Der Mazda CX-30 G140 zeigt einmal mehr, dass die Japaner weiterhin selten Erwartungshaltungen des Mainstreams erfüllen möchten.
Gegen den Strom schwimmen – irgendwie ist dies bei Mazda seit jeher eine Prämisse. Allein das über Jahrzehnte bis dato anhaltende Setzen auf den Wankelmotor oder der Einsatz von Saugmotoren oder die Reinkarnation von Sechszylindern.
All das zeigt, dass Mazda viele Richtungen geht und nicht selten, wenn nicht sogar fast immer, haben sie mit dieser Philosophie Erfolg geerntet.
Der CX-30 G140 ist der jüngste „Streich“ von Mazda und als Ergebnis wurde einem Auto der Kompaktlkasse ein Verbrenner mit 2,5 Litern Hubraum eingepflanzt – der erinnert irgendwie an die 80er oder 90er. Ist das noch zeitgemäß?
Wir wollten dies herausfinden und fuhren einen CX-30 G140 in der Ausstattung „Takumi“ und in der typischen Kommunikationsfarbe „Soul Red Crystal Metallic“, die Mazda für immerhin 1.000 Euro extra dem Kompakten angedeihen lässt.
Das Wichtigste im Überblick
- Elegantes SUV in Mazda-konformer Optik, den dem Altern zu trotzen scheint.
- Großvolumiger Saugbenziner und knackige Schaltung sorgt für antizyklische und sehr angenehme Fahrcharakteristik.
- Wenig Platz im Fond, geringe Rundumsicht, unharmonische Federung auf schlechten Straßen sowie eine verständnislose Sprachsteuerung sind die Hauptkritikpunkte.
- Exterieur & Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort & Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur & Interieur – Tarnung durch Altbewährtes
Die Außenansicht des Mazda CX-30 G140 unterscheidet sich zu seinen anderen Antriebsversionen kurz gesagt gar nicht. Alles bleibt wie gehabt: Typischer Frontgrill, LED-Scheinwerfer, die wie Falkenaugen für einen scharfen Blick sorgen, viele Rundungen entlang der Karosserie, die ineinander verlaufen und dem SUV eine harmonische Linienführung garantieren.




Das kuppelartig verlaufende Dach mit den breiten C-Säulen sorgen prägnant für Dynamik, fordern aber im Innenraum ihren Tribut, indem sie im Fond die Rundumsicht einschränken, wobe die Kopffreiheit erstaunlicherweise gut erhalten werden konnte.
Die Wertigkeit des Interieurs ist hoch, wenngleich sie nicht mit dem im Mazda3 mithalten kann. Allein die Plastikverkleidungen für die Türlautsprecher lassen uns wehmütig an die edlen Metallabdeckungen im Mazda3 denken. Da kann auch kein Klavierlack für Abhilfe sorgen.





Dafür passt aber alles andere, denn statt Überdigitalisierung herrscht im akkurat verarbeiteten Innenraum intuitive Ordnung und viele analoge Bedienelemente in gesunder Kombination mit digitalen Screens fördern eine sichere Handhabung.
Vorne herrschen zudem gute Platzverhältnisse und in den Kofferraum passen 422 Liter. Wer auf die Bose-Anlage verzichtet (würden wir nur Musikmuffeln empfehlen), kann mit 430 Liter Volumen prahlen. Die klappbaren Rückenlehnen im Fond erweitern den Laderaum auf 1.398 Liter.





Antrieb und Fahreigenschaften – Hubraum ist durch nichts zu ersetzen…
…außer durch noch mehr Hubraum. Nun, bevor jetzt Moralkeulen im Tiefflug kommen und auf Downsizing mit Turbotechnik verweisen, geben wir zu, dass dies nur bedingt stimmen muss. Mazda hat antriebstechnisch hier dennoch einen Weg eingeschlagen, der heutzutage nahezu exotisch anmuten darf.

