Nissan Qashqai e-Power Test – Auf die lange Tour

Nissan Qashqai e-Power
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Nachdem wir im vergangenen Sommer den Nissan Qashqai e-Power in einem Erstkontakt kennenlernen durften, konnten wir ihn nun einem detaillierten Einzeltest unterziehen.

Dabei ging es um etwaig offen gebliebene Fragen, die unter anderem den reellen Verbrauch und die Reichweite betrafen. Doch auch ansonsten schauten wir beim erfolgreichen Kompakt-SUV mit Vollhybridantrieb noch einmal genauer hin.

Unser Protagonist rollte in der Topausstattung „Tekna+“ auf unser Testgelände. Die intensive Karosseriefarbe „Fuji Sunset Red“ begeisterte uns bereits im ersten Kontakt mit dem Japaner.



Exterieur und Interieur – Keine besonderen Vorkommnisse

Als aktueller Qashqai zeigt sich auch die Vollhybridversion e-Power in elegantem SUV-Look, der mit der Einführung der dritten Generation endgültig der optisch wirksamen Dynamik frönt.

Frontgrill im V-Motion-Design, Scheinwerfereinheiten im Bumerang-Look, dazu viele Knicke, Kanten und Kurven an genau den richtigen Stellen – fertig ist ein SUV, welches nicht nur elegant und dynamisch erscheint, sondern nun auch eine gewisse Zeitlosigkeit erhielt, was den aktuellen Qashqai auch zwei Jahre nach seiner Einführung noch taufrisch erscheinen lässt.

Dies gilt auch für das Interieur des Japaners, welches dank des großzügigen Einsatzes deutlich wertigerer Materialien als bei den vorherigen Generationen keinerlei Eindruck oder Spuren von Sparmaßnahmen hinterlässt. Der optisch kleine, aber technisch große Unterschied zu seinen Modellgeschwistern macht die kleine Taste in der Mittelkonsole aus für die Aktivierung des e-Pedals.

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Motor und Fahreigenschaften – Kein Notstromaggregat

Wir erinnern uns kurz: Im Qashqai e-Power kommt ein Turbobenziner mit drei Zylindern zum Einsatz, der aus seinen 1,5 Litern Hubraum 158 PS generiert und diese ausschließlich dazu nutzt, um Strom zu erzeugen. Dieser Strom wird zum Teil in einer 2,1 kWh großen Batterie zwischengespeichert und ansonsten direkt zum Antrieb eines 190 PS starken Elektromotors an der Vorderachse verwendet.

Motorraum Nissan Qashqai e-Power

Motor ja, Antrieb nein – Der Benziner erzeugt im e-Power ausschließlich Strom.

Ja, das Prinzip ähnelt dem eines Notstromgenerators, doch dank der zusätzlichen Batterie kann der versorgte E-Motor mehr Leistung abliefern als der Benziner leistet. Das klappt natürlich nicht dauerhaft, reicht aber aus für temporäre Leistungsspitzen, wie sie beispielsweise beim Überholen oder starkem Beschleunigen auf Autobahnauffahrten notwendig sein können.

Der Wählhebel ist hier eher ein Knubbel, was die Mittelkonsole optisch etwas ruhiger erscheinen lässt.

Der E-Motor liefert zudem 330 Newtonmeter Drehmoment, welche bereits ab der ersten Umdrehung verfügbar sind. Entsprechend forsch schiebt der Qashqai nach vorn. Innerhalb von 7,9 Sekunden sprintet das SUV von null auf Tempo 100 – das sind zwei Sekunden weniger als der Qashqai als Mildhybrid mit Allrad benötigt.

Dafür ist der e-Power bei 170 km/h elektrisch begrenzt, wohingegen die mild hybridisierten Benziner den Qashqai um die 200 km/h schnell machen. Doch im Alltag spielt dies eher eine untergeordnete Rolle, da hier Zwischensprints und andere Beschleunigungen deutlich öfter passieren und entsprechend wichtiger sind. Und da hat der Nissan Qashqai e-Power klar die Nase vorn.

Interessant war die Beobachtung, dass das Hybridsystem den Akku so gut wie nie unter die Hälfte des Ladestands fallen ließ. Es wird also permanent dafür Sorge getragen, dass genügend Puffer für etwaige Zwischensprints verfügbar bleiben. Entsprechend zeitig wird auch der per Taste aktivierte vollelektrische EV-Mode entweder erst gar nicht zugelassen oder frühzeitig wieder deaktiviert, um ebendiese Reserve zu bewahren.

Fahrtechnisch ist zu sagen, dass das System sehr komfortorientiert arbeitet und der Benziner im Alltag und ohne sportive Allüren des Fahrers weitestgehend im Hintergrund arbeitet. Lediglich bei forcierter Fahrweise wird der Dreizylinder so präsent, dass er akustisch quasi in den Vordergrund rückt. 

