Nachdem wir den Genesis G80 vor einiger Zeit als Diesel testeten, ist hier nun die Version mit Benzinmotor dran.
Der Diesel wurde mittlerweile wieder eingestellt und so ist der hier getestete Antrieb der einzig verfügbare Motor für Deutschland und Europa.
In diesem Fall besaß unser Testwagen die höchste Ausstattung „Sport“ und fuhr als allradgetriebene Limousine auf unser Testgelände.
- Das Exterieur
- Das Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort und Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Der Genesis G80 von außen
Über die durchaus avantgardistische Optik des Genesis haben wir bereits breitbandig im ersten Test berichtet. Und dies ist auch heute, rund 15 Monate später nicht anders.
Die mondäne, fast majestätische Erscheinung ist ungebrochen ein echter Eyecatcher und viele Passanten und andere Verkehrsteilnehmer heften ihre Blicke an die schwer übersehbare Premiumlimousine. Das Cavendish Red ist eine Metallicfarbe mit Perleffekt als angenehm satter, fast gedeckt wirkender Rotton, der in der Dämmerung in ein tiefes Weinrot zu wechseln scheint.
Doch es gibt einige Unterschiede, von denen die meisten auf der Ausstattung „Sport“ beruhen. So besitzt dieser Genesis G80 weniger Chrom-Applikationen und wenn doch, dann kamen diese in einer dunkel getönten Art zum Einsatz. So zu sehen am massiven Frontgrill oder auch als Leisten über den Seitenschwellern.
Die Chromspangen in der Frontschürze entfallen gänzlich, dafür erhielt diese angedeutete Air Curtains, wodurch die Front noch respekteinflößender geraten ist. Die Seitenansicht ist derweil gleich geblieben, wenngleich die hier montierten 20-Zoll-Felgen – kosten 700 Euro extra – mit ihren auffälligen Strukturen noch intensiver ins Auge des Betrachters fallen.
Am Heck zeigt dieser G80 anstelle von Attrappen echte Endrohre, die in trapezförmigen Endrohrblenden münden. Dazu wurde die Heckschürze deutlich tiefer gezogen, wodurch das gesamte Heck ebenfalls dynamischer und zudem wie aus einem Guss erscheint.
Das Interieur – Exzellente Premiumwelt
Hier hat sich zum Glück nichts verändert. Auch wenn die Materialien in anderen Farben zusammengestellt wurden, so ist dies wiederholt sehr geschmackvoll erfolgt und ein Augenschmaus erster Klasse. Keine Frage stellt sich bei Wertigkeit oder Verarbeitung dieser Materialien. Genesis hat so akribisch genau gearbeitet, dass getrost von Augenhöhe, ja teilweisem Überflug zur deutschen Konkurrenz gesprochen werden kann.
Das Dekor namens „Hybrid Weaving“ – eine Art Aluminium mit Rautenmusterung – bringt gemeinsam mit dem sichtbar schlankeren Dreispeichen-Lederlenkrad einen deutlich sportlicheren, temperamentvolleren Stil ins Interieur.
Luxus wie in einer Staatslimousine: Vollklimatisierte Nappaledersitze vorne und hinten, hinten dazu ein Entertainmentsystem mit zwei Displays an den Rückenlehnen der Vordersitze, über die man viele Infos wie unter anderem die Routenführung, den Wetterbericht oder auch die Multimediasteuerung aufrufen kann.
Das Platzgefühl ist gewaltig, hinten noch mehr als vorne – so gesehen, beste Voraussetzungen für eine Chauffeurlimousine. Der Kofferraum fasst bis zu 424 Liter – das können Wettbewerber besser. Zudem muss der Genesis-Besitzer sich mit einer recht kleinen Durchlademöglichkeit zufrieden geben, die maximal eine Skiausrüstung aufnehmen kann.
Motor und Fahreigenschaften – Kräftig, seidig, staatstragend
Der 2.5-Liter-Turbovierzylinder gewinnt aus dem konsumierten Benzin 304 PS und 422 Newtonmeter maximales Drehmoment, welches ab niedrigen 1.650 Kurbelwellenumdrehungen zur Verfügung steht und auf einem breiten Plateau bis 4.000 Touren anhält.
Der Motor hält sich akustisch angenehm zurück, was für eine üppige Dämmung spricht. Die Kraft überträgt eine 8-Gang-Automatik, die vor allem bei gemütlicher Fahrweise sehr sanft im Hintergrund arbeitet. Fordert man dagegen die Leistung des Benziners, bleibt die Automatik mitunter zu lange und zu oft in hohen Drehzahlen. Da hat man beispielsweise längst den Überholvorgang abgeschlossen, doch die Automatik hält den niedrigen Gang in hohen Drehzahlen gut und gerne auch mal knapp zehn weitere Sekunden. So hibbelig wie im G70 in Verbindung mit dem 2.0-Liter-Turbobenziner war diese hier allerdings nicht ansatzweise.
