Der hier getestete Opel Corsa Hybrid gehört zur aktuellen sechsten Generation des Kleinwagens, die 2023 ein größeres Facelift erhielt.
Neben optischen Modifikationen wurde auch bei den Antrieben Hand angelegt, wodurch im vergangenen Jahr – wie vorab angekündigt – erstmals Benziner mit 48 Volt-Hybridsystemen zum Einsatz kamen. Diesen Mildhybrid haben wir hier genauer unter die Lupe genommen.
Unser Testkandidat war ein Corsa Hybrid in der Topausstattung „Ultimate“ und mit der signalträchtigen Außenfarbe „Kardio Rot“, eine Metallicfarbe, die für 650 Euro angeboten wird.
Das Wichtigste im Überblick
- Optische Retusche mit markanter Vizor-Front frischt den Corsa gekonnt auf.
- Gut abgestimmter Hybridantrieb macht den Kleinwagen besonders in urbanen und suburbanen Gefilden sehr effizient.
- Die nicht verstellbare Bremsenergiegewinnung wirkt mitunter störend.
- Reichhaltige Ausstattungsoptionen gehen weit über das Übliche für einen Kleinwagen hinaus.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Vizor für den Kleinsten
Nachdem es keinen Adam mehr bei Opel gibt, ist der Kleinwagen Corsa das kleinste Modell der Marke und erhielt mit dem letzten Facelift auch das Vizor-Gesicht als markantes Aushängeschild für Rüsselsheimer Modelle.





Dieses verjüngt den Corsa durchaus, wobei er sich generell über eine gewisse Zeitlosigkeit erfreut, welche die Designer ihm vor nunmehr sechs Jahren verleihen konnten. Dazu gibt es neue LED-Scheinwerfer mit Matrix-Funktion und ganz und gar dem aktuellen Trend gerecht werdend: mit Lichtsignaturen im Bricket-Design.
In dem Kardio Rot kommen die schwarzen Details am Corsa so richtig intensiv zur Geltung und geizen entsprechend nicht mit jugendlich-stürmischer Agilität. So gerüstet, macht der kleine Rüsselsheimer entsprechend auch auf ebendiese junge Klientel ihren Eindruck.

Übrigens: Der einzige Hinweis auf die Hybridisierung findet sich von außen in Form eines Badges am Heck des Corsa. Direkt neben der rechten LED-Rückleuchte verrät sich der Kleinwagen dahingehend.
Interieur – Be still smart
Im Innenraum hat sich im direkten Vergleich zum Vorgänger nicht viel verändert, was auch keinerlei Gründe gehabt hätte. Denn der Corsa zeigt sich hier zweckmäßig, modern und benutzerfreundlich in seiner Architektur.





Neben einem (optionalen) Digitalcockpit gibt es weiterhin einen (nicht allzu großen) Zentralbildschirm und viele physische Bedienelemente, was die Nutzung dieser deutlich einfacher hält als Pendants der digitalen Art in Form von Untermenüs und anderen ablenkenden Verschachtelungen via nötiger Touch- und Wish-Akrobatik.
Dank der zusätzlichen 800 Euro für Velours nimmt man vorn auf sehr bequemen Komfortsitzen mit ordentlich Beinauflage Platz und darf sich als Fahrer sogar über Massagefunktionen freuen – in einem Kleinwagen keine Selbstverständlichkeit, eher im Gegenteil.



Der Kofferraum offeriert weiterhin 309 Liter und wird entsprechend nicht durch die Hybridbatterie eingeschränkt. Diese wurde platzsparend unter dem Fahrersitz untergebracht – das sieht und spürt man nicht.
Antrieb und Fahreigenschaften – Gut gemixter Strom-Benzin-Cocktail
Das hier zum Einsatz kommende Hybridsystem besteht aus einem 1.2-Liter-Turbobenziner und einem im Gehäuse der Doppelkupplungsautomatik untergebrachten E-Motor. Der Verbrenner generiert als Dreizylinder 100 PS und der Elektromotor bringt es auf 29 PS. Als Systemleistung werden 100 PS angegeben. Exakt dieser Antrieb kommt auch im Jeep Avenger e-Hybrid zum Einsatz. Und genau wie bei diesem, wurde die Leistung des Benziners seit April 2025 auf 110 PS erhöht. Wir fuhren hier die 100 PS-Variante.

