Der Seat Leon Sportstourer ist der Kombi der Generation vier des Leon, den es seit 2020 gibt.
Viel Erfahrung steckt in der aktuellen Generation, die fast genau 21 Jahre nach dem ersten Leon vorgestellt wurde und die erfolgreiche Leon-Geschichte fortsetzen soll.
Bei der von den Spaniern als Sportstourer benannten Kombivariante handelt es sich erst um die zweite Generation, da es erst seit der dritten Generation des Leon einen Kombi gibt.
Für unseren Fahrbericht fuhren wir den Seat Leon Sportstourer in der Ausstattung XCELLENCE mit einem 150 PS starken 2.0 TDI.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Technik und Komfort
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Mediterrane Linienführung
Dieser Leon ist erwartungsgemäß ein optisch dynamisch erscheinender Vertreter der Kompaktklasse-Kombis. Von vorn ist dieser sofort als Seat zu erkennen, denn die Lichtsignatur ist mit ihrem einem Trapez nachempfundenen Verlauf um die Scheinwerfer unverwechselbar.
Etwas Noblesse soll die Ausstattungslinie XCELLENCE versprechen, zu deren Merkmale unter anderem auch ein schick hervorgehobener Kühlergrill gehört.
Die Seitenansicht offeriert einen in Midnight Black lackierten Kombi mit dezenter Linienführung. Dabei gibt sich dieser Sportstourer nicht überzogen sportlich, lässt aber dennoch eine Portion Dynamik durchscheinen. Dieser Eindruck wird nicht zuletzt am nach hinten versetzten Greenhouse erweckt und dem abfallenden Dach, welches mit der nach hinten stetig ansteigenden Gürtellinie zueinander findet.
Betrachtet man den Kombi von hinten schräg, wirkt der ausgeprägte Überhang manchmal ein bisschen wie ein Appendix, mit dem der Kofferraum quasi hinzugefügt wurde. Hierbei sprechen manche Beobachter sogar von einem etwas pummeligen Eindruck, der allerdings nur aus diesen schrägen Heckperspektiven entsteht. Ein wenig passt der Vergleich zum VW Jetta II, der mitunter missbilligend „Rucksack-Golf“ genannt wurde. Hier sieht es nicht so intensiv aus, aber eine Disharmonie ist in Nuancen auch erkennbar.
Am Heck giert das Infinite Light genannte durchgehende LED-Leuchtenband mit Erfolg um Aufmerksamkeit, welches sich zur Begrüßung und zur Verabschiedung mit Lichtanimationen selbst in Szene setzt. Der geschwungene Leon-Schriftzug suggeriert auch am Kombi eine subjektiv gesteigerte Wertigkeit.
Interieur – Ab B-Säule mehr Raum
Der Innenraum des Seat Leon Sportsourer bleibt loungeartig mit spürbaren Wolhfühlfaktor. Das Interieur unterscheidet sich nicht vom klassischen Leon.
Die Sitze der XCELLENCE-Ausstattung erweisen sich nicht nur bequem, sondern signifikant weicher als die der bereits getesteten FR-Version; hier muss der Kunde entscheiden, welche Polsterung zu ihm passt.
Wesentliche Unterschiede beginnen im Fond, denn hier findet man enorm viel Platz, und zwar gefühlt genauso viel wie im neuen Skoda Octavia Combi – und das will was heißen. Aus Sicht der Redaktion sollte der stilbewusste Familienvater auch das Panorama-Glasdach wählen, denn nicht nur die Kinder in der zweiten Reihe erfreuen sich an dem dadurch gewonnenen Ausblick und so reduziert sich etwaig aufkommende Langeweile schnell auf ein Minimum. Wir hatten dieses nicht im Testwagen, aber es dürfte für eine massive Aufwertung (und -hellung) des Innenraums sorgen.
Der Kofferraum schluckt in normaler Konstellation bereits beachtliche 620 Liter – über 30 Liter mehr als sein Vorgänger. Selbst der neue Octavia Combi kann nur 20 Liter mehr bieten. Weiterhin lässt sich des Leon ST Lagerraum innerhalb weniger Augenblicke auf bis zu 1.600 Liter erweitern – 130 Liter mehr sind das, als beim Vorgänger hineinpassten. Für einen derart designten Kompaktkombi ist das außerordentlich viel Gepäckraum, welcher so maximiert etwa 40 Liter unter dem des Golf 8 Variant liegt.
Obendrein schont die niedrige Ladekante den Rücken und die optional erhältliche, elektrische Heckklappe samt virtuellem Pedal erhöht zudem den Komfortfaktor.
Motor und Fahreigenschaften – Alles da, was man braucht
Lang lebe der Diesel!
Ist das politisch korrekt? Wir meinen aber ja! Das sehen nicht nur wir so, denn bis dato führt für Vielfahrer immer noch kein Weg am Selbstzünder vorbei. Der hier getestete Leon Sportstourer besaß ein Zweiliter-Triebwerk mit 150 PS und 360 Newtonmeter. Diese Leistung entpuppte sich im Test als nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern genau passend.
