Mittlerweile ist die Laufbahn des fernöstlichen SUVs namens Kia Sportage 18 Jahre lang und der neueste Zugang präsentiert die nunmehr fünfte Generation des Bestsellers.
Was dabei seit 1994 mit diesem Asiaten geschah, darf man ohne Übertreibung gut und gerne als exorbitante Metamorphose bezeichnen.
Wenn man den Sportage der ersten Generation noch – zugegebenermaßen durchaus berechtigt – als netten Versuch titulierte, wurde jeder Nachfolger mit einem gehörigen Upgrade sowohl in technischer als auch in optischer Sicht versehen. Ziemlich schnell verstummten immer mehr Unkenrufe und manch böse Zunge, die dem Koreaner keine rosige Zukunft voraussagte, kratzt sich heute wahrscheinlich nachdenklich am Kopf, wenn sie ihr treudeutsches Vehikel vergleichsweise betrachtet.
Mit anderen Worten: Kia hat keine Generation ausgelassen um an ihrem Sportage emsig Hand anzulegen – eine Vorgehensweise, die auch auf fast jedes andere Modell aus dem Hause Kia zutrifft. Der Sportage teilt sich übrigens die Plattform mit dem ebenso energisch aufstrebenden Hyundai Tucson.
Wir fuhren für diesen Fahrbericht einen Kia Sportage in der Topausstattung GT-line mit einem Dieselantrieb.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Kia Sportage, oder der asiatische Europäer
Man sieht es ihm an: Der Kia Sportage wird mittlerweile ganz klar für den europäischen Markt gebaut. Kein Wunder also, dass die Fertigung auch in Europa – genauer in Zilina/Slowakei – erfolgt.
Die Fahrzeugfront wirkt durch seine auffälligen LED-Tagfahrleuchten in Bumerang-Form und dem groß dimensionierten Kühlergrill leicht futuristisch, jedoch ohne dabei designtechnisch in Richtung Firlefanz abzudriften.
Überaus gelungen kann man das vielmehr nennen, denn der Sportage hebt sich damit gekonnt vom SUV-Einheitsbrei ab. Die obligatorische Tigernase ist nicht mehr der Kühlergrill selbst, sondern zeigt sich eine Etage darüber als eigenes Element – auch das ist Kia designtechnisch sehr gelungen.
Seitlich betrachtet, verlaufen das nach hinten abfallende Dach und die ansteigende Gürtellinie harmonisch zueinander und die Radhäuser sind auffallend stark ausgestellt. Die breite C-Säule beherbergt am oberen Ende den das Dach verlängernden Spoiler.
Das Heck des SUVs erscheint dem Betrachter bullig und stramm. Eine kleine Heckscheibe trifft auf eine quer verlaufende Abrisskante, unter der das neue Markenlogo prangt und darunter wiederum ein auffälliger, horizontal verlaufender Knick dem Fahrzeugheck eine ganz eigene Note verleiht.
Das Blue Flame mit schwarzem Dach als Außenfarbe passte sehr gut zum SUV und brachte sämtliche Kanten und Falten im Blechkleid besonders zur Geltung und gab dem Dachverlauf optisch noch mehr Ausdruck. Mit 920 Euro Aufpreis ist das aus Redaktionssicht eine akzeptable Investition.
Interieur – Konjunktur auf allen Ebenen
Nach dem Türöffnen zeigt sich der neue Kia Sportage überaus modern. Angefangen von einer Materialauswahl, die man so in einem Kia vor einigen Jahren niemals vermutet hätte und die heute auch Platzhirschen aus Wolfsburg locker Paroli bieten kann. Das geht so weiter bis hin zur digitalen Landschaft als „Curved Display“, die unter anderem ein bisschen an das MBUX von Mercedes-Benz erinnern möchte.
Erinnerungen an vergangene Generationen hat man hier jedenfalls keine und auch wenn der Innenraum des Vorgängermodells alles andere als schlecht gewesen war, ist das hier ein Quantensprung.
Beim Thema Bedienelemente hat Kia der deutschen Konkurrenz aus Niedersachsen einiges voraus, denn man setzt hier weiterhin auf viele physische Drehregler und Tasten, wodurch die Bedienung auch während der Fahrt leicht von der Hand geht.
