Radikale Micramorphose – So stilecht klang 2017 der Claim zum Micra und passt auch heute noch zum hier getesteten Nissan Micra Tekna.
Im NewCarz-Test beweist der Micra im Tekna-Trim mit 100-PS-Dreizylinder, wie Style und Alltag verschmelzen können.
Nissans Portfolio bietet mit dem (Super-)Sport-Duo Nissan GT-R und 370Z was für den Fastlane-Fetischisten, bewährte E-Kompetenz beim Nissan Leaf und mit dem X-Trio, bestehend aus Juke, Qashqai und X-Trail auch etwas für die SUV-Fanbase. Der Micra bedient die Kleinwagenklasse und offeriert für einen Testwagenpreis von vorbehaltlich 22.480 Euro viele Technik- und Komfortfeatures, die in Kombination mit dem knuffig-sportiven Designerdress des Micra ein gelungenes Gesamtbild erschaffen.
Exterieur – Klare Kante und knuffig-kecker Blick
Der getestete Nissan Micra Tekna präsentiert sich in einem asphaltgrauen Dress namens Platinum Silver. Die optionale Metalliclackierung kostet, genau wie das knallige Farbpendant in Energy Orange und Power Blue 590 Euro, wobei auffällige Lackfarben wie das Passion Red mit 790 Euro zu Buche schlagen.
In puncto Design versteckt sich der Nissan Micra keineswegs hinter der Kleinwagen-Konkurrenz. Der Micra setzt sich mit viel Chromzierde in der Front, mit dem überaus weit in die Schulter gezogenen Lichtdesign und Dynamik hauchenden, angedeuteten Spoiler-Lippchen bewusst als Trendsetter in Szene und wirkt gefällig, jung sowie dezent verspielt. Das Highlight der Front ist der keck-knuffige Blick, welcher durch die tief eingezogenen LED-Lichter und den glänzenden V-Motion-Kühlergrill sportiv-edel skizziert wird.
Zum optionalen Package des Testfahrzeugs gehört das Außendesign-Paket Plus Enigma Black, welches 500 Euro kostet und mit Stoßfänger Stylingelementen für die Front und das Heck sowie dunkel nuancierten Seitenleisten und Spiegelkappen aufwartet. Komplettiert wird das Angebot mittels 17-Zoll-Leichtmetallfelgen mit farblichen Akzenten.
Zugegeben, eines der attraktivsten Looks ist ein Nissan Micra in schwarzem Dress mit dem Designpaket in Energy Orange – für Akzente im Tuning-Style ist der Micra eine optisch sehr ansprechende Leinwand für den extrovertierten Kleinwagenfahrer. Die Seitenlinie des Nissan Micra wird durch die Charakterlinie bespielt, welche die Radkästen betont und optisch vergrößert.
Der Knick dieser Sicke umspielt die Fahrertür und mündet in einer konvexen Linie bei der C-Säule, welche die Türgriffe der zweiten Türreihe beherbergt und das Greenhouse extrem schmal erscheinen lässt. Dieses Design wirkt dynamisch und erinnert an futuristische Konzeptfahrzeuge, raubt aber Punkte bei der Übersicht nach hinten. An dieser Stelle schaffen die groß dimensionierten Außenspiegel Abhilfe.
Highlights des Hecks sind die ausgeformten Heckleuchten mit dem V-Design und der zentral platzierte Reflektor im unteren Bereich, welcher Assoziationen an den Nissan GT-R weckt.
Interieur – Rote Akzente für den Mini-GT-R
Das Interieur des Nissan Micra ist stylish, aber durch und durch funktional sowie stimmig skizziert. Prinzipiell findet sich der Pilot schnell zurecht und muss keine Momente des Suchens in Kauf nehmen. Dank des optionalen Interieurpaketes „Leder Inspiration Red“ erwarten den Fahrer Sitze mit Kontaktflächen in Lederausführung, Teillederverkleidungen der Türinnenflächen und ebensolchen Materialien beim Knieschutz und beim Cockpit respektive der Armatur. Dieses Paket schlägt mit 1.000 Euro als teuerster Posten zu Buche, ist aber optisch eine enorme Aufwertung für designaffine Interessenten.
