Mit dem VW Taigo fügt Volkswagen ein weiteres SUV-Derivat seinem ohnehin prall gefüllten SUV-Pool hinzu.
Einmal mehr wird man daher als Laie fast gezwungen nach der Modellbezeichnung Ausschau zu halten, denn neben T-Cross, T-Roc, Tiguan & Co. wird die Unterscheidbarkeit zunehmend schwieriger – so möge man meinen.
Genauer gesagt ist der Taigo ein SUV-Coupé und gliedert sich offiziell unter dem T-Roc als Coupé-Variante des T-Cross ein. Das ist nicht unbedingt ersichtlich, zumal der Taigo die Fahrzeuglänge des T-Roc sogar ein Stückchen überflügeln kann. Ohnehin ist er genetisch näher am VW Nivus, den es ausschließlich für den Markt in Südamerika gibt.
Dennoch hat es Volkswagen tatsächlich geschafft, dem Taigo eine ordentliche Portion Eigenständigkeit zu verleihen. Wir fuhren den VW Taigo für diesen Fahrbericht mit dem 150 PS starken 1.5 TSI – der Topmotorisierung für das SUV-Coupé.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Assistent & Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Coupé-Anleihen mit Pfiff
Der Taigo zeigt sich schon auf den ersten Blick als einer der extrovertiertesten Vertreter aller aktuellen Volkswagen-Modelle. Nicht allein, aber definitiv insbesondere dank dem schicken Farbton Visual Green Metallic – einer Art Militärgrün mit etwas Minze, einem Schuss Limette und einer Nuance Zitronenfruchtfleisch. Unsere Redakteure waren sich einig: So kommt der Crossover richtig gut zur Geltung.
Festzuhalten ist erst einmal, dass der Taigo quasi die Coupé-Variante vom T-Cross ist – ein Segment, dass es zwar grundsätzlich bereits gibt, welches in dieser Klasse jedoch neu ist. Interessant ist, dass der Taigo sehr eigenständig bleibt, was den Ingenieuren von Volkswagen scheinbar sehr wichtig war.

So kommt es, dass die Fahrzeugfront des Taigo ein eigenständiges Design erhielt, das gewisse avantgardistische Linien trägt, was der T-Cross so nicht für sich beanspruchen kann. Die Verwandtschaft ist zwar ersichtlich, aber eine 1:1-Kopie ist dies jedenfalls nicht. Eventuell erhält der T-Cross im Rahmen eines Facelifts auch die durchgezogene Lichtleiste, die dem Taigo eine ordentliche Portion Coolness verleiht.

Seitlich betrachtet, wirkt der Taigo wie der kleine Bruder der ersten Generation des BMW X6 und pendelt ebenso irgendwo zwischen Ästhetik und Schildkröte. Das kann man ziemlich schnell mögen, zumal es auch einen gewissen Knuffigkeitsfaktor aufkommen lässt, der auch und in unseren Praxistests auffallend oft die Aufmerksamkeit weiblicher Verkehrsteilnehmer auf sich ziehen kann.

Am Heck wirkt der Taigo dann endgültig unique und weit weniger verspielt als der T-Cross. Auch hier gibt’s ein durchgezogenes LED-Band, eine robuste Beplankung für den gewissen Offroad-Charme und einen gelungenen Abschluss in Form einer rundlichen, aber dennoch markanten Heckklappe samt kleinem Dachkantenspoiler.
Interieur – Da weiß man, woher er kommt
Anders als beim Exterieur, wird die Ähnlichkeit zu Polo und T-Cross im Innenraum doch sehr deutlich, denn das Cockpit gleich dem neuen Polo bis aufs Detail. Insbesondere das Design-Paket in ebenfalls Visual Green bringt frischen, jugendlichen Wind ins Interieur, was auch eine junge Zielgruppe ansprechen dürfte.