Das Raumgefühl ist vor allem vorne großzügig und auf bequemen Sitzen kann man dieses auch auf langen Touren sehr genießen. Hinten sitzt man ebenfalls gut gepolstert, muss aber als großgewachsene Person ab 1,85 Metern bei der Kopffreiheit einige Abstriche machen. Auch die nach hinten sichtlich kleiner werdenden Fensterflächen beeinträchtigen hier die Rundumsicht und damit auch das Raumgefühl.
In den Kofferraum passen derweil 526 Liter und das ist beim Sportage mit dem Dieselmotor und 48-Volt-Mildhybrid als Antrieb das kleinste Ladeabteil. Ohne Hybridtechnik passen beim Benziner 592 Liter hinein, mit Hybridtechnik immer noch 36 Liter mehr als in den Dieselkofferraum. Maximiert man das Ladeabteil des Test-SUVs, schafft man Platz für ansehnliche 1.715 Liter.
Der Kofferraum hatte übrigens bei der Materialauswahl das Nachsehen, denn hier kam nur sehr einfach anmutender Kunststoff zum Einsatz, der auch sehr leicht Gebrauchsspuren davonträgt. Ebenfalls einen Abstrich gibt’s für die relativ hohe Ladekante – bei 73 gemessenen Zentimetern muss man schwere Gegenstände schon ordentlich wuchten, um diese ins Ladeabteil zu platzieren.
Motor und Fahreigenschaften – Freude am Sparen
Als Antrieb kommt im getesteten Kia Sportage ein Reihenvierzylinder-Turbodiesel mit 1,6 Litern Hubraum zum Einsatz. Den 136 PS starken Selbstzünder unterstützt ein 48-Volt-Mildhybridsystem in Form eines Riemenstartgenerators, der den Verbrenner beim Anfahren zur Hilfe kommt und das Start-Stopp-Prozedere übernimmt, welches dadurch sehr schnell und harmonisch abläuft.
Außerdem sichert diese Hybridtechnik das Segeln, was beim Ausrollen in passenden Momenten den Antriebsstrang vom Motor trennt und den Verbrenner abschaltet. Dabei werden alle Verbraucher durch die in der Hybridbatterie gespeicherte Elektroenergie versorgt.
Die Kraftübertragung übernimmt ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, welches sanft und recht gemütlich die einzelnen Gänge auswählt. Eine Gedenksekunde bei Lastwechseln wie bei diversen DSGs aus dem VAG-Konzern muss man hier nicht befürchten, dafür lässt sich dieses Getriebe ein bisschen mehr Zeit beim Schalten.
Der Motor leistet als maximales Drehmoment 320 Newtonmeter, die ab 2.000 Touren anliegen und lediglich bis zu 2.250 Touren bestehen bleiben. Dadurch schaltet die Automatik recht zeitig in den nächsthöheren Gang, um dieses Maximum an Drehmoment möglichst lange nutzen zu können.
Das funktioniert im alltäglichen Fahren sehr gut und die Grenzen der moderaten Leistung des Selbstzünders werden nur deutlich, wenn man diesen ausdreht und die maximale Leistung beispielsweise bei einem Überholvorgang abruft.
Langsam fühlt sich der Kia Sportage dennoch nicht an, doch insbesondere das Cruisen obliegt dem Koreaner bestens. Auch wenn das Fahrwerk deutlich mehr vertragen könnte, denn dieses wurde sehr diplomatisch zwischen straff sportiv und komfortabel federnd abgestimmt. Dadurch fühlt sich der Sportage stets handlich und kompakt an, was am Ende auch der angenehm leichtgängigen und dennoch sehr direkten Lenkung – direkter als beim Vorgängermodell – zu verdanken ist.
Gebremst wird hier dazu sehr gut dosierbar und wenn es sein muss, mit überzeugender Vehemenz – ein Pluspunkt für die Sicherheit. Dank Allradantrieb plus zusätzlicher Längssperre kommt man auch bei winterlichen Bedingungen voran und darf sich auch ansonsten über mehr Traktion freuen – kurzum ist das Sicherheitsplus jederzeit präsent.
Der größte Vorteil jedoch liegt am Ende in der Knausrigkeit dieses Dieselantriebs. Dieser Kia Sportage ist mit seinen 180 km/h Topspeed sicher nicht der Performance-Riege zugehörig, doch selbst bei permanentem Vollgas auf der Autobahn ist es schwer den Verbrauch in zweistellige Werte zu jagen.
