Dass die Koreaner mit dem Kia Stinger einen großen Coup gelandet haben könnten, ahnten wir bereits bei der Premiere des Gran Turismo auf der IAA in Frankfurt im letzten Jahr. Doch das es so fulminant gelang, verblüffte uns dann doch.
Kia war bereits in der Vergangenheit für so manche Überraschung gut. Ob es das knackig frische SUV Sportage war, der urbanfreundliche Niro mit Hybridtechnik oder die überzeugende Limousine Optima – alle Modelle konnten im jeweiligen Fahrzeugtest überzeugen.
Der Modellname Stinger – übersetzt Stachel – deutet bereits auf seine herausragende Positionierung hin. Ob er sich auch so stichhaltig und messerscharf zeigt, überprüfen wir in unserem Fahrtest.
Der Kia Stinger wurde als GT mit dem 370 PS starken 3.3-Liter T-GDi V6 getestet.
- Exterieur
- Interieur
- Motorisierung und Fahreigenschaften
- Assistenz, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – appetitlich und imposant
Der Kia Stinger ist ein GT, wie er im Buche steht. Die markante Front zeigt die markentypische Tigernase, die im Falle des Stinger recht breit ausfällt und perfekt mit den unteren Lufteinlässen harmoniert. Flache, dezent in die Seite gezogene Voll-LED-Scheinwerfer ergänzen die Frontansicht, während das Tagfahrlicht in Doppel-L-Lichtgrafik bereits im Stand eine betörende Dynamik verheißt.
Besagte Dynamik reißt auch beim Betrachten der Seitenlinie nicht ab, ganz im Gegenteil. Getreu dem Motto „lange Haube, kurzes Heck“ zeigt der Kia Stinger ein extrem weit nach hinten versetztes Greenhouse sowie markante Knicke im unteren Bereich der Türen, welche die Seitenschweller üppiger dimensioniert erscheinen lassen. Die nach hinten ansteigende Fenstergrafik trifft auf eine abfallende Dachlinie, welche wiederum in einen fließenden Heckspoiler mündet – bravo!
Die Lufthutzen auf der Motorhaube besitzen nur Designaufgaben. Anders bei den Lufteinlässen an der Front und den Luftauslässen in den vorderen Kotflügeln – diese verbessern die aerodynamischen Werte nachhaltig.
Am Heck beweisen die Star-Designer Peter Schreyer und Gregory Guillaume, dass ihre Leidenschaft wohl formvollendeten GTs gehört. Unterhalb des Spoilers sitzen formschön integrierte Rückleuchten, der Rest der Kofferraumklappe wirkt derweil wie ein zweiter Kühlergrill am Heck. Weiter unten befinden sich verheißungsvoll vier Endrohre, die den krönenden Abschluss eines appetitlichen Gran Turismo bilden. Insgesamt wirkt die Aufteilung sehr gefällig und animiert den geneigten Betrachter dazu, mit dem Blick etwas länger am Fahrzeug zu verweilen.
Aufgrund der noch seltenen Erscheinung, kam uns im Fall Kia Stinger eine Idee, die in einem Experiment gipfelte:
Das Experiment
Wir haben es wieder einmal gewagt – wie seinerzeit beim Hyundai Genesis – und unseren Testwagen komplett getarnt. Das will heißen, wir haben sämtliche Hinweise auf Marke und Modell mit schwarzem Panzertape abgeklebt und das Fahrzeug inmitten der Hannoveraner Innenstadt, der Hamburger City und in Dresden vor entsprechend stark frequentierten Flaniermeilen geparkt.
Die Neugier war nun nicht nur durch das extravagante Design des GT geweckt, sondern durch die geheimnisvolle Verschleierung seiner Herkunft noch um einiges verstärkt. Bei der anschließenden Observation aus einiger Distanz konnten wir die verschiedensten Reaktionen beobachten:
Die erste auffällige Kontaktaufnahme erfolgte bereits nach wenigen Minuten in Form eines älteren Herren, der fast eine halbe Stunde (!) lang den Stinger immer wieder umrundete, jedes Detail akribisch studierte und irgendwann kopfschüttelnd seiner Wege gegangen ist.
Interessant war auch eine Gruppe von Touristen, die sich nicht darüber einigen konnten, ob es nun ein Bentley, ein Ford oder ein Erlkönig sei. Besonders überraschend war die Inaugenscheinnahme des Testwagens durch einen ungefähr zwölfjährigen, offenbar sehr autoaffinen Jungen, der wie aus der Pistole geschossen zu seinen Eltern rief:
Guckt mal! Ein Kia Stinger GT!