Der Kontrast, der mit dem eher hellen Interieur hergestellt wird, gefiel den meisten Redakteuren auf Anhieb. Dass dann verhältnismäßig viel Hartplastik eingesetzt wird, könnte dabei mehr oder weniger verschmerzt werden, aber nur solange, bis man den Fahrzeugpreis kennt – doch dazu später mehr.

Die vorderen Sitze sind sehr bequem und eignen sich durchaus auch für die Langstrecke. Sogar die Konturierung ist spürbar und sehr angenehm. Auf der zweiten Reihe geht es derweil luftiger als erwartet zu. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, man sitze – rein auf die Platzverhältnisse bezogen – in einem Golf.
Selbst der Kofferraum ist mit 440 Litern Volumen über dem des Golfs angeordnet, der mit 381 Litern ein ganzes Stück weniger Stauraum bietet. Selbst der T-Cross bietet nur dann minimal mehr, wenn die verstellbare zweite Sitzbank ganz nach vorne geschoben wurde.
Motor und Fahreigenschaften – Das Zeug zum Klassiker
Der 1,5 Liter große Vierzylinder ist ein sehr solider Motor und verleiht dem Crossover ein hohes Maß an Souveränität. Das ist in dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit, denn die Dreizylinder regieren hier für gewöhnlich, nicht zuletzt wegen des geringeren Anschaffungspreises und der primär urbanen Nutzung.

Dennoch können wir vor allem ex-urban lebenden Interessenten und solchen, die auch mal längere Passagen abspulen, dieses Aggregat wärmstens empfehlen. Neben seinen agilen Charakterzügen weiß er auch durch seine Effizienz zu überzeugen. Tempo 100 ist nach gut acht Sekunden erreicht und das Ende der Fahnenstange liegt bei ordentlichen 212 km/h. Somit hat dieser Motor durch seine gute Balance aus Agilität und Effizienz durchaus das Zeug zum Klassiker.

Gekoppelt ist der Benziner im Taigo ausnahmslos an ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, welches mit allen bekannten Vor- und Nachteilen auch hier Einzug gehalten hat. Das will heißen, der Taigo zeigt des Öfteren die Anfahrschwäche und die Gedenksekunden beim Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang und andersrum. Allerdings ist dieses Phänomen hier nicht ansatzweise so stark ausgeprägt wie bei anderen Modellen mit VAG-DSG. Ist der Taigo erst einmal in Fahrt, werden die Gänge des DSG zudem treffend und zackig durchsortiert, sodass wir an dieser Stelle doch noch den Daumen nach oben zeigen möchten.

Die Lenkung reagiert angenehm direkt und dank diverser Fahrmodi lässt sich diese auch in ihrer Intensität modifizieren. Übrigens verändern die vier Fahrmodi auch die Schaltzeitpunkte und das Ansprechverhalten des Motors. Das Fahrwerk ist hingegen nicht adaptiv ausgeführt und bleibt beim Fahrprogrammwechsel entsprechend unangetastet. Dafür gibt es zu den Fahrmodi eine elektronische Differenzialsperre XDS.

Die Bremsanlage hat mit dem Taigo leichtes Spiel und konnte selbst nach mehreren intensiven Bremsungen hintereinander aus höheren Geschwindigkeiten nicht negativ durch Fading oder ähnliches auffallen.
Generell lässt sich sagen, dass sich die Motor-Antriebskombination im Testwagen überwiegend harmonisch zeigen konnte und das Fahrverhalten als solches durchaus auch der Kompaktklasse zugeschrieben werden darf. Dies konnte insbesondere bei längeren Autobahnfahrten unterstrichen werden, in denen der Taigo stets spurtreu und komfortorientiert bleibt, was Fahrer und Passagiere schnell zu schätzen lernen.

