Immer wieder fallen sie auf: Üppig dimensionierte und hochgebaute SUVs, die zwar in den meisten Fällen eine brillante Rundumsicht bieten, in der Stadt aber irgendwie deplatziert wirken.
Und dann wären da noch die Geländeeigenschaften. SUV steht nun mal für Sport Utility Vehicle, was nicht unbedingt bedeutet, dass diese Fahrzeuge auch für den Einsatz in rauem Gelände geeignet sind.
Dieser Bericht handelt jedoch von einem der letzten Geländewagen, die sich den Begriff SUV nicht zueigen machen, sondern mit ihrer schieren Erscheinung für Faszination sorgen und darüber hinaus echte Geländegängigkeit beweisen.
Wir waren mit dem Range Rover SDV8 in der Ausstattungslinie Vogue unterwegs – Fahrbericht.
Exterieur – Faszination Range Rover
Es ist etwas nicht Greifbares, was das Flair des großen Briten ausmacht. Bereits auf den ersten Blick sticht der Schriftzug auf der Motorhaube ins Auge. In dicken Lettern prangt der Markenname Range Rover an der Front und zeugt von hohem Selbstbewusstsein. Trotz der wuchtigen Erscheinung, ziert das Fahrzeug eine subtile Noblesse, die sich insbesondere in filigranen Elementen, wie der zierlichen Lichtsignatur in den Frontscheinwerfern oder in den flachen Lamellen im Kühlergrill zeigen.
Die Lackfarbe Loire Blue garantiert – soweit möglich – Understatement und harmoniert hervorragend mit den vielen kleinen Details im üppig dimensionierten Geländewagen.
Von der Seite betrachtet, wird eine urtypische Silhouette sichtbar, welche nicht modern, aber umso ästhetischer auf Liebhaber klassischer Offroader wirkt. Die am Testwagen verbauten 22-Zoll-Räder mögen nicht unbedingt erste Wahl für anspruchsvolles Terrain sein, verleihen dem tiefblauen Range jedoch eine superiore Note und runden die Seitenansicht gekonnt ab.
Das Heck des Range Rover SDV8 wirkt derweil durch und durch erhaben. Mit einem hohen Maß an Seriosität bestückt, weist das Fahrzeug – wie bereits auf der Motorhaube – mit entsprechendem Schriftzug unmissverständlich auf seine Markenzugehörigkeit hin. Die Aufteilung mag auf den ersten Blick etwas konservativ erscheinen, neigt sich aber durch modern interpretierte Details, wie den schicken Heckleuchten, dem aktuellen Stand der Zeit zu.
Interieur – Lounge of Great Britain
Im Inneren des Range Rover geht es durch und durch stilecht zu. Der klassisch-konservative Eindruck wird durch eine moderne Cockpit-Landschaft aufgebrochen und wird so dem aktuellen Stand der Technik gerecht. Der dominierende Farbton Ebony verleiht dem Interieur eine subtile Eleganz, die von der Kontrastfarbe Cirrus – einem warmen Grauton – aufgelockert wird und auf den Betrachter angenehm kühl wirkt.
Die breiten Sitze sorgen für ein erhabenes Sitzgefühl und erhielten nach unseren Testfahrten das Prädikat „uneingeschränkt langstreckentauglich“. Auch der Seitenhalt kommt dabei nicht zu kurz und so schmiegt sich das sesselgleiche Gestühl angenehm an den Körper an. Dazu gibt es für Fahrer und Beifahrer Armlehnen, welche eine entspannte Haltung auch auf längeren Etappen garantieren.
Damit auch bei warmen Temperaturen kühle Getränke vorhanden sind, steht eine Kühlbox in der Mittelkonsole zur Verfügung, die sich hervorragend für Getränkedosen und Snacks eignet.
Das optionale Panorama-Glasdach durchflutet derweil den Innenraum ausreichend mit Licht und generiert so eine Art Wintergarten-Flair, welches vor allem den Passagieren auf der Rückbank zugutekommt.
Für die insgesamt fünf Personen steht im Range Rover SDV8 ein Kofferraumvolumen von 909 Litern zur Verfügung, welches sich bei umgeklappten Rücksitzen auf sage und schreibe 2.030 Liter erweitern lässt. So oder so sollte sich im Range nie jemand über mangelnde Platzverhältnisse beschweren können.
Technik & Assistenz – Waschechter Offroader
Auch wenn der Range Rover stets einer der hellsten Sterne am Offroad-Himmel ist, so darf der technische Fortschritt auch im Hause Land Rover nicht unbeachtet bleiben.
