Seit drei Jahren gibt es den Jeep Avenger und als e-Hybrid – genauer gesagt als Mild-Hybrid – wurde er vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Genau diesen unterzogen wir einem Test.
Als kleiner Bruder des Jeep Renegade ist der Avenger (Avenger zu Deutsch: Rächer) zugleich das erste vollelektrische Modell der Marke Jeep und seit letztem Jahr wird der Mildhybrid auch mit Allradantrieb angeboten.
Unser Testwagen besaß als „Summit“ die höchstmögliche Ausstattung und übte sich dank der introvertiert wirkenden Farbgebung „Stone Grey“ für 890 Euro extra, optisch etwas in Zurückhaltung.
Das Wichtigste im Überblick
- Gefälliges Kleinwagen-SUV nach typischer Jeep-Manier bietet viel Auto fürs Geld.
- Guter Mild-Hybridantrieb mit angemessenen Verbrauchseigenschaften trifft auf teilweise burschikoses Fahrverhalten.
- Umfangreiche Ausstattungsoptionen bieten einer breiten Zielgruppe viele Möglichkeiten.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort & Technik
- Varianten & Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Jeep-DNA bis ins Detail
Von außen betrachtet, kann es der Avenger in der Tat nicht leugnen, zu welcher Marke er gehört. Markenkonform zeigt sich daher die Fahrzeugfront mit dem typischen Frontgrilldesign, den auch andere Modelle von Jeep präsentieren. Unbedarfte können so klar erkennen, dass es sich um einen Jeep handelt, nicht aber, um welches Modell, denn Ähnlichkeiten zum großen Bruder Renegade bergen da etwaige Verwechslungsgefahren.





Detailverliebt waren die Designer von Jeep schon immer und blieben auch in diesem Fall ihrem Credo treu. So findet sich an der Front und an den Felgen eine abstrakte Darstellung des Frontgrills des Ur-Jeeps, dessen unverkennbares Design selbst Laien als solchen erkennen lassen.
Weiterhin findet sich einmal an der Frontscheibe eine Silhouette eines Entdeckers mit Fernrohr und an der Heckscheibe windet sich eine Gebirgskette oberhalb des Heckscheibenwischers auf dem Glas.





Genügend Offroad-Affinität strahlt der Avenger zudem durch seine rundum verlaufende Beplankung, die kurz gehaltenen Überhänge vorn und hinten sowie einen simulierten Unterfahrschutz am Heck aus.
Interieur – Zweckmäßig, robust, aber nicht langweilig
Der Innenraum des Jeep Avenger e-Hybrid erscheint robust und wie geschaffen für den gern mal auch etwas schrofferen Alltag. Dabei wirkt nichts billig oder pragmatisch, sondern solide und sauber verarbeitet. Das digitale Zeitalter wird auch nicht ausgeklammert und liefert Inhalte auf zwei je 10.25 Zoll großen Screens – einer für das Cockpit und einer als Zentralbildschirm.





Diverse „echte“ Schalter und Knöpfe halten das Bedienkonzept einfach und auch während der Fahrt gut bedienbar. Das Platzangebot ist vorne ordentlich und die Sitze bieten genügend Auflageflächen. Im Fond könnte es gern etwas mehr Beinfreiheit geben, die für Personen ab 1,85 Metern etwas zu gering ausfällt.





In den Kofferraum passen standardmäßig 380 Liter, was in etwa dem eines aktuellen Golf entspricht. Damit liegt der Avenger im Durchschnitt seiner Klasse. Maximiert schluckt das Ladeabteil immerhin 1.277 Liter, was für das Gros der alltäglichen Bedürfnisse ausreichen sollte.
Antrieb und Fahreigenschaften – Burschikos großgeschrieben
Als Antrieb fungiert im Jeep Avenger e-Hybrid, wie es der Name bereits suggeriert, ein Hybridsystem, bestehend aus einem 1.2-Liter-Turbobenziner, der durch einen im Automatikgetriebe integrierten E-Motor unterstützt wird. Der Verbrenner holt aus seinen drei Zylindern 100 PS und der kleine Elektromotor steuert 29 PS bei. Wichtig: Seit diesem Monat wurde die Leistung des Benziners auf 110 PS erhöht. Wir testeten hier aber die 100 PS-Variante.

Aufgrund der geringen Leistung des E-Motors zählt der Avenger e-Hybrid zu den Mild-Hybriden, obwohl er durchaus kleinere Strecken rein elektrisch zurücklegen kann. Den E-Support spürt man am ehesten beim Anfahren und in niedrigen Geschwindigkeiten. Die Kraft wird über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderachse weitergegeben. 205 Newtonmeter leistet der Benziner; der E-Motor packt weitere 55 Newtonmeter auf die Waagschale.