Die Anmutung des Interieurs ist optisch stimmig und funktional, während das Design ergonomisch und zugleich dezent stylish ist. Insgesamt wirkt es aufgeräumt und dank der Farbakzente jung, urban und wertig sodass sich ein harmonisches Gesamtbild ergibt. Die Oberflächen sind im Griff angenehm und der Mix aus silbrigem Glanz, der Klavierlack-Imitation und viel mattem Softtouch gefällt prinzipiell auch dem anspruchsvollen Kleinwagenfahrer und gibt keinen Grund zum Anstoß in puncto Verarbeitung, Geruch und Haptik.
Zu den Features des Nissan Micra gehören die Höhenverstellung des bequem-straff gepolsterten Fahrersitzes, das unten abgeflachte Sportlenkrad mit höhen- und tiefenverstellbarer Lenksäule sowie die Lederummantelung des Schaltknaufes und des Handbremsgriffes. Darüber hinaus wird eine Sitzheizung für die vorderen Plätze geboten, die sich als angenehm-warm bewerten lässt.
An Bord ist auch eine Klimaautomatik. Zur Serie gehören beim Tekna-Trim das Ablagefach in der Mittelkonsole und den Türen, in denen auch eine großvolumige Trinkflasche ihre Heimat findet. On Top kommen elektrische Fensterheber für vorne und hinten, wobei die Fahrerseite über die beliebte Komfortfunktion verfügt, sodass man beispielsweise im Parkhaus nur einmal den Schalter antippen braucht.
Das Smartphone wird zum Laden in ein zugegebenermaßen recht kleines Fach gelegt und mittels USB-Ladekabel geladen. Es kann mittels Bluetooth in einem noch akzeptablen Zeitrahmen gekoppelt werden, wobei man an dieser Stelle merkt, dass tagesaktuelle Systeme weitaus schneller und in puncto Bedienung intuitiver ans Ziel führen.
Der Nissan Micra verfügt über Apple CarPlay und Android Auto, welches sehr gut via 7-Zoll-Display bedient werden kann. Dieses Display verfügt über eine angenehme Größe, ist recht matt und dadurch unempfindlicher für Blendungen und relativ unsensibel in Bezug auf Fingerabdrücke, was positiv auffiel.
Die Rückbank kann asymmetrisch umgeklappt werden und verfügt über eingelassene Gurtschlösser, was den praktischen Wert des Kleinwagens aufwertet. Die Bank verfügt über eine dezente Andeutung von Konturen, wobei die Außensitze sowie der Beifahrersitz Isofix-Kindersitzbefestigungen aufweisen. Der Kofferraum verfügt über ein Volumen von 300 bis 1.004 Litern bei umgeklappter Rückbank. Gestartet wird der Nissan Micra mittels Start-Stop-Knopf neben der Schaltkulisse, sodass der Intelligent Key prinzipiell in der Hosen – und Handtasche verbleiben kann.
Motor und Fahreigenschaften
Der Nissan Micra verfügt über einen stets ruhig-souverän agierenden Dreizylinder mit kultiviertem Lauf. Das maximale Drehmoment liegt bei 160 Newtonmeter, welche ab 2.750 Umdrehungen anliegen. Der Motor verfügt über 999 Kubikzentimeter und leistet 100 PS welche bei 5.000 Umdrehungen erreicht werden.
Somit ist der Nissan Micra von Haus aus nicht exorbitant spritzig, aber dafür mit ungeahnten Langstreckenqualitäten gesegnet und beim Verbrauch stets überschaubar – ein Diesel wird übrigens nicht angeboten.
Im Testzeitraum von über 1.000 Kilometern hat sich ein Durchschnittsverbrauch von fünf bis sieben, im Mittel sechs Litern Superbenzin ergeben, was rund ein Liter über der Werksangabe von 4,6 Litern kombiniert und damit noch im Rahmen liegt.
Fährt man bei Richtgeschwindigkeit entspannt auf Langstrecke, überzeugt ein lang übersetzter fünfter Gang mit niedrigen Drehzahlen, sodass der Dreizylinder auf langen Fahrten fein schnurrt und in keinem Falle mit übermäßigen Motorengeräuschen bis zu den Kleinwagenpassagieren durchdringt.