Dafür arbeitet das Allradsystem souverän und sorgt für eine sichere Traktion zu allen Gegebenheiten. Die Fahrwerksabstimmung zeigt sich höchst komfortabel, allerdings ohne dabei in großartige Wank- oder Nickbewegungen zu verfallen. Der Benziner liefert ordentlich Power und reagiert wachsam auf jeden Gasbefehl. Das Durchzugsvermögen ist beachtlich und gegenüber dem Diesel geht hier bei durchgetretenem Gasfuß die Post ab.
Die Zwei-Tonnen-Limousine ist nach nur 6,3 Sekunden aus dem Stand an der 100 km/h-Marke angelangt. Ende Gelände ist für den G80 erst bei 250 km/h. Das Abrollverhalten ist sicherlich nicht so perfekt wie in einer E-Klasse, der sehr guten Lenkung fehlt der letzte Schliff von der eines 5er BMWs. Doch in Summe kommt der Koreaner verdammt nah an die hiesige Konkurrenz heran.
Ja, es gibt sie noch, die Unterschiede. Doch die fallen so klein aus, wie nie zuvor im direkten Vergleich. Kurvenreiche Landstraßen durcheilen oder lange Autobahnetappen absolvieren kann der G80 bravourös. Durch seine immense Größe – immerhin ist der G80 eine echte 5-Meter-Limousine – hat er im urbanen Bereich natürlich seine Problemchen bei der Parkplatzsuche oder beim Rangieren. Doch das haben sie alle in dieser Fahrzeugklasse. Das Bremsverhalten war im Praxistest vorbildlich. Es gab weder Fading, noch gab die Dosierung am Pedal Raum für Kritik.
Beim Verbrauch kommt es immer darauf an, was der Fahrer mit dem Genesis G80 anstellt. Kurzstrecken innerhalb der Stadt bestraft er mit zweistelligen Verbrauchswerten. Stattliche und eindeutig zu hohe 12 bis 14 Liter sind bei winterlichen Temperaturen keine Seltenheit.
Doch im Drittelmix sieht das besser aus. Wir kamen auf 9,6 Liter über eine Strecke von 100 Kilometern. Das ist zwar kein Wert, mit dem man glänzen kann – ein BMW in dieser Leistungsklasse ist da deutlich sparsamer – aber er ist zumindest akzeptabel. Noch besser wird der Koloss, wenn man ihn zaghaft, vorausschauend und sehr defensiv bewegt. So geschehen auf unserer Sparrunde, auf der wir den Verbrauch auf gute 6,8 Liter drücken konnten.
Insgesamt gesehen, war die Ähnlichkeit der Verbrauchswerte mit dem des Genesis G70 fast verblüffend. Doch hier gibt es mehr Hubraum, mehr Gewicht und mehr Leistung, was den 2.5-Liter-Benziner zum besseren Antrieb macht.
Ausstattung, Komfort, Technik im Genesis G80
Die Ausstattung „Sport“ ist zugleich die Topausstattung für den Genesis G80 und enthält bereits ab Werk jede Menge Annehmlichkeiten. Dennoch bietet Genesis auch hier diverse Pakete an, mit denen der Komfortfaktor noch weiter gestärkt werden kann. Darüber kann das immer noch flackernde 3D-Cockpitinstrument bis hin zum erstklassigen Head-up Display zusätzlich geordert werden.
Das Sitzpaket Komfort + Paket Executive kostet stolze 6.900 Euro; doch dieses Konglomerat hat es in sich. Vollklimatisierte Sitze vorn wie hinten, adaptive Seitenwangen, die geschwindigkeitsabhängig oder je nach gewähltem Fahrmodus enger oder weiter gestellt werden, sind nur einige wenige Features. Die beiden äußeren Sitze im Fond haben zudem eine elektrische Rückenlehnenverstellung.
Extrem viele Einstellungsmöglichkeiten des Infotainments sichern die Nutzung der vielfältigen Inhalte. Die Kartendarstellung des Navis beispielsweise kann je nach Tageszeit – also Tag oder Nacht – individuell konfiguriert werden. Dabei gibt es neben den gängigen Darstellungen in 2D oder 3D auch eine AR-Ansicht mit echtem Kamerabild der Fahrbahn. Schade fanden wir derweil, dass man zur Nutzung von Android Auto und Apple CarPlay immer noch einen USB-Kabelanschluss benötigt.
