Seit fünf Jahren existiert Opels größtes SUV bereits und wird hier als Opel Grandland Hybrid 4 in seiner aktuellen Version getestet.
Aktuell bedeutet, dass es sich um die nunmehr zweite Generation des SUVs handelt, die letztes Jahr veröffentlicht wurde. Diese kam also vier Jahre nach der ersten, die damals noch Grandland X genannt wurde.
Bei unserem Testwagen handelte es sich um die Ausstattung „Business Elegance“ und bei der zum Einsatz gekommenen Außenfarbe um ein sehr tiefgründiges Vertigo Blau.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Verbrauch, Aufladen, Reichweite
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Der Preisvergleich
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur. – Opel Vizor & Co. ab sofort dabei
Nach dem Facelift im letzten Jahr trägt nun auch der Grandland das Vizor-Gesicht, was dem SUV sehr gutsteht. Damit wirkt die Front etwas abrupt beginnend und etwas platt, erscheint dadurch optisch vollkommen anders als der Vorgänger. Hinzu kommen neue Scheinwerfer mit markanter Lichtsignatur, die sehr gefällig aussehen und mit dem Vizor-Grill die Fahrzeugfront zu einer Einheit zusammenfassen.
Seitlich betrachtet, fallen die Unterschiede zum Vorfacelift nicht so gravierend aus. Der Grandland zeigt sich noch immer als klassisches Midsize-SUV ohne nennenswerte Design-Spielereien. Will heißen, der Grandland ist hübsch designt, aber kann nicht aus der Masse hervorstechen. Zumindest kommt auf Wunsch eine Zweifarb-Lackierung zum Einsatz, die ein bisschen Individualität schüren kann.
Am Heck darf man den Modellschriftzug mittig auf der Heckklappe bestaunen, während leicht geänderte Rückleuchten durch Dioden rotes Licht emittieren.
Interieur – Auf nach Digitalien
Im Innenraum kommt nun ein bisschen mehr Digitalisierung zum Einsatz, was auf Anhieb gefallen möchte. Am markantesten ist das neue Infotainment, das nun mit dem aus dem Mokka und dem neuen Astra bekannten Bildschirm-Duo aufwartet.
Am übrigen Interieur wurde nur behutsam renoviert und am Grundkonzept hat man nicht gerüttelt. Daher erfreuen wir uns auch hier an einer sehr intuitiven Bedienung sowie einer separaten und dank physischer Tasten und Drehregler auch während der Fahrt einfach einzustellenden Klimaeinheit.
Die Sitze vorn erweisen sich sogleich als ausgesprochen bequem und bieten genau das richtige Maß an Komfort. Auch im Fond geht es relativ luftig zu und der gesamte Innenraum wirkt wenig zerklüftet, was auch für den Kofferraum gilt.
Dieser ist mit 395 Litern nicht unbedingt groß, was im Übrigen der Hybridtechnik geschuldet ist, die nun mal Platz in Anspruch nimmt. Maximiert man das Gepäckabteil, werden es am Ende doch noch ansehnliche 1.528 Liter.
Antrieb und Fahreigenschaften – Zwei treiben Vier
Das Antriebsduo besteht hier aus einem 1,6 Liter großen Benziner mit 200 PS plus zwei E-Motoren mit 110 PS sowie 113 PS – je einen pro Achse – die eine Gesamtleistung von 300 PS bereitstellen. Dank dem E-Motor an der Hinterachse gibt es einen elektrischen Allradantrieb, da der Elektromotor der einzige Treiber für die Hinterachse ist.
In der Regel verläuft der Start immer elektrisch, ein leises Wegrollen aus der Einfahrt ist selbst mit fast leerem Akku noch möglich.
Im normalen Fahrbetrieb manifestiert sich eine Art Everybody´s-Darling-Eindruck, denn der Grandland tut schlicht und ergreifend das, was er soll – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Er surrt ruhig elektrisch dahin und wenn Leistung benötigt und abgerufen wird, stellt er sie entsprechend spontan bereit.
Eine kurze Gedenksekunde dauert es dann, bis der Benziner anspringt und das Getriebe den passenden Gang gewählt hat, aber dann prescht der Rüsselsheimer vehement voran und lässt keinen Zweifel an seiner Leistung aufkommen. Fanatisch sportlich kann man das zwar nicht nennen, aber es geht auf Wunsch ordentlich flott voran, sodass etwaige Gedanken über Leistungsdefizite kaum aufkommen können.
