Drei Jahre nach der Modelleinführung des Mini-SUVs rollte im letzten Jahr das Kia Stonic Facelift auf hiesige Straßen – Zeit für einen Test.
Im Rahmen dieser Modellpflege erhielt das kleinste SUV aus der Kia-Modellvielfalt ein umfangreiches Upgrade in puncto Technik. Um was es sich dabei handelt und was es für Änderungen optischer Natur gibt, klärt dieser Fahrbericht.
Wir fuhren das Kia Stonic Facelift in der GT Line und mit einer Zweiton-Lackierung in Perennial-Grau plus Tan Orange.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Assistent & Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Das Exterieur des aufgefrischten Stonic
Mit dem Facelift wirkt der Stonic etwas frischer und einen Hauch frecher, wenngleich die Neuerungen optischer Natur eher überschaubar bleiben.
Die Fahrzeugfront zieren neue Scheinwerfer inklusive neuer Tagfahrlicht-Signatur, die je nach Ausstattungslinie nun auch mit LED-Technik erhältlich sind – das war vorher nicht der Fall. Eine neu gestaltete Frontschürze rundet den ersten Eindruck gefällig ab.
Nimmt man das Klein-SUV seitlich in den Blick, sind sichtbare Änderungen im Grunde nicht erkennbar. Auch am Heck gilt bis auf den Wechsel des Markenlogos das Gleiche. Die Aufpuffblenden im angedeuteten Heckdiffusor, beide sind bei der GT Line serienmäßig dabei, sollten ein wenig Sportlichkeit schüren, wirken aber durch ihr offensichtliches Fake-Dasein eher albern. Da wirkt das einzelne Endrohr beim Vorgängermodell deutlich ehrlicher.
Generell hübscht die GT Line den Stonic aber auf, was besonders bei knalligen Lackfarben deutlich wird, da sie mit kontrastierenden Elementen versehen werden können. Unser Testwagen übt sich mit dem dominierenden Grau jedoch eher in Zurückhaltung und zeigt nur mit dem Dach in kontrastierendem Orange eine Art Lebendigkeit.
Das Interieur – Die Änderungen stecken im Detail
Auch das Interieur offenbart die Neuerungen erst auf den zweiten Blick. So glänzt das kleinste SUV aus dem Hause Kia mit neuem Infotainment samt einem acht Zoll großen Bildschirm, der auch eine Splitscreen-Funktion anbieten kann.
Die Übersicht ist im Koreaner sehr gut, die Sitze recht bequem – zumindest vorne. In der zweiten Sitzreihe ist prinzipiell ausreichend Platz, zumindest für den avisierten Einsatzzweck im überwiegend urbanen und suburbanen Bereich. Zugegeben, die Konturierung des hinteren Gestühls könnte eine Spur ausgeprägter sein, besitzt aber hier als eher sekundär bewerteter Makel eine geringe Gewichtung.
Die Verarbeitung ist für die Klasse anerkennenswert, die Materialauswahl besteht zwar an einigen Stellen noch immer aus einfach gehaltenem Kunststoff, aber insgesamt erscheint der Innenraum wertiger als bei vielen seiner Wettbewerber. Außerdem gibt es dank GT Line Dekor in Carbon-Optik, die den Innenraum dann zusätzlich aufwerten kann.
Wirklich vorbildlich bewerten wir zudem, dass Kia weiterhin auf physische Tasten und einen Drehregler für die Lautstärke setzt. Auch eine separate Klimaeinheit erleichtert die Bedienung selbiger während der Fahrt enorm.
Das Lenkrad macht haptisch einen tollen Eindruck und kann sogar beheizt werden. Der Kofferraum bietet mit mindestens 352 und maximal 1.155 Litern vollkommen alltagskonforme Gegebenheiten.
Motor und Fahreigenschaften – Raues Herz auf ruhigen Sohlen
Der im Testwagen zum Einsatz kommende Motor ist ein Dreizylinder mit einem Liter Hubraum, leistet 120 PS und ist damit der stärkste Antrieb für das Stonic Facelift.
Dank der mit der Modellpflege einhergehenden Mildhybridisierung mittels 48-Volt-System, geht es hier auch relativ flott voran, die 172 Newtonmeter schieben den Stonic ab 2.000 Touren recht kräftig an.
Dank des Riemenstartgenerators werden die Start-Stopp-Vorgänge bei jedem Halt zum blitzschnellen Unterfangen und so gerät dieses Feature praktisch in den Hintergrund und stört in keiner Weise mehr den „Fahrflow“.
Allerdings muss man festhalten, dass der Dreizylinder nicht zu den kultiviertesten Antrieben im Segment gehört – die VAG-Dreizylinder und vor allem die R3-Motoren von Volvo und BMW zeigen sich weitaus kultivierter, allerdings auch deutlich teurer.
Das intelligente Schaltgetriebe kann selbständig auskuppeln und so den Rollweg verlängern – das wird auch Segeln genannt. Im Test klappte dies ganz gut, war eindeutig abhängig von der Betriebstemperatur des Motors und dem Ladezustand der Batterie.
