Beim aktuellen Hyundai Santa Fe Facelift könnte man fast meinen, es handle sich tatsächlich eher um eine neue Modellgeneration.
So richtig glauben möchte man es nicht, denn das, was die Koreaner hier als Modellpflege auf die Räder gestellt hat, könnte durchaus auch einem neuen Modell als einem Facelift entsprechen.
Den Santa Fe gibt es bereits seit 22 Jahren und in dieser Zeit hat er eine bemerkenswerte Metamorphose hingelegt, die in den letzten beiden Generationen – also den vergangenen zehn Jahren bis dato – nahezu exponentielle Ausprägungen hatte.
Wir fuhren den Hyundai Santa Fe für diesen Fahrbericht als SEVEN – das ist die Variante mit sieben Sitzplätzen. Motorisiert war der Testwagen mit dem 2.2 CRDi Diesel und besaß Allradantrieb sowie die höchste Ausstattungsstufe Signature.
- Das Exterieur
- Der Innenraum des Hyundai Santa Fe Facelift
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise des Hyundai Santa Fe
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Kraftvolle Eleganz überall
Das Facelift zeigt sich dem Betrachter bereits auf den ersten Blick mit einer umfangreich überarbeiteten Fahrzeugfront. Das LED-Tagfahrlicht besteht nun aus einer Art „T“ – bestehend aus einem Doppelstreifen, der die Hauptscheinwerfer trennt und einem leicht schrägen „Augenbrauen-Strich“ oberhalb der ebenfalls neugestalteten Hauptscheinwerfer.
Ansonsten gibt es einen neuen Kühlergrill samt zerklüfteter Front plus einem angedeuteten Unterfahrschutz. Die optische Präsenz dieser Front ist in der Tat respekteinflößend und sorgt nicht selten für ein entsprechendes Überholprestige.
Seitlich betrachtet, hat sich hingegen weniger geändert, das Hyundai Santa Fe Facelift ist immer noch eine stattliche Erscheinung und aus hiesiger Sicht ist es ein ausgewachsenes Fullsize-SUV. Auf Wunsch sorgen bis zu 20 Zoll große Räder für einen standesgemäßen Auftritt, wenngleich auch größere Dimensionen dem SUV stehen würden.
Am Heck gibt’s dann eine aufgewertete Lichtsignatur und eine leicht geänderte Heckschürze. Im direkten Vergleich mit dem Vorfacelift, kommt der Neue nun erwachsener und weniger verspielt daher.
Das Hyundai Santa Fe Facelift von innen
Der Innenraum offeriert eine Lederlandschaft, die sich absolut sehen lassen kann. Tolle Materialien in einer abgestimmten Kombination und in stylischem Design drapiert, das ist tatsächlich premiumkonform.
Vorn sitzt es sich überaus bequem. Die Vordersitze sind angenehm ausgeformt und bieten ein hohes Maß an Komfort. Lediglich der Seitenhalt könnte etwas stärker ausgeprägt sein. Das softweiche Nappaleder ist von hoher Qualität und der warme Braunton „Camel“ gibt dem Interieur eine sehr edle Note. Im Test konnte hier von keinem Redakteur etwas bemängelt werden.
Im Innenraum gibt es auch sonst immens viel Platz, was insbesondere den Passagieren im Fond zugutekommt. Der Zusatz „SEVEN“ steht für den Siebensitzer, der mit zwei zusätzlichen Plätzen auf Reihe Drei daherkommt.
Die zweite Reihe offeriert fast verschwenderische Platzverhältnisse. Personen jeder Größe können hier auch Langstrecken uneingeschränkt genießen. Die dritte Sitzreihe mit den beiden zusätzlichen Sitzplätzen ist dagegen idealerweise für kleinere Personen beziehungsweise Kinder zu nutzen, da schon ab einer Körpergröße von 1,65 Metern die Bein- und Kopffreiheit spürbar eingeschränkt ist.
