Mit dem Togg T10 bringt die junge türkische Automobilmarke Togg gleich zwei neue Elektrofahrzeuge nach Deutschland. Während sich das SUV T10X bereits auf dem Heimatmarkt bewähren konnte, betritt mit dem T10F nun ein weiterer Kandidat die Bühne – eine viertürige Limousine, die durch moderne Technik, solide Reichweite und ein auffällig digitales Interieur überzeugen will.
Auf der IAA Mobility 2025 gaben beide Modelle ihren ersten Auftritt in Deutschland. Der Eindruck: ambitioniert und bodenständig, aber keineswegs rückständig. Der erste Check.
Zwei Modelle, ein Konzept
Am Messestand von Togg war die Präsentation zwar zurückhaltend, aber fokussiert. Ausgestellt waren jeweils ein Exemplar des SUV T10X und der Limousine T10F. Beide Modelle eint eine klare Designsprache, die weder überladen noch allzu futuristisch wirkt. Statt auf maximale Auffälligkeit setzt Togg auf Zugänglichkeit: klare Linien, moderne, aber nicht polarisierende Optik – und ein Innenraum, der durch großzügige Displayflächen, clevere Assistenzsysteme und ein durchgängiges Infotainment-Konzept punktet.
Besonders der Innenraum hinterließ einen bleibenden Eindruck. Im Fokus steht eine breite, horizontale Bildschirmfläche, die sowohl Instrumententafel als auch Mittelkonsole integriert. Ergänzt wird das Cockpit durch Innenraumkameras für Sicherheitsfunktionen sowie für Selfies – ein Feature, das speziell jüngere Zielgruppen ansprechen dürfte. Trotz vieler technischer Elemente wirkt das Layout aufgeräumt und benutzerfreundlich.
Technische Daten des Togg T10 – Solide Leistung mit Alltagstauglichkeit
Zum Marktstart in Deutschland kommen sowohl der T10F als auch der T10X mit identischer Technik: einem 216 PS starken Elektromotor mit Heckantrieb sowie einer 88,5 kWh großen Batterie. Die Reichweite liegt je nach Modell und Ausstattung bei bis zu 623 Kilometern (T10F) bzw. 523 Kilometern (T10X) nach WLTP. Damit positionieren sich beide Modelle im oberen Bereich des Segments – insbesondere angesichts des Preispunktes.
Die Ladeleistung von bis zu 180 kW ermöglicht relativ schnelle Zwischenstopps: Von 20 auf 80 Prozent soll der Akku in rund 25 Minuten geladen werden können. Das wäre gut, wenn auch nicht Benchmark. In der Praxis könnte dieser Wert für viele Nutzer dennoch ein entscheidendes Argument darstellen – insbesondere, da derart hohe DC-Schnellladungen BEV-Modellen dieser Preisklasse immer noch nicht selbstverständlich sind.
Der T10X sprintet in 7,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h (mit großer Batterie), die Limousine dürfte ähnliche Werte aufweisen. Das Fahrzeuggewicht liegt beim T10X bei rund 2.126 Kilogramm, was sich im Fahrverhalten naturgemäß bemerkbar machen dürfte – ein klarer Fall für eine eher komfortorientierte Fahrwerksabstimmung.
Marktstart & Preise – Zunächst nur eine Variante verfügbar
In Deutschland beginnt der Verkauf der Togg T10-Modelle mit der Ausstattungslinie V2 Long Range. Bestellbar sind beide Modelle seit Montag. Die V2LR-Ausstattung umfasst die größere Batterie sowie eine umfangreiche Serienausstattung. Der Preis liegt zum Marktstart bei 41.200 Euro – ein Angebot, das insbesondere im Vergleich zu etablierten Marken mit ähnlicher Reichweite und Ausstattung attraktiv erscheint.
Weitere Versionen – darunter eine günstigere Standard Range (52,4 kWh) mit weniger Ausstattung, sowie eine leistungsstärkere Allradversion – sollen ab 2026 folgen. Die Einstiegsversion, der T10X V1E, wird dann ab 34.295 Euro erhältlich sein. Auch eine Konfiguration mit großer Batterie in der V1-Ausstattung (ohne V2-Komfort) ist geplant – zum Preis von 40.118 Euro. Preise für die Allradvarianten wurden bisher nicht kommuniziert.
Die ersten Fahrzeuge der V2-Version sollen laut Hersteller noch im Jahr 2025 ausgeliefert werden. Danach wird das Portfolio schrittweise erweitert. Ein Leasingmodell oder Vertrieb über lokale Handelspartner ist aktuell in Vorbereitung, Details hierzu wurden auf der Messe noch nicht vorgestellt.
Mögliche Konkurrenten des Togg T10
Mit den beiden Togg T10-Modellen betritt die Marke ein Segment, das bereits stark umkämpft ist. Als SUV tritt der T10X gegen Modelle wie den Volkswagen ID.4, Skoda Enyaq, Hyundai Ioniq 5, Tesla Model Y oder auch den Renault Scenic E-Tech Electric an. Alle diese Fahrzeuge bieten ähnliche Reichweiten und bewegen sich preislich in einem vergleichbaren Rahmen – wobei die Schnellladefähigkeit und die Innenraumdigitalisierung des Togg durchaus als Pro-Argumente hervorgehoben werden dürfen.
Die Limousine T10F wird es hingegen mit Fahrzeugen wie dem Tesla Model 3, Hyundai Ioniq 6, BYD Seal oder dem VW ID.7 zu tun bekommen. In diesem Feld dominieren derzeit etablierte Marken mit starker Marktpräsenz und gut ausgebautem Händlernetz. Togg muss hier nicht nur mit Produktqualität überzeugen, sondern auch Vertrauen aufbauen – besonders in Märkten wie Deutschland, wo die Service-Infrastruktur bislang fehlt.
NewCarz meint dazu:
Mit dem Togg T10X und T10F präsentiert sich eine neue Marke, die offenbar aus den Fehlern vieler anderer Neueinsteiger gelernt hat. Das Design ist ausgewogen, die Technik durchdacht, die Bedienung modern – ohne überfordert zu wirken. Die Entscheidung, zunächst nur eine voll ausgestattete Long-Range-Variante anzubieten, könnte helfen, ein klares Markenbild zu etablieren. Wichtige Fragen bleiben jedoch offen: Wie sieht die langfristige Versorgung mit Software-Updates und Ersatzteilen aus? Wie schnell kann ein belastbares Händler- und Servicenetz aufgebaut werden? Und wie positioniert sich Togg in einem Markt, der immer stärker von Markentreue und digitalem Ökosystem geprägt ist? Dies und weiteres werden wir hoffentlich im Rahmen eines Tests mit den Togg-Fahrzeugen herausfinden können.
Text / Fotos: NewCarz
Titelbild: Togg
Kamera: Canon EOS 6D
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.