und hinten 25,8 Grad eine Menge Spielraum zu, was die Geländemöglichkeiten angeht.
Nach stundenlangem Regen fuhren wir auf vollkommen aufgeweichten Strecken, absolvierten imposante Steigungen und Gefälle und konnten uns über die hervorragende Traktionswilligkeit trotz herkömmlicher Winterbereifung nur erstaunt zeigen. Alles also so, wie man es von einem Forester erwartet und auch darüber hinaus.
Auf befestigten Fahrbahnen
Denn auf Asphalt fiel uns auf, dass der Geräuschpegel deutlich geringer ausfiel als beim Vorgängermodell. Die Dämmung fand in jedem Fall Beachtung bei der Überarbeitung des SUVs. Auch das CVT nervt nicht mehr mit ständig hohen Drehzahlen, die beim Vorgänger insbesondere auf der Autobahn mitunter die Insassen drangsalierten. Hier werden jetzt sieben Schaltkennlinien klar definiert und als einzelne Gänge simuliert. Das hilft gemeinsam mit der Dämmung und dem E-Zuschuss die Ruhe im Innenraum signifikant zu fördern.
Ein Sportwagen ist auch der Subaru Forester e-Boxer nicht, doch das war nie der Anspruch für dieses SUV. Dank Hybridtechnik spart das SUV nun nach Herstellerangabe knapp einen Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Die Fahrten im Erstkontakt konnten dies nicht validieren, doch das wird in einem ausgiebigen Test später nachgeholt.
Sicherheit steht über allem
Dem Thema Sicherheit wird bei Subaru die absolute Priorität eingeräumt. Und dass das ernst gemeint ist, zeigt allein der NCAP-Crashtest im vergangenen Jahr, bei dem der Subaru Forester e-Boxer das beste Ergebnis im Segment liefert und direkte Konkurrenten wie einen Toyota RAV4 Hybrid oder einen Ford Kuga klar hinter sich lassen kann.
Das EyeSight-System wurde überarbeitet und ein neues Fahrer-Erkennungssystem – das sogenannte Driver Monitoring System – identifiziert den Fahrer über eine Cockpit-Kamera per Augen-Scan und umfasst außerdem eine Müdigkeitserkennung sowie einen Aufmerksamkeitswarner. Dieser war bereits im Erstkontakt selbst extrem aufmerksam und ermahnte den Fahrer auch, den Blick nach vorne zu richten.
Wann kommt der Subaru Forester e-Boxer?
Zunächst erscheint zeitgleich mit dem Forester e-Boxer der neue Subaru XV, der anstelle seines Vorgängers dann auch einen e-Boxer als alleinigen Antrieb erhält. Für beide steht der 7. März 2020 als Launch im Terminkalender aller deutschen Vertragshändler.
Der Forester e-Boxer wird ab 34.990 Euro angeboten – das sind 3.000 Euro mehr als für das Vorgängermodell verlangt werden. Die vier Ausstattungslinien bleiben erhalten und acht Lackierungen stehen zudem zur Auswahl.
Was kommt bei Subaru als nächstes?
Im zweiten Quartal folgt dann der Subaru Impreza auch als e-Boxer, der dann zusätzlich zum herkömmlichen Antrieb angeboten wird. Für alle Modelle besteht weiterhin die 5-Jahre-Vollgarantie und sogar acht Jahre gibt es auf den Lithium-Ionen-Akku.
Übrigens will Subaru bis spätestens 2023 das erste vollelektrische Fahrzeug auf den Markt bringen. Dabei soll es sich um eine komplette Neuentwicklung handeln, die auf der letztes Jahr in Genf vorgestellten VIZIV-Studie basieren soll. Dieses E-Auto soll dann zwischen XV und Forester positioniert werden.
Unser erstes Resümee
Well done, Subaru! Der Forester e-Boxer zeigt sich linientreu und spürbar aufgefrischt – vor allem technologisch. Was er im Gelände zeigt, lässt uns sogar den Hut ziehen. Denn die elektronische Koordination des Allradantriebs kommt sehr nah an mechanisch regulierte Allradsysteme heran und sichert im Off einen gehörigen Vorsprung zu anderen Wettbewerbern im Segment.
