Ob das Hyundai Kona Facelift eine klare Verbesserung zum Vorgänger darstellt? Wir haben dies in einem Test beantwortet.
Bereits das Debütmodell konnte 2018 in allen Belangen überzeugen, überraschte uns in vielen Details und so mancher Aha-Effekt gab sich während der Testphase ein Stelldichein. Umso gespannter warteten wir nun auf das modernisierte Exemplar.
Für den Fahrbericht zum Faceliftmodell stand uns ein Kona mit 120 PS in einem hübschen Surfy Blue zur Verfügung.
- Das Exterieur
- Der Innenraum
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Pinselstrich hier, Pinselstrich da
Mit dem Facelift zeigt der Kona deutlich mehr Eigenständigkeit. Vorbei scheint die Zeit, als er als kleiner Bruder des Santa Fe galt – beim Vorfacelift war dies noch eindeutig der Fall.
Besonders lässt sich das Facelift an der Front ausmachen, an der neue Scheinwerfer mit Freiflächenreflektoren optisch entfernt an Kiemen erinnern möchten. Das Tagfahrlicht wanderte weit nach oben in die Haube, wo nun auch das Markenlogo sitzt.
Vorher war dieses auf dem Frontgrill positioniert. Dieser wurde nun deutlich breiter und passt dadurch hervorragend zur neuen Frontschürze, die einen auffällig hervorgehobenen Unterfahrschutz zeigt. Cool: Angedeutete Hutzen verraten hier die N Line und möchten Sportlichkeit suggerieren.
Seitlich betrachtet, bleibt der Kona ganz typisch ein Klein-SUV, zeigt eine hohe Gürtellinie und ein schmales Greenhouse, was in Summe dann auch dynamisch rüberkommt. Einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leistet auch das schicke Felgendesign, welches dem Kleinen ausgesprochen gutsteht. Die vier Zentimeter mehr an Fahrzeuglänge sind optisch eher weniger wahrnehmbar.
Am Heck polarisiert der neue Kona indes am meisten. Richtig zerklüftet kommt er daher, denn neben den eigentlichen Heckleuchten oben kommen weiter unten richtige Brocken zum Einsatz, die unter anderem die Funktionen von Blinker und Rückfahrscheinwerfer übernehmen. Brocken deshalb, weil die seit dem Facelift neugestaltete Schürze diese Leuchteinheiten mit dicker Umrahmung umgarnt, was die separierte Lage nochmals unterstreicht.
Dazu gibt es auch hier einen deutlich stärker interpretierten Unterfahrschutz – Der Kona winkt daher freundlich mit Offroad-Allüren. Ein Doppelendrohr möchte derweil darauf hinweisen, dass auch hier die Performance nicht zu kurz kommt.
Es ist zwar immer eine Frage des Geschmacks, aber wir empfehlen an dieser Stelle die beiden Farben „Surfy Blue“ – für 600 Euro – des Testwagens sowie das aufpreisfreie „Dive in Jeju“, da diese intensiven Blautöne den Kona so richtig in Szene setzen. Sie lassen ihn besonders jugendlich frisch wirken und vermögen es zudem, einfach gute Laune zu generieren.
Interieur – Am Zeiger wird (fast) nicht mehr gedreht
Im Innenraum weht nun ebenfalls ein frischer Wind, wenngleich sich auch auf den ersten Blick nicht so viel verändert hat. Der Zentralbildschirm ist größentechnisch geblieben, die Bedientasten befinden sich bei diesem 10.25-Zoll-Format darunter, was gewissermaßen auch eleganter wirkt.
Neu ist das volldigitale Cockpit, welches die analogen Uhren mit ihren klassischen Zeigern zumindest ab TREND und anderen höheren Ausstattungslinien in Rente geschickt hat. Sehr angenehm finden wir den Umstand, dass Hyundai auch beim Kona noch auf den Einsatz physischer Tasten setzt, wodurch die Bedienung besonders während der Fahrt einfach und damit sicherer bleibt.
Die vorderen Sitze sind gut ausgeformt und weitgehend langstreckentauglich; das Raumgefühl ist hier sehr angenehm. Im Fond wird es erwartungsgemäß enger. Doch zu zweit auf der Rückbank kann man ganz gut auch längere Etappen unternehmen.
Der Kofferraum wuchs um 13 Liter, lässt sich sehr gut beladen und auf eine elektrische Heckklappe kann man hier getrost verzichten – immerhin sprechen wir von einem Klein-SUV. Sehr gut: Bei maximiertem Laderaum gibt’s einen immer noch komplett ebenen Laderaumboden.
