Er ist zweifellos das Flaggschiff der zweisitzigen F-Type-Reihe: Der Jaguar F-Type R – mit bärenstarkem V8, jeder Menge Emotion und nicht zuletzt echtem britischen Charme.
Nachdem wir das Facelift des F-Type bereits als Cabrio testen durften, ist nun die Speerspitze als Coupé-Variante dran. Was die 575 PS starke Raubkatze so alles drauf hat, erläutert dieser Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Mit Vehemenz aufgefrischt
Die optischen Maßnahmen im Rahmen der Modellpflege sind beim F-Type unübersehbar. Anders als beim Vorgänger, beherrscht an der Front keine Rundung mehr das Gesamtbild, denn neu gezeichnete Stoßfänger, ein Frontgrill mit großen Waben und nun extrem flachgehaltene Scheinwerfer verleihen dem Briten einen skulpturalen sowie sehnigen Auftritt.
Selbst die introvertierte Farbgebung namens Carpathian Grey ändert daran nichts, denn das geschärfte Antlitz des Sportcoupés besitzt eine respekteinflößende Ausstrahlung, ohne dabei die typisch britisch-charmante Herrschaftlichkeit auszublenden.
Die Seitenansicht belohnt den Betrachter mit einer klassischen, sehr eleganten Coupélinie, in die das kuppelartig verlaufende Greenhouse fast grenzenlos einfließt und dadurch fast aristokratische Nuancen verströmt.
Am Heck gibt es ebenfalls leichte Modifikationen – die deutlichsten davon dürften die neu gezeichneten Heckleuchten sein, welche ebenfalls ihre rundliche Art ablegten und flach integriert dem Heckabschluss einen bissigen und zugleich deutlich moderneren Ton verleihen. Die Vierrohr-Anlage bleibt den Achtzylindern weiterhin erhalten und zeugt bereits im Stand von der hier vorhandenen Potenz dieses Coupés.
Interieur – Sportler für ein Duett
Das Facelift hat nichts daran geändert, dass der F-Type noch immer ein reiner Zweisitzer ist. Ebenso beibehalten wurde die breite, klar abgrenzend wirkende Mittelkonsole mit dem „Panikgriff“ für den Beifahrer, die mit der Modellpflege insgesamt allerdings eine Idee schwungvoller erscheinen mag.
Besonders auffällig ist das neue 12.1-Zoll-Cockpit, welches nun volldigital ausgeführt ist. Dieser Digitaltacho lässt sich sehr einfach konfigurieren und zudem stehen mannigfaltige Ansichten zur Auswahl; hier könnte sich die hiesige Konkurrenz ruhig mal eine Scheibe abschneiden.
Überall finden sich kleine Details im hochwertigen und stets aufgeräumt wirkenden Innenraum. Die Materialauswahl lässt keine Wünsche offen, die Optik und auch die Haptik sind erstklassig. Die Sitze bieten viel Komfort und halten beide Insassen bei forcierter Fahrweise dennoch sicher an ihrem Platz. Man sitzt übrigens sehr tief, was den sportiven Eindruck mit Vehemenz verstärkt. Ablagen und Fächer sind alle dem Minimalismus gewidmet und eher klein in ihren Abmessungen.
Beim Coupé öffnet die große Heckklappe inklusive der Heckscheibe elektrisch – ein schönes Schauspiel! Darunter offeriert das Coupé einen 310 Liter großen Kofferraum, den man sogar noch ein kleines bisschen erweitern kann, wenn man die Hutablage entfernt. Erstaunlich: Sogar Verzurr-Ösen finden sich im Gepäckabteil, was eine unerwartete Variabilität in diesem Coupé sichert.
Nur die breite Ladekante stört, da man sich zum Ein- und Ausladen weit in den Kofferraum beugen muss. Aber hey, das ist schließlich kein Kombi, sondern ein Sportcoupé – daher schnell zum viel wichtigeren nächsten Kapitel.