Anerkennende Worte zum Fahrzeug ernteten wir in allen Fällen, nachdem wir uns und den Kia Stinger als solchen zu erkennen gaben. Der überwiegende Teil war sehr interessiert am bildschönen Gran Turismo und das Experiment hat eindrucksvoll bewiesen, dass der Stinger mehr hermacht, als man der Marke Kia jemals zugetraut hat. Selbst in teuren Einkaufsstraßen wird der Stinger öfter fotografiert als ein 911 Turbo – sei es nun mit oder ohne Tarnung.
Interieur – sportive und hochwertige Inszenierung
Auch mit inneren Werten überzeugte uns der Kia Stinger von Anbeginn. Sei es durch einen clever gewählten Mix aus hochwertigen Materialien wie Leder, gebürstetes Aluminium und anderes mehr, welche allesamt in tadelloser Verarbeitung ihren Platz im Interieur fanden, oder die übersichtliche und intuitive Anordnung von Instrumenten und Bedienelementen rund um den Fahrerplatz.
Apropos Fahrer: Dieser darf sich über ein klar fahrerorientiertes Cockpit erfreuen, welches voll und ganz dem eines GT entspricht und das Lenkrad mit unten abgeflachten Kranz sorgt ab dem ersten Kontakt für eine vertrauensvolle und haptisch fast liebevolle Liaison zwischen dem GT und seinem Fahrer.
Dazu bieten die sportlich ausgeformten Sitze neben verheißungsvollem Seitenhalt und genügend Beinauflage – für den Fahrer zusätzlich einstellbar – auch jede Menge Komfort, sodass auch lange Reisen mit Sicherheit kein Problem sind – was sich im Test auch mehrfach bestätigen ließ.
Das Platzangebot und das Raumgefühl lassen vorne keine Wünsche offen und man muss sich auch auf den etwas engeren Plätzen der Rückbank nirgends mit echtem Platzmangel auseinandersetzen. Dass der mittlere Platz auf der zweiten Reihe eher als Notlösung dient, ist beim Gros aller Fahrzeuge dieses Typs zu finden. Zumal es hier jedoch die Möglichkeit gibt, mit fünf Personen unterwegs zu sein, was nicht bei jedem GT der Fall ist.
Der Kofferraum fällt mit 406 Litern hingegen etwas übersichtlich aus. Dafür kann man diesen dank umklappbarer Rückenlehnen auf 1.114 Liter erweitern.
Motor & Fahreigenschaften – kerniger V6, straffes Fahrwerk
Angetrieben wurde unser Testwagen von einem 3,3 T-GDI V6-Benziner mit Biturboaufladung, welcher eine Leistung von 370 PS generiert. Das maximale Drehmoment beträgt üppige 510 Newtonmeter, welches wiederum extrem früh und über ein herrlich breites Drehzahlband von 1.300 bis 4.500 Umdrehungen zur Verfügung steht.
Die Leistungsentfaltung ist entsprechend kraftvoll und bleibt bis etwas über 5.500 Touren in dieser temperamentvollen Art. Erst darüber spürt man das Erreichen eines Plateaus, was aber selten genutzt werden muss, da sich die Musik im besagten Bereich abspielt.
Derart motorisiert, sprintet der Power-Stinger in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, Schluss mit Vortrieb ist erst bei respektablen 270 km/h. Alleine in der Theorie scheint der koreanische Vorzeige-GT das Establishment ärgern zu wollen und zu können.
In der Praxis erweist sich der Gran Turismo als wahres Kraftpäckchen mit einem hohen Maß an Fahrdynamik und Alltagstauglichkeit. Der GT wirkt trotz seiner gut 4,8 Meter sehr handlich, ja fast kompakt und erfreut den Piloten mit einer sehr direkten Lenkung, welche immerzu akribisches Feedback vermittelt. Das bedeutet Fahrspaß von der ersten Sekunde an.
Seiner 8-Gang-Automatik kann man gut und gerne die Goldmedaille für Schaltsänfte verleihen, welche sie selbst im Sport Plus Modus nicht abstreifen wollte – obwohl es da ruhig ein Tacken zorniger zugehen könnte.
