Man nehme einen Jazz, verleihe ihm diverse Applikationen aus dem Offroadbereich und fertig ist der Honda Jazz Crosstar.
Mit der optischen Geländeaffinität darf und soll der Crosstar die SUV-Begierde auch im Kleinwagensegment befriedigen können. Im Grunde ist er baugleich zum Honda Jazz und bezieht seinen marginalen Zuwachs in seinen Abmessungen ausschließlich aus den hinzugekommenen Off-Applikationen ringsum und einem leicht erhöhten Fahrwerk.
Wir testeten den Honda Jazz Crosstar mit der hiesig einzig verfügbaren Motorisierung, dem e:HEV – ein Vollhybrid, bestehend aus einem 1.5-Liter Benziner und einem E-Motor, die gemeinsam ihre Kraft an die Vorderachse liefern. Fahrbericht.
Äußere und innere Werte des Honda Jazz Crosstar
Der auferlegte Offroad-Trim sorgt tatsächlich für einen Touch SUV-Flair, der den Kleinwagen rustikaler wirken lässt. Man mag es kaum glauben, was drei Zentimeter in der Höhe und fünf Zentimeter in der Länge ausmachen.
Das Graublau steht dem Test-Jazz ausgesprochen gut und harmoniert bestens mit der schwarzen Beplankung. Der Name „Surf Blue“ ist derweil nur teilweise zutreffend und wäre mit einem „Babyblau“ gegebenenfalls besser beschrieben. Toll finden wir dafür den Umstand, dass diese 390 Euro teure Sonderlackierung für 1.090 Euro mit einem Dach in Crystal Black Pearl einhergeht, was dem Auto einen gehörigen Pfiff verleiht.
Abgesehen davon, bleibt er ein typischer Jazz, wie wir ihn bereits gestestet haben. Wer möchte, bekommt für rund 500 Euro ein Exterieur-Robust-Paket, welches den Offroad-Look mit silbernen Akzenten in den Stoßfängerverkleidungen nochmals unterstreicht. Die silbernen Außenspiegel harmonisieren mit der Dachreling und sind ausschließlich dem Crosstar vorbehalten.
Damit dem Offroad-Anspruch auch im Innenraum genüge getan wird, erhält der Crosstar serienmäßig wasserabweisende Sitze. Diese sind relativ bequem, können eine gute Polsterung vorweisen, welche fast schon eine Sofamentalität erreicht und erwiesen sich im Test auch als langstreckentauglich.
Insgesamt gesehen kann der Jazz auch als Crosstar ein überaus großzügiges Platzangebot vorweisen. Für einen Kleinwagen ist dieses nahezu opulent und kann sich mit Sicherheit auch mit dem einen oder anderen Fahrzeug aus der Kompaktklasse messen.
Im Fond gibt’s die Magic Seats, die man nur lieben kann, besonders dann, wenn man gerne oft und viel verstauen möchte. Auch der Kofferraum bietet genügend Platz. Dieser ist zwar gegenüber dem normalen Jazz um sechs Liter Ladevolumen geschrumpft – wir konnten den Grund dafür nicht finden – doch reicht dieses immer noch völlig, um auch mal mehr als nur die Einkaufstaschen unterzubekommen.
Motor und Fahreigenschaften – Gut im Futter, genügsam im Futtern
Im Honda Jazz Crosstar kommt der gleiche Antrieb wie im herkömmlichen Jazz zum Einsatz. Das heißt, ein 1.5-Liter Vierzylinder Benzinmotor ohne Aufladung arbeitet mit einem E-Motor zusammen als Vollhybrid.
Die Unterschiede sind in den meisten Fällen vernachlässigbar. Der Standardsprint dauert mit dem Crosstar zwar 0,4 Sekunden länger und die Höchstgeschwindigkeit liegt mit 173 km/h zwei Stundenkilometer unter der des herkömmlichen Jazz, doch in der Praxis ist diese Abweichung kaum zu spüren.
Spürbare Unterschiede gibt es erst, wenn man sich dem Grenzbereich nähert; hier fällt das Plus an Bodenfreiheit und den dadurch auch nach oben gewanderten Schwerpunkt etwas ins Gewicht: Der Crosstar wankt bei zackigen Lastwechseln und abrupten Manövern etwas mehr.
Ansonsten zeigt sich dieses Plus an Bodenfreiheit beispielsweise auf Schotterpisten von seiner positiven Seite: Das Risiko auf etwaige Kratzer durch aufgewirbelte Steinchen wird minimiert und die Beplankung hält an den typisch sensiblen Flächen einiges ab.
Das auf Komfort getrimmte Fahrwerk und die direkte Lenkung gefallen auch hier und beim Bremsen fiel uns wiederholt positiv auf, dass der Übergang zwischen Bremsen und Rekuperieren derart flüssig ausfällt, dass man diesen so gut wie nie mitbekommt. In der Fahrstufe „B“ wird maximal rekuperiert, was man an der stark erhöhten Bremswirkung beim Gas wegnehmen spürt.
Ebenso galant erfolgt das Wechselspiel zwischen Verbrenner, E-Motor oder beiden gemeinsam. Die Abstimmung ist analog zum normalen Jazz bestens gelungen und auch der smarte Crosstar fährt immer wieder Streckenabschnitte rein elektrisch.
