Es könnte fast auch als Werbeslogan erscheinen, mit dem der japanische Automobilhersteller den Mazda3 2.5 anbietet:
Against Mainstream – daran möchte man zumindest glauben, wenn man sieht, dass die Kompaktklasse von Mazda als Einstiegsmotorisierung nun einen Benziner mit 2,5 Liter Hubraum offeriert.
Und das in einer Welt, die permanent nach Downsizing schreit und nicht selten mit Dreizylindern und knapp einem Liter Hubraum ihre Kompakten starten lässt.
Gegen den Strom ging es immer wieder bei Mazda, was unlängst der CX-60 mit den Diesel-Reihensechszylindern zeigte und das Festhalten am Kreiskolbenmotor bis dato aktuell bleibt.
Wir waren sehr gespannt und fuhren für diesen Autotest den Mazda3 2.5 in der Ausstattung „Exclusive Line“ und mit der Sonderfarbe „Platinum Quartz“ für 650 Euro extra – eine von insgesamt zehn Farben, von denen neun aufpreispflichtig sind.
Das Wichtigste im Überblick
- Unkonventioneller Antrieb durch Saugbenziner mit viel Hubraum mit klassischem Leistungsspektrum.
- Zeitlose Präsenz und hochwertiger Innenraum mit tadelloser Verarbeitung, aber etwas geringem Platzangebot.
- Straffes Fahrwerks-Setup garantiert dynamischen Fahrspaß, der Verbrauch ist insgesamt zu hoch für diese Klasse.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort & Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Kodo ohne Schnörkel
Anders als bei den Antrieben bleibt das Design des Mazda3 ohne experimentelle Ausschweifungen – warum auch? Das Kodo-Design ist allgegenwärtig und die gefällige, an der Front sehr tief beginnende und permanent nach hinten ansteigende Linienführung hat definitiv etwas besonderes. Eigenständigkeit ist obendrein gesichert.





Augenartig erscheinen die schmalen LED-Scheinwerfer und die feinen Rundungen der Seitenansicht umschmeicheln ein dezentes Greenhouse mit einer massiven C-Säule. Die Überhänge bleiben kurz und auch das unverändert wie gecleant wirkende Heck bleibt seinem Credo treu: weniger ist mehr.
Keine LED-Stripes, kein Modellnamen in dicken Versalien – Mazda pfeift auf die typischen Trends. Stattdessen bekannte Ringsignaturen in den im Mazda-Design gehaltenen Rückleuchten und zwei echte Endrohre.
Interieur – Fein, edel und etwas eng
Auch beim Innenraum bleiben große Veränderungen aus. Es bleibt bei einer nahezu nüchtern wirkenden Architektur der Instrumententafel, die glücklicherweise weiterhin viele physische Bedienelemente offeriert.





Das ist teilweise auch notwendig, denn der im Vergleich zu anderen Marken inzwischen sehr klein erscheinende Zentralbildschirm erlaubt zwar mittlerweile die Touchfunktion, ist aber recht weit weg vom Fahrer positioniert und aufgrund der geringen Größe sind die gewünschten Touchflächen schwer zu treffen. Daher greift dieser lieber zum Dreh- und Drückknopf in der Mittelkonsole, mit dem die Bedienung nach kurzer Eingewöhnung ganz gut gelingt, sich aber dennoch umständlicher erweist, als eine direkte Eingabe am Bildschirm über intuitive Menüstrukturen.





Die Sitze bieten viel Auflageflächen und eine gute Polsterung, die Materialien erscheinen alle von hoher Qualität und alles wurde zudem exakt und makellos verarbeitet. Das Platzangebot ist vorne gut, im Fond bleibt es durchschnittlich mit einem durch die breiten C-Säulen zusätzlich verringerten Raumgefühl.
In den Kofferraum passen zwischen 351 und maximal 1.026 Liter, womit der Mazda3 2.5 am unteren Ende des Mittelfelds der Kompaktklasse landet.
Motor und Fahreigenschaften – Rightsizing als Trendbrecher
Rightsizing nennt Mazda ihre Antriebsphilosophie beim Mazda3, bei dem der bereits nicht unbedingt als konventionell erschienene 2.0-Liter-Reihenvierzylinder durch einen 2.5-Liter-Reihenvierzylinder ersetzt wurde.

