Neues Terrain: Mit dem Jeep Renegade 4xe offeriert der Hersteller – zusammen mit dem Compass 4Xe – den ersten Plug-in-Hybriden in Europa.
In China gibt es bereits seit knapp einem Jahr einen solchen. Der Grand Commander – angesiedelt zwischen Cherokee und Grand Cherokee – erfreut sich in Fernost großer Beliebtheit und koppelt einen Zweiliter-Vierzylinder-Benzinmotor mit zwei Elektromotoren. Die rein elektrische Reichweite soll bis zu 70 Kilometer betragen.
Zurück im Hier und Jetzt testen wir den Hipster unter den Jeeps in Farbton Bikini und mit 190 PS Systemleistung. Fahrbericht.
Exterieur & Interieur
Seit seiner Einführung im Jahr 2014 erfreut sich der Renegade steigender Nachfrage. Jeep und Lifestyle – das klang anfangs nach einer nicht miteinander kompatiblen Mischung und doch hat man es geschafft, das Mini-SUV solide im Markt zu positionieren.
In der aktuellen Generation zeigt er sich noch immer einzigartig, aber weniger verspielt als die Vorfacelift-Modelle. Die Front wartet mit runden Scheinwerfern auf, die schicke LED-Elemente tragen. Mit sieben Querstreben zeigt der jüngste Spross seine Markenzugehörigkeit, während die hohe Haube einen recht massiven – und für Jeep typischen – Charakter unterstreicht.
Seitlich betrachtet, erinnert der Jeep Renegade 4xe durch seine kantige Form an die Ur-Jeeps der Marke. Dass es sich hierbei um einen Plug-in-Hybriden handelt, wird nur an zwei Stellen deutlich: Einmal an den Tankklappen, die rechts und links befindlich sind und einmal an dem „4xe“ Schriftzug. Dass die Hinweise sehr dezent ausfallen, begrüßen wir zugegebenermaßen. Viele Jeep-Fans dürften es uns gleich tun.
Am Heck angekommen, reißt die Designlinie nicht ab, sondern wird gekonnt fortgeführt. Ein einziges, im Unterfahrschutz integriertes Endrohr buhlt nicht um Aufmerksamkeit, während die Heckleuchten als illuminiertes „X“ für hohen Wiedererkennungswert sorgen.
Im Innenraum kommt unmittelbar ein rustikales Flair auf, was wir bereits von bisher getesteten Jeep-Modellen kennen. Robust und nahezu unverwüstlich scheint auch der Kleinste im Portfolio zu sein, die Verarbeitung gibt indes keinerlei Grund für Kritik.
Erst bei genauem Hinschauen werden die kleinen Modifikationen des PHEV-Modells ersichtlich. So befinden sich in der Mittelkonsole drei zusätzliche Tasten, über welche der Fahrer mit einem Druck zwischen der präferierten Antriebsart wählen kann. Hierzu kommen wir später noch genau.
Besonders gefiel uns das dick aufgepolsterte Lenkrad, welches bestens in den Fahrerhänden liegt. Dadurch, dass die Batterie im Kardantunnel untergebracht wurde, verringert sich zur Freude einer Klientel mit erhöhtem Platzbedarf das Ladevolumen des Kofferraums kaum.
Motor & Fahreigenschaften – Teilzeit-Stromer mit Offroad-Potential
Unsere ersten Eindrücke mit dem Jeep Renegade 4xe – und das dürfen wir vorwegnehmen – fielen durchaus positiv aus. Nach dem Fahrzeugstart startet der Hybrid-Jeep im Hybridmodus, was bei ausreichendem Ladezustand der Batterie mit einem elektrischen Losrollen verbunden ist.
Das Fahrgefühl ändert sich dabei gegenüber einem konventionell angetriebenen Renegade nicht spürbar, lediglich das fehlende Motorgeräusch und die geänderte Tachografik weist auf den E-Antrieb hin.
In urbanen Gefilden lässt sich der kleinste Jeep handlich durch Gassen manövrieren, reagiert dabei feinfühlig auf jeden Gas- beziehungsweise Strombefehl und hat eine gewisse Gelassenheit inne, was ganz und gar nicht negativ konnotiert sein soll. Die Übersicht ist lediglich nach hinten durch die breite C-Säule ein wenig eingeschränkt, hier schafft eine Rückfahrkamera Abhilfe.
Abseits der Stadt punktet der Jeep Renegade 4xe mit einer gewissen Gelassenheit, die sich unweigerlich auch auf den Fahrer und die Insassen überträgt. Wirklich nervös wird die Fuhre erst, wenn man dem kleinen Jeep die Sporen gibt. Doch außer bei etwaigen Überholmanövern besteht hierfür keine Notwendigkeit. Vielmehr fiel uns auf, dass die Rekuperation beim kleinen Jeep sehr rasch erfolgte und die Batterie innerhalb kurzer Zeit den einen oder anderen E-Kilometer mehr bereitstellte.
Autobahntempi bringen den Offroader nicht wirklich aus der Ruhe, doch bei leergefahrener Batterie dürfte der Verbrauch jenseits der 130 Sachen auf den eines konventionellen Benziners klettern. Doch das können wir an dieser Stelle weder bestätigen noch dementieren. Wir werden dies im Rahmen eines ausführlichen Fahrberichts klären.
Der Verbrauch während unserer kurzen Ausfahrt mit fast voll geladener Batterie betrug 3,1 Liter – einschließlich einiger Spurts und einem kurzen Ausflug ins seichte Off.
