Vor einigen Monaten erst hatten wir dieses japanische SUV einem Test unterzogen – Kurz danach gab es eine weitere Modellpflege, welche in Form des Suzuki Vitara Hybrid auch ein wichtiges Upgrade in puncto Motorisierung in petto hatte.
Daher zitierten wir das japanische SUV erneut auf unser Testgelände, um vor allem dem Antriebs-Update genau auf den Zahn fühlen zu können. Fahrbericht.
Exterieur und Interieur – Never touch a running system
In diesem Kapitel gibt es einige kleine Neuerungen zu berichten, durch diese die essentielle Art des SUVs unangetastet blieb – zum Glück, wie wir finden. Die nun etwas selbstbewusster gestaltete Frontpartie beherbergt ab sofort LED-Scheinwerfer mit Freiflächenreflektoren – die vorherigen Mono-Linsen mussten diesen weichen. Dadurch erscheint die Front etwas beruhigter bei gleichzeitig gestiegenem Eindruck nach mehr Breite – dies ist aber nur ein optischer Effekt.
Seitlich betrachtet, gibt es wenig Veränderungen und am Heck strahlen immer noch Teil-LED-Heckleuchten. Endrohre bleiben auch am aufgefrischten Vitara weiterhin passé. Derweil macht ein „Hybrid“-Schriftzug an der Heckklappe auf die neue Antriebsart aufmerksam.
Der Innenraum erweckt einen nüchternen und robusten Eindruck, der allerdings nie langweilig erscheint. Die Materialanmutung hat sich verbessert, mit Ausname der Türverkleidungen aus einfacherem Kunststoff, an denen immer noch notwendige Sparbemühungen erkennbar sind.
Übersicht ist auch im aktuellen Suzuki Vitara Hybrid dank großzügiger Verglasung ringsum ein Garant. Die vorderen Sitze mit einer peppigen Musterung der Sitz- und Lehnenbahn aus Alcantara, welches von Lederimitat flankiert wird, erwarten die Insassen mit vernünftiger Ergonomie, wodurch auch längere Reisen ohne Beschwerden absolvierbar werden. Die Sitzhöhe dürfte allerdings vor allem für Personen ab 1,80 Meter gerne noch tiefer eingestellt werden können.
Auf der zweiten Reihe schwindet der Seitenhalt weiter und das Raumgefühl verringert sich ebenso, doch für Personen bis ungefähr 1,75 Meter Gardemaß ist das Gebotene durchaus akzeptabel. Ist man größer, wird dagegen bereits beim Zu- und Ausstieg etwas Gelenkigkeit gefordert.
Beim Blick auf die analoge Uhr sehnen wir uns gedankenverloren an die wunderschöne Version mit den japanischen Schriftzeichen im Vorgängermodell.
Motor und Fahreigenschaften – Alles ist neu
Die wohl größte Änderung im Rahmen dieses Facelifts bezieht sich auf dessen Antrieb. Hier kommt nun erstmalig ein Mildhybrid-System zum Einsatz, während die Leistung des 1.4-Liter Vierzylinder-Benzinmotors aufgrund des neuen Ottopartikelfilters um gleich 11 PS gegenüber dem Motor ohne Hybridunterstützung auf nunmehr 129 PS sank.
Doch keine unbegründete Sorge, die 129 PS des Vierzylinders fühlen sich nach wie vor putzmunter an und unter Zuhilfenahme des elektrischen „Boosts“ sowie den insgesamt 15 Newtonmetern on top, können die elf ausgebüxten Pferdchen fast schon wieder verschmerzt werden. Nur im Einsatz auf der Autobahn oder bei schnellen Zwischensprints, wie beispielsweise beim Überholen, ist diese Leistungsreduzierung leicht spürbar, sonst aber so gut wie nie.
Das hier zum Einsatz kommende Mildhybrid-Prinzip kennen wir bereits aus dem Suzuki Ignis. In sämtlichen alltäglichen Belangen reicht die Leistung vollkommen aus und das sehr gut abgestimmte Sechsgang-Getriebe zeigt keinerlei Anfahrschwäche, ist eine echte Alternative zur Automatik, die wir bereits im Vorfacelift kennengelernt haben und die ebenfalls einen tollen Job machte.