Auch hier gibt es keine Aufladung; die Leistung entsteht aus dem Hubraum. Mildhybrid-Technik ist aber weiterhin an Bord und eine Zylinderabschaltung bei Teillast soll die Effizienz weiter steigern. Weniger bewegende Teile und ein Motor, dessen Leistung mit 140 PS weit unter dem liegt, was aus so einem Aggregat herauszuholen wäre. Ein interessierter Passant gab nach Erkundigung nach den Leistungsdaten zum Motor einen Kommentar ab, dem wir uns vorbehaltlich einer regelmäßigen Servicepolitik anschließen wollen:
Dieser Motor ist wahrscheinlich so solide, dass der das gesamte Auto locker überlebt.
Im Fall des Testwagens wurde der Benziner mit einer 6-Gang-Automatik kombiniert; eine 6-Gang-Handschaltung ist ebenfalls im Angebot. Die Automatik entpuppte sich schnell als typischer Wandler und das so, wie in früheren Zeiten. Will heißen, gemütliche Schaltvorgänge, bei denen dabei kleine Päuschen im Vortrieb spürbar bleiben. Ohne den Handschalter gefahren zu sein, sind wir uns sicher, dass sich der Mazda3 mit dieser sicherlich flotter anfühlt. Das unterstreichen auch die Daten auf dem Papier

Der Benziner selbst zeigt sich von einer klassischen Saugmotorenmentalität und stellt seine Leistung nahezu linear über den gesamten Drehzahlbereich zur Verfügung. Das fühlt sich so herrlich klassisch an und macht nach sehr kurzer Zeit des Vergessens von Gedenksekunden und Turboschub richtig Fahrfreude. Drehmoment gibt es auch in niedrigen Drehzahlen, und zwar unverzüglich beim Druck aufs Gaspedal, da es keine Abhängigkeiten von Turbodruck & Co. gibt.

Auch wenn 140 PS wahrscheinlich kein Raunen oder hochzuckende Augenbrauen generieren kann, fühlt sich der Vortrieb solide an. Mit diesem Leistungsvermögen bleibt er zwei Zehntelsekunden unter der Zehn-Sekunden-Grenze, wenn es um den Sprint von null auf Tempo 100 geht und maximal sind immerhin 199 km/h drin. Beim Handschalter dauert es nur 9,5 Sekunden und als Spitze erreicht der sogar 206 km/h – ein Langweiler ist der Japaner also bereits in puncto Leistung nicht. Doch damit nicht genug.
Das Fahrwerk des Mazda3 2.5 wurde nämlich sehr straff abgestimmt und in Kombination mit der direkten, präzise reagierenden und viel Rückmeldung liefernden Lenkung plus der sehr fein dosierbaren Bremse wird der Kompakte zum Spaßmobil nicht nur auf kurvenreichen Strecken.

Bezahlt wird dieser Fahrspaß allerdings durch Komforteinbußen auf weniger gut gepflegten Strecken, auf denen Unebenheiten und ganz besonders Querfugen oder schlecht eingefasste Kanaldeckel gut spürbar bis an die knöchernen Stützapparate der Insassen vordringen.

Beim Verbrauch ist es eine Frage der Perspektive. Im direkten Vergleich zu den Downsize-Konkurrenten liegt der Mazda3 2.5 mit 6,7 Liter auf 100 Kilometer im Drittelmix klar über deren Ergebnissen. Doch im Vergleich mit gleichgroßen Aggregaten ist der Japaner wiederum ein echter Knauserer.