Motor und Fahreigenschaften – Perfekt dirigierbare Feuerkraft
Der Jaguar F-Type R bekam eine Leistungssteigerung von 25 auf nunmehr 575 PS und liegt damit auf dem Niveau des bisherigen F-Type SVR. Der bärenstarke fünf Liter große V8 mit Kompressoraufladung stemmt dabei bis zu 700 unerbittliche Newtonmeter auf die Kurbelwelle.
Das Coupé hängt sehr gut am Gas, dreht willig hoch und bietet in jeder fahrbaren Lebenslage Leistung im Überfluss. Dabei bleibt der Type R jederzeit bestens beherrschbar, da er keinerlei nervöse oder hibbelige Allüren an den Tag legt. Anders ausgedrückt, kann man dieses Coupé sehr einfach auch extrem defensiv und zurückhaltend fahren und sich dabei in Understatement üben.
Dieser überaus begrüßenswerte weite Bereich der Dosiermöglichkeit für die abrufbare Leistung macht es selbst für Anfänger recht einfach, die 575 Pferde des auf Wunsch auch böse bollernden Achtzylinders im Zaume zu halten.
Bedient man das Gaspedal entsprechend, geht aber die Post so richtig ab. Nach 3,7 Sekunden liegt Tempo 100 an, erst bei 300 km/h ist Schluss mit dem Vortrieb und bis dahin bleibt die Panthera Onca – so der lateinische Name für den Jaguar als Raubtier – durchgängig forsch. Selbst bei hohem Tempo reicht ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und die Katze sprintet unerbittlich gen Topspeed.
Die wohl größte Veränderung im Fahrverhalten besteht darin, dass die Ingenieure das Fahrwerk deutlich überarbeitet und dadurch signifikant beruhigt haben. Insbesondere bei schneller Autobahnfahrt neigte der vorherige F-Type R dazu, unruhig zu werden und sogar zu flattern. Dies bleibt mit dem Facelift nun aus, man kann sagen, die Katze ist um Welten besser auf ihren Tatzen unterwegs und der R liegt auch jenseits der 220 Stundenkilometer ruhig und souverän auf der Fahrbahn.
Insgesamt gesehen bleibt das Fahrverhalten sehr neutral und gutmütig. Der Fahrer kann je nach Lust und Laune die verschiedenen Facetten des R provozieren. Lediglich bei richtig martialischer Kurvenhatz spürt man beim Anbremsen vor einer Kurve das höhere Gewicht gegenüber den Fliegengewichten mit vier Zylindern und hier besonders die Kopflastigkeit, verursacht durch den V8. Doch bereits beim auf Kurvengeschwindigkeit gebremsten Jaguar und mit Scheitelpunkt im Visier des Fahrers, ist dieser Eindruck bereits verpufft und der Fahrspaß in voller Dosis zurück.
Die 8-Gang-Automatik liefert jederzeit eine nahezu stets passende Übersetzung und dank Allrad gibt es auch keine Schwierigkeiten, die immensen Kräfte des Achtenders auch auf die Straße zu bringen. Der Allradantrieb ist zudem hecklastig tariert, wodurch provozierte Heckwedler problemlos machbar sind und diese auch recht einfach kontrollierbar bleiben – sofern man die übersteuernde Chrakteristik eines Hecktrieblers kennt und zu nehmen weiß.
Das Fahrwerk ist zwar straff, aber nicht unerbittlich. Aus diesem Grunde können auch lange Überlandfahrten quasi auf Samtpfoten beschritten werden. Im Sportmodus – Pardon, es heiß bei Jaguar ja „Dynamic“ – strafft das Muskelpaket nochmals die Sehnen und die auserkorene Strecke kann mit Furore durchgerockt werden. Steter Begleiter ist eine sehr ohrenfreundliche V8-Symphonie aus den vier Endrohren, die in nicht wenigen Drehzahlbereichen auch für Gänsehautattacken herhalten kann.