Der Allgrip Select Allradantrieb sorgte im Test jederzeit für beste Traktion. Insgesamt drei – eigentlich vier – Programme stehen zur Wahl. „Auto“ blieb als die ausgewogenste Variante die meiste Zeit aktiviert. Wenn es mal zügiger gehen soll, darf getrost auf „Sport“ gewechselt werden – auch mit Schaltgetriebe eine gute Wahl. Bei winterlichen Verhältnissen dürfte „Snow“ ideal sein. Wenn es dann mal ins Gelände geht, kann man den Allradantrieb per „Lock“-Funktion in eine fixe Kraftverteilung zwingen – das vierte Fahrprogramm. Putzig: Das jeweils gewählte Fahrprogramm wird auf dem Infodisplay nun optisch von einem kleinen Vitara begleitet, der je nach Programm in der Stadt, auf der Landstraße oder im Schnee unterwegs ist.
Die Standardbeschleunigung von null auf 100 km/h konnten wir mit 10,6 Sekunden messen – angegeben ist der Mildhybrid mit 10,2 Sekunden. Laut Tacho schaffte der Testwagen 195 km/h und das GPS verriet dabei, dass es echte 191 km/h waren. Bis Tempo 160 schwimmt der Vitara Hybrid bestens mit, bei höheren Tempi wird der Vortrieb dann zäher. Hier war der Vorgänger etwas länger agil und schaffte auch die 200-km/h-Marke zu durchbrechen.
Der Verbrauch des Suzuki Vitara Hybrid pendelte sich im Schnitt bei 6,3 Litern ein. Bei permanten 120 km/h auf der Autobahn verbraucht der Vitara 5,8 Liter im Schnitt. Die Sparrunde absolvierte der Vitara mit sehr guten 4,2 Litern. Der Drittelmix ist kein schlechter Wert, jedoch nur marginal geringer, als beim Motor ohne Hybridunterstützung. Sportlich orientierte Fahrer müssen sich auf gut acht Liter einstellen und durchgängige Bleifußorgien quittiert das SUV übrigens mit glatt elf Litern.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Als Comfort+ besaß der Vitara eine sehr umfangreiche Ausstattung:
Der Notbremsassistent – bei Suzuki Dual-Sensor Brake Support, kurz DSBS – warnte im Test zuverlässig vor drohenden Kollisionen. Erst wenn ein Aufprall unmittelbar bevorsteht, führt das Fahrzeug automatisch eine Gefahrenbremsung durch. Das haben wir in unserem Testzeitraum glücklicherweise nicht erleben müssen.
Die Trefferquote der Verkehrszeichenerkennung blieb bei über 90 Prozent und ein an Bord befindlicher Querverkehrswarner warnte während des Rückwärtsfahrens bei auftretendem Querverkehr – gleichgültig, ob Auto oder Radfahrer.
Der Totwinkel-Warner warnte absolut zuverlässig entsprechend seiner Aufgabenstellung – von hinten schnell herannahende Fahrzeuge konnte er jedoch nicht erkennen. Auch einen Müdigkeitswarner besaß der Testwagen, dieser meldete sich während unserer Testfahrten – die teilweise auch vier Stunden am Stück betrugen – allerdings nicht ein einziges Mal zu Wort.
Die Außenspiegel lassen sich elektrisch einklappen, was jedoch nur via Taste in der Fahrertürinnenverkleidung und bei gleichzeitig aktivierter Zündung funktioniert. Eine Kombination mit der Zentralverriegelung ist leider nicht möglich.
Die Klimaautomatik leistete einen guten Job, deren Gebläseradiator wird aber bei sommerlichen Temperaturen gut vernehmbar.
Für ein SUV dieser Klasse bemerkenswert: Der Abstandstempomat gefiel durchweg mit angenehmer, weil flüssiger Arbeitsmentalität. Das machte ihn in der Praxis zum gern genutzten Assistenten.
In punco Infotainment gibt es keine nennenswerte Kritik zu verzeichnen, auch wenn viele Konkurrenten größere Zentralbildschirme offerieren; diese sind dann aber auch entsprechend preisintensiver. Auch die Routenführung des Navigationssystems konnte auf ganzer Breite überzeugen. Schnell berechnete Routen zu vom Nutzer festgelegten Bedingungen, zuverlässig berücksichtigte Verkehrsstörungen und eine in diesem Fahrzeugsegment hervorragende Sprachsteuerung rundeten den überaus positiven Eindruck ab.
Ebenfalls an Bord war das digitale Radio DAB+ mit einem durchschnittlich guten Empfangspotenzial. Die Schnittstellenlösungen Apple CarPlay und Android Auto funktionierten durchweg fehlerfrei und die Verbindung des jeweiligen Mobilgeräts mit dem Fahrzeug war binnen Sekunden erledigt.