Die Sparrunde zeigte ein Minimalverbrauch von 5,1 Litern auf hochgerechnet 100 Kilometer – auch das ist im Vergleich zum Wettbewerb keine Glanzleistung. Da helfen auch Zylinderabschaltung und Mildhybrid nicht ausreichend, um hier Paroli bieten zu können. Entlastend für den Mazda3 möchten wir anmerken, dass wir den Test bei klirrender Kälte im teilweise zweistelligen Minusbereich durchführten. Eine lange Aufwärmphase war daher unabdingbar, die aber einen gewissen Mehrverbrauch nicht ausschließen kann.
Ausstattung, Komfort & Technik
In der zweithöchsten Ausstattungsvariante „Exclusive Line“ erhält der Mazda3 2.5 ab Werk eine ganze Armada an Annehmlichkeiten. Zu denen gehören unter anderem Matrix-LED-Scheinwerfer mit gutem homogenen Lichtteppich und zuverlässiger, wenn auch etwas grob wirkender Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer.
Weiterhin serienmäßig an Bord ist das Mazda-Infotainment inklusive DAB+, Apple CarPlay und Android Auto – beides funktioniert kabellos, ein Abstandstempomat mit Stauassistenten, eine Privacyverglasung, 18 Zoll-Räder in Schwarz, Sitzheizungen vorne und eine ganz in Mazda-Manier immer noch nur die Griffseiten erwärmende Lenkradheizung sowie eine druckvoll aufspielende Bose-Soundanlage mit zwölf Lautsprechern.





Ins induktive Ladefeld passen keine aktuellen großen Smartphones; ein mittlerweile semi-altes Samsung S20 FE füllt den Platz bereits vollständig aus. Das Head-up Display bringt die wichtigsten Infos ins Blickfeld des Fahrers und ein Sitzmemory erlaubt das schnelle Verstellen des Fahrersitzes beim Fahrerwechsel.
Überaus nervig zeigte sich der Geschwindigkeitswarner, den man aber dank separater Taste links vom Lenkrad blitzschnell mundtot machen kann – danke Mazda.


Gegen Aufpreis kann noch ein elektrisches Glasschiebedach für 750 Euro und jede Menge Zubehör geordert werden. Zu diesem gehört tatsächlich auch ein Sport-Endschalldämpfer für 1.280 Euro, der an unserem Testwagen verbaut war. Satter Sound wie versprochen, ist aber hier – wenn überhaupt – nur in homöopathischen Dosen vernehmbar. Optisch machen die verchromten Endrohrblenden allerdings schon etwas her und passen gut ins Gesamtbild.
Varianten und Preise des Mazda3 2.5
Die Einstiegsmotorisierung wird in sieben Ausstattungslinien angeboten. Der Antrieb wird ausschließlich an die Vorderachse weitergeleitet; die Kraftübertragung übernimmt ein Handschaltgetriebe oder eine Automatik – beides mit jeweils sechs Gängen.

Die nachfolgenden Preise gelten für die Automatikversion. Handgeschalten fallen die Preise jeweils um 2.000 Euro geringer aus.
- Prime-Line – Die Grundausstattung startet bei 30.640 Euro mit 16 Zoll-Rädern, dem Mazda-Connect-Infotainment, einem Abstandstempomat mit Stauassistent, Klimaanlage, Voll-LED-Scheinwerfern, Rückfahrkamera und Parksensoren hinten, Android Auto und Apple CarPlay sowie Alexa-Sprachsteuerung.
- Centre-Line – Eine Stufe darüber gibt es ab 32.640 Euro on top 18 Zoll-Räder, ein 3-Speichen Sportlenkrad mit Beheizung, Sitzheizungen vorn , Parksensoren vorne, Keyless, die induktive Ladestation und vieles mehr.
- Homura – Aktuell für den gleichen Preis, nämlich 32.640 Euro gibt es schwarze anstatt graue 18 Zoll-Räder, A- und B-Säulen in Hochglanz sowie eine Privacyverglasung zusätzlich.
- Nagisa – Ab 33.940 Euro startet diese Variante und fügt zur Serienausstattung Terracotta-Kunstledersitzbezüge, elektrisch beheizte und klappbare Außenspiegel mit Abblendfunktion auf der Fahrerseite, das Bose-Soundsystem, das Head-up Display und Sitzmemory für den Fahrersitz hinzu – um nur einiges zu benennen.
- Exclusive-Line – Die hier getestete Version startet bei 35.340 Euro und beinhaltet zusätzlich eine Frontüberwachung, Matrix-Licht und einen rahmenlosen, automatisch abblendenden Innenspiegel.
- Takumi – Als Topvariante erhält der Mazda3 2.5 on top eine Echtleder-Ausstattung und wird ab 37.440 Euro angeboten.
Die stärkere Motorisierung mit dem 186 PS starken 2.0-Liter-Benziner verlangt einen Aufschlag von jeweils 3.750 Euro und wenn es dazu mit Allradantrieb sein soll, werden 5.750 Euro mehr verlangt.
Fazit – So herrlich anders als stur zeitgemäß
Knackige und zeitlose Optik, straff-dynamische Fahrcharakteristik für viel Fahrspaß sowie ein klassischer Saugmotor mit typischer, linearer Kraftentfaltung sprechen für den Japaner, der damit in allen Belangen so herrlich anders ist als all seine Konkurrrenten.