Beim als Drittelmix ermittelten Gesamtdurchschnitt verbrauchten wir gerade einmal 6,3 Liter auf 100 Kilometern Fahrstrecke. Noch genügsamer zeigte sich das SUV auf unserer Sparrunde, auf der nur 4,3 Liter genügten.
Ausstattung, Komfort, Technik im neuen Kia Sportage
In der Top-Ausstattung GT-line kann der Sportage ein reich gefülltes Potpourri an Annehmlichkeiten vorweisen. Dazu gehören unter anderem eine elektrische Sitzverstellung vorne plus Sitzmemory sowie eine Sitzbelüftung, die im Test sehr gut für kühle Momente sorgte und dabei auch lautstärketechnisch moderat arbeitete.
19-Zoll-Räder, ein Sportlenkrad und Sitzbezüge in Lederoptik plus Alcantara gehören ebenfalls zur GT-Line. Die Wirksamkeit der adaptiven Dämpferverstellung war gut spürbar, dafür war der Spurhalteassistent in seiner Funktion hyperaktiv und nervte sehr oft mit Lenkkorrekturen, wo definitiv keine vonnöten gewesen wären. Besonders nervig: Man kann diesen Lenkeingriff zwar abschalten, doch ist dieser beim nächsten Fahrzeugstart wieder automatisch aktiv.
Noch nerviger: Das Piepsen des Näherungssensors für die Heckklappe. Bitte Kia, wechselt doch auf ein sensorisches Fußpedal und lasst das Piepsen weg. Keiner in der Nachbarschaft ist in der Nacht daran interessiert, ob mein Kofferraum elektrisch auf und zu geht.
Ebenfalls serienmäßig ist das Infotainment mit dem erstklassigen Navigationssystem, welches sich aktuell zu den Besten dieser Klasse zählen darf. Das Bedienkonzept ist trotz gestiegener Komplexität schlüssig und selbsterklärend. Die Sprachsteuerung ist allerdings noch nicht ausgereift und versteht einfach zu wenig von den gesprochenen Befehlen.
Richtig cool fanden wir die variable Bedienleiste für Klima und Audio, die je nach Wahl ihre Funktionalität verändert und die Regler sowie die haptisch Rückmeldung liefernden Sensortasten entsprechend neu belegt. Hat man das einmal verinnerlicht, möchte man es nicht mehr missen.
Die Note eins minus möchten wir derweil den LED-Scheinwerfern geben, die homogen und hell ihre Lichtkegel auf die Fahrbahn bringen. Auch die Reichweite ist sehr gut. Das Minus gibt’s lediglich, weil (noch) keine Matrixfunktion verfügbar ist.
Clever: Wenn man in einen Tunnel fährt oder die Scheibenwaschanlage benutzt, aktiviert sich automatisch die Umluftfunktion der Klimaautomatik, die übrigens sehr souverän arbeitet und sich akustisch angenehm zurückhält.
Den synthetischen Motorsound kann man mögen, wenn nicht, ist dieser auch abzuschalten, das fanden wir auch gut. Hilfreich sind auch die vielen Online-Funktionen wie unter anderem das Umgebungswetter, die Parkplatzsituation in der Nähe oder auch die Verkehrssituation vor Ort oder auf der geplanten Route.
Das Soundsystem von Harman/Kardon kostet 590 Euro extra und das wäre ein überaus fairer Preis. Wäre, weil diese Option an das sogenannte Drive-Wise-Plus-Paket gekoppelt wurde, welches zwar neun Assistenzsysteme beinhaltet, aber mit weiteren knapp 1.400 Euro zu Buche schlägt. Das macht in Summe mal eben rund 2.000 Euro.
Dennoch ist dieser Aufpreis aus Sicht der Redaktion aufgrund des großen Zugewinns an Sicherheit lohnend. Nicht zuletzt aber auch, weil der Klang des Harman/Kardon-Systems angenehm warm und natürlich ist und dies auch bei hohen Pegeln fast unverändert so bleibt.
Ein zusätzlicher Ruhemodus reduziert bei Bedarf die Lautstärke und schaltet die hinteren Lautsprecher ab, sodass der Fondbereich zu einer Chill-Area wird, in der man als Fondpassagier auch ein „Power Nap“ halten kann.