Neu ist zudem der Arbeitsplatz des Fahrers, denn hier gibt es nun eine geschwungene, schön integrierte Mittelkonsole samt jeder Menge physischer Tasten – das gefällt uns sehr. Der neue 10.25 Zoll große Zentralbildschirm ist ausreichend dimensioniert, die Menüführung ist von anderen Hyundai- und Kia-Modellen bekannt und damit nach kurzem Ausprobieren verinnerlicht.
Das Cockpit wurde ebenfalls digitalisiert und besteht aus einem 12.3-Zoll-Bildschirm, der im Test stets gut ablesbar war. Der Drehregler in der Mittelkonsole ist nicht etwa für die Fahrstufenauswahl, sondern für die Fahrmodi. Die Fahrtrichtung wird über Knöpfe gesteuert, was beim neuen Kia Sorento etwas anders gelöst wurde.
Insgesamt wirkt der Innenraum des Santa Fe Facelift nun deutlich hochwertiger, was ein Blick zum Vorfacelift sogleich verdeutlicht. Der Kofferraum bietet standesgemäß viel Raum zur Entfaltung: 571 Liter sind es in Standardkonfiguration und 1.649 Liter maximiert bei umgeklappten hinteren Sitzreihen.
Verzichtet man übrigens auf die dritte Sitzreihe und bestellt den Santa Fe als Fünfsitzer, erhält man 634 Liter respektive 1.704 Liter Kofferraumvolumen.
Motor und Fahreigenschaften – Mit Leichtöl auf ruhigen Sohlen
Beim Motor handelte es sich im Fall des Testwagens um einen 2.2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit einer Leistung von 202 PS sowie einem maximalen Drehmoment von stattlichen 440 Newtonmetern.
Dank Allradantrieb wird die Kraft bedarfsgerecht auf alle vier Räder verteilt und das 8-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe überzeugte in der Praxis mit sanften Schaltvorgängen ohne Allüren bei Lastwechseln, wie man sie beispielsweise von diversen DSG aus dem Volkswagen-Konzern kennt. Lediglich sportliche Behandlung mag diese Automatik nicht unbedingt und wechselt bei derartigem Unterfangen zum Teil hektisch zwischen den Gängen hin und her.
Alles andere als hektisch, nämlich viel zu träge, arbeitet das Start-Stopp-System in diesem Modell. Da es beim Diesel keinerlei elektrische Unterstützung in Form von Hybrid gibt, muss ein konventioneller Anlasser diesen Part übernehmen, mit entsprechender Gedenksekunde beim Restart, die dann im entscheidenden Moment auch gerne nervt.
Die Bremsanlage hatte das große SUV sehr gut im Griff, unsere Praxistests gaben hierbei keinerlei Anlass für etwaige Kritik. Die Lenkung ist für ein SUV dieser Größe angenehm leichtgängig, um die Mittellage recht nüchtern, beim Rangieren wie auch bei sportlicher Fahrweise etwas zu synthetisch wirkend.
Das Fahrwerks-Setup wurde generell in Richtung Komfort justiert und darf im Vergleich zum direkten Vorgänger einen Hauch softer gelten. Dieses Plus an Komfort reicht allerdings immer noch nicht aus, um größere Verwerfungen und kurze Querfugen hinreichend von den Insassen fernzuhalten. Das Abrollverhalten geht insgesamt in Ordnung, die Fahrgeräusche halten sich erfreulich stark zurück.
Die Langstrecke ist definitiv das präferierte Metier des großen SUVs, für das mehrere hundert Kilometer Autobahn am Stück überhaupt keine Hürde darstellen. Bis Tempo 190 wirkt dies auch sehr angenehm, nur darüber nehmen die Wind- und Fahrgeräusche deutlich zu, wobei das fast vernachlässigbar ist, denn die Höchstgeschwindigkeit ist bereits bei 205 km/h erreicht.
Der Standardsprint von null auf Tempo 100 ist übrigens in 9,2 Sekunden absolviert. Die Rundumsicht wurde zum Vorgänger signifikant verbessert – zu verdanken ist dies den deutlich größeren Glasflächen ab der B-Säule.