Die Routenführung ist erstklassig, die Sprachsteuerung erkannte alle Befehle zuverlässig und den Klang der QuantumLogic Surround-Lexicon-Anlage hatten wir bereits im vorherigen Test loben können. Der adaptive Tempomat wie auch alle anderen Assistenten arbeiteten sehr exakt und zuverlässig. Hier können sich so manche Hersteller noch eine Scheibe abschneiden.
Die LED-Scheinwerfer nutzen die Matrixfunktion, um Verkehrsteilnehmer bei aktivem Fernlicht auszublenden. Das funktionierte im Test reibungslos und schnell. Die Helligkeit erreicht allerdings nicht die Intensität einiger Konkurrenz-Systeme wie beispielsweise von Volvo oder Mercedes-Benz.
Was für eine Premiumlimousine aber nicht passend wirkt, ist das Piepkonzert beim Öffnen des Kofferraums. Insbesondere beim Reagieren per Annäherungssensor, wobei es erst einmal im Sekundentakt vier (!) Pieptöne auf die Ohren gibt, um dann mit weiteren zwei Pieptönen in Begleitung der Kofferraumdeckel elektrisch geöffnet wird. Dieses Spektakel kennt man von diversen Hyundai- und Kiamodellen und wir wünschen uns seit Anbeginn eine Abschaltmöglichkeit beziehungsweise eine Sensorsteuerung per Fußschwenk, wie es bei anderen Herstellern längst üblich ist.
Varianten und Preise des Genesis G80
Da es den Diesel nicht mehr gibt, ist der G80 hierzulande nur noch mit dem hier getesteten 2.5-Liter-Turbobenziner zu haben. Weiterhin bleibt es bei den drei Ausstattungslinien:
- Premium (ab 53.500 Euro)
- Luxury (ab 59.400 Euro) und
- Sport (ab 59.600 Euro).
Neu ist, dass der Benziner sowohl mit Heckantrieb oder optional mit Allradantrieb (plus 2.100 Euro) angeboten wird.
Zum Vergleich: Der vollelektrische Genesis Electrified G80 mit 370 PS Systemleistung startet bei 71.595 Euro.
Fazit – Eine ernst zu nehmende Alternative
Der Genesis G80 überzeugte als Benziner im Test mit seinem ausgeprägten Komfortfaktor, der tadellosen Verarbeitung erstklassiger Materialien, einem komfortbetonten und sehr angenehmen Fahrverhalten, einer überaus reichhaltigen Ausstattung sowie durch den adäquaten Allradantrieb.
Auch wenn ihm noch die eine oder andere Ecke zu den Platzhirschen fehlt, ist der Abstand mittlerweile sehr gering geworden. Zumal die Preisunterschiede zu den Wettbewerbern nach wie vor von groß bis exorbitant reichen.
Obendrein liefert der G80 eine fast als atemberaubend zu bezeichnende Optik – er ist zweifellos ein Eyecatcher und die Leute drehen sich deutlich öfter nach der Premiumlimousine um als für einen 911er oder gar einen 5er BMW.
Aus all diesen Gründen darf er mit Fug und Recht als ernst zu nehmende Alternative zu hiesigen Platzhirschen gelten. Wer berechtigterweise aufs Image pfeifen möchte und dennoch seine Limousine im Premiumbereich positioniert sehen will, sollte sich den Genesis G80 unbedingt einmal näher ansehen.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- sehr edle, aristokratisch wirkende Optik
- erstklassige Verarbeitung edler Materialien
- souveräner Antrieb
- hervorragende Assistenzsysteme
- guter Allradantrieb
Contra:
Technische Daten: Genesis G80 2.5T Sport
- Farbe: Cavendish Red Perleffekt Metallic
- Fahrzeugklasse: obere Mittelklasse / Limousine
- Länge x Breite x Höhe (m): 5,00 x 1,93 (2,12 mit Außenspiegeln) x 1,47
- Radstand (mm): 3.010
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 224 kW (304 PS) bei 5.800 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 422 bei 1.650 bis 4.000 rpm
- Hubraum: 2.497
- Getriebe: 8-Gang-Automatik
- Antriebsart: Allrad
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 9,1 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 9,6 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 205 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,3
- Wendekreis (m): 11,6
- Bodenfreiheit (mm): 140
- Kofferraumvolumen (l): 424
- Leergewicht (kg): 1.930
- Zuladung (kg): 520
- Tankinhalt (l): 65
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 74.750 Euro (Basispreis 2.5T RWD: 59.580 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.