Mit diesem Test des Nissan Qashqai 4×4 widmen wir uns der allradgetriebenen Version des japanischen SUVs in dritter Generation.
Insbesondere als Sport Utility Vehicle ist die Option zum Allrad oftmals bei Fahrzeugen unterhalb der Mittelklasse – also auch der Kompaktklasse – nicht immer im Angebot.
Umso interessanter ist der Qashqai für all jene, die einen Allradantrieb als wichtigen Bestandteil ihres Wunschfahrzeugs sehen.
Wir fuhren den Nissan Qashqai 4×4 in der wunderschönen Farbgebung Magnetic Blue.
- Die Außenansicht
- Der Innenraum
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Da capo gefällig?
Zum Design haben wir in den mannigfaltigen Berichten zum neuen Qashqai bereits ausführlich Stellung bezogen. Sei es unser zweiteiliges Qashqai-Special, die statische Premiere oder der Erstkontakt zum Japaner.
Dennoch möchten wir ein Wort zu der tollen Lackierung in Magnetic Blue verlieren, denn dieses kräftige Blau steht dem Japaner hervorragend. Es ist weder zu hell noch zu dunkel und dennoch tiefgründig genug, um die vielen Sicken und Kanten des modernen SUVs hervorzuheben.
SUV – ja ein SUV; wenngleich der Qashqai oft als Crossover bezeichnet wird, finden wir, dass er doch recht gut als SUV dasteht – kompakt, schick und nahezu anmutig. In Verbindung mit dem kontrastierenden Dach in Schwarz stellt sich eine farbliche Symbiose ein, die auch einer konservativen Klientel gefallen dürfte.
Dass es sich bei unserem Testwagen um einen Allrad-Qashqai handelt, kann man auf den ersten Blick nicht erkennen und selbst technikaffine Zeitgenossen müssen schon kniend einen genauen Blick unter das Bodenblech des Qashqai wagen.
Dass er auf üppig dimensionierten 20-Zoll-Rädern vorfährt, die ihren kleinen Aufpreis von rund 600 Euro aus unserer Sicht wert sind, sieht man allerdings sehr wohl bereits auf den ersten Blick – dem Nissan steht diese Felgengröße in der Tat bestens.
Der Innenraum – Mit dem gewissen Dreh
Im Innenraum des Nissan Qashqai 4×4 stellt der Drehregler in der Mittelkonsole wohl den markantesten Unterschied zu den Versionen mit FWD dar. Mit diesem Fahrmodus-Drehregler, der verschiedene Modi offeriert und so unter anderem auf Schnee (Programm Snow) und abseits befestigter Wege (Programm Offroad) auch Laien sicheres Vorankommen ermöglicht, haben wir uns im zweiten Teil unseres Qashqai-Specials detailliert auseinandergesetzt.
Ansonsten gibt’s in der hier getesteten Tekna+-Version – der höchsten Ausstattungslinie – feine Ledersitze und einen insgesamt sehr hochwertigen Innenraum. Das Lenkrad liegt prima in der Hand und ist ebenfalls mit weichem Nappaleder überzogen.
Die Sitze sind vorn sehr bequem und ergonomisch sehr gut ausgeformt, lange Reisen gehen hier überaus entspannt und ohne haltungsbasierte Müdigkeitserscheinungen vonstatten.
Auch im Fond kann sich kaum jemand über etwaigen Platzmangel beschweren. Lediglich der Seitenhalt ist hier nicht so ausgeprägt, ein Aspekt, der allerdings so gut wie alle Fahrzeuge betrifft.
Der Kofferraum bietet mit nicht weit unter 500 Litern ausreichend Stauraum und lässt sich bei Bedarf auf über 1.440 Liter erweitern.
Motor und Fahreigenschaften – Alles in Bewegung
Den 158 PS starken Vierzylinder mit Mildhybridtechnik durften wir schon im Erstkontakt kennenlernen und haben ihn bereits da für gut befunden.
Nun rollte unser Testwagen mit der stufenlosen Xtronic-Automatik vor, die ihre Kraft bei Bedarf auf alle vier Räder verteilt. Dabei muss man sagen, dass der Allrad zwangsläufig an die stufenlose Automatik gekoppelt wurde und die Kombination aus Handschaltung und 4×4 somit passé ist.