Während der gesamten Testzeit kam so gut wie nie der Wunsch nach mehr Leistung auf, was nicht zuletzt am ab 1.700 Touren verfügbaren maximalen Drehmoment lag. Der Diesel hält sich akustisch im Kaltstart kaum zurück und nagelt munter das Lied vom Selbstzünden; nach Erreichen der Betriebstemperatur bleibt er dann nur noch von außen als solcher erkennbar. Im Innenraum bekommen die Insassen als Ausnahme unter Volllast etwas von den Arbeitstakten des Selbstzünders mit.
Besonders empfehlenswert ist das adaptive Fahrwerk DCC: Besonders im Modus Comfort mutiert der spanische Kombi zum idealen Reisemobil, nickt und wankt dabei nicht, sondern belohnt Fahrer und Passagiere mit sehr hohem Komfortlevel, der federungstechnisch überraschend viele Unannehmlichkeiten verschlissener Fahrbahnbeläge kompensieren konnte.
Das Fahrverhalten ist in Summe unauffällig und neutral, der Vortrieb souverän und das Doppelkupplungsgetriebe DSG schaltet überwiegend so, wie man es erwartet. Lediglich beim Wechsel zwischen vorwärts und rückwärts benötigt es manchmal eine Gedenksekunde.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt laut Tacho bei 229 km/h – das GPS verrät, es sind echte 218 km/h. Der Sprint von null auf 100 km/h ist nach weniger als neun Sekunden erledigt. Dazu muss man den Sportmodus aktiviert haben, sonst dauert es durch die diktierte Gelassenheit des DSG fast eine knappe Sekunde länger.
Die Lenkung zeigt sich in Abhängigkeit vom jeweils gewählten Fahrmodus von leichtgängig bis leicht straff. Auch hier gilt unsere Empfehlung: Es sollte auf das DCC zurückgegriffen werden, denn hier ist dank dem Modus „Individual“ neben Motorkennlinie und Dämpferstraffheit auch die Lenkung je nach Gusto einstellbar.
Die Bremsanlage erwies sich als standfest und konnte eine adäquate Dosierbarkeit vorweisen. Aktuell gibt es den Leon leider nur mit Frontantrieb. Das einzige Modell mit dem Allradantrieb 4Drive ist der 310 PS starke Leon ST von Cupra, die mittlerweile eigenständig agierende spanische Marke. Doch auch als Fronttriebler weiß der Leon ST zu überzeugen und hielt Antriebseinflüsse beim Beschleunigen nahezu komplett zurück.
Verbrauchstechnisch lag der Seat Leon Sportstourer im Schnitt bei 5,4 Liter auf 100 Kilometer. Bei permanenter Abforderung der vollen Leistung stieg der Verbrauch auf maximal 8,7 Liter und die Sparrunde meisterte der Selbstzünder mit phänomenalen 3,1 Litern auf 100 Kilometer – in puncto Effizienz macht er damit so manchem Hybridfahrzeug gehörig was vor.
Ausstattung, Technik und Komfort
Unser Testkandidat besaß die Top-Ausstattungsstufe XCELLENCE und war dadurch bereits bestens bestückt. Doch erhielt er noch einige Features dazu und wir gehen nachfolgend auf einige davon ein.
Beginnen wir mit den Voll-LED-Scheinwerfern, die für diese Ausstattungslinie zusätzliche 950 Euro aufrufen. Homogenität und Reichweite des LED-Lichts sind auf einem sehr hohen Level, die Helligkeit könnte ein bisschen ausgeprägter sein, was sich aber nur bei Nässe in Kombination mit dunklem Asphalt bemerkbar macht.
Die Rückfahrkamera hilft bei Parkvorgängen, die Darstellung dürfte aber etwas schärfer sein, was vor allem bei Dunkelheit auffällt. Die bereits angesprochene elektrische Heckklappe mit Fußschwenk-Öffnung kostet rund 730 Euro, funktionierte im Test tadellos und erhält daher eine Empfehlung.
Das Infotainment fiel vereinzelt mit einem manchmal träge reagierenden Zentraldisplay auf und die Bedienung ist im Detail etwas umständlich – beides zusammen lenkt den Fahrer mitunter ab. Dieser Umstand ist jedoch nicht nur bei aktuellen Modellen von Seat zu finden, sondern gilt markenübergreifend im VAG-Konzern mit Ausnahme von Audi.
Für das 10-Zoll-Navigationssystem mit 3D-Darstellung und Sprachsteuerung möchte Seat 720 Euro extra. Als Gegenwert erhält man eine verlässliche und schnell kalkulierte Routenführung mit Berücksichtigung von Verkehrsstörungen. Die Kartendarstellung wirkt im Vergleich zur Konkurrenz etwas verspielt.
Das Virtual Cockpit ist dafür sehr gelungen und ermöglicht vielfältige Anzeigekonfigurationen. Die in diesem Modell serienmäßige 3-Zonen-Klimaautomatik benötigt eine Weile, bis sie den Innenraum aufgeheizt hat, bleibt dann aber weitgehend zugfrei.