Das Anfahren geschieht mit dem Avenger fast ausnahmslos vollelektrisch und erst beim Fahrt aufnehmen schaltet sich der Dreizylinder mit typischer Laufkultur für einen solchen hinzu. Der Vortrieb ist als adäquat und besonders im Fahrmodus „Sport“ als lebhaft zu bezeichnen.
Die Abstimmung zwischen Benziner und E-Antrieb ist geschmeidig und gut gelungen. Zu den Harmoniegenies von Toyota oder Honda fehlt es aber noch ein ganzes Stück. Echte Kritik üben wir an der Art der Bremsenergierückgewinnung. So rekuperiert das Auto bei jedem Gas wegnehmen sehr stark und erinnert dabei fast an die Funktion eines E-Pedals. Zudem ist dies nicht ein- oder abstellbar. Innerorts mag so etwas mitunter seine Berechtigung haben, doch ist der Avenger in anderen Gefilden unterwegs, ist diese Eigenart eher lästig. Eine Segelfunktion wäre hier nicht nur komfortabler, sondern auch effizienter.





Aufgrund dieser stets starken Rekuperation hat der 0,9 kWh kleine Hybridakku immer wieder genügend Energie, um das SUV zwischendurch vollelektrisch anzutreiben. Das funktioniert aber nur bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h und maximal über rund einen Kilometer. Dann ist der Akku leer und der Dreizylinder knurrt wieder sein raues Liedchen.
Sechs Fahrmodi stehen zur Verfügung; neben Normal, Eco und Sport hält der Avenger auch die Fahrprogramme Schlamm, Sand und Schnee als Unterstützung für die entsprechenden Umstände bereit. In erster Linie betreffen die Anpassungen das Antischlupfsystems sowie die Gasannahme. Das Fahrwerk wurde nicht adaptiv ausgelegt.

In den Modi Normal und Eco bleibt der Jeep Avenger am ehesten solide und macht, was er soll. Im Sportmodus hingegen wirkt die Doppelkupplungsautomatik nicht selten unentschlossen und wechselt die Gänge vereinzelt unpassend oder zu spät – in allen Fällen aber recht ruppig. In Kombination mit seiner Rekuperationsgier fühlt sich der Avenger dadurch burschikos, ja teilweise inkommod an.

Zudem wurde das Fahrwerk des SUVs ziemlich straff abgestimmt, wodurch das Abrollverhalten vor allem bei nicht aalglattem Fahrbahnbelag etwas staksig erscheint und der Fahrer sehr schnell wieder in den Normal-Modus mit entsprechend zurückhaltender Fahrweise wechseln möchte.

Beim Thema Verbrauch zeigte der Mild-Hybrid zwar seine Wirkung, doch reichen 6,8 Liter auf 100 Kilometer als im Drittelmix ermitteltes Testergebnis nicht für einen der vorderen Plätze. Jeep gibt für den Avenger 4,9 Liter an, was wir im Alltag als schwer nachvollziehbar deklarieren. Selbst ohne Autobahnanteil blieben wir knapp über sechs Liter.
Zumindest auf der Sparrunde machte das SUV mit glatt vier Litern auf hochgerechnet 100 Kilometer eine passablere Figur.
Ausstattung, Komfort & Technik
Dank der Ausstattung „Summit“ steht der Jeep Avenger e-Hybrid auf 18 Zoll-Rädern, besitzt Keyless, Voll-LED-Scheinwerfer mit guter Reichweite und fast fleckenfreiem Lichtkegel, mehrfarbiges Ambientelicht, elektrisch beheizbare und verstellbare Außenspiegel mit Klappfunktion, eine 180 Grad-Rückfahrkamera mit moderater Auflösung plus Parksensoren ringsum, ein sanft agierenden Abstandstempomaten inklusive Autobahnassistenten für autonomes Fahren Level 2, eine Klimaautomatik, Regensensor und vieles mehr.





Ebenfalls serienmäßig ist bei der „Summit“ das Winterpaket, welches eine beheizte Windschutzscheibe und Sitzheizungen vorne in das SUV einziehen lässt. Der Geschwindigkeitsassistent nervt mit seinem Gepiepe und lässt sich nur umständlich deaktivieren. Auch der Spurhalteassistent drangsalierte mit Warnungen, die es gar nicht geben müsste, weil es keine Fahrbahnmarkierungen gab, an denen sich das System orientieren hätte können.
Für 990 Euro Aufpreis erhält der Avenger dank des Infotainment- und Komfortpakets eine bordeigene Navigationslösung mit permanenter Onlineverbindung, die im Testwagen aber wegen Ablauf des Abonnements nicht zur Verfügung stand. Daher gab es auch keine nutzvolle Berücksichtigung von Verkehrsstörungen. Weiter in diesem Paket sind eine elektrische Heckklappe mit Fußsensor und eine Verkehrszeichenerkennung. Dieses Paket gibt es auch für 1.490 Euro und beinhaltet dann auch ein JBL-Soundsystem – wie im Fall unseres Testwagens.





Das Upgrade sei allen audiophil veranlagten Interessenten ans Herz gelegt, denn das akustische Upgrade kann sich hören lassen. Dynamisch und bassbetont macht das Soundsystem den Innenraum zum mobilen Club.
Die Sprachsteuerung konnten wir leider auch nicht testen, weil das Online-Abonnement abgelaufen und eine Nachbuchung respektive Verlängerung durch uns nicht möglich war.
Das Glasschiebedach ist recht groß, öffnet nach außen und kann mittels manuellen Sonnenschutzes komplett abgedunkelt werden. 990 Euro verlangt Jeep für dieses Stückchen luftig-lichtstarke Freiheit.