Ein Reihenvierzylinder holt aus 2,5 Litern Hubraum als reiner Saugmotor 140 PS und leistet ein maximales Drehmoment von 238 Newtonmetern bei erst 3.300 Touren. Das klingt nach Classic-Cars, nach einem Motor, wie er vor vielleicht 30 Jahren völlig normal wäre.
Doch heute in der turbogetriebenen Wenigzylindergesellschaft mit Hubraumgrößen in Schnapsglasformaten ist dieser die Nadel im Heuhaufen. Oder etwa das schwarze Schaf in der weißen Herde? Wir spoilern mal: Nix schwarzes Schaf.

So ganz old school ist der Benziner nämlich doch nicht, denn immerhin wird er dank einem Riemenstartgenerator zum Mildhybriden und der Fahrer muss sich nicht über Gedenksekunden beim Start/Stopp-Vorgang an Kreuzungen oder an Kreisverkehren ärgern. Der elektrische Support ist ansonsten ein bisschen beim Anfahren zu spüren, sonst eher nicht.
Dafür offeriert der Vierzylinder ganz in Saugmotoren-Manier eine lineare Leistungsentfaltung, die über den gesamten Drehzahlbereich fast gleichbleibt und somit für einen harmonischen Vortrieb sorgt. Wer nun glaubt, die 140 PS sind eher mickrig und auch das Drehmoment im Vergleich zu Turbotriebwerken eher vernachlässigbar, hat nur insofern recht, dass ein Punch wie bei Turbomotoren hier natürlich ausbleibt.

Doch ein Nachteil ist das dennoch nicht, denn trotz fehlender Brachialität macht der Sauger dies mit verzögerungsfreier Reaktion auf jeden Gasbefehl und einer willigen Gasannahme wieder wett. Langeweile kommt daher nie auf und alle unsere Testfahrer bescheinigten dem Mazda CX-30 G140 eine gewissen Leichtfüßigkeit. Im direkten Vergleich zum zwei Liter großen Vorgänger mit 150 PS als Sauger, hängt dieser hier dank mehr Hubraum kräftiger am Gas und bewältigt Zwischenspurts trotz weniger Leistung deutlich williger. Dennoch verliert er beim Sprint von null auf Tempo 100 eine knappe Sekunde zum Vorgänger. Doch subjektiv ist das ohne Vergleich nicht wirklich spürbar.

Was aber mit Sicherheit eine Tatsache sein dürfte, ist ein Motor mit dieser Leistung und so viel Hubraum wohl ein Garant für eine lange Lebensdauer. Wenig bewegte Teile, kaum oder nie an den mechanischen Grenzen ankommend, dürfte das hier ein echter Langläufer werden, der nicht selten den Rest des Autos überleben könnte.
Nicht zu vergessen, machte das Handschaltgetriebe im Test eine grandiose Figur, überzeugte selbst Schaltmuffel durch seine exakte Führung durch die Schaltkulisse, das knackige Einrasten der Gänge, die kurzen Schaltwege und die gute Abstufung der sechs Gänge.

Beim Fahrwerk steckten im CX-30 G140 irgendwie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Denn auf makellosen Fahrbahnen entpuppte sich auch der Mazda als eloquenter Doktor und zog angenehm leise und ruhig seine Bahnen bis zur Höchstgeschwindigkeit von 194 km/h. Doch sobald die Straßen zu Flickenteppichen werden und mit Schlaglöchern im Asphalt- oder Pflasterpelz das Fahrwerk des Japaners heimsuchen, drangsaliert der CX-30 als cholerischer Mr. Hyde seine Insassen mit vertikalen Remplern und wirkt plötzlich steif und inkommod.

Das kennen wir von einem Mazda3 um Welten besser und auch der MX-30 machte fahrwerkstechnisch einen kultivierteren Eindruck. Dafür entschädigte aber eine exakte und dennoch leichtgängige Lenkung mittels transparenten Feedbacks und auch die Bremsen erledigten ihre Aufgaben im Test stets ohne Anlass zu Kritik.