Die Bremsen der Raubkatze erwiesen sich als standfest und gut zum Fahrzeugcharakter passend dosierbar. Im Test hielten sie die Katze jederzeit gut im Zaum. Optional gibt es auch Karbon-Keramik-Bremsen – diese sollte man unbedingt in Erwägung ziehen, wenn man ab und an auch auf einem Track fahren möchte.
Die Lenkung ist schön spitz, aber nicht hypersensibel und vermittelt ausreichend Feedback. Dabei benötigt sie – insbesondere im Sportmodus – etwas höhere Lenkkräfte, als man es von anderen Fahrzeugen dieser Klasse gewöhnt ist. Dies passt allerdings aus unserer Sicht hervorragend zum sportiven Anspruch eines solchen Coupés.
Wenn so viel Leistung im Spiel ist, muss der Verbrauch auch hoch sein – so eine weit verbreitete These. Nun, im Fall des Jaguar F-Type R kommt es immer darauf an, was man ihm abverlangt. Die Werksangabe verheißt im Drittelmix glatte elf Liter auf 100 Kilometer. Wir sind in unserem Test auf 10,5 Liter gekommen – doch Moment, dies passierte bei durchgängig moderater Tour.
Wer die Kraft des V8 ab und an dabei abruft, bleibt im Drittelmix bei ungefähr 12,5 Litern hängen – dies nahmen wir als Referenzwert für den Durchschnittsverbrauch. Permanent ambitioniert unterwegs, waren es 14,7 Liter und durchgängig Vollgas auf freier Bahn resultierte bei einem Maximum von 21,4 Litern. Auf unserer Sparrunde entzückte die Raubkatze mit angelegtem Maulkorb mit nur 8,1 Liter pro 100 Kilometer.
Damit lag er in dieser Spar-Disziplin nur ganz knapp über einem Lexus RC-F Track Edition, der nicht nur über 100 PS weniger leistet, sondern auch als Hecktriebler weniger auf den Rippen hat.
Ausstattung, Technik und Komfort im Jaguar F-Type R
Das im Rahmen der Modellpflege umfassend renovierte Infotainment konnte in vielerlei Hinsicht überzeugen. Vor allem die Bedienbarkeit ist nun einfacher als beim Vorgänger. Einzig die bei ungünstigem Lichteinfall schlechte Ablesbarkeit des Bildschirms fiel auf. Dies beobachteten wir bereits beim Cabrio, wobei es da bei offenem Verdeck noch offensichtlicher war.
Serienmäßig im F-Type R finden sich die hervorragenden Pixel-LED-Scheinwerfer, mit denen in puncto Reichweite, Helligkeit und Fleckenfreiheit des Lichtteppichs keine Wünsche offenbleiben und wie erwartet, überflügelt dieses Lichtsystem das „normale“ LED-Licht des F-Type spürbar. Lediglich die Ein- und Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer über die Maxtrixfunktion könnte vereinzelt etwas weniger nervös erfolgen.
Das voluminös aufspielende Meridian Soundsystem bringt Clubatmosphäre in den F-Type R – wer auch einen Konzertsaal simulieren möchte, sollte das 3.000-Euro-Update zum Meridian Surround Soundsystem nicht scheuen.
Das DAB+ offenbarte einen sehr guten Empfang – besser, als es beim F-Type Cabrio der Fall war, was vermutlich an der Position der Antenne gelegen hat. Unsere Empfehlung: Das Panorama-Dach für rund 1.200 Euro – denn dank der luftigen Lichtflutung ist das Platzgefühl im ohnehin eher einem Rennkäfig ähnelnden Innenraum deutlich angenehmer.
Die hübschen elektrisch ausfahrenden Türgriffe gehören samt samt Keylessfunktion im R-Modell zur Serienausstattung. Noch ein Wort zur Klimatisierung: Selbige kontrolliert die Temperatur im Innenraum sehr schnell und relativ geräuscharm.