Obwohl der Corsa zu den Mild-Hybriden zählt, erlaubt das 48 Volt-System kleinere Strecken rein elektrisch zurückzulegen. Bis zu einem Kilometer sind da rein elektrisch durchaus drin. Insbesondere beim Anfahren und in niedrigen Geschwindigkeiten wird die elektrische Antriebsunterstützung spürbar. Das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe wird durch den E-Support geschmeidig und offeriert keinerlei Gedenksekunden bei Lastwechseln.

205 Newtonmeter leistet der Benziner und der E-Motor kann bis zu weitere 55 Newtonmeter beisteuern. Angetrieben wird beim Corsa grundsätzlich die Vorderachse.
Los geht es mit dem Corsa nahezu immer vollelektrisch, da das System so abgestimmt ist, genügend Energie im kleinen 0,89 kWh-Akku vorrätig zu halten, damit der kleine Opel sich so oft wie möglich als Leisetreter davon schleichen kann. Erst bei Geschwindigkeiten über 30 km/h oder beim beherzten Druck aufs Gaspedal meldet sich der Dreizylinder dezent gedämmt für die Insassen hinzu.




Dank einer gelungenen Abstimmung zwischen Benziner und E-Antrieb ist der Vortrieb dem eines E-Autos nicht unähnlich und der Wechsel der Antriebskomponenten geschmeidig und sehr harmonisch.
Dass die Bremsenergierückgewinnung nicht einstellbar sehr stark in den Fahrbetrieb eingreift, müssen wir an der Stelle kritisieren. Das Auto wird dadurch bei jedem Gas wegnehmen sehr stark verzögert und ähnelt dabei der Funktion eines E-Pedals. Das mag in urbanen Regionen und Ortschaften sinnvoll sein, aber sonst ist es eher ein Hindernis. Insbesondere auf Landstraßen oder auch auf Autobahnen wäre eine entkoppelnde Segelfunktion sinnvoller, weil dadurch nicht nur ein komfortableres Fahrverhalten das Ergebnis wäre, sondern auf derartigen Strecken auch die Effizienz steigen würde. Vielleicht – so hoffen wir – legt Opel hier noch nach.
Vorteil der starken Rekuperation ist dafür, dass der kleine Hybrid-Akku stets genügend Energie vorrätig hat, um den Corsa immer wieder vollelektrisch unterwegs sein zu lassen. Allerdings nur unterhalb der 30 km/h-Marke und maximal über rund einen Kilometer, bevor der Dreizylinder seinen typisch rauen Gesang der vier Takte röchelt.

Mit drei Fahrmodi kann der Fahrer das Ansprechverhalten des Antriebs und das Ausdrehen der sechs Gänge bestimmen. Im „Eco“ übt sich der Kleinwagen in größerer Zurückhaltung und bei aktiviertem „Sport“-Modus strafft sich der Corsa nochmals gegenüber dem „Normal“-Programm. Das Fahrwerk wird dabei nicht adaptiv angesteuert, sodass die Unterschiede zwischen den Modi zwar spürbar, aber nicht allzu stark ausfallen.
Insgesamt fühlt sich der Corsa mit diesem Antrieb galanter und geschmeidiger an als es im Avenger der Fall ist. Selbst die hohe Rekuperation ist hier zwar auch störend, aber nicht in dem Umfang wie beim Klein-SUV von Jeep. Das kommt sicherlich auch davon, dass der Opel deutlich milder abgestimmt und nicht so straff gefedert wurde. Dadurch rollt er komfortabler ab und kann dennoch auch zügig durch kurvige Strecken manövriert werden.
Diese Ausgewogenheit gefällt sofort und es ist nicht selten der Fall, dass sich die 100 PS nach mehr anfühlten. Auch wenn 9,9 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 sicherlich kein Sportwagenpotenzial aufzeigt, macht der Opel Corsa Hybrid sein Ding und überzeugte in allen möglichen Lebenslagen mit für einen Kleinwagen souveränem Vortrieb und adäquater Fahrkultur.

