Puristen und Freunde der klassischen Sportwagenkultur werden den Subaru BRZ II lieben – das möchten wir gleich zu Beginn unseres Fahrberichts spoilern.
Anders als geplant, erreichte die zweite Generation des Sportcoupés nun doch Europa und zeigt sich in allen Belangen deutlich ausgebaut.
Mit größerem Motor, mehr Leistung und einer beeindruckenden Optik weiß der Japaner zu überzeugen. Baugleich mit dem Toyota GR86 ist der BRZ aktuell das einzige Modell von Subaru ohne Allradantrieb. Nach einem Erstkontakt mit der Neuauflage war nun der Zeitpunkt gekommen, das Coupé genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wir bewegten für unseren Test den Subaru BRZ II in einem feurigen Ignition Red – die einzige aufpreisfreie Farbgebung für das Sportcoupé.
- Die optischen Änderungen der zweiten Generation
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur und Interieur – Ordentlich nachgeschärft
Die äußere Erscheinung des BRZ lässt seine Betrachter reihenweise verzücken. Die Rundungen der Kotflügel, die geschwungenen Linienführungen und das so herrlich coupé-haft geschwungene Kuppeldach – all das vereint sich im Auge zu einem bildschönen Coupé. Während die technischen Grundlagen für dieses Coupé komplett von Subaru entwickelt wurden, ist das Design ein Ergebnis der kooperativen Arbeit von Subaru und Toyota.



Aus mancher Perspektive erinnern Nuancen an die Zuffenhausener Fraktion, aber auch eine springende Raubkatze von der Insel schien für leichte Inspirationen zu sorgen. Die Front wurde deutlich verjüngt, eine neue Lichtsignatur in den modifizierten Scheinwerfern mit einer massiveren Frontschürze darunter heben das Zepter des Charismas höher als beim Vorgänger.
Doch viele der hübschen Details müssen extra hinzugebucht werden. So kostet die Frontspoilerlippe 570 Euro und die wirklich rassig aussehenden Kotflügelbelüftungen weitere 250 Euro. Am Heck macht der BRZ der zweiten Generation mittels zwei megadicken Endrohren mächtig auf dicke Hose. Leider halten diese Endungen akustisch nicht, was sie optisch versprechen; der BRZ klingt für diese Durchmesser eher brav.





Und auch hier kann der geneigte Besitzer sein Coupé weiter mit Spoilern, Diffusor und Sportabgasanlage aufrüsten – was bei unserem Testwagen aber nicht der Fall war. Neben dem hier zu sehenden Rot werden gegen Aufpreis noch vier weitere Metallic-Farben angeboten.
Im Innenraum wirken die Materialien weniger einfach als beim Vorgänger, der Zentralbildschirm wurde größer und die darüberliegenden Lüftungsdüsen begradigt. Das darunterliegende Klimabedienteil blieb vom Bedienungskonzept her glücklicherweise weiterhin physischer Natur; nur die Anzeigen von Temperatur und Lüfterstärke wurden in die Drehregler integriert.





Extrem gut geschnitten erwiesen sich die Sportsitze, deren Seitenhalt ein klares Statement setzt und die Bezüge aus einem Mix aus Leder und Alcantara nicht nur fürs Auge ein Genuss sind. Im Fond sitzen Erwachsene sehr beengt und fallen förmlich in extrem tief positionierte Sitzschalen. Dort angekommen, müssen sie sich durch die praktisch nicht existente Beinfreiheit mit den Knien ihre Ohren zuhalten. Die Rücksitze sollten daher wirklich nur im Notfall als solche benutzt werden. Kleinkinder mit robustem Magen kommen hier aber bequem unter.





Der Kofferraum schluckt mit seinen 237 Litern zwar geringfügig weniger als sein Vorgänger, doch die umklappbare Rückenlehne erweitert den Gepäckraum, wobei der entstehende Laderaumboden auch absolut eben bleibt – sehr praktisch.
Nur das Umklappen selbst ist eine akrobatische Aktion, denn die beiden Schlaufen links und rechts müssen gleichzeitig gezogen werden, um die Lehne aus der Arretierung zu bekommen. Also benötigt man eigentlich eine dritte Hand, die während des Ziehens der anderen beiden Hände an den Schlaufen die Rückenlehne nach vorne drückt.
Motor und Fahreigenschaften – Driften und Grinsen
Die wichtigste Änderung zum Vorgänger zeigt sich im Antrieb. Der Reihenvierzylinder ist immer noch ein Boxermotor, doch der Hubraum wuchs von zwei auf 2,4 Liter. Eine Zwangsbeatmung bleibt weiterhin aus; der Benziner ist ein klassischer Saugmotor.

