Knapp vier Jahre ist es her, als wir den Vorgänger des VW Tiguan Allspace Facelift auf Herz und Nieren testeten – eine gute Gelegenheit, um die Modellpflege mit diesem zu vergleichen.
Mit dem Facelift ist der Allspace in der stärksten Motorisierung nicht nur erstarkt, sondern erhielt einige weitere interessante Updates, die ihn in puncto Komfort und Sicherheit noch besser da stehen lassen.
Unser Test-Tiguan in XXL kam in der Farbe Pyrit Silber Metallic zu uns auf das Testgelände gerollt. Zeit für einen weiteren Test.
- Der Tiguan Allspace außen und innen
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Optische Änderungen außen und innen
Auf den ersten Blick fällt die neue Front auf, die sich der Allspace mit dem konventionellen Tiguan teilt und dank R-Line Ausstattung einen dezent dynamischen Touch verströmt. Die markante Lichtsignatur des IQ.Light dürfte auch Nicht-Kennern ins Auge stechen, sie sieht moderner aus als zuvor und verjüngt das ansonsten – und vor allem im Vergleich zu diversen Wettbewerbern – eher biedere SUV an einer wichtigen Stelle.
Seitlich betrachtet, lässt sich der Allspace schnell an den verlängerten hinteren Türen erkennen – etwas, das bereits beim Vorfacelift der Fall war.
Am Heck gibt’s ebenfalls eine neue Lichtsignatur, was dem geneigten Betrachter sowohl tagsüber als auch bei Nacht auffällt, denn diese illuminiert unabhängig von den Umgebungslichtverhältnissen permanent.
Das Pyrit Silber steht dem Tiguan erstaunlich gut. Man sollte allerdings immer das Black Style Paket dazu bestellen, da die hieraus entstehenden Kontraste mehr Dynamik ins Gesamtbild bringen.
Im Innenraum gibt es weniger Neuerungen – und das ist auch in Ordnung so, da bereits der Vorgänger vom Raumgefühl und dem Materialeinsatz sowie dessen Verarbeitung überzeugen konnte. Das Infotainment erhielt ein Update und hat sich leider vom manuellen Drehregler für die Lautstärke getrennt – da sagen wir auch an dieser Stelle schade.
Die Sitze bieten vorn sehr viel Auflagefläche und auch hinten reist man im Allspace – hier ist der Name Programm – bei enormen Platzverhältnissen sehr komfortabel. Der Kofferraum offeriert weiterhin sehr viel an Stauraum – es sind sogar ein paar Liter mehr als im Vorfaceliftmodell – doch als 7-Sitzer sieht dies etwas anders aus.
Reisen hier sieben Personen mit Gepäck, wird’s besonders fürs Gepäck schnell sehr eng. Hierfür ist der Tiguan einfach eine Nummer zu klein und sollte daher entweder zum Reisen als opulenter 5-Sitzer herhalten oder zum überwiegenden Anteil für Personentransporte dann als 7-Sitzer.
Motor und Fahreigenschaften – Leichtölsprinter mit Sparfimmel
Der stärkste 2.0 TDI ist eine Bank, was Souveränität anbelangt und macht bereits dem Golf GTD oder dem Golf Alltrack ordentlich Beine. Er erreicht zwar nicht den kultivierten und laufruhigen Charakter der Selbstzünder von BMW oder Jaguar Land Rover und auch die 200 PS fühlen sich hier nicht nach noch mehr an. Aber in Bezug auf Dauerlauf-Eigenschaften mischt er ganz vorne mit und hält hier die Lanze sehr hoch.
Kein Wunder, dass er auch im VW Tiguan Allspace Facelift souveräne Arbeit leistet und das SUV adäquat in Bewegung setzt und hält. Das 7-Gang-DSG zeigt wieder einmal die übliche Gedenksekunde, die besonders bei Lastwechseln spürbar wird und diese Unart sich wie ein Faden durch fast alle Doppelkupplungsgetriebe des VAG-Konzerns zieht.
Die Bremsen vernichten die kinetische Energie souverän und auch die Progressivlenkung gibt keinen Grund zur Beanstandung, da sie sowohl Feedback als auch Rückstellmoment in hohen Maßen zeigt sowie eine sich zur Geschwindigkeit variabel agierende Leichtgängigkeit viel Sicherheit garantiert.
Beim Fahrwerk gilt: Lieber das adaptive Fahrwerk DCC für reichlich 1.000 Euro mitbestellen, denn die Spreizung zwischen Comfort und Sport ist sehr hoch, wodurch das SUV einen breitbandigen Charakter erhält. Den insgesamt eher gemütlichen Fahreindruck bewahrte sich aber auch das VW Tiguan Allspace Facelift und bevorzugt eindeutig die eher gelassene Art der Fortbewegung. Der längere Radstand verbessert den ohnehin guten Geradeauslauf und das fördert wiederum die Langstreckenmentalität des Wolfsburgers.
Dank dem Allradantrieb 4Motion ist Traktionsverlust kein Thema für den großen Tiguan, doch ins echte Gelände will er damit nicht. Da würden ihm auch seine eher kleinen Böschungs- und Rampenwinkel im Wege stehen. Das überlässt er anderen und brilliert dafür auf schlechten Wegen oder bei winterlichen Straßenzuständen. Insgesamt fördert der Tiguan Allspace eine sehr brave Mentalität zutage und man spürt ab dem ersten Kilometer, dass man in einem deutschen Auto sitzt.