Dank der Hybrid-Technik gab sich der Corsa mit einem im Drittelmix erzielten Durchschnitt von 5,1 Litern auf 100 Kilometer erfreulich knausrig. Nur in der Stadt unterwegs, genügten dem Rüsselsheimer (der eigentlich ein Spanier ist, weil in Figueruelas gebaut) sogar nur 4,3 Liter.
Noch sparsamer wurde der Opel auf unserer Sparrunde, die er mit nur 3,8 Litern auf hochgerechnet 100 Kilometer bewältigen konnte.
Ausstattung, Komfort, Technik
Unser Testwagen besaß die Ausstattung „GS“ – die aktuell höchstmögliche Ausstattung für den Corsa. Zu dieser gehörten Dinge, wie 16 Zoll-Leichtmetallräder, ein digitales 7 Zoll-Cockpit, der 10 Zoll-Zentralbildschirm mit Multimedia-Radio, Opel Connect, „GS-Line“-Optik-Paket außen, ein Totwinkelwarner, eine Klimaautomatik, getönte Wärmeschutzverglasung, Voll-LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistenten, ein automatisch abblendender Innenspiegel, elektrisch anklappbare Außenspiegel und vieles mehr.



Ein 1.650 Euro teures Infotainment-Paket bringt das 10 Zoll-Multimedia-System inklusive Navi mit permanenter Onlineverbindung und einer recht passablen Sprachsteuerung sowie eine 180 Grad-Rückfahrkamera plus Parkpilot und Parksensoren ringsum in den Corsa. Keyless und eine LED-Ambientebeleuchtung runden dieses Paket ab.
Sehr empfehlenswert ist zudem das 1.550 Euro teure „Tech Paket“, welches vor allem das ausgezeichnete Matrix-LED-Scheinwerferlicht beinhaltet, das in puncto Homogenität, Helligkeit und Reichweite sowie in der Ausblendfunktion anderer Verkehrsteilnehmer wiederholt ganz vorne in der Kleinwagenriege mitspielt. Dies ist ein echtes Highlight am Opel Corsa Hybrid.




Früher war das Matrix-Licht des Corsa unangefochten Benchmark in seiner Klasse. Doch mittlerweile gibt es ebenbürtige Systeme, wie beispielsweise das IQ.Light im Polo. Dennoch machen diese „IntelliLux“ quasi die Nacht zum Tage. Außerdem gehören zu diesem Paket LED-Nebelleuchten und eine elektrische Parkbremse.


Weitere 900 Euro werden für das „Komfort-Paket“ fällig. Damit zieht der Active Drive Assist Plus in den Opel Corsa Hybrid ein, der neben einem sehr sauber arbeitenden adaptiven Tempomaten auch einen Frontkollisionswarner mit Fußgänger- und Radfahrererkennung und eine erweiterte Verkehrszeichenerkennung inkludiert. Sitzheizungen vorne plus Lenkradheizung machen dieses Paket zusätzlich attraktiv.
Varianten und Preise des Opel Corsa Hybrid
Neben einer vollelektrischen Variante als Corsa Electric mit 136 PS (ab 29.990 Euro) oder mit 156 PS (ab 31.490 Euro) und einem reinen Benziner mit 101 PS (ab 22.680 Euro) wird der Corsa Hybrid in zwei Antriebsstärken angeboten: einmal mit 110 PS und einmal mit 145 PS (vorher 101 PS und 136 PS). Die nachfolgenden Varianten und Preise gelten für die seit diesem Monat erstarkten Versionen des Hybrid.