Die tolle Lenkradheizung erwärmt das komplette, angenehm dick gepolsterte Lenkrad und die Sitzheizungen lassen sich durch drei Stufen gut dosieren. Zudem ist die Kühlleistung der Sitzbelüftung sehr ausgeprägt und die Lüftergeräusche nur in der höchsten Stufe vordergründig wahrnehmbar.
Preise des Jaguar F-Type R
Wer die Raubkatze als R fahren möchte, muss für das Coupé mindestens 125.600 Euro berappen können. Damit kostet der stärkste F-Type nahezu doppelt so viel, wie die Basisversion mit dem 300 PS starken Vierzylinder. Soll es zudem ein 575-PS-Cabriolet sein, werden 6.500 Euro zusätzlich fällig.
Dafür ist die Serienausstattung wirklich üppig, aber Optionen gibt es immer noch so einige. Die Aufpreise sind für diese auch zum Teil heftig. So kostet eine der 25 aufpreispflichtigen Außenfarben je nach Art zwischen 1.125 und 8.160 Euro und die Karbon-Keramikbremse ist Jaguar über 9.000 Euro wert.
Ordert man alles, was auf der Optionsliste erhältlich ist, kommt man auf einen Preis für sein F-Type R Coupé ohne Zubehör oder Garantieerweiterungen von rund 157.150 Euro – das sind dann knapp 32.000 Euro für Sonderausstattungen.
Fazit – Von wegen Katze im Sack
Mit dem Jaguar F-Type R Facelift haben die Briten ihren prestigeträchtigen Sportwagen erfolgreich optimiert und dabei gezielt die wenigen Schwachstellen beseitigt. Er ist ein ehrliches und dabei bildhübsches Sportcoupé, welches sehr facettenreich eine große Anzahl an Anforderungen erfüllen kann. Im Gegensatz zum Vorgänger ist das Coupé evolutionär auf einer neuen Stufe angelangt.
Dennoch möchte der Jaguar F-Type R nach wie vor mehr schneller GT als reinrassiger Supersportler sein, auch wenn die Leistungswerte anderes prognostizieren. Sein Fahrverhalten ist berechenbar und gutmütig. Auf Wunsch zeigt er sich durchaus auch mal fast puristisch, doch wird der Komfort hierbei nicht kleingeschrieben. Spaß generiert er dennoch in allen Lebenslagen in rauen Mengen.
Dafür schlägt unser Testwagen mit reichlich 133.000 Euro zu Buche, was nicht gerade als Schnäppchen gilt. Dem gegenüber steht eine recht üppige Ausstattung und ein bärenstarker V8. Wer diese enorme Leistung nicht benötigt, dem sei auch ein Blick auf den 450 PS starken Einstiegs-V8 angeraten, der den Namen P450 trägt und der wahlweise mit oder auch ohne AWD erhältlich ist. Damit dürfte die puristische Facette noch ein wenig ausgeprägter sein.
Kamera: Canon EOS 6D
Lexus RC-F, Maserati GranTurismo, BMW M850i, Porsche 911 Turbo, Corvette C8, Aston Martin DB11, Bentley Continental GT V8
Technische Daten: Jaguar F-Type R Coupé
- Farbe: Carpathian Grey
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,47 x 1,92 (2,04 mit Außenspiegeln) x 1,31
- Radstand (mm): 2.622
- Antrieb: V8 Ottomotor mit Kompressor und OPF
- Leistung: 423 kW (575 PS) bei 6.500 rpm
- max. Drehmoment: 700 Nm bei 3.500 bis 5.000 rpm
- Hubraum: 5.000 ccm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik
- Antriebsart: Allrad
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 11,0 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 12,5 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 243 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 3,7 Sekunden
- Wendekreis (m): 11,0
- Bodenfreiheit (mm): 107
- Kofferraumvolumen (l): 310
- Leergewicht (kg): 1.818
- Zuladung (kg): 332
- Tankinhalt (l): 70
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 133.589 Euro (Einstiegspreis ab 125.600 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
One thought on “Jaguar F-Type R Test – Mit geschärften Krallen”