Beim Verbrauch hat auch das am stärksten motorisierte Tiguan Allspace Facelift dank dem überarbeiteten Motor eine klare Verbesserung gezeigt. Trotz 20 PS mehr in petto, kamen wir auf einen Durchschnittswert von 7,4 Litern auf 100 Kilometer – das ist ein halber Liter weniger als der Vorgänger konsumierte.
Auf der Sparrunde erreichte der XXL-Tiguan mit nur 4,2 Litern auf 100 Kilometer einen erstklassigen Wert für diese Fahrzeugklasse und unterbot damit auch Wettbewerber wie den Dicovery Sport mit vergleichbarem Antrieb.
Ausstattung, Komfort, Technik
Das VW Tiguan Allspace Facelift ist von Haus aus gut ausgestattet. Dazu gehört unter anderem das sehr gute IQ.Light, welches klar zu den besten Lichtsystemen dieser Klasse gehört.
Doch auch hier gibt es eine schier sich endlos anfühlende Optionsliste, auf der neben einer Anhängerkupplung für knapp 900 Euro auch ein Head-up Display für 565 Euro steht. Dieses wird allerdings nicht wie bei anderen Wettbewerben als vollwertiger Projektor für die Frontscheibe angeboten, sondern als Sparlösung, bei der die Daten auf eine Plastikscheibe projiziert werden.
Beim Verriegeln legt der Allspace für 180 Euro extra die Außenspiegel an und das knapp 1.700 Euro teure Navigationssystem offeriert eine zuverlässige Routenführung inklusive Berücksichtigung etwaiger Verkehrsmodalitäten. Das Infotainment wirft als solches keine Fragen auf. Es ist zwar nicht so topmodern gestaltet, wie beispielsweise im aktuellen Golf, aber dafür, um Welten einfacher zu bedienen – vor allem während der Fahrt.
Sehr vorteilhaft ist auch die separate Klimaeinheit, welche zwar ebenso mit Sensortasten ausgerüstet wurde, dennoch während der Fahrt gut bedienbar bleibt. Das Soundsystem aus dem Hause Harman/Kardon wird seinem Namen gerecht und bietet einen sehr natürlichen und dadurch angenehmen Klang.
Varianten und Preise des VW Tiguan Allspace Facelift
Den Tiguan mit verlängertem Radstand kann man mit vier verschiedenen Motoren erwerben:
- Zwei Benziner: Ein 1.5-Liter TSI mit 150 PS in Kombination mit Frontantrieb ab 38.970 Euro sowie ein 190 PS starker 2.0 TSI mit Allradantrieb ab 45.555 Euro.
- Zwei Diesel: Ein 2.0 TDI mit 150 PS und wahlweise Front- (ab 42.555 Euro) oder Allradantrieb (ab 47.020 Euro) und den hier gefahrenen 2.0 TDI mit 200 PS ab 49.255 Euro, den es ausschließlich mit 4Motion Allradantrieb in Kombination gibt.
Die beiden kleineren Antriebe sind mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert und das 7-Gang-DSG ist als Option für rund 2.300 Euro Aufpreis erhältlich. Die beiden stärkeren Antriebe werden stets mit dem Doppelkupplungsgetriebe kombiniert.
Fazit – Bewährtes bewahrt und an richtiger Stelle optimiert
Mit dem VW TIguan Allspace Facelift haben die Wolfsburger ihren gestreckten Kassenschlager gekonnt modernisiert, ohne ihn charakterlich umzuerziehen. Wenngleich sich der ein oder andere vielleicht etwas mehr Eigenständigkeit – oder auch Temperament – gewünscht hätte, so dürfte aus unserer Sicht wichtiger sein, dass die Mehrheit der Zielgruppe mit diesem Facelift sehr zufrieden sein wird.
Mehr Platz im Fond und Kofferraum oder mehr als fünf Personen zu transportieren sind die Kernkompetenzen des VW Tiguan Allspace Facelift und das beherrscht er souverän – auch und vor allem auf der Langstrecke.
Vieles wurde beibehalten und einiges behutsam überarbeitet – in Summe wirkt das Auto nun jünger und frischer. Wir sind gespannt, wie sich das Facelift gegen seine Konkurrenz in Form von Skoda Kodiaq Facelift und Seat Tarraco schlagen wird.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- großzügige Platzverhältnisse
- riesiger Kofferraum (5-Sitzer)
- komfortable und sichere Fahrcharakteristik
- kraftvoller und sparsamer Antrieb
Contra:
Technische Daten: VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR R-Line 4Motion
- Farbe: Pyrit Silber Metallic
- Fahrzeugklasse: Mittelklasse SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,73 x 1,86 (2,10 mit Außenspiegel) x 1,69
- Radstand (mm): 2.789
- Antrieb: Reihenvierzylinder Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 147 kW (200 PS) bei 3.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 400 bei 1.750 rpm
- Hubraum: 1.968
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Allrad 4Motion
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 174 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 7,8
- Wendekreis (m): 11,9
- Bodenfreiheit (mm): 201
- Böschungswinkel vorn/hinten: 16,8°/15,6°
- Rampenwinkel: 16,1
- Kofferraumvolumen 7-Sitzer/5-Sitzer/maximal (l): 230/760/1.920
- Leergewicht (kg): 1.790
- Zuladung (kg): 590
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.500
- max. Stützlast (kg): 100
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 58
- AdBlue Tank (l): 12
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 66.283 Euro (Basispreis 200-PS-Diesel: 49.255 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.