Das Fahrwerk wurde sehr neutral abgestimmt, was gut zu diesem Antriebskonzept passt. Auch wurde eine gute Portion Komfort nicht vergessen, ohne dabei eine Reststraffheit für die ein oder andere dynamische Kurvenfahrt vermissen zu müssen.
Die Lenkung ist relativ leichtgängig, wenn auch nicht wirklich feinfühlig, was das Feedback angeht. Die Bremsen gaben derweil keinen Anlass für Kritik, auch wenn der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren oftmals spürbar war, aber nie wirklich störend den Gesamteindruck abwerten konnte. Im Volvo XC40 fiel diese Disziplin deutlich unharmonischer aus.
Das Achtgang-Getriebe arbeitet übrigens sehr sanft und ohne wirkliche Störeinflüsse – hier gibt es absolut nichts zu beanstanden.
Verbrauch, Aufladen, Reichweite
Auch beim Verbrauch gibt es keine nennenswerte Kritik anzubringen. Wie immer bei Plug-in-Hybriden, testen wir diesen stets mit leerem Akku, um praktisch den „worst case“ zu betrachten. Dabei kamen wir im Durchschnitt bei Drittelmix-Anforderungen auf 7,4 Liter auf 100 Kilometer. Das absolute Maximum erreichten wir auf nächtlicher Autobahn mit Dauerbleifuß in Form von 13,1 Litern.
Auf der Sparrunde wiederum zeigte der Rüsselsheimer, was möglich ist und belohnte die defensive und vorausschauende Fahrweise mit 6,1 Litern auf 100 Kilometer. Lädt man vorab den Akku, schafft man die ersten 100 Kilometer mit knapp vier Litern auf 100 Kilometer bei normaler Fahrweise und ohne Schnellfahretappen auf der Autobahn.
Dies zeigt wiederholt, dass Plug-in-Hybride ausnahmslos von regelmäßigem Aufladen abhängig sind, wenn sie ihr volles Sparpotenzial ausschöpfen sollen.
Bei der Ladeoption des Opel Grandland Hybrid 4 handelt es sich um einen Typ-2-Anschluss. Das heißt, das SUV kann an einer AC-Wallbox einphasig mit maximal 7,4 kW geladen werden – der erforderliche Loader kostet 500 Euro Aufpreis. Der serienmäßige Onboard-Loader lässt maximal 3,6 kW zu. Unser Testwagen besaß den stärkeren Loader und so kamen wir auf eine Ladezeit von 2 Stunden und 46 Minuten bis 100 Prozent Akkustand. Anfangs wurden sogar über drei Stunden als Ladezeit angezeigt, was sich später aber entsprechend verkürzte.
Besonders interessant fanden wir das Multifunktions-Ladekabel, welches mit einer Art Bajonettverschluss drei verschiedene Adapter als Ladeanschluss zulässt. Dazu gehören ein 230-Volt-Schuko, der besagte Typ-2-Stecker und ein handelsüblicher Kraftstromanschluss mit drei Phasen und maximal 16 Ampere.
Die elektrische Reichweite wird von Opel mit 59 Kilometern angegeben. In unserem Test suggerierte uns die Anzeige nach dem vollen Aufladen eine Reichweite von 34 Kilometern. Am Ende waren es dann echte 41 Kilometer, die wir bei normaler Fahrweise im Drittelmix, ohne sportive Einlagen erreicht haben.
Die maximale Geschwindigkeit, die man rein elektrisch fahren kann, beträgt 135 km/h. Das haben wir ausprobiert und können dies bestätigen.
Ausstattung, Komfort, Technik
Endlich hat er sie und sie sind richtig gut: Die IntelliLux Matrix LED-Scheinwerfer darf nun auch der Grandland tragen und sie erwiesen sich im Test als ausgezeichnet in puncto Reichweite, Homogenität und Helligkeit. Wirklich genial, weil sehr präzise, funktionierte das Ausblenden anderer Verkehrsteilnehmer. Hiermit zeigt Opel wieder einmal, dass Licht eine der Paradedisziplinen des Herstellers ist.