Beginnen wir mit dem optionalen Meridian Surround Soundsystem mit 825 Watt, welches mit gut 1.400 Euro zu Buche schlägt. Dieses erwies sich als sinnvolle Investition für jeden Musikliebhaber ungeachtet des gespielten Genre. Mit kurzen, knackigen Bässen und angenehm klaren Höhen nutzt das Soundsystem den riesigen Innenraum des Range Rover SDV8 als Resonanzkörper und umspielt alle Passagiere mit einer angenehmen Klangfülle, ohne jedweden Verlust an Qualität. Insbesondere das DAB+ Radio zeigt im Vergleich zum konventionellen FM-Empfang ein deutliches Plus an Qualität – für immerhin gut 450 Euro.
Die Infotainmentzentrale im Range Rover ist ein zentraler 10-Zoll-Touchscreen, welcher über eine Dual-View-Funktion verfügt. Der Bildschirm weist eine vernünftige Helligkeit auf und lässt sich auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesen.
Für den Winter bestens ausgestattet, zeigte sich unser Testwagen mit beheizten Sitzen und einer Standheizung inklusive Fernbedienung. Diese beheizt den großen Engländer ausreichend und dürfte vor allem bei Minustemperaturen ein erhebliches Komfortplus darstellen.
Eine überaus wichtige Ausstattung für Range Rover Kunden dürfte die elektrische Anhängerkupplung sein, welche erst bei Gebrauch elektrisch unter dem Fahrzeug ausfährt und nach deren Nutzung auf Knopfdruck wieder unter dem Fahrzeugboden verschwindet. Die Anhängelast beträgt beim Achtzylinder-Diesel immerhin 3,5 Tonnen.
Dazu bietet Land Rover seinen Kunden den sogenannten erweiterten Anhängerassistent an, welcher das teilautonome Rückwärtsfahren im Hängerbetrieb ermöglicht.
Ebenfalls auf der Höhe der Zeit erweisen sich die Assistenzsysteme des Range Rover SDV8. Diese sind in Paketen zusammengefasst, in unserem Fall ist das Fahrassistenz-Paket 2 an Bord. Dieses Paket umfasst eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, welche den Abstand zum Vordermann einhält, einen Spurhalte- sowie einen Totwinkelassistenten, eine Verkehrszeichenerkennung samt adaptivem Geschwindigkeitsbegrenzer, einen Aufmerksamkeitsassistenten und zu guter Letzt einen autonomen Notfall-Bremsassistenten.
Insbesondere die Verkehrszeichenerkennung leistete im Test hervorragende Arbeit und erkannte mit fast einhundertprozentiger Genauigkeit jedes Tempolimit und zeigte dies entsprechend an. Als ebenfalls sehr sinnvoll stufen wir den adaptiven Tempomaten ein, welcher im Test sehr flüssig arbeitete und immer darauf gesinnt war, harsche Beschleunigungs- und Bremsvorgänge zu vermeiden.
Damit es auch abseits befestigter Wege stets sicher zugeht, offeriert der Range Rover SDV8 zwei signifikante Ausstattungsumfänge, die den Fahrer in schwierigen Fahrsituationen unterstützen.
Das All Terrain Progress Control – kurz ATPC – ist ein System, welches den Fahrer im Gelände und auf sonstigen schwierigen Untergründen unterstützt, indem es die Geschwindigkeit konstant beibehält und die anderen Assistenz- und Traktionssysteme auf die momentane Situation anpasst. ATPC ist im Geschwindigkeitsbereich von zwei bis 30 km/h verfügbar.
Ergänzt wird dieses System vom sogenannten Terrain Response 2, welches kontinuierlich die Fahrbedingungen überwacht und die entsprechenden Fahrmodi automatisch wählt. Somit wird eine bestmögliche Antriebs- und Fahrwerkskonfiguration auf jedem Untergrund gewährleistet.
Motorisierung & Fahreigenschaften – Kompetenz auf jedem Untergrund
Den Range Rover SDV8 treibt – wie der Name bereits vermuten lässt – ein Achtzylinder-V-Motor an. Das 4,4-Liter-Aggregat generiert eine Leistung von 339 PS und stellt ein maximales Drehmoment von satten 740 Newtonmeter bereit, welches standesgemäß an alle vier Räder weitergereicht wird.
Wenngleich der Range Rover in der Stadt eine mehr als wuchtige Erscheinung ist, lässt er sich hier doch recht einfach bewegen. Enge Parkhäuser sind zwar alles andere als artgerecht für den großen Range, Parklücken hingegen sind nur auf den ersten Blick tückisch. Binnen kürzester Zeit lässt sich der hohe Brite hineinmanövrieren. Unterstützt wird der Fahrer auf Wunsch durch eine Rückfahr- oder gar eine 360-Grad-Kamera sowie von Parksensoren vorne und hinten. Einmal geparkt, klappt das Fahrzeug beim Verriegeln die Außenspiegel an.