Motor und Fahreigenschaften – Mild hybridisiert
Den Antrieb in unserem Testwagen übernimmt ein 1,0-Liter Dreizylinder mit 120 PS – den kennen wir bereits vom Hyundai i20. Wie auch dort, wird der Benzinmotor durch ein 48-Volt-Mildhybridsystem unterstützt, welches durch einen Riemenstartergenerator beim Anfahren und zwischendurch beim Beschleunigen unterstützt.
Der raubeinig klingende Dreizylinder hängt gut am Gas und insbesondere in Verbindung mit der Handschaltung erweist sich das Konglomerat als erstaunlich agil. Die Gänge lassen sich leicht und knackig durchschalten, die Schaltwege sind überschaubar kurz.
Zudem besitzt das Getriebe die intelligente Art, den jeweils eingelegten Gang für den Segelbetrieb automatisch auszukuppeln. Hyundai nennt das Ganze „iMT“, was so viel wie intelligentes Schaltgetriebe bedeutet. Dies ist Bestandteil des Mildhybridsystems.
Das Fahrwerk der N Line ist grundsätzlich etwas straffer abgestimmt, aber mit immer noch ausreichend Restkomfort gesegnet. In Summe wurde das Abrollverhalten gegenüber dem Vorfacelift durch das überarbeitete Fahrwerk nochmals verbessert.
Doch bei aller Lobhudelei für das Fahrwerk, müssen wir dem Kona noch etwas ankreiden: Das SUV wirkt stellenweise ein wenig nervös, insbesondere im innerstädtischen Bereich, was der überspitzt agierenden Lenkung zuzuschreiben ist, die zwar laut Hyundai dem Fahrwerk entsprechend angepasst, aber aus unserer Sicht eher verschlimmbessert wurde.
Dafür macht der aufgefrischte Kona auch auf der Langstrecke, die er vollkommen unaufgeregt abreißt, eine gute Figur. Für den Standardsprint benötigt der Koreaner 11,9 Sekunden, bis Tempo 100 erreicht ist – das fühlt sich in natura aber irgendwie kürzer an. Das Ende der Fahnenstange ist beim Hyundai Kona Facelift in dieser Motorisierung bei 180 km/h erreicht.
Die Bremsanlage hatte mit dem kleinen SUV leichtes Spiel und gab keinen Anlass für Kritik. Das Pedalgefühl ist dabei sehr angenehm, die Bremskraft sehr nuanciert dosierbar.
Beim Verbrauch zeigt sich das Klein-SUV aus Fernost moderat, aber nicht sonderlich sparsam: Im Drittelmix konsumierte das Hyundai Kona Facelift sieben Liter auf 100 Kilometer.
Überraschend war die Sparrunde, auf der wir mit hochgerechnet 4,9 Litern auf 100 Kilometer sogar weniger verbrauchten als mit dem Hyundai i20 mit dem gleichen Motor. Durchgängige Vollgasfahrten resultierten in einem Maximalwert von 9,7 Litern pro 100 Kilometer.
Ausstattung, Komfort, Technik
Das Hyundai Kona Facelift ist als N Line mit einer guten Ausstattungsfülle gesegnet. Dazu gehören unter anderem gute LED-Scheinwerfer, die zwar heller und weiter ausleuchten, allerdings in ihrer Homogenität etwas besser sein könnten und sich dadurch gegenüber dem Vorfaceliftmodell in diesem Punkt etwas verschlechtert haben.
Sehr gut ist das in der N Line serienmäßige Soundsystem aus dem Hause Krell, das den kleinen Kona akustisch angenehm befüllt. Nur im direkten Vergleich mit den Krell-Systemen aus den größeren Hyundai-Modellen spürt man dann doch Unterschiede.
Die sehr schnelle Sitzheizung, die mit den Stoffbezügen der Sitze keine große Mühe hat und zudem konstant heizt, blieb ihren Tugenden quasi treu. Auch die Lenkradheizung ist in puncto gleichmäßiger Wärmeverteilung top.
Die Klimaautomatik arbeitet am Anfang etwas geräuschvoll, doch nach kurzer Zeit bleibt diese akustisch im Hintergrund und zudem zugfrei, was einen wichtigen Aspekt für den Komfort darstellt. Das sehr scharfe Bild der Rückfahrkamera überzeugt auch bei Nacht.
Das DAB+ ist nun serienmäßig in allen Kona-Modellen und die Empfangsstärke für digitale Sender ist hier überdurchschnittlich gut ausgeprägt. Sinnvoll in urbanen Gefilden sind derweil die elektrisch anklappbaren Außenspiegel.
