Die Laufbahn des Hyundai Bayon ist noch jung – erst im letzten Jahr erblickte der Crossover das Licht der Welt und möchte im Kleinwagensegment entsprechend seiner Art Akzente setzen.
Akzente deswegen, weil er kein klassisches SUV ist, sondern viel mehr Crossover als viele andere Protagonisten, die sich so benennen.
Grund genug, um den Koreaner einem detaillierten Test zu unterziehen. Unser Testfahrzeug fuhr in der höchsten Ausstattung „Prime“ auf unser Testgelände.
- Das Exterieur des Bayon
- Der Innenraum
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Alles, nur nicht SUV
Zuallererst fallen die vielen Kanten und Falze am Außenkleid auf, die im Fall unseres Testwagens durch das eher zurückhaltende Mangrove Green noch exponierter in den Blick geraten.

Interessant ist, dass die Front mit den auf mehrere Etagen verteilten Leuchten zwar auch dem Stil anderer Hyundai-Modelle folgt, hier jedoch abgegrenzt davon anders erscheint. Gemeinsam mit dem vereinnahmend erscheinenden Frontgrill, wirkt der Bayon von vorne betrachtet relativ ernst.

Die Seitenansicht weist dank der besagten Kanten und Sicken eine nahezu expressionistische Note. Eine minimale Nuance Coupé schwingt dabei mit und erinnert entfernt an einen VW Taigo, bleibt dessen SUV-Merkmalen aber fern.

Den Heckbereich dominieren LED-Rücklichter in Bumerang-Form, die mittels Reflektorband miteinander verbunden wurden. Auch hier bestimmen die vielen Knicke und Kanten das Blechkleid – Abgrenzungspotenzial ist also umfassend gegeben.
Interieur – Der Hyundai Bayon ist linientreu bis ins Detail
Das, was den extrovertierten Außenanblick des Hyundai Bayon ausmacht, sucht man im Innenraum vergeblich. Experimente hat man hier nicht gewagt und stattdessen auf Bewährtes zurückgegriffen.

In diesem Fall bedeutete das die Übernahme des Interieurs aus dem Hyundai i20. Vom Lenkrad über das digitalisierte Cockpit bis hin zu den Sitzen – alles stammt aus dem Kleinwagen. Allerdings ist die Sitzposition im Bayon spürbar höher und auch der Ein- und Ausstieg gelingt entsprechend einfacher.

Die Sitze liefern akzeptable Auflageflächen und -lehnen, bleiben dadurch auch auf Reisen mittlerer Entfernungen gutmütig zu den Stützapparaten der Insassen. Seitenhalt gibt’s wenig, doch das ist hier nicht relevant. Die Rückbank bietet für zwei Personen ausreichend Platz im Rahmen eines Kleinwagens, was der Bayon ja ist.
Der Kofferraum offeriert mit 334 Litern einen guten Wert. Dem erwähnten Taigo kann er das Wasser allerdings nicht reichen und auch beim Vergleich mit dem T-Cross – beides Modelle im direkten und indirekten Wettbewerb – muss er sich geschlagen geben.
Motor und Fahreigenschaften – Unaufgeregt und souverän
Den Vortrieb sichert im Hyundai Bayon ein Dreizylinder Turbobenziner mit einem Liter Hubraum. Dieser 120 PS starke Verbrenner leistet bis zu 200 Newtonmeter Drehmoment und wurde mit einem 48-Volt-Mildhybridsystem kombiniert.

Diese stärkste für den Bayon verfügbare Antriebsoption wurde hier mit einem intelligenten 6-Gang-Handschaltgetriebe kombiniert. Intelligent deshalb, da die elektronische Kupplung je nach Gegebenheit auch automatisch den Motor vom Getriebe trennt, wodurch beispielsweise das Segeln ermöglicht wird, was sonst meist nur Automatikgetrieben vorbehalten bleibt.

In unserem Praxistest über viele hundert Kilometer hatte der Bayon allerdings ziemlich selten Lust aufs Segeln, was uns ein wenig verwundert hat. Außerdem fordert die Schaltanzeige im Cockpit sehr oft zum Hoch- oder Runterschalten auf und man hat dabei stets den Eindruck, dass dies zu früh der Fall wäre. Vor allem beim Hochschalten resultiert der gehorsame Gangwechsel in ein brummig untertouriges Vorankommen, was vielleicht besonders effizient, aber keineswegs komfortabel erscheint.

Auch waren die Testfahrer vom Fakt genervt, dass der Bayon nur auf die Betätigung des Startknopfes reagiert, wenn sich die Schaltung in Neutralstellung befindet. Hier wäre die Kombination mit einem getretenen Kupplungspedal – so wie es fast alle anderen machen – deutlich sinnvoller.