Weniger spektakulär ist das Soundsystem, was wir auch von anderen Suzuki-Modellen kennen. Der Klang ist für den Alltag ausreichend, dem System geht aber – insbesondere bei bassbetonten Stücken oder Live-Tracks – schnell die Puste aus. Hier würde dem Suzuki Vitara ein wenigstens optional erhältliches Upgrade guttun, um auch audiophil veranlagte Kunden entsprechend bedienen zu können.
Generell lässt sich festhalten, dass die Ausstattungsstruktur bei Suzuki sehr speziell ist. Das heißt, wer alle vorgenannten Features haben möchte, muss zwangsläufig auf die höchste Ausstattungslinie zurückgreifen, da es Einzeloptionen so gut wie nicht gibt. Doch trotz dieser Ausstattungsphilosophie gilt: Auch diese Ausstattungslinie ist noch in Relation gesehen preiswert.
Der Vitara besitzt sehr gute LED-Scheinwerfer, die in puncto Helligkeit und Reichweite keine Kritik verbuchen können. Allenfalls die Homogenität könnte vielleicht einen kleinen Tick besser sein. Dafür ist nun endlich auch das Fernlicht in LED-Technik ausgeführt, was eine erhebliche Verbesserung der Reichweite zur Folge hat. Eine Scheinwerferreinigungsanlage ist im Vitara nicht an Bord, auch verschiedene Lichtmodi gibt es nicht.
Ein absolutes Highlight ist das riesige Panoramadach, welches sich extrem weit öffnen lässt, weiter als fast alle Dachlösungen der Konkurrenzmodelle. Das aus zwei Einheiten bestehende Glasdach bewegt beide Teile beim Öffnen und offenbart dadurch eine größere Öffnung. Selbst ein halbtransparenter, elektrisch betriebener Lichtschutz fehlt hier nicht.
Varianten und Preise des Suzuki Vitara Hybrid
Den Hybrid-Vitara startet mit Frontantrieb ab 23.053 Euro in der Ausstattungslinie Club. In der Ausstattung Comfort werden mindestens 24.223 Euro fällig.
Mit Allgrip Allradantrieb startet der Vitara ab 26.026 Euro in der Ausstattungslinie Comfort – Club ist nicht als Allradversion erhältlich. Als Comfort+ – diese ist wiederum nur mit dem Allradantrieb kombinierbar – werden noch einmal je 3.510 Euro mehr fällig. Andere Motorisierungen als die hier getestete, werden in Deutschland nicht mehr angeboten.
Fazit – Einmal waschen, föhnen und säubern, bitte
Der Suzuki Vitara Hybrid gehört wie auch seine Vorgänger zu den überaus praktischen und zeitlosen SUVs, welche seinen Besitzern viel Auto fürs Geld offerieren. Als Hybrid wird der Vitara sauberer und entspricht den aktuell geltenden Regularien, ohne dabei zu viel von seinem Temperament einzubüßen.
Auch der aktuelle Vitara ist kein Lifestyle-Gefährt oder Trendsetter, jedoch lässt sich aufgrund der vielfältigen Farbkombinationen eine gewisse Lifestyle-Attitüde nicht leugnen, was auch eine jüngere Klientel als neue Zielgruppe ansprechen könnte.
So bedient das Suzuki Vitara Facelift eine noch breitere Zielgruppe, punktet mit aktueller Technik und dürfte als eines der wenigen unermüdlichen Alltags-SUVs so manchen Haushalt bereichern. Seine humanen Anschaffungs- und Unterhaltskosten reißen zudem kein großes Loch in die Familienkasse, was in Anbetracht der Summe seiner Eigenschaften bemerkenswert ist.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Suzuki Vitara 1.4 Boosterjet Hybrid Allgrip Select Comfort+
- Farbe: Ice Grayish Blue Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,17 x 1,78 (2,03 mit Außenspiegeln) x 1,60
- Radstand (mm): 2.500
- Antrieb: Reihenvierzylinder Benzinmotor mit Turbolader und OPF + E-Generator
- Leistung: 95 kW (129 PS) bei 5.500 rpm
- Max. Drehmoment: 235 Nm bei 2.000 bis 3.000 rpm
- Hubraum: 1.373 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltgetriebe
- Antriebsart: Allrad Allgrip Select
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,9 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 111 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,2 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,4
- Bodenfreiheit (mm): 175
- Leergewicht (kg): 1.320
- Zuladung (kg): 450
- Kofferraum (l): 375 – 1.120
- Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 % (kg): 400/1.200
- Stützlast (kg): 75
- Dachlast (kg): 75
- Kraftstofftank (l): 47
- Kraftstoffart: Benzin ab 95 Oktan E10
- Neupreis des Testwagens: 31.500 Euro (Einstiegspreis mit Frontantrieb ab 23.053 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.