Genial: Das Ambientelicht ist in puncto Einstellungsvielfalt und Verlauf der Lichtleisten große Klasse. Als Clou wird hier in den Lichtleisten der vorderen Türen auch das Warnlicht des Totwinkelwarners integriert. Die Anzeige dieser Warnung ist aufmerksamkeitsstark und designtechnisch zudem toll umgesetzt.
Sowohl Sitz- als auch Lenkradheizung heizen beide schnell, intensiv und homogen. Apple CarPlay funktionierte auch kabellos und das kabellose Laden von Mobilgeräten funktionierte während des gesamten Tests einwandfrei und ohne Aussetzer.
Varianten und Preise des Seat Leon Sportstourer
Den mediterranen Kombi gibt es aktuell in vier Ausstattungslinien:
- Reference – Die Basisausstattung wird ab 21.920 Euro angeboten und kommt ab Werk mit LED-Scheinwerfern, LED-Nebelleuchten mit Abbiegelicht, 1-Zonen-Klimaautomatik, Keyless, einem 8.25-Zoll-Mediasystem, Front Assist, Müdigkeitserkennung und Spurhalteassistent vom Händlerhof.
- Style – Die nächste Version ist ab 23.900 Euro im Angebot und besitzt serienmäßig unter anderem zusätzlich 16-Zoll-Räder.
- FR – Sportiv zeigt sich die zweithöchste Ausstattung ab 27.700 Euro und erhält on top das Virtual Cockpit, 17-Zoll-Räder, Voll-LED-Heckleuchten mit Infinite Light, Seat Drive Profile und vieles mehr.
- XCELLENCE – Das Topmodell startet ab 27.900 Euro und besitzt neben weiteren Features auch das tolle Ambientelicht und die 3-Zonen-Klimaautomatik zusätzlich.
Als Antriebe stehen vier Benziner, ein Plug-in Hybrid und zwei Diesel zur Verfügung. Als Benziner leistet ein 1.0-Liter Dreizylinder TSI wahlweise 90 PS oder 110 PS. Zur 90-PS-Version wird ausschließlich ein 5-Gang-Getriebe angeboten, die 110-PS-Variante kann wahlweise mit 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang DSG kombiniert werden.
Ein 1.5-Liter Vierzylinder TSI leistet 130 PS – kombiniert mit dem 6-Gang-Getriebe, oder als Mildhybrid mit 150 PS mit dem 7-Gang-DSG. Der Vollhybrid besitzt als 1.4-Liter eHybrid 204 PS Systemleistung und die Kraft wird mittels 6-Gang-DSG verteilt.
Den Diesel stellt Seat als 2.0-Liter TDI mit 115 PS oder 150 PS zur Verfügung. Der kleinere Selbstzünder wird mittels sechs Gängen manuell geschaltet, der Große mit dem 7-Gang-DSG kombiniert.
Fazit – lebendig, wach und praktisch
Der Seat Leon Sportstourer zeigte sich im Test als frische Instanz, wenn es um Kombis der Kompaktklasse geht. Monetär betrachtet, fährt er haarscharf vor dem mittlerweile nicht mehr so günstigen Skoda Octavia. Durch seine eigene energische Charakteristik hat er bereits durch seine Vorgänger eine Fanbase und diese dürfte sich auch durch Modernisierungen in puncto Praktikabilität und Technologie ständig vergrößern.
Die Summe seiner Eigenschaften prädestiniert ihn zu einem idealen Allrounder für den Alltag. Der Diesel ist im Vergleich zum ebenfalls 150 PS starken Benziner, dem eTSI, deutlich sparsamer und besonders auf langen Strecken und bei bevorzugt zügiger Fahrweise klar die bessere Wahl.
Hinzu kommt das tolle Preis-Leistungs-Verhältnis, welches dem Platzhirsch VW Golf Variant sicherlich einige seiner Kunden abluchsen dürfte.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Seat Leon Sportstourer XCELLENCE 2.0 TDI
- Farbe: Midnight Schwarz Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,64 x 1,80 (1,99 mit Außenspiegeln) x 1,45
- Radstand (mm): 2.686
- Antrieb: Vierzylinder Commonrail Dieselmotor mit Turbolader
- Leistung: 110 kW (150 PS) bei 3.000 rpm
- max. Drehmoment: 360 Nm von 1.700 bis 2.750 rpm
- Hubraum: 1.968 ccm
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,8 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 116 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d ISC FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,9 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,5
- Bodenfreiheit (mm): –
- Kofferraumvolumen (l): 620 bis 1.600
- Leergewicht (kg): 1.491
- Zuladung (kg): 589
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 740/1.600
- Stützlast (kg): 80
- Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 45
- Tankinhalt AdBlue (l): 12
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 41.162 Euro (Einstiegspreis ab 21.920 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Habt Ihr eine Neigung zum Poltern v.a. im Sportmodus wahrgenommen? Mein Excellence ist im Sportmodus nicht zu gebrauchen…auf welliger Fahrbahn poltert es schon recht heftig von der Vorderachse…in der komfortabelsten Stellung des DCC tritt dies dagegen in den Hintergrund.