Das Antriebskonzept konnte im Test mit Laufkultur und Gelassenheit überzeugen. Wir möchten besonders ersteres betonen, denn immerhin bietet der Motor gerade einmal 1,3 Liter Hubraum. Damit darf sich dieser Vierzylinder als einer der kultiviertesten seiner Hubraumklasse bezeichnen.
Erfreulich dabei ist, dass das CVT – also das stufenlose Getriebe – nicht ständig nach hohen Drehzahlen giert und den Motor nur beim Abruf der gesamten Leistung in entsprechend hohe Bereiche jagt. Doch selbst da klingt der Benziner weder gequält noch übermäßig laut.
Das Fahrwerk erhielt ein grundsätzlich komfortabel abgestimmtes Setup, aber auch eine gesunde Härte wird nicht vermisst. Diese Mischung gefällt ab dem ersten Meter, das Feedback zur Fahrbahn ist omnipräsent und etwas störend sind höchstens gröbere Fahrbahnunebenheiten, über die der Qashqai seine Insassen ebenfalls informieren möchte.
Positiv aufgefallen ist zudem die schnelle Zuschaltung der Hinterachse über die sehr zackig agierende Direktkupplung im Antriebsstrang. Selbst provozierte Traktionsverluste wie beim schnellen Anfahren auf losem Untergrund konnte das System nicht erschüttern und betraute blitzschnell die Hinterräder mit entsprechenden Antriebsaufgaben.
Die Lenkung geizt nicht mit Feedback und ist auch in Nullstellung sehr mitteilungsfreudig – prima! Denn das erhöht den Fahrspaß ungemein und lässt auch sportlich agierende Fahrer auf ihre Kosten kommen.
Die Bremsen kommen mit dem rund 1,6 Tonnen schweren SUV sehr gut zurecht, selbst nach mehreren Bremsungen aus hohen Geschwindigkeiten konnten wir keinen Anflug von Fading feststellen.
Beim Verbrauchsverhalten ermittelten wir einen Drittelmix-Durchschnitt von 7,4 Litern auf 100 Kilometer – das sind 0,2 Liter mehr als die frontgetriebene Version und zeigt, dass der 4×4 auf der Straße sehr oft als Fronttriebler unterwegs ist und nur selten bei Bedarf die Hinterachse zum Antriebskonglomerat hinzuzieht.
Die Sparrunde förderte einen Mindestverbrauch von 6,2 Litern zutage und Vollgasfahrten auf freier Autobahn gipfelten in einem Maximalverbrauch von 13,5 Litern pro 100 gefahrene Kilometer.
Ausstattung, Komfort, Technik
Der Tekna+ sei Dank, gab es im Testwagen jede Menge an Ausstattung, von der wir die wichtigsten Features nachfolgend behandeln möchten.
Ganz vorne positionieren sich dabei nicht nur physisch gesehen extrem gute LED-Scheinwerfer, die mit ihrer Matrixfunktion sogar das Premium-Segment ärgern. Helligkeit und Reichweite bewegen sich auf Topniveau – lediglich die Ausblendung geschieht nicht so zügig und auch nicht so feingranular wie beispielsweise bei der Konkurrenz aus Ingolstadt. Das ist jedoch im Alltag verschmerzbar.
Ein überdurchschnittlich guter DAB-Empfang sorgt für selten eingeschränkten Musikgenuss und Schnittstellen als USB-A und USB-C gewährleisten eine breitbandige Anschlussmöglichkeit ohne notwendige Adapter.
Ein bestens ablesbares Digital-Cockpit, das auch in Sachen Design eine Mischung aus verspielt und durchdesignt mitbringt, dürfte auch eine jüngere Klientel schnell richtig cool finden. Der Zentralbildschirm ist derweil nicht der größte im Fahrzeugsegment, wird aber mit jeder Menge physischen Tasten ringsum ausgerüstet, was die Bedienung – vor allem während der Fahrt – enorm erleichtert.
Das Soundsystem aus dem Hause Bose stellt ein großes Upgrade zur Standard-Anlage dar und ist aus unserer Sicht ein absolutes Muss für Menschen, die gern und oft Musik im Auto hören. Im Hörtest blieb der Klang fast immer voluminös und wer genau hinhört, erkennt den bassbetonten Charakter, der Bose-Systemen nahezu immer innewohnt.