Die Zielgruppe wird dies dankbar annehmen, zumal die Hybridtechnik für eine kräftigere, geschmeidige Kraftentfaltung sorgt, die vor allem in anspruchsvollem Terrain überaus hilfreich sein kann. Erfreulich und beruhigend zugleich, ist zudem der Sicherheitsaspekt, der beim neuen Forester so kompromisslos fokussiert wurde. Bei all den technologischen Upgrades lässt sich der Aufpreis gegenüber dem Vorgängermodell auch wieder verschmerzen.
Wir freuen uns in jedem Fall auf einen alsbaldigen ausführlichen Test des Subaru Forester e-Boxer.
Text: NewCarz / Fotos: André Tillmann Fotografie für NewCarz + Subaru
Technische Daten: Subaru Forester 2.0ie Platinum Lineartronic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,63 x 1,82 (2,07 mit Außenspiegel) x 1,73
- Radstand (mm): 2.670
- Antrieb: Vierzylinder Boxer-Ottomotor mit OPF
- Leistung: 110 kW (150 PS) bei 5.600 rpm
- Hubraum: 1.995 ccm
- Max. Drehmoment: 194 Nm bei 4.000 rpm
- E-Motor: Permanentmagnet 3-Phasen-Synchronmotor
- Leistung E-Motor: 12,3 kW (16,7 PS) und 66 Nm
- Hybridbatterie: 118 Volt Lithium-Ionen mit 13,5 kW und 4,8 Ah
- Getriebe: stufenlose Automatik CVT
- Antrieb: Allrad permanent
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 6,7 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 154 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,8 Sekunden
- Wendekreis (m): 11,6
- Max. Bodenfreiheit (mm): 220
- Böschungswinkel (vorn/hinten): 20°/26°
- Rampenwinkel: 21°
- Leergewicht (kg): 1.692
- Zuladung (kg): 493
- Kofferraumvolumen (l): 509 bis 1.779
- Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 % (kg): 750/1.870
- Stützlast (kg): 75
- Dachlast (kg): 80
- Kraftstofftank (l): 48
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Super Auto und wirklich ausführlich beschrieben. Ich brauch was für die Waldwiesen und mein alter Forester von 98 hat jetzt 372000 km weg und noch eine echte Untersetzung. Der neue hat sowas zwar nicht aber scheint das Gelände abzu können. Da meiner jetzt den TÜV nicht mehr schafft ohne viel Geld an die Hand zu nehmen muss es mal sein. Wenn der neue auch so treu durchhält wäre das supi. Euer Testen hat mich jedenfalls beeindruckt und überzeugt. Danke dafür!
Ich habe den Vorgänger als Benziner mit CVT und bin bislang sehr zufrieden. Ja es gibt die kleineren Problemchen: Die Kofferraumbeleuchtung ist einfach zu schwach, die Start/Stop-Funktion nervt und das (Plastik) Raucherpaket ist ein Witz – dann lieber gleich etwas gescheites im Fachhandel kaufen. Ärgerlich ist die Höhe der geöffneten Heckklappe: Jeder mit einer Körperlänge ab 190 cm fängt sich eine Kopfnuss ein. Insbesondere durch die Wölbung an den Rändern – mein „freundlicher Händler“ hat leider keine Lösung anzubieten. Also würde mich interessieren, ob beim aktuellen Modell sich daran etwas geändert hat.
Ob sich Subaru (oder wohl eher der Importeur Frey) mit dem eBoxer einen gefallen tut – bezweifele ich. Wer sich für einen Subaru entscheidet weiss das er sich keinen Spritsparer zulegt und das ist für mich auch völlig OK. Der Forester weiss mit anderen Qualitäten zu Überzeugen.
Wieviele KM muss ich fahren um die 3 TSD € Aufpreis wieder herein geholt zu haben? Was kostet eine Jahresinspektion mehr gegenüber dem Benziner oder Diesel. Wie zuverlässig funktioniert der eBoxer? Für mich (als Käufer) rechnet sich das nicht!