Vor gut einem Jahr wurde das DS 3 Facelift vorgestellt und Kennern fiel sogleich auf, dass der Zusatz „Crossback“ wegfiel, wie es bereits beim größten Bruder DS 7 der Fall war.
Namen und Titel sind aber bekanntlich eher Schall und Rauch und insbesondere Zusätze von Modellbezeichnungen besitzen wohl eine überschaubare Halbwertszeit.
Dies scheint zumindest im Fall der Modelle des französischen Automobilbauers DS Automobile der Fall zu sein. Doch eine Modellpflege meist nicht allein mit einer Änderung der Modellbezeichnung einhergeht, haben wir das Modell erneut zum Test gebeten.
Grundlage für diesen Autotest bildete das DS 3 Facelift als Benziner PureTech 130 in der höchsten Ausstattung Opera. Die Farbgebung wird dem Namen recht gut gerecht: ein Diva-Rot.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur– Maßvoller Umgang
Maßhalten ist nicht zwangsläufig mit Verzicht gleichzusetzen. Im Fall der äußeren Modernisierungsmaßnahmen für den DS 3 haben sich die Franzosen dezent, aber punktgenau ausgetobt.
So erhielt das SUV neue LED-Scheinwerfer mit ebenso neuen wie auffälligen LED-Tagfahrlichtern, die analog zum großen Bruder DS 7 nun als modern homogen illuminierte Streifen verlaufen und nicht mehr die Attraktivität einer gepunkteten Weihnachts-LED-Kette des Vorgängers vorweisen.
Dazu kommen ein größerer Frontgrill und eine leicht veränderte Frontschürze. Der Rest des Außenkleids blieb nahezu unangetastet. Der auffällige Knick unter der „Flosse“ an der B-Säule dominiert weiterhin die Seitenansicht und die 18-Zoll-Räder sorgen gemeinsam mit der für ein SUV aus dem Kleinwagensegment beträchtlichen Karosseriehöhe von 1,53 Metern dafür, dass der DS 3 von vielen für ein Kompakt-SUV gehalten wird – also zur Golfklasse zugehörig.
Ist es aber nicht, denn in dieser Kategorie ist der DS 4 zu Hause. In Summe bleibt das DS 3 Facelift äußerlich weiterhin der französischen Noblesse verpflichtet. Das extrovertiert leuchtende Diva-Rot verleiht dem kleinen Franzosen tatsächlich einen divenartigen Charakter und passt aus Sicht der Redaktion ungemein gut.
Interieur – Avantgardismus und seine Wirren
Der bereits im Vorgänger auffällige Hang zum französischen Chic blieb auch nach der Modellpflege im Innenraum omnipräsent. Viele Rauten dominieren als Designmittel den Stil des Interieurs, wobei edles Leder mit feinen Steppmustern qualitativ wie verarbeitungstechnisch genauso überzeugen wie diverse Softtouch-Materialien, welche hier zum Einsatz kommen.
Kurzum hat sich DS Automobile weiterhin am „Pariser Luxus“ orientiert und entsprechende Stilmittel verwendet. Dass dabei auch viele Bedienelemente dieser Design-Philosophie untergeordnet wurden, macht teilweise verwirrende und wenig intuitive Bedienungsschritte notwendig. Die Beschriftung der zweifellos hochwertig anzuschauenden Schalter ist mitunter schlecht ablesbar und zum Teil an Positionen, die nicht unbedingt ergonomisch sinnvoll erscheinen.
Im Vergleich zum Vorgänger erhielt der DS 3 logischer zugeordnete Sensortasten unter dem Zentralbildschirm in Rauten. Diese sind in ihrer Bedienung äußerst unterschiedlich; teilweise benötigen sie übermäßig starken Druck auf die Touchflächen, um zu reagieren, ein anderes Mal reicht eine versehentliche Berührung aus, um eine dann unerwünschte Reaktion zu erlangen.
Die in der Mittelkonsole untergebrachten Schalter für die Fensterheber und ein Wirrwarr an Untermenüs im Zentraldisplay – alles kategorisch im Rautendesign – erfordern auch weiterhin eine gründliche Bekanntmachung mit dem Bedienkonzept für alle Novizen.
Vorn ist das Platzangebot gut und das Raumgefühl erhält einen Daumen nach oben. Im Fond ist dagegen wenig Platz für großgewachsene Zeitgenossen. Schnell wird hier ersichtlich, dass es doch um ein Fahrzeug aus der Kleinwagensparte es sich handelt. Zudem schränken die Designelemente an den B-Säulen auch die Sicht ein, wodurch das subjektive Raumgefühl leidet.
Dafür darf sich der DS 3-Fahrer über einen für diese Klasse ordentlichen Kofferraum freuen, der mit 350 Litern unverändert zum Vorgänger genügend Raum für Alltag und Reise bietet.