Der Nissan Micra verfügt über ein angenehm-straffes, aber nicht allzu hartes Fahrwerk, welches einen guten Kompromiss bildet. Lediglich auf langen Strecken wünscht sich der Komfort-Liebhaber hin und wieder eine etwas sanftere Federung. Im Gegenzug gibt es keinerlei Aufschaukeln bei schnellen Spurwechseln und auch kein Eintauchen des Vorderwagens beim Anbremsen vor einer flotten Kurvenfahrt.
Entsprechend präsentiert sich der Micra als echter Allrounder für Roadtrips und den schnellen Trip in die City. Die Bremsen des Micra sind im Vergleich zu Konkurrenten im Kleinwagensegment als sehr gut zu bewerten und die Lenkung ist tendenziell eher leichtgängig, aber gibt durchgehend in allen Geschwindigkeitsbereichen und auf allen Fahrgründen ein valides Feedback.
Insgesamt ist der Nissan Micra mit dem Dreizylinder durchweg zu empfehlen und bietet mit 100 PS genügend Leistung für Alltag und Roadtrip, ohne an der Zapfsäule Löcher in die Reisekasse zu reißen.
Ausstattung des Nissan Micra Tekna
Der Nissan Micra verfügt in puncto Sicherheit über ein ABS, einen Bremsassistenten, ESP und EBD – eine elektrische Bremskraftverteilung. Im Bordcomputer mit 5-Zoll-Farbdisplay kann man den AEB – den Notbremsassistenten mit Kollisionswarnsystem und Warnblinkautomatik – auf Wunsch abschalten.
Ebenso abschaltbar ist der aktive Spurhalteassistent des Nissan Safety Shield, welcher ebenso mittels Bremseingriff agieren kann und über eine Fußgängererkennung verfügt. Ein Abschalten dieser Funktion ist jedoch nicht zu empfehlen, denn ersteres System erfüllt seinen Zweck stets verlässlich und erhöht die Sicherheit so um ein Vielfaches.
Der Nissan Micra verfügt über einen Fahrer- wie Beifahrerairbag, letztgenannter ist abschaltbar, falls man vorne einen Kindersitz befestigt. Mittels Kopfairbags und Seitenairbags für vorne wird der Sicherheitsaspekt in puncto Rückhaltesysteme komplettiert. Zu den weiteren Features des Micra gehört der Berganfahrassistent und das LED-Tagfahrlicht inklusive Fahrlichtautomatik.
Die Voll-LED-Scheinwerfer bekommen selbst von sehr kritischen Lichtbewertern in unseren Reihen eine volle 5-Sterne-Punktzahl mit Superior-Auszeichnung. Diese sind optional und kosten lediglich 600 Euro – definitiv eine lohnende Investition, denn klassisches Halogenlicht kann in puncto Ausleuchtung und Sichtbarkeit nicht ansatzweise mit dieser LED-Technik mithalten.
Apropos Sicht: In urbanen Gefilden fällt die teilweise eingeschränkte, designbedingte Rundumsicht des Nissan Micra ins Gewicht – hier leisten die großen Außenspiegel sowie die serienmäßige Rückfahrkamera und die Parksensoren Abhilfe. Die 360-Grad-Kamera war bei uns bereits im Test und überzeugt die Technikfans mit dem Feature der Oberklasse im Kleinwagensegment.
Mittels „Camera“-Taste am Zentraldisplay hat man den perfekten Rundumblick über alle potentiellen Gefahrenpunkte für unerwünschte Materialverformungen. Unter Beobachtung sind der Bereich rund ums Fahrzeug, die hintere Umgebung, der vordere Bereich und besonders die Zone des vorderen Rades auf der Beifahrerseite. Dank dieser Kamerabilder bleiben die schicken Serien-Felgendesigns immer taufrisch.
Auch im Tekna-Trim Serie: Das integrierte Navigationssystem Nissan Connect mit TomTom-Services konnte im Test überzeugen, wenngleich die Maps-App via Android Auto dank Google-Integration sehr viel häufiger im Gebrauch war. Ebenso gehört das Bose Personal Premium-Soundsystem mit sechs Lautsprechern und der stylischen Integration von Speakern in den Kopfstützen zur Serie und hüllt den Piloten sowie die Mitfahrer in einen voluminösen Klang.