Beim Verbrauch hielt sich das Dickschiff trotz seines hohen Gewichts plus der massiven Stirn, die dem Fahrtwind geboten wird, angenehm zurück. Im Durchschnitt genehmigte sich das SUV 8,4 Liter auf 100 Kilometer. Das ist mit 1,5 Litern über der Werksangabe recht viel drüber, aber es geht in beide Richtungen noch etwas.
Auf der Sparrunde etwa reduzierte sich der Leichtölkonsum auf salonfähige 5,7 Liter pro 100 Kilometer und bei Dauervollgas auf der Autobahn beköstigte sich der Vierzylinder mit maximal 12,9 Litern für diese Streckenlänge.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als „Signature“ verfügte unser Testfahrzeug über eine sehr opulente Ausstattungsliste, die einige erwähnenswerte Highlights beinhaltet.
Da wäre beispielsweise ein geniales Head-up Display, welches in puncto Ablesbarkeit und Informationsdichte auf ganzer Linie überzeugte und den Fahrerblick allein dadurch deutlich länger auf der Fahrbahn ruhen ließ.
Die Sitzheizungen – vorne dreistufig, hinten zweistufig – sind flink bei der Sache und halten die gewünschte Temperatur aufrecht, was übrigens auch für die Lenkradheizung gilt. Der Wirkungsgrad der Sitzbelüftung ist zudem sehr hoch, allerdings ist die akustische Begleiterscheinung in Form von Lüftergeräuschen relativ deutlich bemerkbar.
Als ausgezeichnet bewerten wir viele der Assistenzsysteme an Bord des Hyundai Santa Fe Facelift, wie zum Beispiel die eingesetzten Kameras ringsum. Denn sowohl Rückfahr- als auch 360-Grad-Kameras liefern hochaufgelöstes und gestochen scharfes Bildmaterial. Zudem ist auch hier der clevere Totwinkelassistent an Bord, der beim Blinker setzen das Bild des toten Winkels der betroffenen Fahrzeugseite direkt ins Cockpit liefert.
Hilfreich beim Parken in stark frequentierten Arealen ist der zuverlässige Ausstiegsassistent, der vor von hinten herannahemden Fahrzeugen warnt. In engen Parkräumen ein echter Helfer: Der Santa Fe kann mittels Autoschlüssel ferngesteuert eingeparkt werden, was einfach und praktisch funktionierte.
Apple CarPlay und Android Auto funktionieren hier kabellos und vollkommen zuverlässig. Unbedingt zu erwähnen ist auch die sehr gute Routenführung des Navigationssystems mit einer übersichtlichen und umfangreichen Kartendarstellung – das kennt man von allen aktuellen Modellen von Hyundai und Kia.
Für die akustische Untermalung sorgt ein Krell-Soundsystem, das sich durchaus mit dem etablierten, hiesigen Wettbewerb messen kann. Insbesondere aufgrund der großen Resonanzfläche des Santa Fe kommt der Klang hier ausgewogen zur Geltung. Das System spielt aus Sicht der Redaktion in der Liga sehr guter Bose beziehungsweise guter Harman/Kardon-Systeme. Zu den High-end-Lösungen à la Burmester wie im Mercedes-Benz GLE oder Bowers & Wilkins im Volvo XC90 bleibt aber ein klarer Abstand.
Helle und homogen ausleuchtende LED-Scheinwerfer konnten ebenfalls überzeugen, wenngleich sie über keine Ausblendfunktion à la Matrix besitzen. Hohe Zuverlässigkeit bewies die kabellose Ladestation in der Mittelkonsole, in der das Smartphone hochkant „steht“ und so fixiert nur ganz selten kleine Unterbrecher beim Ladevorgang erfahren musste.
Praktisch: Beim Siebensitzer hat man obendrein die Möglichkeit, die Sitze der zweiten Sitzreihe vom Kofferraum aus bei geöffneter Heckklappe sowie direkt seitlich an den Sitzwangen elektrisch umzuklappen.