Das ebenfalls dank N Line serienmäßig verbaute Navigationssystem ist typisch Hyundai/Kia und gibt in puncto Bedienung keinerlei Rätsel auf. Die Routenführung selbst gehört definitiv zu den besten in dieser Klasse, wenn sie nicht sogar die Beste ist. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Infos hier gebündelt und dennoch übersichtlich vereint auf den Bildschirm gebracht werden.
Varianten und Preise des Hyundai Kona Facelift
Den Kona erhält man als Facelift in sechs Motorisierungen; drei Benziner, ein Hybrid und ein vollelektrischer Antrieb in zwei Leistungsstufen. Der Diesel wurde leider ersatzlos gestrichen.
Bei den Benzinern handelt es sich um den hier getesteten 1.0-Liter Dreizylinder mit 120 PS, dazu gibt’s einen 1.6-Liter Vierzylinder mit 198 PS sowie einen 2.0-Liter Vierzylinder mit 280 PS für den Kona N.
Der Hybrid besitzt eine Systemleistung von 141 PS, generiert aus einem 1.6-Liter Saugbenziner und einem E-Motor. Die vollelektrische Variante gibt es in den Leistungsstufen 136 PS und 204 PS.
Der Einstiegspreis beginnt als PURE mit dem kleinen Benziner bei 20.390 Euro und bietet bereits 16-Zoll-Räder, eine Klimaanlage, den Frontkollisionwarner mit autonomen Bremsassistenten plus Fußgängererkennung sowie einem aktiven Spurhalteassistenten.
Weitere Ausstattungen werden SELECT (ab 22.750 Euro), TREND (ab 24.600 Euro), N LINE (ab 27.830 Euro) sowie PRIME (ab 27.830 Euro) genannt.
Die Hybridversion startet als SELECT ab 27.500 Euro und der vollelektrische Kona Elektro wird ab 35.650 Euro als 136-PS-Version angeboten. Die 204-PS-Variante kostet 7.000 Euro mehr. Die Förderung beträgt hier aktuell jeweils 9.570 Euro und kann entsprechend vom Kaufpreis abgezogen werden.
Allradantrieb ist optional nur für den 1.6-Liter Benziner mit 198 PS verfügbar. Alle anderen Modelle – selbst der 280 PS starke Kona N – müssen sich mit Frontantrieb begnügen.
Fazit – Gelungene Auffrischung des Erfolgs-SUVs
Das Hyundai Kona Facelift konnte im Test vor allem optisch und fahrwerkstechnisch viele Punkte einheimsen. Die Ausstattung ist wirklich üppig und man vermisst so gut wie nichts.
Mit dem kleinen Motor eignet er sich vorrangig für urbane Gefilde, ist zwar auch langstreckentauglich, allerdings nur bei moderaten Erwartungen an die Fahrleistungen. Wer mit dem Kona oft und viel unterwegs ist, sollte über den 1.6-Liter-Vierzylinder mit knapp 200 PS nachdenken, den es sogar mit Allrad gibt. Die Dieselalternative wurde leider gestrichen.
In Summe präsentiert sich das koreanische Klein-SUV optisch appetitlich und technisch solide ausgerüstet – mehr braucht hier wirklich niemand. Etwas schade fanden wir daher die kleinen Defizite in Bezug auf die Lenkung. Hier kann beispielsweise ein Puma besser abschneiden. Dennoch dürfte der Kona auch nach seiner Auffrischung bei seinem Publikum bestens ankommen – nicht zuletzt aufgrund seines fairen Preis-Leistungs-Verhältnisses.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- vielfältige Ausstattungsmöglichkeiten
- knackige, gut abgestufte Schaltung
Contra:
Ford Puma, Opel Mokka, VW T-Cross, Skoda Kamiq, Seat Arona, Suzuki SX4 S-Cross, Nissan Juke, Mazda CX-3
Technische Daten: Hyundai Kona Facelift 1.0 T-Gdi (+48V) N Line
- Farbe: Surfy Blue Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,21 x 1,80 (2,04 mit Außenspiegeln) x 157
- Radstand (mm): 2.600
- Antrieb: Dreizylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: 48-Volt-Mildhybrid
- Leistung: 88 kW (120 PS) bei 6.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 172 bei 1.500 bis 4.000 rpm
- Hubraum: 998 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltgetriebe
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,1 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,0 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 139 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 11,9
- max. Bodenfreiheit (mm): 170
- Wendekreis (m): 10,6
- Kofferraumvolumen (l): 374 bis 1.156
- Leergewicht (kg): 1.340
- Zuladung (kg): 455
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 600/1.200
- max. Stützlast (kg): 80
- max. Dachlast (kg): 80
- Tankinhalt (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 29.580 Euro (Basispreis PURE: 20.390 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.