Bei optimalen Bedingungen kuppelte das iMT genannte Getriebe beim Gaswegnehmen automatisch aus und schaltete dabei sogar den Motor ab. Lenkhilfe und Bremskraftverstärkung bleiben derweil durch das 48-Volt-Hybridnetz gespeist, permanent aktiv.
Das Fahrwerks-Setup wurde überwiegend komfortabel abgestimmt und sportlich geht es im Stonic auch nie zu. Dazu passt auch die leichtgängige, nicht unbedingt übermäßig präzise Lenkung. Den Sprint aus dem Stand bis Tempo 100 bewältigt er in reichlich zehn Sekunden und das Maximum ist bei 185 km/h erreicht. Diese eher einem Cruiser entsprechende Charakteristik deckt sich auch mit unseren Eindrücken zum Vorfacelift, denn auch hier gab sich das Fahrzeug genügsam und mit viel Gelassenheit.
Apropos Vorgänger: Der Diesel wurde aus dem Programm gestrichen, vermutlich spielt er in diesem Segment derzeit keine Rolle und die Hybridtechnik soll in puncto Effizienz auch für adäquaten Ersatz sorgen.
Unsere Verbrauchsermittlung bestätigte dies allerdings nur bedingt. Ein Gesamtdurchschnitt im Drittelmix von 6,4 Litern auf 100 Kilometer ist jetzt kein Vorzeigewert, sondern im Vergleich zur Konkurrenz eher als guter Durchschnitt zu betrachten. Auch die 4,8 Liter auf der Sparrunde sind weder Glanz noch Gloria – das können andere in dieser Leistungsklasse besser.
Wer den Stonic mit Bodenblechattacken für das Gaspedal drangsaliert, erntet einen Maximalverbrach von für diese Behandlungsart wiederum akzeptablen 9,6 Litern auf 100 Kilometer.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als GT Line kann das Kia Stonic Facelift bereits eine umfangreiche Ausstattung ab Werk vorweisen. Dazu gehört unter anderem ein schlüsselloses Zugangssystem, die hübschen 17-Zoll-Räder und eine wärmeabweisende Solarglas-Frontscheibe.
Serienmäßig gehören auch Assistenten wie der Müdigkeitswarner, ein aktiver Spurhalteassistent, ein Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung und LED-Scheinwerfer zum Repertoire des SUVs.
Letztgenannte bieten einen erheblichen Sicherheits- und Lichtgewinn gegenüber den Halogen-Leuchten vom Vorfacelift, wenngleich die Ausleuchtung stellenweise etwas fleckig ausfällt und auch die Helligkeit etwas höher sein könnte. Dafür ist die Reichweite als sehr gut zu beschreiben.
Die Routenführung der Navigation ist – wie bei Kia nicht anders gewohnt – ausgezeichnet, weil interaktiv und mit übersichtlicher Kartendarstellung. Das Navigationspaket ist mit 1.240 Euro übrigens der teuerste Aufpreisposten für den Stonic – eine im Test zuverlässige Verkehrszeichenerkennung gehört hier auch mit dazu.
Auch die Bedienung des Infotainments geht selbst während der Fahrt schnell von der Hand, was in der heutigen Zeit und im Zuge der immer stärker forcierten Digitalisierung nicht selbstverständlich ist.
Dank UVO-Connect bietet der modernisierte Stonic nun durch die permanente Internetverbindung diverse Telematik- und Infotainmentdienste, sodass Dinge wie Parkplatzverfügbarkeiten in Echtzeit oder Wetterprognosen für den Ort der Wahl jederzeit abrufbar sind.
Einen echten Pluspunkt gibt’s für die nun kabellos nutzbaren Konnektivitätslösungen Apple CarPlay sowie Android Auto. Der DAB-Empfang erwies sich als gut, auch in empfangsschwächeren Gebieten gab es kaum Beanstandungen durch Empfangsausfälle.
Das Soundsystem erfüllt die Basis-Ansprüche, kommt bei höherer Lautstärke allerdings schnell an seine Grenzen. Ein Upgrade auf beispielsweise ein JBL-Soundsystem, wie es beim XCeed der Fall ist, gibt es hier leider nicht.
Die Sitz- und Lenkradheizungen wurden auch hier den Kia-Erfahrungswerten gerecht und heizten schnell sowie homogen ihre Einsatzareale auf.
Sehr empfehlenswert ist zudem das sogenannte Technologie-Paket, das für gerade einmal 390 Euro erhältlich ist. Es enthält einen Spurwechselassistent, einen Totwinkel-Warner und einen Querverkehrswarner – viel zusätzliche Sicherheit für das Geld.
Varianten und Preise des Kia Stonic Facelift
Das modernisierte Crossover-SUV gibt es aktuell in fünf verschiedenen Ausstattungsvarianten:
- Edition 7 – Das Basismodell startet bei 17.350 Euro und beinhaltet unter anderem bereits Apple CarPlay und Android Auto, 15-Zoll-Räder, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, elektrische Fensterheber und Sitzheizung vorne, DAB+ und einen Lichtsensor.