Smart, Eco, Komfort, Sport und Sport Plus heißen die verfügbaren Fahrmodi. Die Unterschiede werden insbesondere in den beiden Sportprogrammen deutlich, bei denen durch ein geschärftes Ansprechen, schnelleres Schalten plus weiter ausdrehende Gänge und eine sich noch direkter anfühlende Lenkung der Charakter deutlich in Richtung Sportlichkeit verschiebt.
Besonders interessant ist der Smart-Modus: Eine Art adaptiver Fahrmodus, bei dem das Fahrverhalten bestimmt, welche Charakteristik im Vordergrund steht. Dabei kann dieser Modus auf alle übrigen Fahrmodi – außer dem Sport Plus – zurückgreifen und somit ein sehr ausgewogenes Fahrverhalten, je nach aktueller Fahrsituation vorweisen.
Dafür und damit der Komfort auch sonst nicht auf der Strecke bleibt, gibt es adaptive Dämpfer, die ihren Job außerordentlich gut machen und zu einem fast abgebrühten Fahrverhalten führen. Zwar wirkt der Stinger immer etwas straff und somit sportlich angehaucht, längere Strecken lassen sich dennoch problemlos absolvieren.
Nur deutliche und zugleich kurze Unebenheiten, wie Querfugen oder tiefere Gullideckelkanten, spürt man bis zum Gestühl hoch – aber nur ganz kurz, um danach sofort wieder zur allgegenwärtigen Ruhe zurückzufinden.
Erstaunlich ist, dass dieser GT selbst bei Höchstgeschwindigkeit – der Tacho zeigte uns maximal 278 km/h an – extrem stabil und spurtreu bleibt. Keine Nick- oder Wankbewegungen, sondern stets ein Höchstmaß an Souveränität begleiten den Kia Stinger auf all seinen Wegen, was bei uns ein Staunen nach dem anderen auslöste.
Dabei zeigte die Brembo-Bremsanlage in allen Situationen eine absolut überzeugende Solidität und Kompromisslosigkeit. Bei Bedarf griff sie so beherzt zu, dass man kurzfristig Angst um Gurthämatome schürt, bevor die Vernichtung von kinetischer Energie auch schon wieder vorbei war. Zudem erlaubte das jederzeit feinfühlige Bremspedal eine exakte Dosierung, was insbesondere bei forcierter Gangart sehr begrüßenswert ist.
Aber auch Dahingleiten macht im Kia Stinger richtig Spaß und hier zeigt er wiederholt seine Gran-Turismo-Vorzüge. Bei Tempo 100 liegen angenehm niedrige 1.500 Touren an und der Innenraum zeigt sich dabei flüsterleise. Nur bei schlechter Fahrbahn neigt das – nicht verwendete – Beifahrergurtschloss dazu, immerzu an die Verkleidung der B-Säule zu klopfen.
Kurvige Landstraßen sind mit dem Kia Stinger übrigens ein überaus spaßiges Unterfangen. Der heckbetonte Allradantrieb lässt im Sportmodus kleine Heckausreißer zu, ohne dabei irgendwann den Eindruck von Nervosität aufkommen zu lassen. Man hat den GT stets sehr gut im Griff, vor allem dank ebendieses Allradantriebs, der auch im Grenzbereich jegliches Untersteuern im Keim zu ersticken vermag.
Insgesamt zeigt der GT auch hier sein sportiv angehauchtes Allroundtalent und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass ein Kia mehr, sogar viel mehr als nur eine stupide Sparversion eines deutschen Pendants ist.
In der Stadt wirkt der Kia Stinger übrigens erstaunlich handlich. Einparken ist eines seiner leichtesten Übungen. Kameras und Sensoren melden drohende Kaltverformungen stets früh und auch der Stop&Go-Verkehr kann der sanft schaltenden Achtgang-Automatik nicht die Contenance abluchsen. Viel lieber gibt man sich in einer solchen Verkehrssituation dem angenehm klingenden Harman/Kardon Soundsystem hin. Dazu kommen wir später.
Doch bei soviel Licht, muss es auch Schatten geben. Wir haben zwei gefunden.
In puncto Verbrauch zeigt der Kia Stinger seine wohl markanteste Schwachstelle. Im Testmittel flossen gut zwölf Liter durch die Kraftstoffleitungen, um den 3,3-Liter-V6 bei Laune zu halten. In der Stadt und bei Tempi jenseits der 230 km/h erhöht sich der Konsum auch gerne auf 15 Liter und mehr. Immerhin verbrennt der Gran Turismo dabei herkömmliches Superbenzin und muss nicht wie einige seiner Konkurrenten mit dem teuren Super Plus betankt werden.