Die Leistung klettert von 200 auf 234 PS und das maximale Drehmoment von 205 auf 250 Newtonmeter. Besonders gut spürbar ist der Fakt, dass dieses Maximum deutlich eher, nämlich ab 3.700 Touren anliegt und auch länger beibehalten wird. Demzufolge ist hiermit auch deutlich schaltfauleres Fahren möglich.

Der Motor wirkt stets drehfreudig und das erstklassig abgestimmte Handschaltgetriebe lässt alle Gänge knackig und blitzschnell wechseln. Da kommt Freude auf, denn die Abstufung ist sehr kurzgehalten und wer das Gaspedal durchdrückt, schaltet recht kurzweilig bis zum sechsten Gang durch. Im Sportmodus können Schaltpunktanzeigen am Drehzahlmesser helfen, den optimalen Zeitpunkt für den Gangwechsel zu finden.

Apropos Sportmodus: Ist dieser aktiviert, bleibt das ESP ausgeschaltet, und zwar richtig aus. Keine Lauerstellung für den Fall der Fälle, kein unter der Hand regulierender Eingriff – nix. Das sollte jedem bewusst sein, der dieses Sportcoupé mit Heckantrieb auf diese Art und Weise bewegen möchte. Doch wer es kann, dem macht das höllisch Spaß – versprochen!

Es ist eine Wonne, wie gut es sich im Subaru BRZ II driften lässt. Der Grenzbereich ist nahezu mit Händen greifbar und das Coupé lässt sich auch dabei unglaublich feingranular steuern. Selbst wer noch nie einen Drift probiert hat, kommt mit dem Japaner sehr schnell zurecht. Das sollte allerdings ausschließlich auf abgesperrter Strecke passieren.
Der BRZ in zweiter Generation zeigt eindrucksvoll, dass Leistung allein nicht das ist, was in einem Sportcoupé zählt, sondern auch dessen Fahrwerksabstimmung und das daraus resultierende Handling. Wir hatten im Test derart viel Spaß mit dem Subaru, dass wir uns nur selten nach mehr Power sehnten.

Und im Alltag? Nun, da bleibt dieses Coupe ein Spaßauto; zumindest, wenn es mit diesem Schaltgetriebe kombiniert wird. Denn dessen kurze Abstufung generiert bei höheren Geschwindigkeiten entsprechend hohe Drehzahlen, was auf längeren Autobahntouren nicht unbedingt gefallen muss.
Wer viel auf solchen Strecken unterwegs ist, ist womöglich mit dem gegen Aufpreis erhältlichen Automatikgetriebe besser bedient. Mit diesem ist der Subaru BRZ II zwar zehn Stundenkilometer langsamer und auch der Sprint von null auf Tempo 100 dauert mit 6,9 Sekunden 0,6 Sekunden länger als beim Handschalter. Doch dafür ist das EyeSight-System mit den vielen Assistenten wie Abstandstempomat, Spurhalteassistent, Notbremssystem und Kollisionswarner nur mit der Automatik kombinierbar.

Was uns positiv überrascht hat, war der Durchschnittsverbrauch des Subaru BRZ II. Trotz mehr Leistung blieb der im Drittelmix ermittelte Wert mit 9,3 Liter auf 100 Kilometer unter dem des Vorgängers. Zwar liegt das Ergebnis einen halben Liter über der Werksangabe, doch in Anbetracht des Gesamtpakets geht das in Ordnung.
Die Sparrunde durchfuhren wir mit 6,1 Liter auf 100 Kilometer, was ebenfalls als ein anerkennenswertes Ergebnis gelten darf. Wer permanent mit Vollgas über die Bahn donnert, fährt allerdings zwangsläufig zweistellige Werte ein.
Ausstattung, Komfort, Technik
Den Subaru BRZ II gibt es in Deutschland in nur einer Ausstattung. Diese beinhaltet serienmäßig unter anderem gut ausleuchtende LED-Scheinwerfer mit wirkungsvollem Kurvenlicht und einer wirkungsvollen Hochdruck-Scheinwerferreinigungsanlage, schlüssellosen Zugang, elektrisch verstellbare und anklappbare Außenspiegel, 18-Zoll-Räder, ein 8-Zoll-Infotainment mit DAB+ und per Kabelverbindung bestens funktionierendes Android Auto und Apple CarPlay. Dies ist auch notwendig, denn ein bordeigenes Navi gibt es im Coupé nicht.





