Moment, jetzt wird es kompliziert: Der Mazda2 G115 M Hybrid besitzt einen vor rund einem Jahr wieder eingeführten Motor, der hier im Faceliftmodell der dritten Generation des Kleinwagens getestet wird.
Obwohl es seit diesem Jahr eine vierte Generation des Mazda2 gibt, wird die dritte Generation weiterhin gebaut. Grund dafür ist, dass die vierte Generation ausschließlich als Vollhybrid zu haben ist und es sich dabei im Grunde um einen umgelabelten Toyota Yaris handelt.
Zu diesem Test geht es also „back to the roots“ zum vielleicht „echteren“ Mazda2, der seine Topmotorisierung zurück erhielt: den G115 – nun aber als M Hybrid. Hauptakteur unseres Fahrberichts ist ein solcher G115 in einem leuchtenden Rot – zu dem wir gleich kommen – und in der Ausstattung Sports-line.
- Exterieur und Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur und Interieur – Gewohnheiten pflegen
Seit dem Facelift vom japanischen Kleinwagen im Jahre 2020 hat sich nichts verändert. Das Kodo-Design ist ohnehin zeitlos und selbst Mazda-Modelle mit sieben Jahren oder mehr auf dem Buckel sehen nach wie vor zeitgemäß aus.
Das Rot als mittlerweile typische Kommunikationsfarbe bei Mazda, hat sich in den Jahren mehr oder weniger nur in Nuancen geändert – mit Ausnahme der Farbbezeichnung. Los ging es mit einem Rubinrot-Metallic gefolgt von einem Magmarot Metallic und hier heißt die tolle Farbe nun Soul Red Crystal. Dieses intensive Rot sieht aber auch heute noch erstklassig aus und passt auch in diesem Fall bestens zum Mazda2.

Auch im Innenraum wurde nichts verändert. Das anachronistisch wirkende Cockpit mit seinen analogen Instrumenten wirkt fast schon wieder wie ein Statement gegenüber manch überdigitalisierten Hütte und das gecleant wirkende Design des Armaturenbereichs hat definitiv Stil.
Die Materialauswahl ist überdurchschnittlich für ein Auto dieser Fahrzeugklasse und vor allem vorne und im Kofferraum bietet der Mazda2 viel Platz. Was uns diesmal aufgefallen ist: Im Kofferraum gibt es keine Beleuchtung, wodurch das Be- und Entladen bei Dunkelheit erschwert wird. Mazda möchte tatsächlich 80 Euro extra dafür haben, dass der Kofferraum mittels LEDs beleuchtet wird, was wir etwas unverschämt finden. Selbst Autos der monetär günstigen Marken und Klassen besitzen zumindest eine schlichte Glühlampe, um das Ladeabteil zu beleuchten.
Antrieb und Fahreigenschaften – Die alte neue Speerspitze
Mit dem Facelift vor rund zwei Jahren fiel damals die Topmotorisierung G115 aus dem Portfolio. Das hat sich Ende 2021 geändert und der G115 kam zurück – allerdings nun als Mildhybrid.

Geblieben ist es bei 1,5 Litern Hubraum und vier Zylindern in Reihe. Ein Riemenstartgenerator mit 22,5-Volt-System leistet bis zu 5,3 kW und unterstützt nun den Verbrenner beim Anfahren sowie bei der Start-Stop-Prozedur, die dadurch deutlich schneller und komfortabler abläuft.
Die echte Neuheit der Motoren mit der Mildhybrid-Unterstützung ist aber deren neues Verbrennungsverfahren. Bei der sogenannten „Diagonal Vortex Combustion“ wird die angesaugte Luft so geführt, dass sie in eine diagonale Strömung gerät, in der sich der eingespritzte Kraftstoff deutlich besser vermischen lässt. Am Ende wurde die Verdichtung erhöht und die Quintessenz ist ein niedrigerer Kraftstoffverbrauch bei gleicher Leistungsausbeute. Mazda spricht von bis zu elf Prozent Ersparnis.

Da es sich beim Motor um einen Sauger handelt, muss man diesen bei Drehzahlen halten, um sein gesamtes Leistungspotenzial abrufen zu können. Macht man dies, ist der Vortrieb als adäquat zu bezeichnen. Als hilfreich dafür entpuppte sich das knackige und kurz abgestufte Schaltgetriebe. Jeder Schaltvorgang schnalzte flutschend in die jeweilige Gasse – so macht Handschaltung Spaß!

So knackig wie die Schaltung ist auch das Fahrwerk, welches mit straffer Auslegung jeden flotten Lastwechsel mühelos verdaut, Querfugen allerdings gerne den Insassen als imaginären Poltergeist vorstellt. Gemeinsam mit der direkten Lenkung, welche kein Feedback scheut, wirkt der Kleinwagen mit der neuen Topmotorisierung durchaus lebendig.

Ein Sportwagen ist er indes nicht, zumal die Unterschiede zum 90-PS-Bruder überschaubar ausfallen. Zugegeben, eine dreiviertel Sekunde schneller von null auf Tempo 100 ist schon spürbar. Auch die erreichte 200-km/h-Grenze wäre um 17 km/h höher ausgefallen. Wäre? Nun, wir müssen im Praxistest alles geben, viel Anlauf nehmen und es muss auch etwas bergab gehen, bevor nach endlos erscheinender Strecke knapp 196 km/h erreicht wurden. Laut GPS waren das sogar nur 190 km/h. Wo bleiben also die fehlenden zehn Stundenkilometer?