Bewegt man den Koreaner in Manier eines Prius und verfällt im Eco-Modus dem Sparfieber, schafft man auch mal eine Acht vor dem Komma, kassiert dafür aber mitunter verärgertes Kopfschütteln von Überholenden, die eine solche Schleichfahrt berechtigterweise alles andere als lustig finden und diese alles andere als artgerechte Behandlung kaum verstehen.
Der zweite gefundene Schatten in dieser Rubrik ist zugegeben ein nur kleiner Schatten und betrifft seine enorme Zurückhaltung in puncto Motorensound. Zwar lässt der V6 bei entsprechender Behandlung ein raues, kerniges Fauchen von sich hören, doch das ist noch weit entfernt vom Klang, den man bei der vorhandenen Leistung einfach erwartet hätte.
Vor allem im Sportmodus wäre an dieser Stelle eine Klappenabgasanlage fast verpflichtend. Eine Performance-Sportabgasanlage bekommt man übrigens für 2.590 Euro Aufpreis. Ob diese dieses akustische Defizit in Richtung Sportlichkeit zu verschieben mag, können wir nicht beurteilen. Doch klar ist, wenn man schon entsprechende Pferde zur Verfügung hat, dann möchte man zumindest auch ein bisschen akustisch davon vernehmen – und dies idealerweise per Knopfdruck.
Assistenz, Komfort, Sicherheit
Auch in diesem Kapitel brilliert der Kia Stinger in vielen Bereichen.
Fangen wir mit Helfern wie dem Totwinkelassistenten an, der bei diesem GT im Test hervorragende Arbeit ableistete und auch frühzeitig vor von hinten herannahenden Fahrzeugen warnte. Ignoriert man die optische Warnung, schlägt sofort ein akustischer Alarm zusätzlich an und der Spurhalteassistent – sofern aktiv – lenkt behutsam zurück auf die bislang genutzte Fahrspur.
Komfortables Reisen im ausgedehnten Stil ist mit diesem GT kein Thema, eher ein Muss. Die vorderen Sitze können zudem mit einer Sitzklimatisierung aufwarten, welche man durch schicke Kippschalter in der Mittelkonsole steuert. Die Sitzlüftung agiert extrem leise, schafft dafür bei hohen Temperaturen das gewünschte Maß an Abkühlung erst nach längerer Zeit. Die Sitzheizung wiederum schafft es sogar trotz dicker Lederbezüge sehr schnell die gewünschte Erwärmung der Sitzflächen zu erreichen. Sitzmemory gibt es auch, auf der Fahrerseite mit zwei Speicherplätzen.
Für ein großes Maß an Lichtflutung dient das recht große, optionale Glasschiebedach, welches mittels nichttransparentem Sonnenschutz bei entsprechender Hitze elektrisch verdeckt werden kann. Übrigens kann das Glasschiebedach auch bei hohen Geschwindigkeiten offengelassen werden und stört dabei weder durch übermäßige Zugluft, noch durch Windgeräusche. Erst bei deutlicher Überschreitung der Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn, animiert das Rauschspektakel der Fahrtwinde zum Schließen des Glasdaches.
Den Spurhalteassistenten gibt es hier in drei Stufen, Aktiver Spurhalter, Standard Spurhalter und die Spurverlassenswarnung – dieses System kommt auch im Hyundai Kona zum Einsatz. Im Kia Stinger bleibt das System jedoch eine Idee gelassener und man kann auch durch Autobahnbaustellen den aktiven Spurhalter aktiviert lassen, ohne dass es zu irritierenden Eingriffen kommt.
Das Navigationssystem ist auch im Gran Turismo typisch Kia und konnte sowohl durch seine übersichtliche Kartendarstellung als auch seine hohe Informationsdichte bei aktiver Routenführung überzeugen. Auch wenn der Touchscreen nicht die extreme Auflösung anderer Gran Turismos vorweisen kann, so bietet er dennoch alle notwendigen Voraussetzungen für eine reibungslose Nutzung und Bedienung der Infotainmentsysteme.
Die Sprachsteuerung funktioniert hier allerdings nur, wenn man per Android Auto oder Apple CarPlay ein Mobilgerät angeschlossen hat. Eine autark arbeitende akustische Steuerung ist nicht möglich – schade.
