Wer das Kia Sorento Facelift der vierten Generation erstmals erblickt, dürfte sich ziemlich schnell die Frage stellen: Facelift oder eher Generationswechsel?
Denn so gravierend, wie dieses Facelift (es ist tatsächlich eins) ausfiel, so berechtigt wäre auch diese Frage.
Seit fünf Jahren rollt die vierte Generation auf den Straßen und seit Anbeginn haben die Koreaner mit diesem Modell die Platzhirsche unter den Midsize-SUVs im Fokus.
Um dieses Unterfangen noch zu verstärken, gab es ebendiese umfassende Modellpflege, die wir hier einem genauen Test unterzogen haben. Zur Verfügung stand uns dafür ein Sorento mit einem Turbodiesel als Antrieb, ausgestattet in der Version „Platinum“ als 6-Sitzer und in der Außenfarbe „Cityscape Grün Metallic“, die für 790 Euro in der Optionsliste steht.
Das Wichtigste im Überblick
- Sehr geräumiges und sehr gut verarbeitetes Midsize-SUV mit bis zu sieben Sitzplätzen und spaciger Optik.
- Kultivierter Turbodiesel mit moderatem Verbrauch und vereinzelt etwas zu gemütlicher Automatik.
- Umfassende Ausstattung und viele verlässliche Asisstenzsysteme treffen komfortables und sicheres Fahrverhalten.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort & Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Einmal auf links gedreht
Beim ersten Blick auf das Außenkleid des Kia Sorento Facelift möchte man meinen, dass die Designer einen Preis für die größtmögliche Stirnfläche einer Fahrzeugfront absahnen wollten. Das „Cityscape Grün“ changiert zwischen einem Olivton und einer gewissen Militäraffinität. Dem Riesen steht das aber zugegebenermaßen ausgezeichnet.





Der mächtige Bug schindet in jedem Fall ordentlich Eindruck mit der erst weit oben beginnenden Haube und den vertikal angeordneten LED-Leuchten mit je vier Einheiten, welche mit LED-Winkeln flankiert werden, die wie ein Augen-Make-up erscheinen.
Die Haube verläuft konturiert und die Radläufe zeigen athletische Züge auf dem großflächigen Blechkleid der Seitenansicht. Die 20 Zoll-Räder wirken an dieser monumentalen Blechwand fast etwas zierlich.





Das Heck zeigt die vertikalen Rückleuchten, die aber oberhalb nun miteinander verbunden wurden und dadurch immer noch einen Hauch amerikanisch, aber auch etwas moderner erscheinen. Die neugestaltete Heckschürze wurde ohne die vorherigen Attrappen für Auspuffblenden ausgeführt – das ist zwar Geschmacksache, aber wir finden das deutlich besser.
Interieur – Premium is calling
Mit einer deutlich umgestalteten Instrumententafel zeigt das Kia Sorento Facelift auch innen eine umfassende Veränderung. Nun verläuft ein digitales Cockpit nahtlos in einen Zentralbildschirm als eine Art „Curved Display“, was entfernt an die MBUX-Systeme aus Stuttgart erinnern möchte.





Der Materialeinsatz legte nochmals an Wertigkeit zu und es ist offensichtlich, dass Kia hier in Richtung Premium vorpreschen möchte. Das gelingt in großen Teilen, aber in vereinzelten, meist unter dem Blickwinkel des normalen Sichtbereichs fallen einige kleine Spar-Allüren auf, die zwar nicht billig oder einfach wirken, aber dem Wille nach Premium ein bisschen den Elan nehmen.




Dennoch ist im Bordbuch der Tester immer wieder von einem enormen Wohlfühlfaktor die Rede. Dieser kommt nicht zuletzt durch das großzügige Platzangebot. Unser Testwagen kam als 6-Sitzer und man kann mit Fug und Recht behaupten: Hier bietet jeder Platz jede Menge Komfort.





In der ersten Reihe werden die unglaublich bequemen Sitze vollklimatisiert und der Fahrerplatz bietet sogar eine Liege- und Massagefunktion, um bei Pausen ein zünftiges Napping zelebrieren zu können. Auf der zweiten, ebenso bequemen Sitzreihe, werden die beiden Plätze immerhin beheizt. Auf Reihe drei gelangen die Passagiere durch Umklappen der Lehnen davor und erfreuen sich nach einem kaum mühevollen Zustieg über selbst für Erwachsene großzügige Platzverhältnisse. Zudem kann dank separater Klimaanlage ein eigener Klimawandel auf der letzten Reihe vollzogen werden.