Die induktive Ladestation machte einen sehr guten, weil unterbrechungsfreien Job, aber leider passen aktuelle Smartphones größentechnisch nicht hinein. Ein älteres Samsung S20 war abmessungstechnisch das Maximum, was in die Ladestation hineinpasste.
Varianten und Preise des Jeep Avenger e-Hybrid
Den e-Hybrid gibt es in drei Ausstattungen und seit diesem Monat bietet er 110 PS anstatt wie bisher 100 PS:
- Longitude – Der Einstieg liegt bei 27.990 Euro und serienmäßig sind hierbei 16 Zoll-Räder, LED-Scheinwerfer mit Reflektortechnik, beheizte Außenspiegel, das Uconnect-Display mit 10.25 Zoll, ein klassischer Tempomat und einiges mehr an Bord.
- Altitude – 29.990 Euro kostet eine Ausstattungsstufe darüber und offeriert zusätzlich 17 Zoll-Räder, einen Abstandstempomaten, eine 180 Grad-Kamera, ein digitales Cockpit und LED-Nebelscheinwerfer mit Abbiegefunktion – um nur einige Dinge zu benennen.
- Summit – Mindestens 31.990 Euro kostet die Topvriante des Avenger e-Hybrid, dessen Ausstattung im vorherigen Kapitel detailliert beschrieben wurde.

Zum Vergleich:
- Der Avenger als reiner Benziner mit 100 PS startet bei 25.990 Euro
- Als Avenger 4xe gibt es den Mild-Hybrid als 145 PS starke Allradversion ab 33.600 Euro
- Die vollelektrische und 156 PS starke Variante Avenger Elektro startet ab 38.500 Euro
Fazit – Grobmotorisch, aber mit Charakter
Von außen ist er klar der Marke Jeep zugehörig zu erkennen. Ein gewisser Offroad-Charme umgibt ihn dabei und auch im Innenraum unterstreicht seine solide und robuste Art diesen Eindruck. Die vielen kleinen Details zaubern zudem stets ein Lächeln ins Gesicht der Betrachter.

Als Mild-Hybrid bietet der Jeep Avenger e-Hybrid ein sanfteres Anfahren als sein reiner Benzinerbruder und kann durch eine gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Verbrenner und E-Antrieb punkten. Dazu ist er gleich mal gut „zehn Riesen“ günstiger als die vollelektrische Version des Avenger.

Zugegeben, er ist in puncto Fahrverhalten aufgrund der übermotivierten Rekuperationsweise und dem es an Gelassenheit fehlenden DSG recht burschikos aufgefallen und mitunter erscheint er gar etwas störrig. Doch echte Jeep-Fans wird das nicht stören und dies von ihnen sogar als Feature auslegen lassen. Wir empfehlen in jedem Fall eine großzügige Probefahrt durch genau die Gefilde, welche später hauptsächlich das Einsatzgebiet darstellen sollen.
Überaus zugute kommt dem SUV sein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis. Denn für das Geld erhält der geneigte Käufer doch mehr Auto als bei vielen anderen Wettbewerbern.






Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- gefällige Erscheinung mit typischem Jeep-Charme
- umfangreiche Ausstattungsmöglichkeiten
- in der Stadt viel elektrisch unterwegs und daher sehr sparsam
- sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra:
- zu starke, nicht einstellbare Rekuperation
- störrisches Fahrverhalten bei sportiver Fahrweise
- eigensinnige Bedienung der Automatik (per Tasten)
Konkurrenz: Opel Mokka, Peugeot 2008, Ford Puma, Fiat 600/Abarth 600, VW T-Roc, Skoda Kamiq
Technische Daten: Jeep Avenger 1.2 e-Hybrid Summit
- Farbe: Stone Grey Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen / SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,08 x 1,78 (1,98 mit Außenspiegeln) x 1,54
- Radstand (mm): 2.557
- Antrieb: Dreizylinder-Ottomotor mit Turbolader und OPF plus E-Motor
- Hubraum (ccm): 1.199
- Hybridart: Mild-Hybrid
- Systemleistung: 74 kW (100 PS)
- max. Drehmoment (Nm): 205
- Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsautomatik DSG
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,9 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,8 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 111 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6e 36EA
- Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 10,9
- Wendekreis (m): 10,5
- Bodenfreiheit (mm): 210
- Böschungswinkel vorn/hinten: 20°/34°
- Rampenwinkel: 20°
- Kofferraumvolumen (l): 380 bis 1.277
- Leergewicht (kg): 1.288
- Zuladung (kg): 494
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 502/1.100
- max. Stützlast (kg): k. A.
- max. Dachlast (kg): k. A.
- Tankgröße (l): 44
- Kapazität Hybrid-Akku (kWh): 0,9
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 36.530 Euro (Basispreis e-Hybrid: 27.990 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.