Das Fahrwerks-Setup des Crossover ist leicht in Richtung Komfort getrimmt. Dadurch legt der Koreaner eine gute Federungsmanier an den Tag und kann auch mittelschwere Verwerfungen der Fahrbahn gut kompensieren. Die Fahreigenschaften bei forcierter Fahrweise gelten als neutral und man muss es schon darauf anlegen, bis der Hyundai über die Vorderräder schieben möchte.
Die leichtgängige Lenkung wirkt ein bisschen gefühllos, mit Ausnahme bei aktiviertem Sportmodus, bei dem ein Hauch mehr Direktheit ins Spiel kommt. In Kombination mit den kurzen Schaltwegen und den knackig einrastenden Gängen kann man schon das ein oder andere Lächeln im Fahrerantlitz beobachten.

Sportiv wird es dabei allerdings nie – das ist auch nicht die Prämisse dieses Crossover. Mit 10,4 Sekunden von null auf 100 km/h sind sicher keine Ampelstarts zu gewinnen, doch das hohe Drehmoment steht bei 2.000 Touren in seinem Maximum zur Verfügung, was den Fahrer schnell zum untertourigen Fahren animiert – das soll ja bekanntlich auch Sprit sparen.
Doch wie unsere Verbrauchsermittlung offenbarte, ist das nicht immer der Fall. Im Gesamtdurchschnitt konsumierte der Dreizylinder 6,9 Liter auf 100 Kilometer Fahrstrecke. Das sind knapp eineinhalb Liter mehr als die Werksangabe verspricht.

Die Sparrunde absolvierte der Benziner trotz Mildhybridtechnik mit 4,3 Litern – keine Glanzleistung im Vergleich zu Mildhybriden im konkurrierenden Umfeld. Gibt man dem Hyundai Bayon die Sporen und hält sich möglichst nah an den maximal möglichen 185 km/h auf, fließen auf 100 Kilometern rund 13 Liter durch die drei kleinen Brennräume.
Ausstattung, Komfort, Technik im Hyundai Bayon
Bei der bestmöglichen Ausstattungslinie „Prime“ darf sich der geneigte Käufer eines Bayon bereits auf eine gute Befüllung seines Crossovers mit Annehmlichkeiten freuen. Dazu gehören unter anderem die sehr hell und weit ausleuchtenden LED-Scheinwerfer, deren Lichtkegel dazu nahezu fleckenfrei bleibt und somit ein hohes Maß an Sicherheit bei Nachtfahrten gewährleisten können.
Das Ambientelicht bleibt einfarbig blau, bringt aber etwas Atmosphäre in das Interieur. Genau hinschauen darf man allerdings nicht, denn in den Türablagen sieht man die etwas lieblos eingeklebte Lösung in Form von Leuchtstäben.

Als eine Überraschung war das Soundsystem aus dem Hause Bose zu bezeichnen. Hyundai setzt bei seinen kleinen Modellen nicht auf Krell-Systeme, sondern setzt auf die bewährten Lösungen aus dem Hause Bose, was sich als kluger Schachzug entpuppt. Denn im Vergleich zu Premium-Systemen in Konkurrenz-Modellen, wie beispielsweise die Beats-Anlagen bei VW, triumphiert die Bose mit fast unverschämter Dynamik, die man gut und gerne auch eine Klasse höher einordnen darf.

Dieses Bose-System erhält man in einem Paket gemeinsam mit einem Navigationssystem, welches in puncto Routenführung und Kartendarstellung zu den besten auf dem Markt gehört. Lediglich die Sprachsteuerung sollte nachgebessert werden, denn sie hatte massive Verständnisprobleme, was bei anderen Hyundai-Modellen so nicht zu beobachten war.
Weiterhin gehört zu diesem Paket ein größerer Zentralbildschirm und diverse Telematikdienste sowie Life-Services dank einer permanenten Onlineverbindung. Durch all diese Features wird der anfangs happig erscheinende Paketpreis von knapp 1.500 Euro wieder etwas relativiert.

Das Infotainment glänzt mit einer schlüssigen Bedienung und die beiden Konnektivitätslösungen Android Auto und Apple CarPlay funktionierten im Test einwandfrei. Die Sitz- und Lenkradheizungen arbeiten schnell und bei konstanter Heizleistung. Auch die Fondpassagiere kommen optional in den Genuss einer Sitzheizung.

Innerhalb von Ballungsgebieten sehr vorteilhaft: Beim Verriegeln – auch über Keyless – klappt der Bayon die Außenspiegel elektrisch an.
Bei den Assistenzsystemen an Bord fiel die Verkehrszeichenerkennung durch ihren treffsicheren Job positiv auf. Der Spurhalteassistent bildete hingegen das direkte Gegenteil. Denn dieser erkannte Fahrspurmarkierungen, wo gar keine existierten, und schlug dann bereits Alarm, wenn man innerhalb tatsächlich existenter Fahrspurlinien nur ein Quäntchen von der Fahrspurmitte abweichen wollte. Im Grunde konnte dieser Assistent nicht sinnvoll genutzt werden und wurde daher meist kurz nach Fahrtantritt von seiner Paranoia erlöst.