Auf die Ergebnisse unserer Verbrauchstests waren wir sehr gespannt und wurden auch nicht enttäuscht. Denn im direkten Vergleich zum mittlerweile ausgedienten 2.0-Liter Saugbenziner mit 122 PS verbrauchte der G140 lediglich 0,1 Liter mehr, nämlich 6,6 Liter auf 100 Kilometer.

Im Vergleich zu manchen Downsize-Profis ist das zwar keine Wucht, aber in Anbetracht der (Hubraum)Größe eine tolle Leistung. Auch auf der Sparrunde blieb der CX-30 mit 4,8 Litern trotz mehr Leistung und Hubraum auf exakt demselben Wert.
Ausstattung, Komfort & Technik
Die „Takumi“-Ausstattung des Testwagens ist zugleich die höchstmögliche Variante der Ausstattungen für das Kompakt-SUV. Neben schwarzem Leder als Bezugsstoff und 18 Zoll-Rädern gehören auch ein Head-up Display, sehr gute Matrix-LED-Scheinwerfer mit fleckenfreiem, sehr weitreichendem Lichtteppich und ein sehr dynamisch aufspielendes Bose-Surround-Soundsystem zu dieser Variante.





Endlich berücksichtigt das in dieser Ausstattung ebenso serienmäßige Navigationssystem zuverlässig Verkehrsdaten über eine permanent bestehende Onlineverbindung. Über diese finden nun auch sämtliche Software-Updates „OTA“ statt, also „on the air“. Die Sprachsteuerung fühlt sich allerdings immer noch auf einem Stand wie vor zehn Jahren an, denn sie verstand selten einen Befehl. Als Alternative kann das Infotainment aber Alexa als Sprachpartnerin anbieten. Vorausgesetzt, es gibt einen Amazon-Account und die Handy-App wurde damit verbunden.

Die Sitzheizungen reagieren angemessen und heizen moderat; ein wenig mehr Power wäre insbesondere bei hochwinterlichen Verhältnissen wünschenswert. Die Lenkradheizung erwärmt – wir hatten es im Vorfeld befürchtet – weiterhin nur links und rechts die Griffbereiche des Lenkradkranzes. Der Rest bleibt kalt.





Übrigens bietet der CX-30 bereits in der Basisausstattung so nützliche Dinge an wie einen Keyless-Zugang, eine elektrische Heckklappe, eine Klimaautomatik, DAB+ sowie die Konnektivitätslösungen Android Auto und Apple CarPlay. Diese beiden funktionieren auch ohne Kabelverbindung. Weiterhin kommen ein automatisch abblendender Innenspiegel sowie eine induktive Ladestation zur Grundausstattung des CX-30 hinzu. So gesehen und im Vergleich zu so manchem Wettbewerber aus Europa eine wahrlich opulente Basis.
Varianten und Preise des Mazda CX-30 G140
Den großvolumigen Benziner gibt es in vier Ausstattungsversionen.
- Homura – Der Einstieg beginnt bei 32.240 Euro in Kombination mit der 6-Gang-Handschaltung.
- Nagisa – Die Version darüber kostet mindestens 33.540 Euro gefolgt von der
- Exclusive-Line – die ab 34.840 Euro zur Verfügung steht.
- Takumi – kostet als Topvariante ab 36.940 Euro.

Alle Varianten sind auch mit einer 6-Gang-Wandlerautomatik erhältlich, die jeweils 2.000 Euro Aufpreis verlangt. Allradantrieb gibt es bei dieser Motorisierung nicht.
Alternativ steht der e-Skyactiv X186 zur Verfügung, der als 186 PS starker 2.0-Liter Benziner mit Komprerssoraufladung und Selbstzündungseigenschaften als FWD ab 33.590 Euro angeboten wird. Als AWD werden 35.590 Euro fällig.
Klarer Pluspunkt für den Mazda: Ihn gibt es immer mit einer 6-Jahre-Garantie.
Fazit – Anders sein und Spaß dabei
Es ist schon nach kurzer Zeit eine Freude, diesen Saugmotor zu fahren, denn die typischen Eigenschaften wie die lineare Kraftentfaltung machten in Kombination mit dem knackig exakten Handschaltgetriebe viel Spaß – und das selbst bei dieser überschaubaren Leistung.