- Vision – Mindestens 19.350 Euro werden für diese Variante fällig, die zusätzlich noch einen statischen Tempomaten, Parksensoren hinten, eine Klimaautomatik, 16-Zoll-Räder, ein beheizbares Lederlenkrad, einen aktiven Spurhalteassistenten sowie elektrische Fensterheber hinten vorweisen kann.
- Spirit – Eine Stufe darüber beginnt der Spaß ab 20.650 Euro und neben LED-Scheinwerfern und Parksensoren vorne, ziehen ab Werk auch Nebelscheinwerfer, ein Fernlichtassistent sowie elektrisch anklappbare Außenspiegel in den Stonic ein – um nur einige Dinge zu benennen.
- GT Line – Die Variante des Testwagens startet bei 25.150 Euro und veredelt das SUV zusätzlich mit 17-Zoll-Rädern, Smart Key, LED-Nebelleuchten, einem automatisch abblendenden Innenspiegel sowie diversen Anbauteilen für eine sportive Optik.
- Platinum – Die Topausstattung kostet mindestens 26.200 Euro und sorgt für einen weiteren Ausstattungspush dank Navigationspaket, LED-Rückleuchten, Querverkehrswarner, Spurwechselassistent und Sitzbezügen in Lederoptik.
Das Kia Stonic Facelift gibt es ausschließlich mit Frontantrieb. Wer einen Allradantrieb sucht, wird beim nah verwandten Cousin, dem Hyundai Kona fündig.
Als Motoren stehen für das kleine SUV ausschließlich Benzinmotoren zur Verfügung, die je nach Ausstattungslevel angeboten werden. Dazu gehören ein 1.2-Liter Vierzylinder Saugmotor mit 84 PS, ein 1.0-Liter Dreizylinder Turbomotor mit 100 PS sowie ein 1.0-Liter Dreizylinder Turbomotor mit 48-Volt-Mildhybridtechnik und 120 PS.
Die Schaltverantwortung übernimmt ein Handschaltgetriebe, beim schwächsten Motor mit fünf Gängen, bei allen anderen mit sechs Gängen. Optional ist bei allen Motorisierungen – wieder mit Ausnahme des schwächsten Antriebs – eine Doppelkupplungsautomatik mit sieben Stufen erhältlich. Wählt man diese, erhöht sich übrigens das maximale Motordrehmoment auf 200 Newtonmeter.
Fazit – Gezielt in die Gegenwart geliftet
Mit dem Kia Stonic Facelift erhält der Kunde ein Mini-SUV, das optisch nur sehr dezent, technisch dafür umso mehr überarbeitet wurde. Der hinzugekommene Mildhybrid-Antrieb bringt vor allem einen gehörigen Komfortgewinn, der Verbrauchsvorteil war am Ende weniger ausgeprägt als erwartet.
Das Gesamtpaket wirkt nicht allein für die City stimmig und der Crossover-Charakter dürfte weiterhin seine Fans zufriedenstellen.
Im Vergleich zu seiner Konkurrenz kann er sich durch seinen fairen Preis, die gute Verarbeitung und die immer noch unschlagbare 7-Jahres-Garantie behaupten. In Segment der B-SUVs ist Allradantrieb die Ausnahme und so stört es nicht weiter, dass der Stonic auch als Facelift nur mit Frontantrieb erhältlich ist.
Besonders positiv sehen wir die Möglichkeit, das kleine SUV endlich auch mit LED-Scheinwerfern bestücken zu können, denn dies war im Vorfacelift der größte Kritikpunkt.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- gute Verarbeitung
- für die Fahrzeugklasse wertiger Materialeinsatz
- gute, zuverlässige Assistenzsysteme
- komfortables Fahrverhalten
Contra:
Hyundai Kona, Renault Captur, VW T-Cross, Seat Arona, Opel Crossland, Skoda Kamiq Citroen C3 Aircross, Ford Puma, Nissan Juke, Mazda CX-3
Technische Daten: Kia Stonic 1.0 T-GDI 120PS 48V iMT GT Line
- Farbe: Perennial-Grau/Tan Orange Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,14 x 1,76 (2,03 mit Außenspiegel) x 1,51
- Radstand (mm): 2.580
- Antrieb: Dreizylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: 48-Volt-Mildhybridsystem
- max. Leistung: 88 kW (120 PS) bei 6.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 172 bei 1.500 bis 4.000 rpm
- Hubraum: 998 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung (iMT) mit automatischer Segelfunktion
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 128 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 10,4
- Wendekreis (m): 10,4
- max. Bodenfreiheit (mm): 183
- Böschungswinkel vorn/hinten: 16,4°/30,4°
- Kofferraumvolumen (l): 352 bis 1.155
- Leergewicht (kg): 1.225
- Zuladung (kg): 455
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 450/900
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 70
- Tankinhalt (l): 45
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 26.960 Euro (Basispreis: 17.350 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.