Motor und Fahreigenschaften – Bewährte Hausmannskost
Als Antrieb fungiert im PureTech 130 ein 1.2-Liter-Turbobenziner, der aus drei Zylindern 130 PS sowie 230 Newtonmeter als maximales Drehmoment generiert. Dies tut dieser Motor bereits seit der Einführung des Modells im Jahre 2018 und hat sich seither bewährt.
Daher gilt auch hier, dass der Benziner in Kombination mit der 8-Stufen-Automatik ein agiles und sehr adäquat erscheinendes Vorankommen sichern kann. Die Gangwechsel erfolgen sanft und der Dreizylinder hält sich angenehm im Hintergrund, zeigt eine bauartbedingte Burschikosität hier so gut wie gar nicht.
Wechselt der Fahrer in den Sportmodus und gibt dem Kleinen die Sporen, zeigt das Getriebe auch heute noch etwaige Nervositäten und hakelt sich dabei vereinzelt durch die Gänge. Dies und das sehr komfortabel abgestimmte Fahrwerk, welches bei zackigen Lastwechseln auch gerne mal die Karosserie zum Nicken und Wanken verleitet, erziehen daher den DS 3-Piloten zum kommoden Cruisen, was der Franzose mit Bravour beherrscht.
Insgesamt federt das DS 3 Facelift erstaunlich gut, selbst unwirsche Fahrbahnunebenheiten bügelt es gekonnt weg und im Innenraum zieht mobile Ruhe ein. Der Fahrer wird zusätzlich durch eine leichtgängige und nur moderat Feedback vermittelnde Lenkung „verwöhnt“ und das Dosieren der Bremsanlage erwies sich im Test als einfach und feingranular. Kurzum, der DS 3 bleibt auch ohne „Crossback“ ein komfortabler Begleiter ohne sportive Allüren. Wird der Eco-Modus aktiviert, beschneidet die Elektronik zudem das Leistungsspektrum und das SUV wirkt behäbiger.
Das Beschleunigungsvermögen blieb mit 9,2 Sekunden von null auf 100 km/h unverändert zum Vorfacelift; nur die Höchstgeschwindigkeit sank um vier Stundenkilometer auf nun 196 km/h. In der Realität ist das eine vernachlässigbare Veränderung.
Keine Veränderungen gab es derweil beim Verbrauchstest, bei dem wir mit 6,2 Litern auf 100 Kilometer auf nahezu den gleichen Wert kamen wie mit dem Vorfacelift. Das gilt auch für das Ergebnis auf unserer Sparrunde, die mit 5,1 Litern nur 0,1 Liter über dem Ergebnis mit dem Vorfacelift lag.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als Opera besaß unser Testwagen die höchstmögliche Ausstattung und offerierte entsprechend ein Potpourri an Komfort und Sicherheit zuträglichen Merkmalen. Dazu zählen unter anderem ein DS Iris-System, zu dem das Navigationssystem, ein Sprachassistent und eine permanente Internetverbindung mit diversen Onlinediensten gehören. Android Auto und Apple CarPlay funktionieren dabei kabellos.
Das Matrix-LED-Licht kostet 1.200 Euro extra und der Aufpreis lohnt sich in jedem Fall. Denn sowohl Helligkeit, Reichweite und Homogenität überzeugen wie auch die äußerst zackige und zielsichere Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer.
Die Sitzheizungen benötigen etwas Zeit, bis sie ihre Wärme durch das samtweiche Nappaleder bringen und wer eine Lenkradheizung sucht, schaut im Falle des DS 3 leider weiterhin in die Röhre. Dafür zeigt die Auflösung der Rückfahrkamera eine hervorragende Auflösung und das Extended Safety Paket für weitere 1.450 Euro lässt einen sehr gut agierenden Abstandstempomaten, der die Geschwindigkeit nun auch je nach entsprechend gültigen Beschränkungen anpasst, sowie zuverlässig arbeitende Assistenten wie den Totwinkelwarner oder den Verkehrszeichenassistenten in das SUV einziehen.
Der in diesem Paket ebenfalls beinhaltete Spurhalteassistent war beim Vorgänger ein Magnet für Kritik, da er harsch und oftmals unnütz ins Fahrgeschehen eingriff. Mit dem Facelift hat sich dies gebessert und die Eingriffe fallen längst nicht mehr so grobmotorisch aus. Fehlinterpretationen gibt es aber immer noch ab und an. Damit steht das DS 3 Facelift aber längst nicht allein da. Auch andere Marken und Modelle haben diesbezüglich noch viel Luft nach oben.
Akustisch sorgt ein Premium Hifi-System von Focal für die entsprechende Untermalung. Für stolze 1.100 Euro extra zieht dieses System in den Innenraum des SUVs und beschallt diesen durch 12 Lautsprecher plus Subwoofer in der Reserveradmulde. Der Klang positioniert sich im oberen Mittelfeld zwischen Wettbewerbssystemen von Beats, Bose und Dynaudio. Für echtes Premium fehlt aus unserer Sicht noch etwas Natürlichkeit in den Mitten, definierter wiedergegebene Höhen sowie etwas mehr Tiefbass. All dies ist ziemlich sicher durch eine Feinabstimmung zu verbessern.