Varianten und Preise des Kia Sportage
Der neue Sportage startet ab 28.450 Euro in der sparsam ausgestatteten Basisversion Edition 7. Dazu gibt es drei weitere Ausstattungen, die da wären,
- Vision ab 33.750 Euro
- Spirit ab 37.750 Euro und die
- GT-line ab 44.150 Euro
Als Antriebe stehen zwei Benziner, ein Diesel und zwei Hybride zur Auswahl: Je ein 1.6-Liter Turbobenziner mit 150 und 180 PS sowie ein 1.6-Liter Turbodiesel mit 136 PS gesellen sich zu zwei Hybridantrieben, die den stärksten Benziner mit einem E-Motor vermählen und auf eine Systemleistung von 230 PS als Vollhybrid beziehungsweise 265 PS als Plug-in Hybrid kommen.
Allradantrieb ist optional beim Diesel und dem stärksten Benziner und kostet je nach Ausstattung und Motor zwischen 2.000 bis 2.900 Euro Aufpreis.
Fazit – Trendsetter aus Fernost
Die fünfte Generation des Kia Sportage wurde umfassend überarbeitet und dabei praktisch komplett neu aufgelegt. Mit einem trendigen wie sympathischen Design, welches sich fast hämisch über die teilweise langweiligen Einheitsoptiken des Wettbewerbs erhebt. Mit einer umfangreichen Ausstattung beseelt, kann das asiatische SUV getrost auf Kundenfang gehen. Moment, asiatisch? Nun ja, die Marke stammt aus Korea, aber designt und gebaut wird das Auto in Europa – für Europa.
Diese Rechnung dürfte aufgehen. Zumal Kia wiederholt einen großartigen Innovationsgeist an den Tag legt. Wenngleich es nicht in allen Details ohne Reibungspunkte abgeht, kann er in diversen Disziplinen der europäischen – und auch der deutschen – Konkurrenz das Fürchten lehren. Leider nähern sich auch die Preise an die der Konkurrenten.
Der hier getestete Diesel ist das Ideal für alle, die souverän und sehr sparsam vorankommen möchten. Wer mehr Leistung bevorzugt, ist bei dem großen Benziner oder den PHEV-Modellen vielleicht besser aufgehoben.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- ansprechend extrovertierte Optik
- sparsamer und solider Antrieb
- innovatives Infotainmentsystem
- handliches und sicheres Fahrgefühl
- 7-Jahre-Garantie
Contra:
VW Tiguan, Mazda CX-5, Seat Ateca, Opel Grandland, Hyundai Tucson, Jeep Compass, Skoda Karoq, Ford Kuga, Peugeot 3008, Renault Austral
Technische Daten: Kia Sportage 1.6 CRDI EcoDynamics GT-line AWD
- Farbe: Blue Flame Metallic/Schwarz
- Fahrzeugklasse: SUV / Kompaktklasse
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,52 x 1,87 (2,09 mit Außenspiegeln) x 1,65
- Radstand (mm): 2.680
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail-Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: 48-Volt-Mildhybrid
- max. Leistung: 100 kW (136 PS) bei 4.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 320 bei 2.000 bis 2.250 rpm
- Hubraum: 1.598
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik
- Antriebsart: Allrad mit Längssperre
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,8 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,3 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 152 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 11,6
- Wendekreis (m): 10,9
- Bodenfreiheit (mm): 170
- Böschungswinkel vorn/hinten: 17°/26,4°
- Rampenwinkel: 16,7°
- Kofferraumvolumen (l): 526 bis 1.715
- Leergewicht (kg): 1.676
- Zuladung (kg): 549
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.650
- max. Stützlast (kg): 100
- max. Dachlast (kg): 100
- Tankinhalt (l): 54
- AdBlue (l): 14
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: ca. 50.000 Euro (Basispreis: 28.450 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Soweit ich weiß, ist nur der Hybrid-Benziner mit 265 PS ein Plug-in-Hybrid, der mit 230 PS ist ein Vollhybrid.
Hallo Herr Matzat,
Sie haben Recht, der 1.6 T-GDI HEV ist ohne Plug-in-Funktion. Wir haben das entsprechend korrigiert.
Vielen Dank für Ihren Hinweis und weiterhin viel Freude beim aufmerksamen Lesen wünscht
das NewCarz-Team.