Sportlich geht es hier im Übrigen nicht zu und auch für Hochgeschwindigkeitsfahrten taugt der Jazz Crosstar nur bedingt. Dennoch ist es bemerkenswert, wie engagiert die hochbeinigere Ausführung des Jazz zur Sache geht. Bis Tempo 150 geht es mit gutem Willen voran und darunter wirkt das Auto im Grunde auch zu keinem Zeitpunkt langweilig oder gequält.
Beim Verbrauch nimmt der Crosstar im Durchschnitt nur ein Zehntel mehr als der normale Jazz auf 100 Kilometer, nämlich 5,3 Liter. Dafür legte er auf der Sparrunde noch einen drauf und sorgte mit einem Verbrauch von lediglich 2,8 Litern auf 100 Kilometer für herunterklappende Unterkiefer bei unseren Testfahrern.
Dieser deutlich bessere Wert gegenüber dem konventionellen Jazz war uns zunächst rätselhaft, doch als Grund wurde alsbald der in diesem Test deutlich günstigere Temperaturbereich für einen Hybrid und ein bis auf den Fahrer komplett leergeräumtes Testauto gefunden.
Ausstattung, Komfort, Technik
Ausstattungstechnisch gab es erwartungsgemäß viele Analogien zum herkömmlichen Honda Jazz. Da der Crossstar grundsätzlich als „Executive“ angeboten wird – was der Top-Ausstattungsvariante entspricht – gibt es entsprechend viele Annehmlichkeiten ab Werk.
Als tolles Gimmick schätzten wir die permanente Anzeige des Straßennamens der jeweilig befahrenen Straße in der Navigationskarte, was sich insbesondere in unbekannten Gegenden als äußerst hilfreich erwies.
Die LED-Scheinwerfer erwiesen sich wiederholt als gute Partie und das Infotainment gilt im Vergleich zu den anderen Systemen von Honda als das aktuell beste in puncto Anzeige und Bedienbarkeit.
Die Klimaanlage arbeitet automatisch und hat besonders bei sommerlichen Temperaturen gut zu tun. Die ohnehin intensiven Lüftergeräusche – diese gab es bereits im normalen Jazz zu beanstanden – legten hier nochmals zu und sorgten für eine omnipräsente Geräuschkulisse. Zudem war es schwierig, die Austrittsöffnungen so einzustellen, dass die Lüftung einigermaßen zugfrei blieb.
Für knapp 1.100 Euro gibt es ein Interieur-Illumination-Paket, welches den Innenraum dezent mit Ambientelicht versorgt. Eine Lenkradheizung ist für den Crosstar kurioserweise nicht zu haben – im Jazz ist diese erhältlich.
Varianten und Preise des Honda Jazz Crosstar
Der Einstiegspreis für den Crosstar liegt bei mindestens 26.800 Euro. In diesem Preis sind Dinge, wie eine Garmin-Navigation, die wasserabweisenden Sitze, das Keyless-Zugangssystem, LED-Licht vorne und hinten, Klimaautomatik, eine Rückfahrkamera, 16-Zoll-Räder, Nebelleuchten mit LED-Technik und vieles mehr inbegriffen.
Fügt man noch die zwei Pakete und eine Zweifarblackierung hinzu, kommt man auf einen Maximalpreis von 29.500 Euro für den Crosstar. Alle Honda Jazz – auch der Crosstar – kommen stets mit Frontantrieb. Eine Allradvariante, die man ausschließlich in Japan als Option anbietet, ist hier leider nicht zu bekommen.
Fazit – Keine Scheu vor Schmutz und Pfützen
Der Honda Jazz Crosstar ist die offroadaffine Variante des neuen Kleinwagens der Japaner. Wenngleich dies per se nur eine Ausstattungslinie ist, so gibt es durchaus Unterschiede, von denen einige auch beim Fahren spürbar sind.
Dennoch ist der Crosstar kein SUV-Ersatz und echtes Gelände sollte man meiden. Wer jedoch einen Hang fürs Robuste hat und die Optik zu schätzen weiß und wer darüber hinaus gerne mal über holprige Waldwege fährt, der darf hier gern zugreifen und wird mit Sicherheit nicht enttäuscht.
Dies gilt ebenso für alle, die auf der Suche nach einem Auto in der Kleinwagen- oder Kompaktklasse sind und eine Menge Platz benötigen. Gegebenenfalls ist hier dieser Kleinwagen die bessere Partie, da weniger Platz zum Parken benötigt wird und der Sparfaktor dank Hybridtechnik stark ausgeprägt erscheint.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Technische Daten: Honda Jazz Crosstar i-MMD e-CVT EXECUTIVE
- Farbe: Surf Blue / Dach in Crystal Black Pearl
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,09 x 1,97 mit Außenspiegeln x 1,56
- Radstand (mm): 2.520
- 1. Antrieb: Reihenvierzylinder Atkinson-Ottomotor mit OPF (98 PS)
- 2. Antrieb: E-Motor im 48-Volt-Hybridsystem i-MMD (109 PS)
- Systemleistung: 80 kW (109 PS)
- Drehmoment (Nm): 253
- Hubraum: 1.498 ccm
- Getriebe: stufenlose Automatik eCVT
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,8 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,3 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 110 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 173 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,9 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,1
- Bodenfreiheit (mm): 153
- Kofferraumvolumen (l): 298 bis 1.199
- Leergewicht (kg): 1.325
- Zuladung (kg): 385
- max. Dachlast (kg): 50
- Tankinhalt (l): 40
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 29.500 Euro (Einstiegspreis ab 26.800 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Die 6 Liter weniger Kofferraumvolumen ergeben sich durch den Subwoofer, den es im Standard Jazz leider nicht gibt.