Beim Streamen von Mobilgeräten fiel auf, dass die Verbindung beim Neustart des Fahrzeugs mitunter nicht mehr zustande kam. Abhilfe schaffte nur ein kurzer Wechsel zu einer anderen Musikquelle wie zum Radio und dann zurück zum Bluetooth, um das System zum Verbinden überreden zu können.
Varianten und Preise des DS 3 Facelift
Mit dem Facelift hat DS Automobile auch an der Preisschraube gedreht. Dazu wurden teilweise auch die Modellbezeichnungen geändert und die Motorisierungen wurden von einst sechs auf nun vier Möglichkeiten verringert. Neben der vollelektrischen Variante E-Tense, die mit dem Facelift nun 156 statt vorher 136 PS leistet, gibt es noch die beiden Benziner PureTech100 und PureTech130 sowie den Dieselmotor BlueHDi130. Der kleine Diesel BlueHDi110 und der stärkste Benziner PureTech155 wurden mit der Modellpflege gestrichen.
- Bastille – So benennt DS nun das Basismodell und dieses startet bei 26.640 Euro mit dem PureTech100. Mit dem PureTech130 werden 3.300 Euro mehr verlangt; für den Diesel sogar 6.200 Euro mehr als der Einstiegsmotor kostet.
- Performance Line – Diese Ausstattungsvariante gibt es immer noch und der Startpreis liegt bei 25.750 Euro. Der Aufpreis zum PureTech 130 liegt hier bei 3.800 Euro und beim Diesel bei 6.700 Euro.
- ESPRIT DE VOYAGE – Eine Stufe höher startet das DS 3 Facelift ab 35.140 Euro, wobei hier der PureTech130 als Basismotor steht. Der Diesel kostet 2.900 Euro mehr. Diese Ausstattung ist die einzige, mit der der DS 3 als vollelektrische Variante E-Tense ab 45.540 Euro angeboten wird.
- Opera – Die Topausstattung beginnt bei 40.340 Euro als PureTech 130 beziehungsweise ebenfalls für 2.900 Euro mehr als BlueHDi 130.
Fazit – Konkretes Refresh für die Extravaganz
Als Ode an den Avantgardismus hält das DS3 Facelift auch weiterhin als eine Ausnahmeerscheinung den Staffelstab für französischen Chic in der Riege der Kleinwagen-SUVs hoch. Mit viel Liebe zum Detail setzt er nicht nur verarbeitungstechnisch, sondern auch in puncto Design und Komfortlevel Maßstäbe in seiner Klasse.
Dass dabei viel Funktion dem Design zum Opfer fällt, kümmert echte Fans und Sympathisanten eher weniger. So sehen diese ihren Begleiter eher als Accessoire, als Statement für Stil und Individualismus. Und das ist der DS 3 in jedem Fall – auch ohne „Crossback“. DS Automobile lässt sich das alles allerdings auch gut bezahlen – Premium gibt es nun mal nicht als Gratisbeilage.
Die Modellpflege hat dem SUV gutgetan, denn neben der dezenten und dennoch erfrischenden Modernisierung der äußeren Erscheinung zeigen sich auch viele Verbesserungen im Detail, sei es bei den Assistenzsystemen oder beim Infotainment. Unterm Strich kann sich der DS 3 wiederholt mit viel Charme und einem gehörigen Abgrenzungspotenzial zu seinen Rivalen im Reigen des hart umkämpften Fahrzeugsegments einen soliden Platz sichern.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro & Contra
Pro:
- auffallendes und individuelles Design
- solider Turbobenziner mit moderatem Verbrauch
- sehr hochwertige Ausstaffierung des Innenraums
- weiches, sehr komfortables Federungsverhalten
- diverse Motorisierungen und Ausstattungsoptionen
Contra:
- gewöhnungsbedürftiges Bedienkonzept
- im Fond wenig Kopf- und Beinfreiheit
- Karosserie neigt zu Nick- und Wankbewegungen
Konkurrenz: Fiat 500X, Hyundai Kona, Kia Niro, Renault Captur, Lexus UX250
Technische Daten: DS 3 PureTech130 Opera
- Farbe: Diva-Rot Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen / SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,12 x 1,79 (1,99 mit Außenspiegel) x 1,53
- Radstand (mm): 2.558
- Antrieb: Dreizylinder-Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 96 kW (130 PS) bei 5.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 230 bei 1.750 rpm
- Hubraum: 1.199 ccm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,0 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,2 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 135 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 196 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,2
- Wendekreis (m): 10,2
- Kofferraumvolumen (l): 350 bis 1.050
- Leergewicht (kg): 1.249
- Zuladung (kg): 466
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 640/1.200
- max. Stützlast (kg): 48
- max. Dachlast (kg): 70
- Tankinhalt (l): 44
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 44.690 Euro (Basispreis PureTech130: 29.940 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.