Nissan Qashqai e-Power schräg hinten rechts
Als e-Power ist der Qashqai das stärkste und am besten beschleunigende SUV der Modellreihe.

Wird der Sportmodus aktiviert, wird jeder Gasbefehl bissig und lebhaft in Vortrieb umgesetzt. Soll es also mal schneller ums Eck gehen, funktioniert dies in diesem Modus besonders gut und macht auch Spaß. Beim Gaswegnehmen wird hier stärker rekuperiert, um dem Akku stets genügend Saft zukommen zu lassen. 

Apropos Rekuperation: Bei aktiviertem e-Pedal ist für den gesamten Fahrbetrieb größtenteils nur das Gaspedal notwendig, weil beim Gas wegnehmen die höchste Rekuperationsstufe aktiv wird und das Fahrzeug entsprechend stark verzögert. Diese Funktion hat sich seit Jahren im vollelektrischen Nissan Leaf bewährt und funktioniert auch in diesem Vollhybrid hervorragend. Genutzt werden sollte das e-Pedal vorwiegend innerstädtisch und auf kurvenreichen Strecken, da auf Schnellstraßen oder Autobahnen aufgrund der permanenten verzögerungsfreien Fortbewegung die Wirkung kaum zur Geltung kommen kann.

Insbesondere beim Verbrauch haben wir genauer hingeschaut und festgestellt, dass der im Drittelmix ermittelte Durchschnittswert von 6,6 Litern auf 100 Kilometer 1,3 Liter über der Werksangabe liegt. Noch mehr verlangte der Qashqai bei Autobahnfahrten mit permanent annähernd Top Speed, wobei durchschnittlich über neun Liter konsumiert wurden.

Nissan Qashqai e-Power Sparrunde Verbrauch
Wer es defensiv und zurückhaltend angeht, schafft tatsächlich deutlich über 1.000 km pro Tankfüllung.

Nissans 1.000-Kilometer-Versprechen kamen wir näher, als wir die Autobahn wegließen und allein dadurch den Verbrauch auf 5,7 Liter reduzieren konnten. Auf der Sparrunde zeigte der Nissan Qashqai e-Power dann sein ganzes Sparpotenzial und begnügte sich mit 4,1 Litern auf hochgerechnet 100 Kilometer. In dem Fall würde eine Tankfüllung tatsächlich für über 1.300 Kilometer ausreichen. Allerdings ist dieser Verbrauchswert kein Rekord oder zumindest besonders niedrig. Da haben so manche Verbrenner und auch Vollhybriden weniger verbraucht.

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Ausstattung, Komfort, Sicherheit im Nissan Qashqai e-Power

Dank der Topausstattung „Tekna+“ besaß der getestete Qashqai praktisch „volle Hütte“. Angefangen vom 12.3-Zoll-NissanConnect-Navigationssystem inklusive kabellos funktionierendem Android Auto und Apple CarPlay über dreistufig beheizte Vordersitze mit Massagefunktion und Sitzmemory bis hin zu sehr dynamisch klingenden Bose-Soundanlage gehören auch eine 360-Grad-Kamera mit guter Auflösung, ein adaptiver Tempomat inklusive gut funktionierender Stauassistenz und Stopp & Go Funktion und ein viele Informationen lieferndes Head-up Display zur Serienausstattung des „Tekna+“.

Eine ganze Heerschar an weiteren Assistenzsystemen unterstützen den Fahrer hilfreich im Fahrbetrieb und machten im Praxistest allesamt eine sehr gute Figur. Auch erwähnenswert ist das Matrix-LED-Scheinwerferlicht, welches im Test andere Verkehrsteilnehmer schnell und fehlerfrei ausblenden konnte. Lediglich die leichte Inhomogenität des Abblendlichts könnte diesem ansonsten sehr guten Lichtsystem angekreidet werden.

Lediglich die 20-Zoll-Räder – 19 Zoll sind Serie – und die Sonderlackierung stehen beim „Tekna+“ noch in der Optionsliste – alles andere, also selbst das Panoramaglasdach, die Privacy-Verglasung und die Lederausstattung sind ab Werk in diesem SUV. Wenn Nissan nun noch das Piepkonzert beim elektrischen Öffnen und Schließen der Heckklappe abschaltbar machen würde, wären wir endgültig zufrieden.

Um den Qashqai permanent mit dem Internet zu verbinden und auch als Hotspot nutzen zu können, wird zunächst die NissanConnect-App auf einem Mobilgerät benötigt. Mit der wird das Fahrzeug angemeldet, was im Fall unseres Testwagens drei ganze Tage dauerte, bis dieses in der App erschien. Nun besteht die Möglichkeit, über diese App entsprechende Pakete die gewünschte Menge an mobilem Datenvolumen zu kaufen. Günstig ist dies mit knapp 15 Euro für 5 GB nicht unbedingt. Auch finden wir dies recht umständlich, um in den Genuss der umfassenden Konnektivität zu kommen.