Auf makellos ausgebauten Strecken übte sich das SUV auch bei langen Touren in einer sehr angenehmen und komfortablen Art, verspielte diesen Eindruck auf schlechten Straßen durch die zu straffe und hier plötzlich überraschend unwirsch agierende Federung allerdings leider wieder.
Die permanente Onlineverbindung des Multimediasystems brachte viele Vorteile, von denen die in Echtzeit berücksichtigten Verkehrsdaten der Routenführung wohl der Größte ist. Die Sprachsteuerung bleibt beim technologischen Fortschritt ausgeklammert, was Alexa wohl wettmachen sollte. Die zurückhaltende Digitalisierung in puncto Bedienung ist derweil ein klarer Vorteil in Bezug auf Sicherheit und Bedienkomfort.

Verbrauchstechnisch ist dieser Motor in Anbetracht seiner Größe zwar moderat unterwegs, aber im Vergleich zu anderen in seiner Leistungsklasse am Ende knapp unterlegen. Gegen den G186 hat er es dennoch schwer, weil dieser bei mehr Leistung weniger verbraucht, optional sogar als Allradler erhältlich ist und lediglich 1.250 Euro mehr verlangt.
Schlussendlich ist der CX-30 als G140 für all jene interessant, die die solide Charakteristik eines Saugmotors schätzen und dessen potenzielle Langlebigkeit etwaigen Leistungsvorteilen durch Turbopunch & Co. vorziehen.


Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- typisches Mazda-SUV in zeitlos und dennoch ansprechend erscheinendem Design
- angenehmer Saugmotor mit typischem Hubraumvorteil
- reaktionsfreudige, agile und dabei homogene Leistungsentfaltung
- schnelles und sanftes Start-Stopp-Prozedere dank Mildhybridtechnik
- sehr knackiges, gut abgestuftes Handschaltgetriebe
- sehr umfangreiche Ausstattung selbst als Basismodell
- in Anbetracht der Ausstattung faire Preispolitik
- 6 Jahre Garantie
Contra:
- unkultivierte Federung auf schlechten Straßen
- wenig Beinfreiheit im Fond
- Verbrauch zu vergleichbaren Antrieben etwas zu hoch
- bordeigene Sprachsteuerung kaum nutzbar
Konkurrenz: Skoda Karoq, VW T-Roc, Peugeot 3008, Hyundai Tucson, Kia Sportage, Toyota RAV4, Suzuki Across, Alfa Romeo Tonale
Technische Daten: Mazda CX-30 2.5 e-Skyactiv-G 140 Takumi
- Farbe: Soul Red Crystal Metallic
- Fahrzeugklasse: untere Mittelklasse (Kompaktklasse) / SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,40 x 1,80 (2,04 mit Außenspiegeln) x 1,54
- Radstand (mm): 2.655
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor ohne Aufladung mit OPF und Zylinderabschaltung
- Hubraum (ccm): 2.488
- Hybridart: Mild-Hybrid
- max. Leistung: 103 kW (140 PS) bei 5.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 238 bei 3.300 rpm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltgetriebe
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,0 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,6 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 136 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6e 36EA
- Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,7
- Wendekreis (m): 10,6
- Bodenfreiheit (mm): 175
- Kofferraumvolumen (l): 422 bis 1.398
- Leergewicht (kg): 1.455
- Zuladung (kg): 495
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 600/1.300
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankgröße (l): 51
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 37.440 Euro (Basispreis: 32.240 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.