Das BOSE Personal Space kann mittels zentralem Screen gesteuert werden und ergibt eine unmittelbar wummernde Soundhülle, die man so kaum woanders im Segment vorfindet. Möchte man dem DAB+ Angebot lauschen, kann man sich zudem auf eine störungsfreie Wiedergabe verlassen.
Varianten und Preise
Beim Nissan Micra stehen sieben Ausstattungsvarianten und aktuell nur noch zwei Motorenvarianten zur Verfügung. Es stehen der getestete IG-T 100 PS und ein DIG-T mit 117 PS zur Wahl, welche man jeweils mit einem Schaltgetriebe oder einem XTRONIC-Automatikgetriebe koppeln kann.
- Basisversion Visia ab 12.990 Euro mit LED-Tagfahrlicht, einem Berganfahrassistenten und dem autonomen Notbremsassistenten
- Visia Plus ab 15.650 Euro mit einer manuellen Klimaanlage, einem USB-Port und Bluetooth
- Acenta ab 17.450 Euro mit einem Bordcomputer in fünf Zoll, dem 7-Zoll-Audiosystem inklusive DAB+ und Apple CarPlay/ Android Auto
- N-Way ab 16.750 Euro mit Rückfahrkamera und Sitzheizung
- N-Connecta ab 18.650 Euro mit Klimaautomatik und intelligent Key sowie Start/Stopp-Knopf
- Tekna ab 20.150 Euro inklusive NissanConnect Navigation, BOSE Personal Audiosystem, Regensensor und Verkehrszeichenerkennung
- N-Sport ab 20.450 Euro on Top mit Sitzen und Cockpit in Alcantara, einem schwarzen Dachhimmel und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen mit Einsätzen im Carbon-Look
Fazit – Ist das noch ein Kleinwagen?
Der Nissan Micra präsentiert sich als ausgereiftes, modernes und stylishes Fahrzeug, welches insbesondere in der Ausstattungslinie Tekna ein Wunschlos-Glücklich-Paket verspricht und das Versprechen durchweg einhält. Rein in puncto Größe kann der Nissan Micra sogar oberhalb seiner Klassenstufe im Kompaktsegment wildern.
Groß ist beim Micra auch der Auftritt: Ad Acta gelegt ist die Rundlichkeit vergangener Generationen: Der Dauerbrenner Nissans ist nun einer der auffälligsten Kleinwagen im Segment und kann mittels eines Überangebotes an Optionen individualisiert werden.
Preislich spiegelt der Nissan Micra den aktuellen Status Quo der Kleinwagenriege, bietet aber im Gegensatz zur vielzähligen Konkurrenz Features wie eine superbe, serienmäßige Kameraausstattung, Isofix für den Beifahrersitz und ein ausgewogen-basslastiges BOSE-Soundsystem.
Einziger Wermutstropfen: Die Bedienung des Infotainmentsystems ist optisch und intuitiv etwas in die Jahre gekommen und die Kopplung benötigt eine längere Gedenksekunde. Dennoch ist der Nissan Micra nach erfolgreicher Micramorphose ein insgesamt sympathisch-sportiv skizzierter City-Flitzer mit erstaunlich guten Langstreckenqualitäten.
Text / Fotos: NewCarz
Canon EOS 6D
Farbe: Platinum Silver Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,00 x 1.74 (1.94 mit Außenspiegel) x 1,46
Radstand in mm: 2.525
Motor: Dreizylinder Turbo-Ottomotor
Maximale Leistung: 74 kW / 100 PS bei 5.000 rpm
Hubraum: 999 ccm
Max. Drehmoment: 160 Nm bei 2.750 rpm
Getriebe: manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe mit Start-Stopp-System
Antrieb: Vorderradantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm, kombiniert): 4,6 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,0 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 105 g/km
Abgasnorm: Euro 6d
Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,9 Sekunden
Wendekreis: 10,3 m
Leergewicht: 1.135 kg
Laderaumvolumen: 300-1.004 Liter
Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 555/1.200
Stützlast: 75 kg
Dachlast: 40 kg
Tankgröße: 41 Liter
Preis des Testwagens: 22.480 Euro (Basispreis 15.390 Euro)