Übrigens gibt es für 750 Euro ein Assistenz-Paket-Plus, welches neben einem Totwinkelwarner mit Ausparkfunktion auch einen Ein- und Ausparkassistenten sowie einen Querverkehrswarner fürs Heck mit Notbremsfunktion beinhaltet. Aufgrund der Fülle dieses Pakets möchten wir dieses empfehlen.
Varianten und Preise des Hyundai Bayon
Den Crossover aus dem Kleinwagensegment bietet Hyundai in vier Ausstattungen und aktuell einem Sondermodell an.
- Pure – Der Einstieg beginnt bei 17.260 Euro und neben einer Klimaanlage gibt es unter anderem DAB+, einen Fernlichtassistenten, einen Lichtsensor und einen autonomen Notbremsassistenten plus Frontkollisionswarner mit Fahrradfahrererkennung serienmäßig.
- Select – Eine Stufe darüber wartet der Bayon zusätzlich mit elektrischen Fensterhebern, 16-Zoll-Rädern, Parksensoren hinten und einem Lederlenkrad auf – Startpreis liegt hier bei 20.515 Euro.
- Trend: Ab 23.060 Euro gibt’s obendrauf einen 8-Zoll-Zentralbildschirm mit Android Auto und Apple CarPlay, das digitale Cockpit, Ambientelicht, Sitzheizungen vorn plus Lenkradheizung – um nur einige zu benennen.
- Prime – Das Flaggschiff startet ab 27.190 Euro und on top freut sich der Besitzer über 17-Zoll-Räder, LED-Scheinwerfer, das Keyless-Start- und Zugangssystem sowie das Navigationssystem mit 10.25-Zoll-Bildschirm und permanenter Onlineverbindung.

Als Sondermodell wird derzeit Connect & Go angeboten; für 21.650 Euro gibt es das 10.25-Zoll-Navi, das digitale Cockpit, Rückfahrkamera mit Parksensoren hinten und eine Klimaautomatik ab Werk.
Als Motoren stehen drei Benziner zur Verfügung: Ein Vierzylinder mit 1.2 Liter Hubraum leistet als Saugmotor 84 PS und ist ausschließlich in der „Pure“-Ausstattung zu haben. Ein 100 PS leistender 1.0-Liter Dreizylinder wird mit oder ohne 48-Volt-Mildhybridtechnik angeboten und das nur in Verbindung mit den Linien „Select“ und „Trend“. Ausschließlich die „Prime“ wird mit dem 120 PS starken 1.0-Liter Dreizylinder plus 48-Volt Mildhybrid kombiniert.
Die Kraftübertragung übernimmt beim 84-PS-Sauger ein 5-Gang-Schaltgetriebe und beim 100-PS-Dreizylinder eine 6-Gang-Handschaltung. Die Benziner mit Mildhybridunterstützung können wahlweise mit dem iMT – dem intelligenten 6-Gang-Schaltgetriebe – oder einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert werden.
Alle Hyundai Bayon fahren mit Vorderradantrieb.
Fazit – Charakterdarsteller für City & Co.
Man sieht es dem Bayon bereits an, dass er eher für urbane und suburbane Terrains prädestiniert ist. Dazu polarisiert er mit seinem extrovertierten Äußeren und zeigt Charakter, wie kaum ein anderer in seiner Klasse. Individualisten werden so etwas lieben.

Dass er auf dem Hyundai i20 basiert, ist vor allem im Innenraum erkennbar, doch der etwas bequemere Einstieg, ein Plus an Kofferraum sowie die höhere Sitzposition finden sicher sehr viele Sympathisanten, die unter selbstbewussten Senioren genauso wie auch unter jungen Pärchen oder Hipstern zu finden sein dürften.

Fahrtechnisch bleibt der Bayon ein klassischer Hyundai: sicher und zuverlässig, sowie auch stets unaufgeregt. Dank diverser Ausstattungsmöglichkeiten, kann er mit einer zusätzlichen Prise Komfort und einem Plus an Sicherheit veredelt werden.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- angenehme Fahreigenschaften
- erhöhte Sitzposition
- knackige Handschaltung
- gute Ausstattungsmöglichkeiten
Contra:
Technische Daten: Hyundai Bayon 1.0 T-GDI 48-V-Mildhybrid iMT Prime
- Farbe: Mangrove Green Uni
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen Crossover-SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,18 x 1,78 (2,04 mit Außenspiegel) x 1,50
- Radstand (mm): 2.580
- Antrieb: Dreizylinder Turbo-Ottomotor mit OPF
- Hybridart: 48-Volt-Mildhybrid
- max. Leistung: 88 kW (120 PS) bei 6.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 200 bei 2.000 bis 3.500 rpm
- Hubraum: 998
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung iMT mit automatischer Kupplung
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,5 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,9 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 125 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 10,4
- Wendekreis (m): 10,4
- Bodenfreiheit (mm): 165
- Kofferraumvolumen (l): 334 bis 1.128
- Leergewicht (kg): 1.120
- Zuladung (kg): 540
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 450/1.110
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 70
- Tankinhalt (l): 40
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 91 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 27.590 Euro (Basispreis: 17.260 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.