Die Assistenzsysteme gefielen im Test mit klagloser Verrichtung ihrer Jobs und die akustischen Warntöne sind mittlerweile nicht mehr so nervig, was sicherlich daran liegen könnte, dass Nissan eine Computerspiel-Firma mit der Kreation neuer Warntöne beauftragt hat. Das gilt aber ohrenscheinlich nicht für den dreifachen Piepton der elektrischen Heckklappe – hier wäre noch Spielraum für eine entsprechende Anpassung.
Im Übrigen kann auch die Massagefunktion der Vordersitze überzeugen. Dank ausgeklügelter Pneumatik wird der Rücken hiermit ganz ordentlich durchgewalkt.
Varianten und Preise des Nissan Qashqai 4×4
Der allradgetriebene Qashqai startet in der Ausstattungsversion N-CONNECTA bei 39.110 Euro und besitzt ab Werk unter anderem bereits 18-Zoll-Räder, Navi und ist permanent online, wodurch die Nissan-Connect-Services jederzeit bereitstehen.
Als TEKNA werden mindestens 43.070 Euro fällig und neben einem Head-up Display gesellen sich auch 19-Zoll-Räder und Voll-LED-Scheinwerfer mit adaptivem Fernlichtassistenten inklusive LED-Nebelleuchten mit zur Serienausstattung – um nur einige Dinge zu benennen.
TEKNA+ startet ab 45.920 Euro und bietet on top serienmäßig ein Panoramaglasdach, eine Lederausstattung, das Bose-Soundsystem, Massagefunktion für die Vordersitze und vieles mehr.
Als Allrad steht grundsätzlich nur die X-Tronic als Kraftverteilung zur Verfügung und der 1.3-Liter mit 158 PS ist die einzig hiermit kombinierbare Motorisierung.
Fazit – Alles passt und greift
Der neue Nissan Qashqai trifft alle Erwartungen und konnte im Test ohne echte Schwachstellen aufwarten. In Summe präsentiert sich das japanische SUV als echte Alternative zu den etablierten Platzhirschen im Segment.
Mit einem Testwagenpreis von rund 47.000 Euro ist der Nissan Qashqai 4×4 in der Tekna+ Ausstattung allerdings auch kein Schnäppchen erster Klasse mehr. Dafür erhält der Kunde einen vollausgestatteten, optisch ansprechenden und technisch hochgerüsteten Begleiter, der behutsam digitalisiert wurde und somit einer breiten Zielgruppe zugänglich bleibt – ganz ohne Abstriche.
Wirklich bedauernswert ist jedoch der Verzicht auf den Diesel. Das ist sicherlich der aktuellen Zeit geschuldet, dennoch gibt es auch heute noch immer keine valide Alternative zum Selbstzünder für Langstrecken beziehungsweise Vielfahrer.
Das war´s dann auch schon mit der Kritik. Wer ohnehin keinen Diesel auf seinem Merkzettel hatte und ein schickes SUV im zeitgemäßen Look sucht, das dank seinem guten Allradantrieb einen großen Vorteil in puncto Sicherheit mitsichbringt, sollte sich den neuen Qashqai unbedingt einmal live anschauen und auch Probe fahren.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- zeitgemäße Optik
- komfortabler Antrieb
- souveränes Allradsystem
- vielseitige Ausstattung
Contra:
Renault Kadjar, Ford Kuga, Mitsubishi ASX, Mazda CX-5, Peugeot 3008, VW Tiguan, Seat Ateca, Skoda Karoq
Technische Daten: Nissan Qashqai 4×4 Tekna+
- Farbe: Magnetic Blue Metallic / Black Metallic (Dach)
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,43 x 1,84 (2,08 mit Außenspiegeln) x 1,63
- Radstand (mm): 2.665
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit Turbo und OPF
- Hybridart: 12-Volt-Mildhybrid
- max. Leistung: 116 kW (158 PS) bei 5.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 270 bei 1.800 bis 3.750 rpm
- Hubraum: 1.332 ccm
- Getriebe: stufenlose Automatik CVT
- Antriebsart: Allrad 4×4
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 6,2 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 140 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,9
- max. Bodenfreiheit (mm): k.A.
- Wendekreis (m): 11,1
- Kofferraumvolumen (l): 479 bis 1.422
- Leergewicht (kg): 1.577
- Zuladung (kg): 463
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.800
- max. Stützlast (kg): 100
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 55
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 47.170 Euro (Basispreis mit AWD: 39.110 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
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