Beim Verbrauch legte das SUV-Coupé mit 6,7 Litern auf 100 Kilometern im Drittelmix einen guten Wert vor, auch wenn dieser einen guten halben Liter über der Werksangabe liegt. Auf der Sparrunde reduzierte sich der Verbrauch dann auf 5,8 Liter. Bei Dauervollgas mit längerer Zeit um die 200 km/h stieg der Verbrauch maximal auf 9,8 Liter auf 100 Kilometer.
Ausstattung, Komfort, Technik im VW Taigo
Die Ausstattung des VW Taigo ist weitgehend identisch mit der des T-Cross, allerdings sind einige Features an Bord, die dem T-Cross noch verwehrt bleiben, mit Sicherheit aber mit einem Facelift auch in diesen Einzug halten werden.

Dazu gehört beispielsweise das IQ.Light, das wir aus diversen VW-Modellen kennen und welches überall gut abschneiden konnte. Der neue Polo hat dieses übrigens als Option ebenfalls an Bord und hier beim Taigo ist dieses ab dem Ausstattungslevel Style serienmäßig dabei. Die Ausleuchtung ist sehr gut und weitreichend, die Ausblendfunktion arbeitete im Test sehr feingranular, schnell und exakt.

Das Navigationssystem warf im Test keinerlei Fragen auf und auch die Bedienung ist schnell verinnerlicht. Insgesamt lässt sich zum Infotainment sagen, dass dieses erheblich intuitiver bedient werden kann als beispielsweise jenes aus dem Golf 8, was den Taigo auf einer weiteren Ebene als interessenten In-House-Konkurrenten zum Kompaktklasse-König werden lässt.

Die Rückfahrkamera liefert bei allen Gegebenheiten – also auch bei Dunkelheit – ein gestochen scharfes Bild. Richtig toll und daher uneingeschränkt empfehlenswert ist das Soundsystem aus dem Hause Beats, dessen Klang teilweise sogar Soundsysteme aus der Kompaktklasse schlagen kann.
Warm und trocken, mit sauberen Höhen und sehr neutralen Mitten – Dynamik vermisst man hier zu keinem Zeitpunkt. Diese reichlich 600 Euro sind gut investiertes Geld, sofern man ein bisschen Wert auf eine gepflegte akustische Untermalung beim Autofahren Wert legt.

Die Klimaautomatik blieb im Praxistest zugfrei und temperierte schnell den Innenraum. Die Sitzheizung arbeitete schnell und homogen, ließ sich auch gut dosieren. Schade: Leider gibt’s keine Lenkradheizung im VW Taigo – das ist in der Tat ein Punkt, den man vor allem im Winter schnell als Manko sehen könnte.

Absolut nicht kritisch ist dafür die Fülle an Assistenzsystemen, die es in diesem Crossover gibt. Dank IQ.Drive Paket und weiteren Optionen kommen neben Spurhalte- und Spurwechselassistent, auch ein adaptiver Tempomat, eine zuverlässig arbeitende Verkehrszeichenerkennung und ein Parkassistent zum Einsatz.
Keyless samt elektrisch einklappbaren Spiegeln gibt es ebenfalls. Die Kosten hierfür betragen faire 375 Euro inklusive einer Alarmanlage.
Varianten und Preise des VW Taigo
Das SUV-Coupé wird aktuell in vier Ausstattungen angeboten:
- Taigo – Ohne weitere Modellzusätze startet das Basismodell bei 19.865 Euro. Neben LED-Scheinwerfern ist hier auch eine Klimaanlage, Front Assist, ein volldigitales Cockpit und ein Multifunktionslenkrad ab Werk an Bord.
- Life – Ab 23.050 Euro gesellen sich unter anderem 16-Zoll-Räder, App-Connect, Parksensoren vorn und hinten sowie eine Umfeldbeleuchtung zur Serienausstattung hinzu.
- Style – Wie unser Testfahrzeug ausgestattet, kostet das SUV-Coupé mindestens 27.385 Euro und bringt on top das IQ.Light, 17-Zoll-Räder, Ambientelicht, Sport-Komfortsitze, Nebelleuchten, Android Auto & Apple CarPlay sowie einiges mehr an Ausstattung mit.
- R-Line – Die Top-Ausstattung lässt den Taigo mittels sportiven Akzenten besonders sportlich aussehen, kostet ab 28.260 Euro und zeigt den Insassen serienmäßig einen schwarzen Dachhimmel.