Spätestens beim Blick in den Kofferraum schwindet jeder Zweifel, dass bei der Mitnahme von sechs Insassen zu wenig Raum für Gepäck übrigbliebe. Satte 616 Liter passen bei Nutzung aller Sitze in das Ladeabteil. Bleiben vier Plätze – also zwei Sitzreihen – werden sogar 821 Liter frei und als Raumgleiter mit umgeklappten Reihen zwei und drei sowie verbleibenden zwei Sitzplätzen einschließlich Fahrer, können bis zu 2.056 Liter Laderaumvolumen genutzt werden.
Antrieb und Fahreigenschaften – Sanfter Riese
Der 2.2-Liter Turbodiesel ist kein Unbekannter, wurde aber aufgrund der strengen Emissionsvorschriften nochmals ordentlich bereinigt, sodass er neben Emissionen auch ein paar Pferdestärken verlor. Die – da können Sie sicher sein – fallen aber überhaupt nicht weiter ins Gewicht.

Anstatt 202 PS gibt es nun 194 PS, dafür blieb das maximale Drehmoment von 440 Newtonmetern erhalten. Ab 1.750 Touren liegen diese an und werden von einer 8-Stufen-Automatik an beide Achsen verteilt. Diese ist ein Doppelkupplungsgetriebe und da es hier keinerlei Hybrid-Support für den Verbrenner gibt, leistet sich diese ab und an die berühmte Gedenksekunde bei Last- oder Richtungswechsel. Schade, denn genau das trübt den Gesamteindruck am Ende zwar nicht signifikant, aber doch spürbar.

Der Vortrieb des Turbodiesels ist kraftvoll, aber sehr sanft, fast schon als weich zu bezeichnen. Die Vehemenz einiger Wolfsburger Selbstzünder wird hier nicht erreicht, doch irgendwie stört das zu keinem Zeitpunkt. Denn der Riese passt irgendwie zum Cruisen und umgekehrt. Dazu kommt eine gelungene Dämmung des Innenraums und des Motorenabteils. Dass hier ein Diesel werkelt, kann der geübte Lauscher nur direkt nach dem Kaltstart und auch nur außerhalb des Fahrzeugs erkennen.
Die Abstimmung des Fahrwerks fällt derweil eher gesund gestrafft als weich aus, was den Boliden auch bei zügig gefahrenen Kurven gut auf Kurs hält. Etwaige Wank- und Neigungsbewegungen fallen sehr gering aus, wodurch die Manövrierbarkeit bei forcierter Gangart sehr sicher erscheint. Selbst bei Maximalgeschwindigkeit, die knapp über der 200 km/h-Marke liegt, bleibt das SUV angenehm ruhig und zeigt keine Spur von Nervosität.





Dem zuträglich ist auch die zwar leichtgängige, aber dabei stets präzise Lenkung, deren Feedback permanent spürbar bleibt. Der Geradeauslauf des 4,82 Meter langen Koreaners ist von stoischer Ruhe geprägt und das Abrollen definiert sich durchaus auf Premium-Niveau.
Zusätzlich bleibt der Federungskomfort sehr souverän auf einem sehr hohen Niveau, der durchaus auch in einer höheren Klasse beheimatet sein könnte. Selbst bei von Unebenheiten übersäten Straßen ließ sich das SUV nicht aus der Reserve locken. Daher ist der Sorento ein echter Langstreckendampfer, mit dem auch stundenlange Etappen kaum ermüdend wirken.
Ein hohes Maß an Sicherheit verspricht die im Test kompromisslos standfeste Verzögerung der Bremsanlage, die dazu auch fein dosierbar bleibt.
Da das Leben auch so ein Auto vor unzählige Anforderungen stellen kann, hat Kia das Sorento Facelift mit gleich sieben Fahrprogrammen ausgestattet. Drei davon kommen auf unbefestigtem Terrain zum Einsatz, der Rest ist für den Facettenreichtum auf Asphalt gedacht.
Wer nun glaubt, der Sorento ist ein Offroader, den müssen wir enttäuschen. Dazu reicht das Rüstzeug dann doch nicht, aber der schlammige und mit Spurrillen übersäte Feldweg bis zur Waldhütte stellt den Koreaner vor keine echten Probleme.
Beim Thema Verbrauch waren wir gespannt, denn ein Selbstzünder steht nach wie vor für immense Sparsamkeit. Am Ende war dann ein Drittelmix-Ergebnis von 7,7 Liter auf 100 Kilometer der Größe und dem Gewicht dieses Autos als angemessen zu betrachten.