Doch was viel wichtiger ist, ist das Thema Verbrauch. Denn laut Mazda soll der Kleine mit dem neuen Topmotor nur fünf Liter auf 100 Kilometern benötigen. Das haben wir nicht ganz geschafft. Doch ein Gesamtdurchschnitt im Drittelmix von 5,8 Litern, was 0,8 Liter über der Herstellerangabe liegt und einen ganzen Liter über dem Ergebnis mit dem Mazda2 G90. Dieser Preis für das Leistungsplus ist aus unserer Sicht aber akzeptabel. Zumal das Ergebnis auf der Sparrunde mit 3,8 Litern ebenfalls überzeugend ausfiel. Wer dem Mazda2 G 115 M Hybrid dagegen dauerhaft die Sporen gibt, landet bei rund zehn Litern auf 100 Kilometer.
Ausstattung, Komfort, Technik
In der „Sports-line“ als höchste Variante bietet der Mazda2 eine reichhaltige Ausstattung ab Werk. Neben der schnell und nicht ganz geräuscharm arbeitenden Klimaautomatik und der schnellen Sitzheizungen gibt es auch eine Lenkradheizung, die – wie leider immer noch üblich bei Mazda – nur die beiden Griffflächen links und rechts beheizt.

Der optional mit dem „Technikpaket 2“ erhältliche Abstandstempomat ist ein verlässlicher und sanft agierender Assistent und wurde im Test immer wieder gerne genutzt. Erstmals machten wir mit der Fußgängererkennung bei Dunkelheit Bekanntschaft, die wie wir jetzt wissen, sehr zuverlässig reagiert.

Wie auch beim bereits getesteten Mazda2 erfreute uns das sehr gute Licht der Matrix-LED-Scheinwerfer sowie die Versorgung mit vielen Infos über das Head-up Display. Apple CarPlay und Android Auto sichern eine schnelle Kopplung von entsprechenden Mobilgeräten. Aufgefallen ist, dass während dem Musik hören via Apple CarPlay oder Android Auto die Klangeinstellungen nicht verändert werden können. Dies funktioniert nur, wenn die Audioquelle aus dem bordeigenen System stammt.
Dass man selbst in der höchsten Ausstattung eine Mittelarmlehne nur als Option für 250 Euro zusätzlich erhält, ist derweil etwas verwunderlich.
Der Preis des Mazda2 G115 M Hybrid
Die alte neue Topmotorisierung kostet im japanischen Kleinwagen mindestens 23.390 Euro und ist damit zugleich die preisintensivste Variante des Mazda2. Der Grund dafür ist, dass der stärkste Antrieb ausschließlich in Kombination mit der Topausstattung „Sports-line“ angeboten wird.

Das „Soul Red Crystal“ ist übrigens eine von zwölf Farben – elf davon sind aufpreispflichtig – und mit 1.000 Euro die teuerste Lackierungsoption für den Kleinen. Als weitere Option gibt’s das „Technikpaket 2“ mit Abstandstempomat, dem Pre-Crash-Safety-System, einem City-Notbremsassistenten, einer Müdigkeitserkennung und einer 360-Grad-Kamera für 1.800 Euro. Ansonsten bietet Mazda noch diverses Zubehör für den Kleinwagen an, zu dem auch aus unserer Sicht fundamentale Dinge wie eine Mittelarmlehne oder eine Kofferraumbeleuchtung gehören.
Frontantrieb und Schaltgetriebe sind übrigens bei diesem Motor verbindlich.
Fazit – Gelungene Reinkarnation
Freunde der etwas temperamentvolleren Gangart wird es freuen – wenngleich man hier Temperament im Rahmen der Gegebenheiten sehen muss. Der Mazda2 G115 M Hybrid ist jedenfalls eine gelungene Wiederbelebung der Topmotorisierung, denn sie wurde dank umfangreicher Überarbeitung deutlich sauberer und damit effizienter. Unterm Strich bedeutet das weniger Verbrauch bei gleicher Leistung.

Apropos Leistung: Wer den G90 als ausreichend empfindet, spart in gleicher Ausstattung rund 1.400 Euro. Der G115 hat etwas mehr Kraft, was in Summe auch besser zur knackig straffen Abstimmung des Mazda2 passen will. Für echte Sparfüchse gibt es dann noch den ganz neuen Mazda2, der als Vollhybrid und Zwillingsbruder des Toyota Yaris die Effizienzkrone trägt. So gesehen, kann nun praktisch jeder in Mazdas Kleinwagensparte finden, was am ehesten zum eigenen Gusto passt.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- typische Saugmotorenmentalität
- knackige Handschaltung
- straffes Fahrwerk
- vorne gute Platzverhältnisse
- Vielfalt in der Ausstattung
Contra:
Technische Daten: Mazda2 e-SKYACTIV G115 M Hybrid Sports-line
- Farbe: Soul Red Crystal Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,07 x 1,70 (2,03 mit Außenspiegel) x 1,52
- Radstand (mm): 2.570
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit OPF
- Hybridart: Mildhybrid
- max. Leistung: 85 kW (115 PS) bei 6.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 151 bei 3.500 rpm
- Hubraum: 1.496
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltgetriebe
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,0 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,8 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 113 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit Werksangabe/gemessen (km/h): 200/190
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,1
- Wendekreis (m): 10,4
- Bodenfreiheit (mm): 143
- Kofferraumvolumen max. (l): 280 bis 950
- Leergewicht (kg): 1.117
- Zuladung (kg): 423
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 550/900
- Stützlast (kg): 50
- Dachlast (kg): 50
- Tankinhalt (l): 44
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: ca. 25.390 Euro (Basispreis G115: 23.390 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.