Auf der Landstraße förderte der Range Rover SDV8 sein äußerst gutmütiges Wesen zutage. Mit weniger als 1.500 Umdrehungen schwebt der große Geländewagen über die Fahrbahn, scheint jegliche Unebenheiten förmlich zu glätten und verlangt vom Fahrer nie wirklich Arbeit ab. Überholmanöver gelingen dank des schier unendlichen Drehmomentvorrates schnell und unaufgeregt, während die Drehzahl auch beim gelegentlichen Zurückschalten stets im unteren Bereich bleibt.
Zackig gefahrene Kurven fordern den Range ebenso wenig, wenngleich er sein Gewicht hier nie gänzlich verbergen kann. Im Grenzbereich schiebt der fast 2,5 Tonnen schwere Engländer seine Masse über alle vier Räder, um kurz darauf wieder vollständige Souveränität an den Tag zu legen.
Doch diese Szenarien entsprechen ohnehin nicht der Expertise eines Range Rover. Im rauen Gelände, dort, wo kaum ein handelsüblicher PKW jemals seine Reifenabdrücke hinterlässt, hier spielt der noble Brite seine Asse aus. Allradantrieb, Untersetzungen, Wade Sensing – auf Wunsch kann der Kunde seinen Offroader mit Optionen ausstatten, die selbst jenseits klassischer Feld- und Waldweg das Vorankommen sichern.
Modellübergreifende Optionen sind hier vor allem die bereits angesprochenen Systeme All Terrain Progress Control und Terrain Response 2. In unseren Testszenarien erwies sich vor allem das ATPC als überaus sinnvoll, wenn der Untergrund sehr anspruchsvoll ist. Selbst ungeübte Fahrer schalten lediglich das System ein und legen eine Geschwindigkeit fest – den Rest übernimmt der Range Rover in Eigenregie. Terrain Response 2 kümmert sich derweil um den passenden Fahrmodus, indem permanent der Antrieb überwacht wird.
Zurück auf dem Asphalt, freundet sich der große Range Rover SDV8 auch mit der deutschen Autobahn auf Anhieb an. Obgleich der Geländewagen nicht zu spritzigen Sprints auferlegt ist, so erweist sich die lange Strecke als durchweg komfortabel. Selbst 500 Kilometer am Stück vergehen im XL-Engländer wie im Flug, das Luftfahrwerk gleicht Wank- und Nickbewegungen nahezu vollständig aus und die Geräusche im Innenraum sind trotz des hohen Aufbaus erstaunlich niedrig.
Dass das Fahrzeug bei 218 km/h – der Tacho zeigte 224 km/h an – abgeregelt ist, stört die Langstreckenmentalität des Briten derweil wenig. Die Bremsen schnitten im Test übrigens mit Bestnoten ab. Trotz des sehr hohen Gewichts des großen Range verloren sie nie ihre Vehemenz und brillierten mit einem ausgezeichneten Druckpunkt, der auch nach mehreren starken Bremsvorgängen aus hohen Geschwindigkeiten nicht nachgab.
Insgesamt genehmigte sich der vornehme Offroader durchschnittlich 10,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Dies ist aus unserer Sicht völlig in Ordnung, wenn man bedenkt, dass wir den Range Rover nicht geschont haben und es sich bei dem Aggregat immerhin um einen 4,4 Liter großen Achtzylinder handelt. Im Übrigen kletterte der Verbrauch selbst im stadtüblichen Stop&Go-Verkehr nicht über die 14-Liter-Marke.
Fazit – Nobles Geländetool
Ja, es gibt sie noch, die echten Geländewagen. Und nein, das ihnen nachgesagte, burschikose Wesen müssen sie nicht immer an den Tag legen, wie der Range Rover SDV8 in bester Manier unter Beweis stellt.
Mit klassischem Design, welches in keinem Widerspruch zur Moderne steht und technischem Know-How sowohl im Bereich Infotainment wie auch im Gelände, beweist der englische Riese, dass alte Tugenden nie wirklich aus der Mode kommen.
Dass der Hype um trendige Lifestyle-SUVs kein Ende zu finden scheint, schert den Range Rover wenig. Er bleibt in seinem Wesen loyal, ausgeglichen und immer souverän. Seine nie abreißende Contenance macht ihn attraktiv und zeitlos zugleich und erhebt ihn zudem zu einem Statement automobiler Geschichte. Eine Legende ist er bereits jetzt.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Range Rover SDV8 Diesel
Länge x Breite x Höhe (m): 5,00 x 1,98 x 1,84
Motor: Achtzylinder-V-Motor mit Turboaufladung
Leistung: 250 kW (339 PS)
Hubraum: 4.367 ccm
Max. Drehmoment: 740 Nm
Getriebe: Achtgang-Automatik
Antrieb: permanenter Allradantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 8,4 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 9,8 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 219 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,9 Sekunden
Leergewicht: 2.456 kg
Laderaumvolumen: 909 Liter (2.030 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Kraftstofftank: 86 Liter Diesel
Neupreis des Testwagens inklusive Sonderausstattung: ca. 133.000 Euro (Range Rover SDV8 ab 118.400 Euro)
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
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