Weiterhin finden sich ein digitales Cockpit, eine Rückfahrkamera, das automatische Notrufsystem eCall und schnell sowie flächendeckend arbeitende Sitzheizungen für die beiden vorderen Sitze in der Liste der Serienausstattung.

Der Totwinkelassistent arbeitet zuverlässig, doch die Indikator-LED im Außenspiegelgehäuse ist bei direkter Sonneneinstrahlung nur schwer erkennbar. Der Querverkehrsassistent warnt derweil sehr aufmerksam vor nahenden Verkehrsteilnehmern beim Rückwärtsfahren. Ein einfacher Tempomat hält die zuvor eingestellte Geschwindigkeit; ein abstandsregelnder Tempomat ist nur beim Modell mit Automatikgetriebe erhältlich.
Varianten und Preise des Subaru BRZ II
Wer jetzt Lust auf den BRZ bekommen hat, sollte nicht zu zögerlich agieren, denn für Deutschland sind nur 300 Exemplare vorgesehen. Noch ist das Modell nicht ausverkauft und der baugleiche Toyota GR86 ist nur mit langer Wartezeit bestellbar.

Der BRZ in zweiter Generation startet handgeschaltet bei 38.990 Euro. Das sind rund 2.000 Euro mehr, als der GR86 in Grundausstattung aufruft. In Kombination mit der 6-Gang-Automatik startet das Subaru-Coupé ab 41.990 Euro, also beträgt der Aufpreis dafür 3.000 Euro. Die würden wir uns aufgrund des höheren Fahrspaßes mit der Handschaltung sparen wollen.
Wer eine Sonderfarbe wählt sowie beim Zubehör ordentlich zulangt und alles, was es an aerodynamischen Add-Ons plus einem STI-Schaltknauf und den Fußraumteppichen ordert, kommt auf einen Aufpreis von 5.979 Euro. So würde ein komplett ausgestatteter Subaru BRZ II mit Handschaltung knappe 45.000 Euro kosten.
Wer sich erinnern kann, weiß, dass ein Porsche Cayman der ersten Generation in einer ähnlichen Leistungsklasse fuhr, aber eben deutlich teurer war. So gesehen, ist der BRZ ein attraktives Angebot.
Fazit – Perfekte Einfachheit
Man nehme ein leichtes Coupé, gebe ihm einen Saugmotor über der Vorderachse, verteile die Kraft per Handschaltung auf die Hinterachse – fertig ist ein klassisches Sportcoupé, welches perfekt einfach und einfach perfekt erscheint. Die neue Generation zeigt einen deutlichen Evolutionssprung, ohne dabei das Ur-Konzept zu verwässern.

Allein die optische Erscheinung des BRZ der zweiten Generation ist ein Augenschmaus, der mit einem perfekt abgestimmten Antrieb und Fahrwerk riesige Portionen an Fahrspaß garantieren kann. Mehr braucht es nicht, um echtes Sportwagenfeeling zu erleben. Weder hochtechnisierte Zwangsbeatmung noch irgendwelche Fahrwerksunterstützungen – all das benötigt der Subaru nicht.

Es ist einfach schön, dass es so etwas noch gibt, wenn auch in sehr limitierter Form. Daher möchten wir jedem Interessenten für ein unkompliziertes Sportcoupé den BRZ wärmstens empfehlen.









Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- typischer Saugmotor mit angenehmer Leistungsentfaltung
- extrem knackige Handschaltung
- perfekt austariertes Fahrwerk
- kinderleichtes Handling
- attraktive Optik
Contra:
Technische Daten: Subaru BRZ 2.4 Sport
- Farbe: Ignition Red
- Fahrzeugklasse: Mittelklasse / Coupé
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,27 x 1,78 (2,00 mit Außenspiegel) x 1,31
- Radstand (mm): 2.575
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor ohne Aufladung, mit OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 172 kW (234 PS) bei 7.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 250 bei 3.700 rpm
- Hubraum: 2.387 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung
- Antriebsart: Hinterachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 8,8 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 9,3 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 200 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 226 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,3
- Wendekreis (m): 11,4
- max. Bodenfreiheit (mm): 130
- max. Kofferraumvolumen (l): 237
- Leergewicht (kg): 1.275
- Zuladung (kg): 395
- Tankinhalt (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 39.905 Euro (Basispreis: 38.990 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.