Als Motoren stehen ein 1.0-Liter-Dreizylinder mit 90 PS oder 110 PS sowie der hier gefahrene 1.5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS zur Verfügung. Die 90-PS-Variante wird mit einem 5-Gang-Handschaltgetriebe kombiniert, beim 110-PS-Motor sind es sechs Gänge – das DSG ist bei letztgenannter Variante optional. Der stärkste Motor ist immer mit dem DSG verheiratet. Die Antriebe sind je nach Ausstattungsvariante verfügbar.
Alle Taigo besitzen Frontantrieb; Allrad wird wie auch beim T-Cross nicht angeboten.
Fazit – Unikat im Kleinwagensegment
Mit dem VW Taigo zeigen die Wolfsburger ihren Big Player im Kleinformat. Ein bisschen in puncto Formgebung hat man sich sicherlich bei den Konzernbrüdern RS Q3 Sportback, Urus und Co. abgeguckt, aber in der Kleinwagenklasse ist dieses Fahrzeug aktuell (noch) einzigartig.
Und warum nun eigentlich dieser Golf-Vergleich? Ist der nicht unnötig? Nun ja. Mit gut 37.000 Euro (ohne Panoramadach) ist der getestete Taigo alles andere als preiswert – wenn wir einen konventionellen Kleinwagen als Vergleichsgrundlage nehmen. Das ist allerdings nicht ganz fair, denn der Taigo spielt per se in der Klasse der Klein-SUV-Coupés, die es so noch nicht gibt.

Und wenn wir uns am T-Cross orientieren, so ist der Taigo nicht wesentlich teurer. Dabei hält das Fahrzeug in vielen Disziplinen – insbesondere im Platzangebot und in puncto Stil – mit einigen Kompaktfahrzeugen mit und darf daher als echte Alternative zu den hiesigen Vertretern dieser Klasse angesehen werden.
Den 1.5 TSI können wir derweil all jenen empfehlen, die nicht ausschließlich Kurzstrecke fahren. Ist dies der Fall, kann man sich die 2.000 Euro auch sparen und zum Dreizylinder mit 110 PS greifen. Pragmatisch gesehen, ist sogar der 90-PS-Benziner ausreichend, doch echte Pragmatiker werden sich wohl eher selten am hübschen Taigo orientieren.

Ansonsten dürften sich auch diverse Individualisten und solche, die es werden wollen, über den Zuwachs aus Wolfsburg freuen. Denn optisch macht der Neue tatsächlich was her, was bei der Masse an SUV-Derivaten nicht unbedingt zu erwarten war.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- im Segment einmalige Coupé-Note
- lebendiger und recht sparsamer Antrieb
- viele Assistenzsysteme
- hervorragendes LED-Licht
Contra:
VW T-Cross, Ford Puma, Toyota Yaris Cross, SsangYong Tivoli, Peugeot 2008, Kia Stonic, Opel Crossland, Skoda Kamiq, Seat Arona, DS3 Crossback
Technische Daten: VW Taigo 1.5 TSI Style
- Farbe: Visual Green Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,27 x 1,76 (2,00 mit Außenspiegel) x 1,52
- Radstand (mm): 2.554
- Antrieb: Vierzylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 110 kW (150 PS) bei 5.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 250 bei 1.500 bis 3.500 rpm
- Hubraum: 1.498 ccm
- Getriebe: 7-Gang-Doppelschaltgetriebe DSG
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,1 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,7 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 139 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 8,3
- Wendekreis (m): 10,6
- max. Bodenfreiheit (mm): k.A.
- Böschungswinkel vorn/hinten: 16,6°/16,6°
- Kofferraumvolumen (l): 440 bis 1.281
- Leergewicht (kg): 1.304
- Zuladung (kg): 446
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 650/1.200
- max. Stützlast (kg): 55
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 40
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 37.070 Euro (Basispreis: 19.865 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.