Die Hybrid-Modi
Um den Hybridantrieb je nach Wunsch nutzen zu können, offeriert der Jeep Renegade 4xe drei Schnellwahltasten:
- Hybrid – In diesem Modus startet das Fahrzeug und nutzt in erster Linie den E-Antrieb zur Fortbewegung. Beide Antriebe – Verbrenner und E-Maschine – arbeiten getrennt oder zusammen und nutzen die Energie aus der Rekuperation. Sofern bestimmte Parameter nicht mehr erfüllt sind, schaltet sich automatisch der Verbrenner zu.
- Electric – In diesem Modus ist der Jeep Renegade 4xe rein elektrisch unterwegs. Maximal sind laut Hersteller 50 Kilometer im rein elektrischen Betrieb möglich, während die Höchstgeschwindigkeit im E-Betrieb bei 130 km/h liegt. Ein automatischer Wechsel in den Hybrid-Modus erfolgt, wenn die Batterie nicht mehr ausreichend geladen ist oder der Fahrer einen Kickdown-Befehl gibt.
- E-Save – Wer die elektrische Energie sparen und beispielsweise später im innerstädtischen Bereich nutzen möchte, wechselt in den E-Save-Modus. Hier wird überwiegend der Verbrennungsmotor genutzt; parallel wird der Ladezustand der Batterie erhalten und bis zu einer Kapazität von 80 Prozent erhöht. Dies funktioniert durch das passive und das aktive E-Save-System – zwei untergeordnete Modi des E-Save-Programms.
Technik & Assistenz im Jeep Renegade 4xe
Der Jeep Renegade 4xe ist bereits ab Werk reichhaltig ausgestattet. Im Falle unseres Testwagens kamen noch eine Ausstattungshighlights hinzu, von denen wir einige näher beleuchten.
Das Kenwood Soundsystem erwies sich im Erstkontakt als bassbetont abgestimmter Gute-Laune-Bringer für alle Musik-Fans. Dank DAB+ Empfang und der Möglichkeit, Smartphones via Bluetooth, Apple CarPlay oder Android Auto zu koppeln, steht dem entspannten Hörgenuss nichts im Wege.
Sehr empfehlenswert sind zudem die Voll-LED-Scheinwerfer des Renegade. Diese konnten wir in unserem Erstkontakt zwar nicht testen, doch konnten diese bereits im Test des klassischen Renegade auf breiter Front überzeugen. Im Rahmen des LED-Paketes werden hierfür – sehr sinnvoll investierte – 868 Euro aufgerufen. Hierin inkludiert sind zudem LED-Heckleuchten und Nebelscheinwerfer, die ebenfalls in Dioden-Technik ausgeführt sind.
Das Keyless-System am kleinen Jeep ist im Alltag eine echte Hilfe und gehört bereits zum Standardumfang.
Ebenfalls eine Überlegung wert ist das 575 Euro teure Winterpaket, welches neben Sitzheizungen für die vorderen Plätze auch Allwetter-Fußmatten sowie beheizte Scheibenwischer und eine Lenkradheizung bereithält.
Wer hingegen überwiegend in urbanen Bereichen unterwegs ist, darf gern einen Blick auf das Park Paket werfen. Hier unterstützen die sehr hilfreiche Rückfahrkamera genauso wie ein automatischer Parkassistent und ein Totwinkelassistent, der zugleich die Funktion eines Ausparkassitenten beziehungsweise eines rückwärtigen Querverkehrswarners übernimmt. Das Park Paket schlägt mit 673 Euro zu Buche.
Fazit zum Jeep Renegade 4xe – Besser spät als nie
Mit dem Jeep Renegade 4xe stellt der Allrad-Spezialist einen geländetauglichen Teilzeit-Stromer auf die Räder, der im ersten Test keine nennenswerten Schwächen aufweisen konnte. Es bleibt abzuwarten, wie der Markt das Fahrzeug annimmt. Wir können jedenfalls festhalten, dass der in seinem Stil keinen Deut eingebüßte Lifestyle-PHEV dem konventionellen Renegade in nichts nachsteht.
Lediglich zwei Punkte stören das ansonsten stimmige Gesamtbild. Zum einen ist der Renegade als klassischer 4×4 nicht mehr erhältlich. Wer also Allrad möchte, muss zwangsläufig auf den Plug-in-Hybriden zurückgreifen. Zum anderen wurden die Dieselmotoren für den Renegade, wie auch für den Compass aus dem Programm genommen.
Für all diejenigen, die nun Gefallen an dem smarten Antrieb gefunden haben, denen der Renegade jedoch optisch nicht zusagt, können beruhigt sein. Denn auch der Compass wurde elektrifiziert und steht mit den gleichen Antrieben ab sofort im Konfigurator.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Jeep Renegade 4xe Limited
- Farbe: Bikini Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,24 x 1,81 x 1,72
- Radstand (mm): 2.570
- Motor: Vierzylinder-Reihen-Motor
- Leistung: 96 kW (130 PS)
- Systemleistung: 140 kW (190 PS)
- Hubraum: 1.332 ccm
- Max. Drehmoment: 520 Nm
- Getriebe: Sechsgang-Automatikgetriebe
- Antrieb: Allradantrieb
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 1,9 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 3,1 L/100 km
- Elektrische Reichweite (WLTP): 43 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 44 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-Final
- Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 7,5 Sekunden
- Kofferraumvolumen (l): 330 – 1.277
- Leergewicht (kg): 1.845
- Kraftstoffart: Super E10
- Kraftstofftank (l): 36,5
- Neupreis des Testwagens: ca. 41.458 Euro (Grundpreis Renegade 4xe: 37.237 Euro)
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