Der Test auf der Sparrunde ergab mit 5,6 Litern zwar keinen Anlass für ein rauschendes Effizienzfest, geht aber dennoch in Ordnung. Das können andere aber besser; allerdings lassen diese sich das auch erheblich mehr kosten. Ein Beispiel wäre der BMW X3, der mehr Leistung und geringere Verbräuche erreicht, aber mit deutlich weniger Ausstattung rund 10.000 Euro mehr aufruft.
Ausstattung, Komfort & Technik
Als „Platinum“ gilt das getestete Kia Sorento Facelift ausstattungstechnisch als das obere Ende der Fahnenstange. Entsprechend opulent zeigte sich die Bestückung des SUVs mit moderner Technik und anderen Annehmlichkeiten.
Dazu gehören neben einer Voll-Lederausstattung auch Voll-LED-Scheinwerfer mit schnell agierendem Fernlichtassistenten und einem hellen, homogenen Lichtkegel, der bei Fernlicht zudem eine sehr gute Reichweite zeigt. Leider gibt es keine Matrix-Funktion, die wir bei dieser Fahrzeugkategorie irgendwie erwartet hätten.





Für Freunde audiophiler Momente dürfte das Bose-Soundsystem ein Genuss darstellen. Im Klang entpuppte es sich als eines der besten Anlagen aus dem Hause Bose, die wir in den letzten zehn Jahren testen durften. Sehr dynamisch, aber stets sauber gab es von filigran bis zum Donnerwetter, je nach Genre, was richtig Tolles auf die Ohren.

Weiterhin serienmäßig an Bord dieser Ausstattung sind ein Head-up Display, ein umfassendes Assistenzpaket zu dem ein hervorragend arbeitender Abstandstempomat und auch der Autobahnassistent der nächsten Generation gehören. Letzterer kann die aktuelle Spur halten und auch beim Spurwechsel mitmachen. In Kombination mit dem Abstandstempomaten ist das eine Menge an teilautonomer Fahrt.
Weiter geht’s mit elektrischer Sitzverstellung vorne inklusive Sitzmemory, die bereits erwähnte Vollklimatisierung der Vordersitze und Beheizung der Sitze auf zweiter Reihe und viele weitere Dinge.





Für 1.490 Euro zusätzlich für das sogenannte Premium-Paket, werden die Vordersitze zu Relax-Sesseln mit Liegefunktion und auf dem Fahrerplatz mit Massage und adaptiven Seitenwangen, die sich je nach Geschwindigkeit oder gewähltem Fahrprogramm enger an den Fahrer schmiegen oder sich weiter stellen.
Weiterhin in diesem Paket ist ein digitaler Innenspiegel, der bei voller Belegung mit Passagieren und Gepäck einen sicheren Blick nach hinten per Kamera sichert und ein Digital-Key, der die Nutzung des Smartphones plus entsprechender App als Fahrzeugschlüssel erlaubt.





Das Panoramaglasschiebedach ist ein Muss für alle Freude sonnengefluteter, heller Innenräume; für 990 Euro zieht dieses in das SUV ein.
Varianten und Preise des Kia Sorento Facelift
Für den Sorento stehen drei Antriebsvarianten bereit:
- 1.6 T-GDI Hybrid – ein Vollhybrid mit 215 PS Systemleistung
- 1.6 T-GDI PHEV – ein Plug-in Hybrid mit 252 PS Systemleistung
- 2.2 CRDi – ein Turbodiesel mit 192 PS
Der Vollhybrid ist der einzige Antrieb, der auch mit 2WD angeboten wird und AWD als Option steht. Die anderen Antriebe erhalten ausnahmslos den AWD-Antrieb. Während der Diesel mit einer 8-Stufen-Doppelkupplungsautomatik ausgestattet wird, übernimmt bei den beiden Hybrid-Antrieben eine 6-Gang-Automatik die Kraftübertragung.