Ankreiden lassen muss er sich das nur durchschnittliche Platzangebot, der in dieser Fahrzeugklasse zu hohe Verbrauch sowie das nicht ganz zeitgemäß wirkende, teilweise etwas hakelig zu bedienende Infotainment.
Wer den Fahrspaß in Kombination mit einem Antriebsklassiker in den Fokus setzt, wird mit dem Mazda3 2.5 seine helle Freude haben. Wer zudem Wert auf Langlebigkeit legt, wird wohl diese Motorisierung als Unikat in dieser Fahrzeugklasse erkennen. Mit der Philosphie von moderater Leistung aus viel Hubraum lässt sich eine sehr langer Lebenszyklus des Motors erwarten.

Preislich liegt der kompakte Mazda im Mittelfeld. Koreaner gibt es etwas günstiger, die deutschen Wettbewerber bieten zu ähnlichen Preisen meist weniger Ausstattung.




Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- zeitlos elegante Erscheinung ohne trendsetzenden Krimskrams
- hochwertiger, tadellos verarbeiteter Innenraum
- bereits in Basisausstattung sehr gut ausgestattet
- typische Saugermentalität erlaubt untertouriges Fahren
- straffe Fahrcharakteristik generiert jede Menge Fahrspaß
- viele physische Bedienelemente
Contra:
- Verbrauch für die Kompaktklasse zu hoch
- auf schlechten Straßen deutliche Komforteinbußen
- Platzangebot im Fond und Kofferraum eher gering
- Bedienung des Zentralbildschirms etwas umständlich
Konkurrenz: VW Golf 8, Seat Leon, Peugeot 308, Toyota Corolla, Hyundai i30, Kia Ceed, Opel Astra, Cupra Leon, Citroen C3
Technische Daten: Mazda3 2.5 e-SKYACTIV G140 Automatik Exclusive Line
- Farbe: Platinum Quartz Metallic
- Fahrzeugklasse: untere Mittelklasse (Kompaktklasse) / Schrägheck
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,46 x 1,80 (2,03 mit Außenspiegeln) x 1,44
- Radstand (mm): 2.725
- Antrieb: Vierzylinder-Ottomotor mit OPF
- Hubraum (ccm): 2.488
- Hybridart: Mild-Hybrid
- max. Leistung: 103 kW (140 PS) bei 5.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 238 bei 3.300 rpm
- Getriebe: 6-Gang-Automatik
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,3 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,7 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 141 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6e 36EA
- Höchstgeschwindigkeit: 199 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,8
- Wendekreis (m): 10,6
- Bodenfreiheit (mm): 135
- Kofferraumvolumen (l): 351 bis 1.026
- Leergewicht (kg): 1.454
- Zuladung (kg): 483
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 600/1.300
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankgröße (l): 51
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 37.270 Euro (Basispreis als Handschalter: 28.640 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.