Varianten und Preise für das Hyundai Santa Fe Facelift
Das Flaggschiff der koreanischen Marke erhält man ab 42.900 Euro als Fünfsitzer. Der Siebensitzer – SEVEN genannt – startet ab 48.950 Euro.
Dazu kommen drei Ausstattungslinien „Trend“, „Prime“ und „Signature“ sowie eine Plug-in-Hybridvariante, die als eigene Ausstattungsversion geführt wird und als Fünfsitzer ab 55.750 Euro angeboten wird. Abzüglich der aktuellen Umweltprämien bleiben 49.768,75 Euro als Erwerbspreis.
Als Antriebe stehen folgende Varianten bereit:
- Der Plug-in Hybrid mit 1.6-Liter-Turbobenziner plus E-Motor sowie Allradantrieb mit 265 PS Systemleistung.
- Ein Vollhybrid mit 1.6-Liter-Turbobenziner plus E-Motor mit 230 PS Systemleistung und optionalem Allradantrieb.
- Der 2.2-Liter Turbodiesel mit 202 PS, wahlweise als FWD oder 4WD.
Der optional angebotene Allradantrieb kostet jeweils 2.000 Euro Aufpreis, außer beim PHEV-Modell, der serienmäßig mit 4WD ausgerüstet wird.
Fazit – Cleveres Fullsize-SUV mit Charme
Das neue Hyundai Santa Fe Facelift hat in Sachen Materialauswahl und Technik einen großen Schritt in Richtung Premium bewältigt. Die neuen Aggregate sind zudem sparsam, die Ausstattung auf Wunsch üppig und der Preis lässt die Premiumkonkurrenz durchaus Schweißperlen auf der Stirn tragen.
Am Ende steht der neue Santa Fe verdammt gut da, ist optisch ein echtes Highlight und kann technologisch als up to date gelten. Echte Schwächen gibt es so gut wie keine, sodass wir dem Koreaner am Ende eine klare Kaufempfehlung aussprechen können.
Sein direktester Konkurrent ist übrigens der konzerninterne Kia Sorento, der in Sachen Optik & Style noch ein wenig mehr hermacht, dafür allerdings nicht ganz so viel Wertigkeit ausstrahlt.
Am Ende entscheidet der Kunde nicht allein, aber auch auf Grundlage seines Geschmacks. Wer auf der Suche nach einem auch siebensitzig ausgestatteten Fullsize-SUV mit sauberem Antrieb – damit ist auch der Diesel gemeint – und einem fairen Preis ist, macht mit dem Santa Fe Facelift definitiv nichts falsch.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- sehr gute Platzverhältnisse
- clevere Assistenzsysteme
- vollkommen fernreisetauglich
Contra:
Kia Sorento, Volvo XC90, Seat Tarraco, Peugeot 5008, BMW X5, Mercedes-Benz GLE, Audi Q7, SsangYong Rexton, VW Touareg, Skoda Kodiaq
Technische Daten: Hyundai Santa Fe SEVEN 2.2 CRDi Signature 4WD DCT
- Farbe: Glacier White
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,79 x 1,90 (2,15 mit Außenspiegeln) x 169
- Radstand (mm): 2.765
- Antrieb: Vierzylinder Commonrail Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: –
- Leistung: 148 kW (202 PS) bei 3.800 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 440 bei 1.750 bis 2.750 rpm
- Hubraum: 2.151 ccm
- Getriebe: 8-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe (Automatik)
- Antriebsart: Allrad 4WD
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,9 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 181 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,2
- Wendekreis (m): 11,4
- Böschungswinkel vorn/hinten: 17,9°/20,8°
- Rampenwinkel: 15,4°
- Wattiefe (mm): 500
- max. Steigung: 53,2 %
- Bodenfreiheit (mm): 206
- Kofferraum (l)): 571 bis 1.649
- Leergewicht (kg): 1.910
- Zuladung (kg): 690
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.500
- max. Stützlast (kg): 100
- max. Dachlast (kg): 100
- Tankinhalt (l): 67
- AdBlue Tank (l): 18
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 59.239 Euro (Basispreis 7-Sitzer: 48.950 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.