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Varianten und Preise des Nissan Qashqai e-Power

Als e-Power wird das Kompakt-SUV erst in der Ausstattung „N-Connecta“ angeboten. Die beiden Einstiegsvarianten „Visia“ und „Acenta“ können nicht mit dieser Motorisierung kombiniert werden.

  • Als „N-Connecta“ startet der Qashqai ab 42.260 Euro; das Navi, diverse Online-Services und 18-Zoll-Räder sind unter anderem hier inklusive.
  • Für die „Tekna“ verlangt Nissan mindestens 46.120 Euro und packt unter anderem die elektrische und sensorgesteuerte Heckklappe, das HUD, 19-Zoll-Räder, eine induktive Ladestation für Handys und einen Parkassistenten obendrauf.
  • Für 48.970 Euro wechselt der Qashqai als „Tekna+“ den Besitzer und belohnt dies zusätzlich mit dem Bose-Soundsystem, dem Panoramaglasdach, lederbezogene Massagesitze vorn und vielem mehr.

Nissan Qashqai e-Power schräg vorne links
Schade – Ausgerechnet die stärkste Motorisierung des Qashqai ist nicht mit Allradantrieb erhältlich.

Allradantrieb ist beim e-Power nicht im Angebot; wer auf allen Vieren unterwegs sein will, muss auf die Variante mit dem Mildhybridantrieb zurückgreifen.

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Fazit – Komfortable Topmotorisierung

Als e-Power überzeugt der Qashqai mit einem komfortablen Fahrverhalten, welches teilweise an ein Elektrofahrzeug erinnert. Denn sowohl das Ansprechverhalten als auch die immer wiederkehrenden vollelektrischen Antriebsphasen sorgen für ebendiese Charakteristik. Dazu ist es die stärkste Motorisierung im Portfolio.

Nissan Qashqai e-Power schräg hinten links
Komfortabler als mit der e-Power-Motorisierung kann man den Nissan Qashqai aktuell nicht fahren.

Lediglich beim Verbrauch ist die Erwartungshaltung höher gewesen, als die Realität zutage förderte. Nur wer das SUV sehr zurückhaltend bewegt, kann angemessene Verbrauchswerte erzielen. Da zeigt sich dann doch, dass die Stromerzeugung durch einen Verbrenner nicht ganz der Weisheit letzter Schrei ist.

Der Fokus lag dann doch eher auf Komfort, was wiederum bestens funktioniert hat. Auch die fulminante Ausstattung und die sehr gut unterstützenden Assistenten sprechen für den Qashqai. Das unkomplizierte Fahrverhalten und sein ausgewogenes Fahrwerk tun ihr Übriges an Überzeugungsarbeit, um das SUV als ausgereiften und sehr sympathischen Begleiter zu deklarieren.

Text/Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 5D Mark III

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Pro & Contra

Pro:

  • komfortables Fahrverhalten
  • sehr gute Fahrleistungen
  • bei moderater Fahrweise hohe Reichweite
  • reichhaltige Ausstattung
  • einfache Bedienung
  • viele physische Bedienelemente

Contra:

  • bei Volllast hoher Verbrauch
  • kein Allradantrieb erhältlich
  • geringe Anhängelast
  • nervende Pieptöne bei Heckklappenbetätigung

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Technische Daten: Nissan Qashqai e-Power Tekna+

  • Farbe: Fuji Sunset Red Metallic + Dach in Schwarz Metallic
  • Fahrzeugklasse: Kompaktklasse / SUV
  • Länge x Breite x Höhe (m): 4,43 x 1,84 (2,08 mit Außenspiegel) x 1,63
  • Radstand (mm): 2.665
  • Antrieb: Elektromotor / Stromerzeugung durch Dreizylinder Turbobenziner
  • Hybridart: serieller Vollhybrid
  • max. Leistung E-Motor/Verbrenner: 140/116 kW (190/158 PS)
  • max. Drehmoment E-Motor/Verbrenner (Nm): 330/250
  • Hubraum Verbrenner: 1.477 bis 1.497 ccm
  • Getriebe: stufenloses Reduktionsgetriebe
  • Antriebsart: Vorderachse
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,3 l/100 km
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,6 l/100 km
  • CO2-Emissionen (Werksangabe): 120 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h (elektronisch begrenzt)
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 7,9
  • Wendekreis (m): 11,1
  • Kofferraumvolumen (l): 479 bis 1.415
  • Leergewicht (kg): 1.699
  • Zuladung (kg): 481
  • Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/750
  • max. Stützlast (kg): 100
  • max. Dachlast (kg): 75
  • Tankinhalt (l): 55
  • Batteriegröße (kWh): 2,1
  • Kraftstoffart: Benzin
  • Neupreis des Testwagens: 50.920 Euro (Basispreis e-Power: 42.260 Euro)

 

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