Eine Lenkradheizung gab es zwar leider nicht, dafür aber Sitzheizungen. Diese arbeiteten grundsätzlich gut und versorgten die Insassen auf den vorderen Plätzen recht zügig mit wohliger Wärme. Allerdings könnte die Heizleistung etwas konstanter ausfallen und nicht so intervallartig, was mitunter als störend empfunden wurde.
Das Infotainment ist nach kurzem Ausprobieren verinnerlicht und zudem auch kinderleicht zu bedienen. Das Soundsystem ist für ein No-Name-System klanglich mehr als angemessen, daher dürften die meisten Kunden mit dieser Klangqualität absolut zufrieden sein. Großer Pluspunkt: Es gibt hier noch immer einen echten Drehregler für die Lautstärke.
Varianten und Preise des Opel Grandland Hybrid 4
Den Grandland gibt es als Hybrid 4 mit seinen 300 PS und Allradantrieb in drei Ausstattungen:
- GS Line ab 51.845 Euro als Basispreis für dieses Modell
- Business Elegance ab 52.160 Euro
- Ultimate ab 54.460 Euro
Damit kostet die stärkere Hybridversion des SUVs rund 6.150 Euro mehr als der Grandland Hybrid mit 225 PS und Frontantrieb.
Fazit – Auffallend unauffälliger Souverän
Mit dem neuen Opel Grandland Facelift erhält der Kunde ein vollwertiges Kompakt-SUV, das optisch aufgefrischt nun moderner wirkt und sich im Test keine relevanten Schwächen leistete. Anders gesagt: Entscheidet man sich für dieses SUV, macht man nichts wirklich falsch.
Schön ist außerdem, dass Opel seinen Kunden (noch) die Wahl lässt. Den Grandland gibt es mit klassischem Benziner, PHEV und – Vielfahrer aufgepasst – tatsächlich auch noch als Diesel. Ob es bei den Hybridversionen unbedingt die 300-PS-Variante sein muss, entscheidet am Ende der Kunde. Diese ist allerdings die Einzige, die auch einen Allradantrieb mitbringt.
In Sachen Ausstattung und Preis rangiert er weiterhin im Mittelfeld, Abstriche müssen lediglich bei der teilweise etwas preiswert wirkenden Materialauswahl gemacht werden, nicht aber beim Raumangebot und schon gar nicht bei der Funktionalität.
Wer nun also leise mit und mit dem Strom schwimmen möchte und große Aufmerksamkeit weit weniger schätzt, als gute Hausmannskost, der ist mit dem Rüsselsheimer Kompakt-SUV bestens bedient. Dieser ist ein echter Souverän, der offenbar um keinen Preis auffallen möchte, und das ist bereits wieder auffällig.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- harmonisch arbeitendes Hybridsystem
- hervorragendes LED-Licht
- kraftvoller Antrieb
- neutrales, sicheres Fahrverhalten
- gutes Platzangebot
Contra:
Renault Austral, Peugeot 3008, Ford Kuga, Skoda Karoq, Hyundai Tucson, Kia Sportage, VW Tiguan, Jeep Compass
Technische Daten: Opel Grandland Hybrid 4 Business Elegance
- Farbe: Vertigo Blau Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,48 x 1,91 (2,10 mit Außenspiegel) x 1,61
- Radstand (mm): 2.675
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF + 2 E-Motoren
- Hybridart: Plug-in Hybrid (PHEV)
- max. Systemleistung: 221 kW (300 PS)
- max. Systemdrehmoment (Nm): 520
- Hubraum: 1.598 ccm
- Getriebe: 8-Stufen-Automatik
- Antriebsart: Allrad (Hinterachse rein elektrisch)
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 1,2 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,4 l/100 km (mit leerem Akku)
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 29 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 135 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,1
- Hybrid-Akku: Lithium-Ionen
- Akku-Kapazität brutto/netto (kWh): 13,2/11,5
- Ladeanschluss: Typ-2 für bis zu 7,4 kWh
- Ladezeiten AC 3,7 kW/AC 7,4 kW/AC 7,4 kW gemessen (min): 450/120/166
- elektrische Reichweite Werksangabe/gemessen (km): 59/41
- max. Bodenfreiheit (mm): 188
- Kofferraumvolumen (l): 390 bis 1.528
- Leergewicht (kg): 1.876
- Zuladung (kg): 494
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.250
- max. Stützlast (kg): 70
- max. Dachlast (kg): 85
- Tankinhalt (l): 43
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: ca. 57.405 Euro (Basispreis: 51.845 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.