Die Leistung der Klimaautomatik blieb in allen Belangen tadellos und benötigte auch bei großer Hitze nur wenige Minuten, um das Raumklima auf ein erträgliches Maß herunterzukühlen. Stellt man hier bei sommerlichen Außenwerten 21 Grad ein, wird es im Innenraum richtig schnell richtig kühl. Weniger vorteilhaft waren die beiden Aspekte, dass einmal die eingestellten Temperaturen nur ablesbar sind, wenn man das Klimabedienteil gerade einstellt und zum anderen, bleibt es bei der ambitionierten Arbeit der Klimaautomatik nicht gänzlich zugfrei im Innenraum.
Bereits benannte Kameras und Sensoren unterstützen das Parken und Rangieren ungemein und lassen die modellbedingte Einschränkung in puncto Übersichtlichkeit per visueller Kontrolle verpuffen. Obacht: Im Kaltstart sorgt die erhöhte Drehzahl für ein teilweise ungestümes Vorpreschen, was beispielsweise beim Ausparken nicht unbedingt wünschenswert und vorteilhaft ist.
Cool: Der rückwärtige Kamerablick ist auch während der Fahrt aktivierbar und lässt sich dabei wie ein Rückspiegel nutzen.
Über das Infotainmentsystem können auch diverse Fahrzeugfunktionen, wie die auftretenden g-Kräfte, der Turbodruck oder die aktuell anliegenden Drehmomente angezeigt werden. Vor allem, wenn man im Sportmodus unterwegs ist, könnte das von Interesse sein.
Das Soundsystem von Harman/Kardon verantwortet die akustische Unterhaltung im Kia Stinger und dies mit Bravour. Ein sehr warmer, sehr angenehmer und dynamischer Klang füllt über 15 Lautsprecher den Fahrgastraum aus und sorgt mit großen Leistungsreserven für ein allzeit unangestrengtes und harmonisches Klangbild.
Einziger Wermutstropfen an der Stelle ist die Anschaffungsoption, sofern man einen GT-Line und nicht den GT als Topvariante bevorzugt. Denn da gibt es für das Einstiegsmodell das Premium-Soundsystem nur im 2.900 Euro teuren Paket in Verbindung mit 19-Zoll-Rädern, LED-Scheinwerfern mit dynamischem Kurvenlicht, einer sensorgesteuerten Heckklappe, Sitzlüftung vorne und Sitzheizung hinten – für die Dieselvarianten für 2.600 Euro, aber hier ohne Felgenupgrade. Zugegeben, ein sehr umfangreiches Paket für diesen Preis. Doch wer das alles nicht möchte, muss eben auch auf das bessere Soundsystem verzichten.
Apropos LED-Scheinwerfer: Diese hinterließen auf vielen Nachtfahrten einen überaus positiven Eindruck und sorgten mittels extrem hellen und fleckenfrei verteilten Lichtkegel für ein Höchstmaß an Sicherheit. Die Reichweite des Fernlichts entsprach dabei auch den möglichen Geschwindigkeiten des Kia Stinger und sorgte für so manchen Wow-Effekt bei den mitfahrenden Passagieren. Fernlichtsensor und Kurvenlicht konnten ebenso im Test durch fehlerfreie und exakte Arbeit überzeugen.
Typisch Kia ist auch die berührungslose Steuerung der Heckklappe, bei der es ausreicht, wenn man sich in der Nähe aufhält und nach drei Pieptönen der Öffnungsvorgang automatisch startet.
Im Übrigen wurde der Kia Stinger beim Euro NCAP Crashtest mit fünf Sternen deklariert – im Detail heißt das 93 Prozent für erwachsene Insassen, 81 Prozent für Kinder, 78 Prozent Fußgängerschutz sowie 82 Prozent bei den sicherheitsunterstützenden Systemen.
Varianten und Preise des Kia Stinger
Diesen hübschen Gran Turismo gibt es in drei verschiedenen Motorisierungen, welche die Ausstattungslevel in zwei Arten unterscheidet.
- Als GT-Line erhält man den Kia Stinger wahlweise mit einem 2.0 T-GDI Vierzylinder Turbobenziner mit 255 PS zum Einstiegspreis von 44.490 Euro oder einem 2.2 CRDi Turbodiesel mit 200 PS für 45.590 Euro. Möchte man statt dem üblichen Heckantrieb den Allradantrieb AWD sein Eigen nennen, so hat man beim Diesel die entsprechende Wahl für 1.100 Euro Aufpreis.
- Der GT wird aktuell nur noch mit Allrad angeboten und erhält den hier getesteten 3.3 T-GDI Turbo-V6 Benzinmotor. Der Einstieg für das Topmodell beginnt bei 55.900 Euro.