Dazu kommen drei Ausstattungen, die sich wie folgt aufteilen:
- Vision – Die Basisausstattung wird nur als 5-Sitzer angeboten und als Vollhybrid startet das SUV als solcher bei 53.690 Euro als 2WD; als AWD werden 2.000 Euro mehr verlangt. Der Diesel wird ab 55.190 Euro angeboten und für den PHEV werden 59.640 Euro fällig.
- Spirit – Diese Ausstattung kostet in allen Motorisierungen exakt 5.000 Euro mehr und wird auch als 7-Sitzer angeboten, wofür weitere 990 Euro verlang werden.
- Platinum – Die Topausstattung startet als Vollhybrid AWD (2WD gibt es als Platinum nicht) und auch als Diesel bei 64.190 Euro, für den PHEV werden 68.140 Euro verlangt. Für den 7-Sitzer werden wieder 990 Euro Aufpreis verlangt. Als 6-Sitzer werden ebenfalls 990 Euro extra veranschlagt, allerdings gibt es diesen nur als Diesel oder PHEV.
Fazit – Komfortabler Raumriese
Das Kia Sorento Facelift hat nicht nur optisch eine kleine Metamorphose durchgemacht und zeigt sich nun moderner und irgendwie auch sehr spacig sowie weit ab vom Mainstream. Es sind auch viele technische Neuerungen, die das Raumwunder in die Moderne katapultieren.

Der hier getestete Diesel bleibt preislich genau im Mittelfeld der drei Antriebsoptionen und sorgte für einen sehr kräftigen und sanften Vortrieb, blieb beim Spritkonsum moderat und entpuppte sich somit als idealer Langstreckengleiter. Lediglich die Gedenksekunde der Doppelkupplungsautomatik sorgte für einen kleinen, aber sichtbaren Fleck auf der sonst blütenweißen Weste der Kategorie Antrieb und Fahrwerk.

Mehr als konkurrenzfähig ist der Koreaner auch durch sein überaus großzügiges Platzangebot und die vielen hilfreichen Gimmicks lassen ihn zudem stets praktikabel und variabel in Erscheinung treten. Trotz des gestiegenen Preises ist er immer noch eine gute Partie und bleibt insbesondere im Vergleich mit Wettbewerbern aus dem Premiumbereich eine sehr attraktive Wahl.









Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- futuristisches Design mit feudaler Anmutung
- hochwertiger Innenraum
- sehr sanfter, kultivierter und kräftiger Turbodiesel
- sehr ausgewogenes, komfortables Fahrverhalten
- riesiges Platzangebot für Insassen und Gepäck
- innovatives und intuitives Bedienkonzept
- im Wettbewerbsvergleich gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra:
- Doppelkupplungsgetriebe verursacht Gedenksekunde bei Lastwechsel
- Antrieb wirkt weniger temperamentvoll als vergleichbare des Wettbewerbs
- als 6-Sitzer nur in der höchsten Ausstattung erhältlich
Konkurrenz: BMW X3, Audi Q5, Volvo XC60, VW Tiguan, Range Rover Velar, Mercedes-Benz GLC
Technische Daten: Kia Sorento 2.2 CRDi AWD Platinum 6-Sitzer
- Farbe: Cityscape Grün Metallic
- Fahrzeugklasse: Mittelklasse / SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,82 x 1,90 (2,17 mit Außenspiegeln) x 1,70
- Radstand (mm): 2.815
- Antrieb: Reihenvierzylinder-Commonrail-Turbodiesel mit DPF und SCR-Kat
- Hubraum (ccm): 2.151
- Hybridart: –
- max. Leistung: 142 kW (194 PS) bei 3.800 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 440 bei 1.750 bis 2.750 rpm
- Getriebe: 8-Stufen Doppelkupplungsautomatik
- Antriebsart: Allrad
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,7 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 174 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6e 36EA
- Höchstgeschwindigkeit: 201 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,7
- Wendekreis (m): 11,6
- Bodenfreiheit (mm): 176
- Böschungswinkel vorn/hinten: 16,8°/21,2°
- Rampenwinkel: 16,5°
- Kofferraumvolumen 6-Sitzer/4-Sitzer/2-Sitzer (l): 616/821/2.056
- Leergewicht (kg): 1.917
- Zuladung (kg): 583
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.500
- max. Stützlast (kg): 100
- max. Dachlast (kg): 100
- Tankgröße (l): 67
- Ad-Blue-Tank (l): 14
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 68.450 Euro (Basispreis Diesel als 5-Sitzer: 55.190 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.