- Als Edition startet der 110 PS starke Corsa Hybrid bei 26.100 Euro.
- Yes wechselt ab 27.550 Euro den Besitzer und ist auch als stärkere 145 PS-Variante für 29.290 Euro erhältlich.
- Der GS wird für mindestens 28.450 Euro angeboten; als stärkerer Hybrid ab 30.190 Euro.
Alle Opel Corsa Hybrid fahren wie auch alle anderen Motorisierungen mit Vorderradantrieb.
Fazit – Verbrenner im E-Pelz
Als Hybrid zeigt sich der Opel Corsa als gelungene Mischung aus Verbrenner und Elektroauto. Gekonnt wurden beide Systeme miteinander verknüpft und bieten somit die Vorteile aus beiden Antriebswelten. Dank Verbrenner hohe Reichweiten mit kurzen Tankstopps und dank E-Support schnelle Reaktionen auf jeden Gasbefehl und geringe Verbräuche.

Dazu macht der kleine Opel auch optisch eine sehr gute Figur und besitzt mit seiner modernen und technisch ausgereiften Ausstattung viele überzeugende Argumente. Allein das Matrix-Licht oder die sportiven Komfortsitze sind da echte Highlights – um nur zwei zu benennen.

Wer nicht rein elektrisch unterwegs sein möchte, aber dennoch einige Vorteile der E-Thematik erfahren will, geht beim Corsa Hybrid eine vielversprechende Liaison ein. Ob es eine Alternative zum reinen Verbrenner ist, sollte jeder bei einer Probefahrt eruieren und das Gesamtpaket einmal durchrechnen. Denn am Ende sind Haltungsdauer und Einsatzgebiete neben dem eigenen Fahrstil wichtige Entscheidungshilfen bei der Auswahl.
Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- frisch wirkender, moderner Look mit Vizor-„Blick“
- gut abgestimmtes Hybridsystem mit ausreichend Leistungsreserven
- sparsam, vor allem in der City und über Land
- hervorragendes Matrix-LED-Scheinwerferlicht
- reichhaltige Ausstattungsmöglichkeiten
Contra:
- nicht verstellbare, sehr starke Rekuperation
- viele Ausstattungsoptionen nur in Paketen erhältlich
Konkurrenz: VW Polo, Mazda2, Peugeot 208, Skoda Fabia, Dacia Sandero, Hyundai i20, Kia Picanto, Honda Jazz, Toyota Yaris, Suzuki Swift, Fiat 500
Technische Daten: Opel Corsa 1.2 DI Turbo Hybrid 48V 74 kW GS
- Farbe: Kardio Rot Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen / Fünftürer
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,06 x 1,77 (1,96 mit Außenspiegeln) x 1,44
- Radstand (mm): 2.538
- Antrieb: Dreizylinder-Ottomotor mit Turbolader und OPF plus E-Motor
- Hubraum (ccm): 1.199
- Hybridart: Mild-Hybrid
- Systemleistung: 74 kW (100 PS)
- max. Drehmoment (Nm): 205
- Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsautomatik DSG
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,1 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 103 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6e 36EA
- Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 9,9
- Wendekreis (m): 10,7
- Bodenfreiheit (mm): k. A.
- Kofferraumvolumen (l): 309 bis 1.004
- Leergewicht (kg): 1.267
- Zuladung (kg): 423
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 610/1.200
- max. Stützlast (kg): 55
- max. Dachlast (kg): 70
- Tankgröße (l): 44
- Kapazität Hybrid-Akku (kWh): 0,9
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 32.220 Euro (Basispreis Hybrid 81 kW: 26.100 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.