Mit dem Topmodell erwirbt man allerdings so gut wie alles, was man für den Kia Stinger bekommen kann. Nur eine Sonderfarbe für maximal 890 Euro, spezielle Felgendesigns für maximal 1.200 Euro, ein Glasdach für 690 Euro und die Sportabgasanlage für 2.590 Euro kann man noch hinzu zitieren.
Fazit – Vorzeige-GT zum attraktiven Preis
Der Kia Stinger GT überzeugte im NewCarz-Test durch seine bildhübsche Formgebung, die üppige Sicherheits- und Assistenzausstattung und seinen überaus attraktiven Preis.
Noch als Exot auf deutschen Straßen, prophezeien wir dem Stinger eine erfolgreiche Karriere – nicht nur hierzulande. Seine Zielgruppe ist dabei nicht unbedingt spitz. Durch sein vollwertiges Platzangebot für Gepäck und Passagiere und die alltagstaugliche Abstimmung könnte der Koreaner auch für kleine Familien durchaus reizvoll sein. Dabei macht der Gran Turismo aus Fernost sogar einen Zweitwagen aus der Sportwagen-Riege beinahe überflüssig. Apropos GT: Der Stinger bekam diverse Vergleiche angehängt. Einer davon war folgender:
Das ist, so scheint es, der koreanische Panamera.
So titulierte ein Redakteur im Bordbuch den Kia Stinger GT – und das ist gar nicht mal unzutreffend, wie man beim Anblick dieses Gran Turismo meinen könnte.
Denn über Leistung muss man sich vor allem im GT keine Gedanken machen. So gesehen ist die Namensgebung kaum besser gewählt – denn der Stinger ist in der Tat der „Stachel“ im Fleische seiner Konkurrenten, die dabei bedeutend tiefer in der Börse des jeweiligen Interessenten wildern, bevor dieser einen sein Eigen nennen darf.
So ermöglicht der Kia Stinger den Einstieg in die renommierte Gran-Turismo-Riege für einen absolut unschlagbaren Preis.
Wer die 370 PS des 3,3-Liter-Aggregates schlichtweg nicht benötigt, der sollte definitiv einen Blick auf die beiden anderen Motoren werfen. In jedem Falle zeigt der Kia Stinger eindrucksvoll den fortschrittlichen Weg im Hause Kia. Der Vorzeige-GT zum Schnäppchenpreis dürfte hier einen Meilenstein setzen.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Kia Stinger GT 3.3 T-GDI AWD
Farbe: High Chroma Red
Länge x Breite x Höhe (m): 4,83 x 1,87 x 1,40
Radstand in mm: 2.905
Motor: V6 Benzinmotor mit Bi-Turbo Aufladung
Leistung: 276 kW (370 PS) bei 6.000 rpm
Hubraum: 3.342 ccm
Max. Drehmoment: 510 Nm bei 1.300 – 4.500 rpm
Getriebe: 8-Stufen-Automatik
Antrieb: Allrad
Verbrauch kombiniert (NEFZ-Norm): 10,6 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 12,0 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 244 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,9 Sekunden
Leergewicht: 1.971 kg
Laderaumvolumen: 406 Liter (1.114 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen)
Kraftstofftank: 60 Liter
Neupreis des Testwagens: ca. 57.480 Euro (Einstiegspreis der Basisversion GT-Line ab 44.490 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Sie erhalten keine Zuwendungen von Audi & Co oder? Falls doch, erhalten Sie meine doppelte Anerkennung. So viel Lob für einen Koreaner liest man selten und irgendwie versucht man bei den großen Automagazinen immer wieder selbst so ein gelungenes Auto doch noch madig zu machen. Hauptsache die deutschen Modelle schneiden besser ab. Anders läuft das wohl hier. Sehr erfreulich, diese sehr objektive Sichtweise. Dank Facebook bin ich auf ihre Seite gestoßen.
Ich fahre übrigens seit 10 Jahren kein deutsches Fabrikat mehr, weil mir der nichtvorhandene Service einfach zuwider war. Diesen Stinger werde ich mir anschauen, da mein Volvo XC70 mittlerweile seinen Zenit überschritten hat und ich gerne noch einmal was kräftiges mit vernünftigem Platz fahren möchte, bevor ich endgültig in die Rentnerabteilung greife. Ihre Seite erhält nun bei mir einen Platz in der Lesezeichenliste.
Herzliche Grüße aus Dortmund